Kapitel 7
Nervös stand Kazuko anderthalb Stunden später vor dem Büro des Autohauses. In ihrer kleinen, schwarzen Handtasche die sie mit sich führte befanden sich nur ihr Lebenslauf, den sie zuvor noch eilig geschrieben hatte, sowie ihr Handy.
„Frau Dazai, bitte folgen sie mir", wurde sie von einer blonden, sympathischen aussehenden größeren Frau, wahrscheinlich der Sekretärin mit sich geführt.
„Ja...natürlich", stockte Kazuko und folgte ihr durch die nun geöffnete Tür. Konzentriert darauf nicht zu stolpern führte die Braunhaarige ihren Weg weiter fort. Vor ihr in einem großen, schwarzen, Drehledersessel saß der Boss des Autohaues. Ein sehr gestylter Mann mittleren Alters, der die junge Frau mit einem warmen Lächeln begrüßte.
„Herr Sakamoto mein Name, setzen sie sich doch bitte Frau Dazai."
Mit einer tiefen Verbeugung begrüßte die Braunhaarige den Chef.
„Vielen Dank."
Dann setzte sie sich ihm gegenüber. Der Stuhl in dem sie saß wirkte nicht weniger edel als der auf dem der Schwarzhaarige selber saß. Auch der dunkle Schreibtisch, der den Abstand zwischen ihnen warrte, machte den Eindruck als wäre er nicht beim nächst besten Möbelhaus gekauft worden. Kazuko schluckte bei dem Gedanken in einem solch edlen Geschäft zu arbeiten. Das Autohaus ihrer Eltern war nicht einmal halb so groß, das hatte sie schon an den vielen Etagen bemerkt als sie vor wenigen Minuten noch im Aufzug stand.
„Erzählen sie etwas über sich. Warum hat es sie zu diesem Job gezogen?"
„Mein Name ist Kazuko Dazai. Ursprünglich komme ich aus Saitama, dort habe ich bis vor kurzem noch im Autohaus meiner Eltern gearbeitet. Die Arbeit hat mir immer sehr viel Freude bereitet, deswegen wollte ich unbedingt wieder in diesem Beruf arbeiten."
„Haben Sie denn eine Ausbildung gemacht? Sie sind noch sehr jung, deswegen frage ich."
Beschämt wich Kazuko dem Blick des Schwarzhaarigen aus.
„Nein, meine Eltern wollten, dass ich sofort nach der Oberschule bei ihnen anfange um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, sie haben zu dem Zeitpunkt dringend Mitarbeiter gebraucht."
Nervös spielte die Braunhaarige unter dem Tisch mit ihren Fingern. Sie hatte Angst, das Gespräch könnte jetzt schon vorbei sein.
„Hm". Herr Sakamoto faltete seine Finger ineinander und sah nachdenklich auf die junge Frau, die sichtlich nervös mit ihren Fingern spielte. Das wiederum störte ihn nicht, sondern eher die Vorgaben, die er hatte, niemanden einzustellen, der nicht ausgelernt war.
„Es tut mir leid Frau Dazai, aber ich kann sie leider ohne Ausbildung nicht einstellen. Sie scheinen mir kompetent, wie sie schon selber sagen, sind sie mit dem Job groß geworden, aber falls es doch Ärger geben sollte und dabei rauskommt, dass sie keine Ausbildung besitzen, könnte das für uns als Unternehmen eine Menge Ärger bedeuten. Leider sind auch alle unsere Ausbildungsplätze für dieses Jahr schon voll, also kann ich sie nicht bei uns aufnehmen."
Kazuko rutschte das Herz in die Hose. Sie verstand was Herr Sakamoto ihr sagen wollte und doch würde sie ihn am liebsten auf Knien anbetteln ihr eine Chance zu geben.
„Da kann man leider nichts machen. Entschuldigen sie, dass ich Ihnen Ihre Zeit geraubt habe". Die Braunhaarige stand auf und verbeugte sich leicht.
„Sie haben mir meine Zeit nicht geraubt." Herr Sakamoto streckte ihr die Hand aus und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. „Ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg."
„Vielen Dank."
Kazuko schüttelte kurz die Hand des Schwarzhaarigen, dann verließ sie sein Büro.
Wieder an der frischen Luft angekommen seufzte die Braunhaarige enttäuscht auf. Ein ungemütliches Grummeln machte sich in ihrem Magen breit. Sie hatte geahnt, dass es nicht leicht werden würde ohne Ausbildung einen Job zu finden, doch dass es sich als so schwer heraus stellte, damit hatte sie nicht gerechnet.
*Ganz ruhig, Kazuko, das wird schon, heute ist erst der zweite Tag.*
Als wäre sie erhört worden, klingelte ihr Handy kurz auf. Sie zog das Gerät aus ihrer Umhängetasche und sah auf das Display. Es zeigte eine neue Mail an. Schnell entsperrte Kazuko ihr Display, während sich ihre Finger vor Anspannung mehr um das Gerät krallten.
»Sehr geehrte Frau Dazai, wir haben Ihre Bewerbung gelesen und freuen uns Sie heute um 16 Uhr in unser Autohaus zu einem Bewerbungsgespräch einzuladen.«
Kazuko's Herz überschlug sich vor Freude. Ihr nächster Blick glitt auf die Uhrzeit.
15:30Uhr.
Entsetzt sah die junge Frau wieder auf die E-Mail. Oben in der rechten Ecke stand wann sie eingegangen war.
»18.6. 10:34«
„Dummes Ding, warum zeigst du mir das denn jetzt erst an?"
Schnell suchte sie die Adresse in ihrem Handynavi. Kazuko schluckte. Der Weg dorthin dauerte 40 Minuten. Ihr blieb nichts anderes übrig als zu rennen und das in diesen Schuhen.
„Hilft alles nichts", seufzte die junge Frau und begann zu rennen.
Schon nach kürzester Zeit schmerzten sowohl ihre Füße als auch ihre Lunge. Zwar hatte die Braunhaarige zu ihrer Oberschulzeit Volleyball gespielt, doch das war nun auch schon über ein Jahr her und noch dazu hatte man da andere Schuhe an.
Völlig außer Atem erreichte Kazuko grade noch rechtzeitig das Autohaus.
„Entschuldigen sie...Ich habe...gleich...ein Vorstellungsgespräch", keuchte die Braunhaarige nach Luft schnappend, versuchte sich aber dennoch zusammen zu reißen.
Mit hochgezogener Augenbraue beäugte die Schwarzhaarige die junge Frau, die mit völlig wirrem Haar und außer Puste vor ihr stand. Kazuko fühlte sich jetzt schon fehl am Platz nach ihrem ersten Eindruck.
„Ähm...ja, folgen sie mir bitte."
Hochnäsig schritt die Schwarzhaarige mit strammen Schritten an Kazuko vorbei. Der Absatz ihrer bestimmt zehn Zentimeter hohen Absätzen hallte über den Boden und dröhnte in Kazuko's Kopf nach wie ein Hammer der immer wieder auf einen Nagel traf. Sie führte die Braunhaarige durch ein paar Gänge, bis sie vor einer Tür stehen blieb. Kurz klopfte sie an, dann öffnete sie die Tür.
„Herr Tanaka, Frau Dazai ist hier für ein Vorstellungsgespräch."
Stumm ging Kazuko an der Schwarzhaarigen vorbei. Dabei spürte sie ihren stechenden Blick, der sie am liebsten verschlingen würde. Der Chef, Herr Tanaka machte auch keinen besseren Eindruck auf die junge Frau. Ein älterer Herr mit dunklen, grauen Haaren mit dicklicher Statur saß vor ihr in seinem Sessel.
„Vielen Dank für die Einladung, Herr Tanaka". Kazuko verbeugte sich leicht, doch der ältere Herr winkte ab.
„Lass gut sein, setz dich lieber."
„Ja...gut."
Etwas überrumpelt nahm die Braunhaarige auf dem Stuhl vor ihm Platz.
„Haben Sie ihren Lebenslauf dabei?"
Stillschweigend nickte Kazuko und zog aus ihrer Tasche den in Klarsichtfolie geschützten Lebenslauf. Herr Tanaka nahm ihn entgegen und begann zu lesen. Nur kurz später blickte er die junge Frau mit hochgezogener Augenbraue finster an.
„Können Sie nicht lesen? In der Anzeige steht klar und deutlich, dass wir nur jemanden mit Ausbildung oder Studium nehmen!"
Schroff fuhr er die vor ihm sitzende an und warf ihr den Lebenslauf entgegen.
„Was erlauben sie überhaupt hier so aufzukreuzen? Haben sie vorher mal in den Spiegel geschaut?"
Brummend zog der Chef eine Zigarre aus seiner Jackentasche.
„Mit dem auftreten würde Ihnen nichtmal jemand einen Ausbildungsplatz geben! Versuchen Sie es besser mit was anderem, Putzfrau oder Kassiererin, da muss man nichts können dafür und jetzt raus hier, sie schädigen mein Ansehen wenn sie länger hier bleiben!"
Mit kräftig aufeinander gepressten Lippen nickte die Braunhaarige, nahm ihren Lebenslauf und verließ den Raum. Sie eilte durch die Flure des Autohauses, was die anderen Leute von ihr dachten, interessierte sie nicht wirklich, sie wollte einfach nur raus und weit weg.
Den ganzen Weg bis nach Hause konnte es sich die junge Frau verkneifen in dem sie fest ihre Lippen zusammen gedrückt hatte, doch nun, nachdem sie diese unbequemen Schuhe ausgezogen und den Gang erreicht hatte, überkam es sie wie eine zehn Meter hohe Welle die alles mit sich riss. Tränen flossen ihr über die Wange, während sie mit dem Rücken an der Wand hinunter rutschte.
„Hey, Kazuko. Was ist passiert?"
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Die arme Kazuko🥺
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen😊 lasst gerne Feedback da ^^ Nächstes Kapitel kommt voraussichtlich am Montag, bis dann 👋
(1276 Wörter)
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