Kapitel 4


Schon früh am Morgen wachte Kazuko brummend auf. Durch das Chaos am vorherigen Abend hatte die junge Frau vergessen die Jalousie zu schließen was ihr nun zum Verhängnis wurde. Mit voller Kraft schrie ihr die kräftige Morgensonne ein lautes "Guten Morgen" entgegen. Selbst sich umdrehen half nichts. Kazuko war wach, viel zu wach um nochmal einzuschlafen. Seufzend schlug sie ihre federweiche Bettdecke von sich und stand auf. Ihre schwarze Jogginghose behielt sie an, doch über ihr graues Schlafshirt zog sie noch eine dunkelblaue Sweatshirtjacke. Zwar war sie hier zu Besuch und lebte mit zwei Kerlen zusammen, doch einen BH wollte sie nur so kurz wie möglich tragen. Als sie sich fertig angezogen hatte, verließ sie ihr Zimmer. Es ertönte kein Mucks in der Wohnung.

*Wahrscheinlich schlafen die beiden noch, kein Wunder bei so einer Uhrzeit.*

Vorsichtig schob die Braunhaarige die angelehnte Wohnzimmertür auf. Der Anblick der sich ihr bot zauberte ihr ein sanftes Lächeln über die Lippen. Auf dem kniehohen Holztisch standen zwei leer getrunkene Whiskygläser. Auf dem Sofa dahinter lag Osamau, der seinen Kopf auf der Sofalehne abgelegt hatte, während seine Beine ausgestreckt auf dem Tisch lagen. Neben ihm in schwarzer Jogginghose und weißem Tshirt bekleidet sein Mitbewohner der seinen Kopf an Osamu's Oberarm abgelegt hatte. Friedlich schliefen die beiden und so vertraut wie es aussah, war sich Kazuko sicher, dass die beiden nicht zum ersten Mal so eingeschlafen waren.

Lächelnd ging die Braunhaarige in die Küche. Den Gedanken in ihrem Kopf fest gesetzt, dass sie den beiden Frühstück machte. Sie war schließlich diejenige die sich auf unbestimmte Zeit hier eingenistet hatte, da konnte sie nun wirklich nicht auf der faulen Haut liegen. Sie steckte sich ihre kleinen inear Kopfhörer in die Ohren und spielte Musik von ihrem Handy an diesen ab. Leise summend zur Melodie ihres Liedes öffnete sie die Tür des Kühlschranks. Sofort sprang das helle Licht des Kühlgerätes an und leuchte das Innenleben aus. Da sie nicht wusste was die beiden Jungs am liebsten aßen, nahm sie sowohl eine Packung Salami, eine Packung Käse, sowie ein Glas Marmelade mit einem Klotz Butter aus dem Kühlschrank und stellte es auf den Tisch. Ihr Blick blieb an dem Eierkarton hängen. Sie erinnerte sich daran wie gerne ihr Bruder früher als Kind Rührei zum Frühstück gegessen hatte, zwar wusste sie nicht ob er es immer noch so gerne aß, dennoch nahm Kazuko den halbvollen Eierkarton heraus. Mit ihrer Schulter schloss die Braunhaarige die Tür des Kühlschrankes, dann stellte sie den Karton behutsam neben dem Ceranfeld des Herdes ab.

Suchend blickte sie in das kleine Schränkchen neben dem Backofen. Hoffend, dass sich in diesem eine Pfanne befinden würde. Lange musste sie nicht suchen, im untersten Fach waren fünf Pfannen zu finden, alle von der größten bis oben zur kleinsten fein säuberlich übereinander gestapelt. Leise musste die junge Frau lachen als sie die größte Pfanne von ganz unten heraus zog. Der Orangehaarige hatte in ihrer Vorstellung wohl doch einen Ordnungswahn so wie ihr Bruder es gestern schon gesagt hatte.

„Was machst du hier?"

Erschrocken ließ Kazuko die Pfanne fallen. Mit pochenden Herzen wirbelte sie hektisch herum. Ihre Augen trafen die eisig blauen ihres neuen Mitbewohners, der sie grimmig mit vor der Brust verschränkten Armen mit seinem Blick durchlöcherte.

„Was...äh...ich...äh...ich mache Frühstück", antwortete sie ihm verunsichert. Sie wollte nichts falsches sagen, schließlich musste sie ab jetzt mit ihm auskommen und da Chuuya sie ohnehin schon nicht leiden konnte, beschloss Kazuko lieber so ruhig wie nur möglich zu antworten. Dennoch machte seine Anwesenheit die junge Frau mehr als nur nervös.

„Spar es dir, ich esse in der Früh nie etwas und Dazai kauft sich meist was auf dem Weg zur Arbeit."

Chuuya's Weg führte zu der dunkelblauen Kaffeemaschine, die er kaum hatte er sie erreicht anschaltete. Seinen Blick lieber der Maschine widmete als noch einmal in ihr Gesicht sehen zu müssen. Dass sie hier war nervte ihn ohnehin schon sehr, da sie genau vor dem Fenster herum stand an dem er gleich seinen ersten Kaffee trinken und seine frühmorgendliche Zigarette rauchen würde.

Sein Morgenritual seit so vielen Wochen. Nach vielen Wochen in denen er es geschafft hatte, aus diesem Trott auszubrechen, erlitt er seit geraumer Zeit diesen Rückschlag. Es war seine Zuflucht, eine Zeit am Tag die nur ihm gehörte. Als seine Tasse vollgefüllt war mit der warmen, braunen Bohnenflüsigkeit, fügte er noch einen kleinen Schluck Milch und zwei Teelöffel Zucker hinzu.
Kommentarlos ging er an Kazuko vorbei die wie festgewachsen in der Mitte der Küche stand. Am liebsten würde der Mafioso sie raus jagen, doch Dazai zu liebe, ignorierte er sie nur. Er drehte den Griff des Fensters seitlich und zog es komplett auf, dann schwang er sich auf die Küchenarbeitsfläche. Dort angekommen fischte er sein schwarzes Feuerzeug sowie eine Packung halb leerer Zigaretten aus seiner Jogginghose. Mit Daumen und Zeigefinger nahm der Orangehaarige eine der Tabakröllchen aus der Packung, die er daraufhin zu seinen Lippen führte. Dort angekommen entzündete er sie, zog kräftig an dem Stummel worauf er den Rauch zum Fenster hinaus blies.

„Tschuldigung. Musst du ausgerechnet hier rauchen?", fragte Kazuko vorsichtig, die sich sichtlich bemühte von dem kratzigen Rauch nicht laut los zu husten.

„Das mach ich jeden Morgen, wenn es dir nicht passt, dann geh woanders hin", erreichte nur die gegrummelte Antwort Chuuya's ihr Ohr, doch so leicht ließ sie sich nicht vertreiben. Kommentarlos machte sie sich stattdessen auf die Suche nach einer Schüssel um die Eier miteinander zu verquirlen.

Erster Schrank: Fehlanzeige. Zweiter Schrank: nichts. Dritter Schrank: auch nichts.

Nachdenklich sah sie nach oben. Unten hatte sie alle kleinen Schränkchen durchforstet, fehlten nur noch die oberen. Auch wenn Kazuko es hasste wenn man sie auf ihre Körpergöße ansprach, so entsprach es leider der Wahrheit dass die Braunhaarige nun nicht wirklich mit Größe gesegnet war. Um an die oberen Fächer zu gelangen musste sie wohl oder übel auf einen Stuhl klettern. Kurzerhand nahm Kazuko einen der Stühle vom Esstisch, schob diesen vor die Spüle und stellte sich auf die Sitzfläche. Angestrengt durchsuchte sie das linke, das mittige und das rechte Fach. Im letzt genannten fand sie wonach sie suchte, einer kleinen plastikschüssel. Kazuko musste sich auf die Zehenspitzen stellen um diese zu ergreifen so weit oben lag diese.

*Geschafft*

Sie stellte sich wieder normal hin, doch unter ihrem linken Fuß spürte sie es. Sie hatte ins leere getreten und viel zu viel Gewicht auf diesen gelegt. Mit einem leisen Schrei fiel Kazuko rückwärts vom Stuhl. Um sich an der Tür des Schrankes festzuhalten, war es viel zu spät.
Sie spürte wie sie sanft von zwei starken Armen aufgefangen wurde. Eine unglaubliche Wärme trat ihr entgegen und breitete sich sogleich in ihrem Körper aus.
Ihr Blick glitt nach oben in zwei eisig blaue Augen. Keiner der beiden sagte ein Wort.

Chuuya wirkte wie versteinert. Sein Instinkt hatte ihn geleitet kaum hatte er gesehen wie die Braunhaarige das Gleichgewicht verloren hatte, war er wie von allein aufgesprungen. Doch nun lag sie in seinen Armen während sie ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah. Sie zitterte leicht vor Angst. Wie ein Reflex strich er mit seiner rechten Hand sanft über ihren Oberarm um sie zu beruhigen. Chuuya dachte nicht über diese Geste nach, es war ihm in sein Blut übergegangen. Der Duft ihres Parfüms der noch leicht vom vorherigen Tag an ihr haftet zog ihn in seinen Bann. Ließ ihn verzaubern und erinnern an so viele schöne Momente in seinem Leben, Momente in denen sie noch bei ihm an seiner Seite gewesen war.

„Da...Danke", riss die Stimme der Braunhaarigen ihn aus seinen Erinnerungen.

Es durchzog den Mafioso wie ein Stromschlag. Er konnte es selber nicht glauben, dass er ihr geholfen hatte, ihr, bei der er sich vorgenommen hatte so kalt und abweisend wie nur möglich zu sein. Auch wenn sie nichts dafür konnte, verletzte ihre Anwesenheit ihn mehr als er selber zugab. Selbst jetzt als er aus seinen Gedanken erwacht war hielt er sie noch in seinen Armen. Würde sie am liebsten fallen lassen und gleichzeitig enger an sich drücken. Es zerriss ihn innerlich dieses Gefühl von dem was richtig und falsch war. Er wusste es nicht.

„Was ist denn hier los?", drang die Stimme seines Partners an Chuuya's Ohr. Etwas das seinen Verstand nun endgültig klar werden ließ. Sie war Dazai's Schwester, nicht Yu.

„Ich bin nur vom Stuhl gefallen und Chuuya hat mich gerettet."
Die Braunhaarige löste sich aus seinem Griff und stellte sich wieder hin.
„Vielen Dank", lächelte sie ihn leicht an.

Genervt zischte der Orangehaarige. Er durfte nicht zulassen, dass sie nochmal so tief in seine Gedanken eindrang. Er wollte sich selber schützen. Schützen vor weiteren Schmerzen die ihn früher oder später kaputt machen würden.

„Lass das Gerede, pass das nächste Mal lieber besser auf."

Grummelnd drückte Chuuya sich an den Geschwistern vorbei und verließ die Küche. In seinem Zimmer angekommen schlug er die Tür lauthals hinter sich. Ächzend setzte sich der junge Mann auf sein Bett, sein Gesicht hinter seinen Händen verborgen. Mit der linken Hand griff er unter sein Kopfkissen. Mit den Fingerspitzen tastete er die Matratze ab, bis er das Foto welches er seit diesem einen Tag dort liegen hatte ergriff. Mit einer schnellen Handbewegung zog Chuuya es hervor. Sein Blick fiel auf die junge Frau. Braune lange Haare, blaue Augen, kombiniert mit dem liebevollsten Lächeln wie er es zuvor noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. Sanft strich der Mafioso mit seinem Zeigefinger ihre Gesichtskonturen nach. Yu, die einzige, die er jemals geliebt hatte.

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Hey ihr👋 ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Ich hoffe ich kann für euch gut rüberbringen wie Chuuya und Kazuko sich mit der Situation fühlen.

Nächstes Kapitel kommt wahrscheinlich am Montag, wünsch euch noch ein schönes restliches Wochenende, bis dann 😊👋

(1575 Wörter)

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