Kapitel 17
Mit ein paar schnellen Handbewegungen fügte Kazuko ihre widerspenstigen Haare zu einem strengen Dutt zusammen. Ein letztes Mal betrachtete sie sich daraufhin im Spiegel. Von der Kazuko die sie die letzten Tage war, die Kazzko die sie immer sein wollte war kaum noch was übrig. Statt weitere Tshits und lockere Shorts, bedeckte nun ein schwarzer, enganliegender Anzug ihren Körper. Der Stoff juckte unangenehm, genauso wie die Tatsache, dass ihr in den langen Klamotten schnell zu heiß werden würde.
„Bist du endlich fertig?", schallte die gereizte Stimme ihres Vaters durch das Treppenhaus.
Mit einem leisen Seufzer ließ die Braunhaarige ihr Spiegelbild hinter sich. Schnell lief sie aus ihrem Zimmer, die mit rotem Teppich ausgelegte Treppe hinunter bis sie schließlich in der Empfangshalle stand in der ihre Eltern schon auf sie warteten. Mit hochgezogener Augenbraue begutachtete ihr Vater das Aussehen seiner Tochter. Ein Blick den Kazuko kannte, ein Blick der bedeutete dass dem Mann wieder einmal etwas nicht passte.
„Was ist mit deiner Krawatte? Los zieh sie an. Was sollen denn die Kunden denken, wenn ausgerechnet DU, UNSERE TOCHTER so schlampig herum läufst."
Kazuko presste die Lippen zusammen. Wortlos nickte sie, für Worte fehlte ihr die Kraft. Widerspruch zu leisten wäre auch mehr als unnötig, Stress mit ihrem Vater wollte sie wirklich nicht. Am einfachsten war es in diesem Haus schon immer zu nicken und das zu tun was einem gesagt wurde, damit ersparte man sich eine Menge Ärger.
Schnell lief Kazuko nach oben in ihr Zimmer. Dort band sie sich die Krawatte um die sie zuvor mit Absicht liegen gelassen hatte. Es drückte an ihrem Hals. Dieses Gefühl, als hätte man ein Halsband an wie ein Hund. Etwas das ihr wieder ihre Freiheit nahm, zeigte dass sie unter der Kontrolle ihrer Eltern stand.
Schnell rannte Kazuko wieder die Treppen runter. Kaum hatte ihr Vater sie erblickt wurde sein Blick wieder zufriedener.
„Geht doch, warum nicht gleich so", brummte der Braunhaarige Mann, dann verließ er das Haus durch die Tür die Mei ihm mit einer tiefen Verbeugung offen hielt. Hinter ihm, schritt Kazuko's Mutter und zum Schluss Kazuko selbst. Ihr Vater zog seinen Autoschlüssel aus seiner Anzugtasche, betätigte auf diesem einen Knopf worauf sich das Garagentor automatisch öffnete. Hinter diesem kam er zum Vorschein, der schwarze Bugatti La Voiture Noire. Der wohl teuerste Sportwagen den es auf der ganzen Welt gab. Ein Auto das durch bloßes Aussehen einem schon ins Gesicht schrie, dass seine Insassen im Geld schwimmen müssten. Ein Auto welches Kazuko auf der einen Seite liebte da sie schon immer eine heimliche Liebe für Sportwagen hegte, doch auf der anderen Seite hasste sie dieses Auto, denn es war nur in ihrem Besitz um jedem ihr vieles Geld unter die Nase zu reiben, etwas das Kazuko auf den Tod nicht ausstehen konnte. Kaum waren sie eingestiegen startete ihr Vater den Motor, dessen Geräusch alleine schon ausreichte um alle Blicke auf sich zu ziehen. Eilig fuhr er los.
Die Braunhaarige ließ sich tief in den Sitz auf der Rückbank sinken, während sie ihren Kopf an der Scheibe anlehnte. Wie gern würde sie jetzt lieber bei ihrem Bruder sein, mit diesem auf dem Sofa hängen während sie einen Film anschauen würden. Er fehlte ihr jetzt schon, obwohl sie gestern erst gefahren war. Genauso Chuuya, dessen Wärme seit dem ausblieb und nur ein stechendes Herz zurück gelassen hatte. Mit aller Kraft versuchte sie den Orangeschopf aus ihren Gedanken zu verbannen, doch die Gefühle für ihn waren zu stark. Wie gerne sie ihn noch einmal sehen würde, war unbeschreiblich. Doch dazu wird es nie kommen, schließlich hatte sie diese Entscheidung für ihn getroffen. Sie machte dies einzig und allein für Chuuya um ihm nicht weh zu tun.
Leise seufzte sie dass keiner ihrer Eltern es hören konnte. Nur für ihn war sie in die Hölle zurückgekehrt, damit er nicht mehr leiden musste.
*Ich hoffe es geht ihm jetzt besser.*
Wenig später brachte der Älteste der Familie in der Tiefgarage den schwarzen Bugatti zum stehen. Kazuko stieg aus und blickte sich um als hätte sich innerhalb einer Woche etwas verändert. Natürlich war alles gleich geblieben, ein grauer, unterirdischer Betonbunker in dem alle Mitarbeiter ihre teuren Auto's geparkt hatten. Langsam schritt die Braunhaarige ihren Eltern hinterher zum Aufzug der sie sogleich in das erste Obergeschoss brachte. Kaum betraten ihre Eltern die riesige weiß geflieste Halle in der sich Autos sowie Schreibtische für Kundengespräche befanden erhoben sich alle Mitarbeiter. Tief verbeugten sie sich vor dem Chef des Hauses.
„Liebe Mitarbeiter, meine Tochter ist wieder zurück gekehrt und wird euch ab heute wieder unterstützen", erhob der Herr mittleren Alters das Wort.
Sofort klatschten alle, währenddessen schenkte der Braunhaarige seiner Tochter nur einen warnenden Blick.
„Verbock es bloß nicht wieder. Gehalt bekommst du natürlich nicht bis der Schaden den du angerichtet hast abbezahlt ist", zischte er ihr zu, dann drehte er sich mit seiner Frau im Schlepptau wieder um Richtung Aufzug.
Kazuko schluckte. Schon zuvor konnte man das wenige Geld das sie bekam kaum Bezahlung nennen, da ihre Eltern 90% ihres Einkommens behielten, dass sie bei ihnen wohnen durfte, Miete sozusagen.
„Seid gegrüßt, Frau Dazai!", riefen die Mitarbeiter vereint während sie weiterhin verbeugt blieben.
Natürlich taten sie es nur weil sie die Tochter ihres Bosses war. Zaghaft lächelte Kazuko bevor sie zu ihrem Schreibtisch lief. Unangetastet wie sie ihn vor einer Woche zurück gelassen hatte stand er dort an einem für ihren Geschmack viel zu zentralen Ort in der Halle. Zuvor schon hatte sie sich hier immer wie auf dem Präsentierteller gefühlt und dieses Gefühl hörte auch nicht auf.
*Meine Sachen schmeißen sie weg weil sie nicht wissen wann ich wieder komme, aber der Schreibtisch ist unangetastet.*
Der Kloß in ihrem Hals wurde wieder dicker. Sie wünschte sich alles wäre nur Einbildung, doch so war ihre Familie. Oft schon hatte sie ihren Bruder beneidet der mit 14 die Flucht ergriffen hatte, sie selber aber konnte das nicht, ihr fehlte dafür der Mut. Langsam ließ die junge Frau sich auf ihrem Drehstuhl nieder. Ihre blauen Augen überflogen die Stapel an Papieren die sich seit ihrer Abwesenheit ein gutes Stück gehäuft hatten. Tief atmete die Braunhaarige durch dann machte sie sich an die Arbeit.
„Frau Dazai, es freut mich wirklich dass Sie wieder da sind", ertönte eine viel zu hohe Stimme für ihren Geschmack neben ihrem Ohr. Frau Kato eine Mitarbeiterin, nur ein paar Jahre älter als Kazuko selber, die hier bei ihren Eltern ihre Ausbildung absolviert hat. Ein aufgesetztes Lächeln glitt Kazuko über die Lippen. Frau Kato war zwar ganz nett, aber Kazuko wusste, dass sie dies nur war weil sie die Tochter des Chefs war. Wahrscheinlich hoffte sie dass die beiden sich anfreundeten, damit sie in der Firma aufsteigen würde, aber den Triumph wollte Kazuko ihr nicht auf dem Silbertablett servieren.
„Mich freut es auch, aber entschuldigen Sie mich bitte, ich muss noch meine Unterlagen abarbeiten", lächelte die Braunhaarige entschuldigend.
„Natürlich, verzeihen Sie. Ich möchte Sie noch informieren dass sie in ein paar Minuten Ihren ersten Kunden erwarten können. Der Herr interessiert sich für den grünen Lamborghini Temerario."
Ein schönes Auto wie Kazuko fand, doch zugleich gut Geld wert. Nur zu gut wusste sie welche Art von Kunde nur in kürzester Zeit an ihrem Schreibtisch sitzen würde. Die Sorte die gerne mit ihrem Geld protzte.
„Haben sie vielen Dank Frau Kato", lächelte die Braunhaarige zurück.
Mit ihrem Bürostuhl rollte die junge Frau etwas von ihrem Tisch zurück. Suchend überflog sie die fünf Ordner die sich in einem Fach des Tisches unten bei ihren Füßen befand. Kazuko zog den mittleren heraus und schlug ihn auf. Kurz blätterte sie durch die verschiedenen Autos die sie dort abgeheftet hatte, bis sie fand was sie suchte. Sie heftete die Verkaufsunterlagen des Lamborghini aus ihrem Ordner und legte diese vor sich auf den Tisch. Bereit ihren Kunden zu empfangen. Kaum hatte sie den Ordner wieder zu den anderen verräumt sah sie den Mann mittleren Alters zielstrebig auf sie zulaufen. Wie erwartet kam der Kerl im schicksten Anzug hier rein um jeden sein Vermögen aufzubinden. Seine kurzen, schwarzen Haare hatte der Kerl zurück gegellt. Kazuko musste sich zusammen reißen ruhig sitzen zu bleiben als sein scharfes Parfüm ihr in die Nasenflügel drang. Zwar war sie diese Art von Kunden irgendwie schon gewohnt aber zeitgleich konnte sie sich nie ganz daran gewöhnen. Alle hatten ein ähnliches Aussehen und Auftreten, sogar das Parfüm war ähnlich.
„Guten Tag Herr Tatchihara, ich hörte sie interessieren sich für den Lamborghini Temerario richtig? Ich hoffe sie wurden zuvor über den Preis informiert", begrüßte Kazuko den Mann vor ihr.
„Genau darüber würde ich gerne mit Ihnen sprechen."
Innerlich verdrehte Kazuko die Augen, nach außen änderte sich ihre gefasste Mimik jedoch nicht. Es war schon normal für sie geworden dass die reichen Säcke versuchten etwas am Preis drehen zu wollen, dabei hatten sie meist mehr als genug Kohle. Es war die einzige Art von Mensch bei denen Kazuko mit ihrer Nettigkeit aufgehört hatte.
„Könnten sie den Preis nicht etwas senken? 47.400.000¥ (300.000€) sind nun wirklich etwas hoch."
Kazuko verschränkte ihre Finger ineinander um nicht in Versuchung zu kommen aus Nervosität an diesen herum zu spielen.
„Tut mir leid Herr Tatchihara, der Wagen kostet das was er wert ist, wenn sie eine Preisnachlassung beantragen wollen wenden sie sich dabei bitte an den Chef des Hauses", antwortete die Braunhaarige kühl. Dennoch klopfte ihr Herz auf 180 bei solchen Gesprächen, denn nur selten war es damit getan die Kunden an ihren Vater zu verweisen.
„Ich mache ihnen einen Vorschlag: ich zahle ihnen 30.000.000 für den Wagen und gebe Ihnen dafür 5.000.000 extra nur für Sie."
Kazuko zog die Augenbrauen hoch. Es war ein verlockendes Angebot, vorallem nachdem sie wohl mindestens das ganze Jahr nichts von ihren Eltern an Geld bekommen würde. Die Lippen der jungen Frau pressten sich zu einer dünnen Linie zusammen.
„Tut mir leid, aber ich bin nicht käuflich."
Der Mann mit den zurück gegelten, schwarzen Haaren sah sie mit einem schiefen Grinsen an.
„Sie sind eine wahre Schönheit. Da würde ich sogar noch eine heiße Nacht mit drauf legen, was sagen Sie?"
Kazuko musste sich bemühen dass ihre Gesichtszüge nicht angeekelt wirkten, wenn sie den doppelt so alten Mann vor sich betrachtete. Allein schon wenn sie seine dicken Lippen genauer betrachtete würde sie am liebsten einen Kotzanfall bekommen.
„Tut mir leid, auch in dieser Hinsicht bin ich nicht käuflich."
Ein verärgertes Zischen entglitt dem Kunden. Mit vor Wut lodernden Blick stand er von dem Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches auf.
„Dann halt nicht. Schlampe!"
Tief atmete Kazuko durch als der Mann endlich um die nächste Ecke verschwunden war.
*Toller erster Kunde. Hoffentlich wird der restliche Tag besser.*
Erschöpft ließ die Braunhaarige sich Stunden später in ihr federweiches Bett fallen. Ihre Eltern hatten schon eine Stunde vor ihrer Tochter aufgehört zu arbeiten. Das hatte zufolge, dass Kazuko heute wieder eine Dreiviertelstunde zu Fuß unterwegs war. Einerseits befreite sie es etwas alleine, nur mit ihrer Musik im Ohr durch die Straßen zu laufen, doch jetzt als sie endlich zuhause war merkte sie, wie sehr ihre Beine nun doch schmerzten. Ein Blick auf ihr Handy zeigte ihr an, dass sie keine neue Nachrichten bekommen hatte. Leise seufzte die Braunhaarige. Wenigstens waren die restlichen Kunden des heutigen Tages die sich zu ihr an den Schreibtisch verirrten normal.
Fest presste sie ihren kleinen Plüschpinguin an sich den ihr Bruder ihr vor acht Jahren als er ausgezogen war geschenkt hatte. Er war das einzige von ihren persönlichen Sachen der überlebt hatte, wenn auch nur mit großem Glück.
„Ich will zurück zu Samu", seufzte Kazuko während sie über das weiche, schwarze Fell des Pinguins strich. Sie schloss die Augen und atmete tief ein.
*Und zu Chuuya...Ich vermisse ihn und seine Wärme.*
Fester drückte Kazuko den Pinguin an sich um somit das Stechen ihres Herzens besser ignorieren zu können. Sie vermisste die einzigartige Wärme des Orangehaarigen, ebenso wie das wohlige Kribbeln in ihrem Bauch, sowie das Gefühl als ihre Lippen sich an diesem einen Abend des öfteren trafen. Kazuko presste die Lippen zusammen um nicht unkontrolliert ein paar Tränen los zu lassen. Nur zu gut wusste sie, dass Chuuya sie nicht wirklich liebte. Für ihn war sie an diesem Abend nichts mehr als der Ersatz seiner verstorbenen Verlobten. Mehr hatte er in ihr die meiste Zeit sowieso nicht gesehen. Doch Kazuko war sich sicher, auch wenn sie diese Gefühle zuvor noch nie gespürt hatte, wusste sie, dass Chuuya derjenige war den sie von ganzem Herzen liebte.
-/—///—-//-//-//-//-////—-//-/—
Irgendwie habe ich wohl eine Liebe dazu, arschige Eltern zu schreiben hab ich langsam das Gefühl 😅
Sorry an Kazuko...irgendwann mach ich es wieder gut🙏
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen 😊 Lasst gerne Feedback da. Nächstes Kapitel folgt am Wochenende. Bis dann 😊👋
(2110 Wörter)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top