Kapitel 16
„Chu...Chuuya? Was...was machst du an Samu's Handy?". Mit zitternder Stimme brachte die junge Frau die Worte über ihre Lippen. Sie hatte mit ihrem großen Bruder gerechnet, aber nicht mit Chuuya. Die Stimme des Orangehaarigen zu hören, ließ ihr Herz augenblicklich schmerzen, als hätte sich eine spitze Nadel ins Innere gebohrt. Fest drückte Kazuko ihre freie Hand gegen ihre linke Brust.
„Dazai's Handy? Das ist meins."
Völlig entgeistert riss Kazuko die Augen etwas auf.
„A...aber Samu hat gesagt, das wäre seine zweite Nummer", antwortete die Braunhaarige verwirrt, worauf sie als Antwort nur ein genervtes Grummeln erhörte.
„Dieser Vollidiot. Er hat keine zweite Nummer, hatte er noch nie. Warum überhaupt zweite Nummer? Du hast doch seine."
„Ja, aber Samu denkt dass meine Eltern seinen Kontakt und alles was mit ihm zu tun hat aus meinem Handy löschen wollen."
„Verstehe", brummte Chuuya etwas leiser. Unangenehme Stille trat ein. Keiner der Beiden erhob das Wort. Kazuko schluckte während ihre Finger sich fester um das Gerät legten. Eigentlich wollte sie nur kurz mit ihrem Bruder sprechen, doch stattdessen hatte sie nun denjenigen in der Leitung zu dem sie nie wieder Kontakt wollte.
„War das vorhin eigentlich dein Ernst als du gesagt hast, dass deine Eltern alles von dir weggeworfen haben?", ergriff Chuuya als erster wieder das Wort.
„Ja", nickte Kazuko, doch zwang sich dabei wieder zu einem sanften Lächeln, welches alles überspielen sollte. „Aber es ist nicht so schlimm, die meisten Sachen kann ich neu kaufen und der Rest war eh nicht so wichtig."
„Red keinen Scheiß!", knurrte Chuuya böse. „Du hast geweint, das habe ich genau gehört. Mir kannst du nichts vormachen."
Schweigend biss Kazuko sich auf die Unterlippe. Sie wollte sich nicht ausheulen, vorallem nicht bei ihm, der selber genug mit sich und seinen Gefühlen zu kämpfen hatte.
„Warum interessiert es dich so sehr? Die Zeit über als ich bei euch war hast du mich auch gehasst."
„Ich habe dich nicht gehasst", fuhr Chuuya trocken dazwischen. „Ich wollte dich hassen damit meine Gefühle für Yu nicht wieder zu mir durchtraten. Du aber spielst alles runter."
„Was soll ich denn sonst machen? Die Sachen werde ich nie wieder zurück bekommen. Sich aufzuregen lohnt sich gar nicht, das bringt meine Sachen auch nicht zurück."
Leise seufzte der Orangehaarige am anderen Ende der Leitung.
„Jetzt weiß ich was Dazai damit meinte."
„Womit?", legte Kazuko fragend den Kopf schief was Chuuya natürlich nicht sehen konnte.
„Ach nichts. Ich geh jetzt rüber ins Wohnzimmer und geb ihn dir, erstens wolltest du eh mit ihm reden und nicht mit mir, zweitens war ich schon dabei zu schlafen, aber dein Anruf hat mich mehr als unsanft geweckt."
„Oh tschuldigung, das wusste ich nicht. Ich dachte schließlich Samu hat mir eine von seinen Nummern gegeben."
„Nicht schlimm", murmelte Chuuya leise. „Kazuko, pass auf dich auf."
Wie ein Stromschlag durchfuhr es die junge frau.
*Was hat er da eben gesagt?*
Durch die Leitung hörte sie nur wie Chuuya aufstand ehe er fertig gesprochen hatte. Fast als wolle er keine Antwort hören. Wie versteinert saß die Braunhaarige auf ihrem weiß bezogenen Bett, ihr Handy immer noch fest ans Ohr haltend.
Pass auf dich auf.
Wie in Dauerschleife wiederholten sich diese vier Wörter in ihrem Kopf immer und immer wieder. Zwar machte ihr Herz dabei einen kleinen Freudensprung, doch gleichzeitig begann es erneut zu stechen als hätte jemand eine weitere Nadel hinein gesteckt. Kazuko wollte bei ihm sein. Seine wunderschöne Wärme spüren, die ihr unglaublich fehlte.
„Hey Dazai! Deine Schwester ruft an!", ertönte Chuuya's Stimme erneut, auch wenn er sich etwas weiter weg anhörte.
O: »Hallo? Kazuko bist du es?«
K:»Äh ja...warum gibst du mir denn Chuuya's Nummer?«
Leise hörte Kazuko das verschmitzte Lachen ihres Bruders auf der anderen Seite der Leitung.
O: »Anders hätten wir nicht reden können. Ich habe keine zweite Nummer und wenn ich dir gesagt hatte, dass es Chuuya's Nummer ist, hättest du sie nie angenommen.«
K:»Da ist was dran«
Leise seufzend ließ die Braunhaarige sich nach hinten auf ihr Bett fallen.
K:»Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich eine gute Fahrt hatte und gut angekommen bin, damit du dir keine Sorgen machst.«
O:»Das ist gut Schwesterchen. Sonst auch alles in Ordnung? Haben unsere Eltern doch wie vereinbart abgeholt?«
Kazuko schluckte bitter.
K:»Ja, hier ist alles gut. Mach dir keine Sorgen.«
*Wie sehr ich es hasse zu lügen.*
D:»Sehr gut. Wenigstens scheinen sie dich besser zu behandeln als mich. Lass uns trotzdem besser für heute aufhören, nicht dass die beiden Alten noch Wind davon bekommen. Ich hab dich lieb Schwesterchen. Wenn etwas ist, dann ruf jeder Zeit an.«
C:»Aber bitte nicht um drei Uhr morgens ich will auch schlafen!«, rief Chuya genervt dazwischen.
Leise lachte die Braunhaarige.
K:»Ja, mach ich. Ich hab dich auch lieb, Samu. Gute Nacht.«
Nach diesen Worten legte Kazuko mit einem leisen Seufzer auf. Schnell löschte sie noch den Anruf mit "Lilly" aus ihrem Verlauf, dann legte sie das schwarze Gerät neben sich auf dem Nachtkästchen ab. Tief atmete die Braunhaarige tief die Luft ein und ließ sie wieder frei. Angestrengt versuchte sie so ihr Herz zu beruhigen, welches seit vorhin hektisch gegen ihren Brustkorb hämmerte. Leise vor sich hin murmelnd fragte sie dich was Chuuya mit diesen Worten gemeint hatte. Vor wem sollte sie aufpassen? Vor ihren Eltern? Generell? Oder war es einfach nur nett gemeint?
Das leise Vibrieren welches von ihrem Nachtkästchen ausging ließ Kazuko den Kopf in die Höhe strecken. Suchend tastete die junge Frau schlagend mit ihrer Handfläche auf dem Möbelstück herum bis sie schlussendlich ihr Handy in der Hand hielt. Sie entsperrte das Gerät und ging auf ihre Nachrichten. Ganz oben leuchtet ihr der aktuelle Chat entgegen. Auf dem kleinen Profilbild sah sie Chuuya der in schwarz gekleidet auf einer Mauer saß, sein Gesicht jedoch hatte er von der Kamera weggedreht, so dass man nur seine kurzen, orangen Haare sehen konnte, die etwas unter seinem schwarzen Hut heraus lugten.
*Bestimmt ist das Samu, Chuuya würde mir wohl kaum schreiben.*
Mit einem leichten Lächeln tippte Kazuko den Chat an.
»Warum lügst du ihn an?«
Ihr Lächeln war wie weggewischt, stattdessen rutschte ihr das Herz noch weiter in die Hose. Es war definitiv nicht ihr Bruder mit dem sie da schrieb.
K:»Was meinst du?«
C:»Was wohl? Warum hast du ihm nicht gesagt dass alle deine Sachen weg sind? Und deine Eltern haben dich auch nicht abgeholt, so viel habe selbst ich verstanden, dass ihr den Beiden am Arsch vorbei geht«
Kazuko schluckte. Chuuya hatte leider recht mit seinen Worten, keiner wusste das besser als sie selbst, dennoch wollte sie weiter hoffen. Hoffen dass sie sich nur richtig verhalten müsste, damit ihre Eltern ihr Liebe entgegen bringen würden.
K:»Ich wollte ihn nicht damit belasten, so schlimm ist es nicht.«
C:»Nicht schlimm? Du hast geheult! Und warum erzählst du es mir aber nicht deinem Bruder?«
Kazuko hielt überlegend inne. Dann tippte sie wieder.
K:»Ich wollte es nur kurz von mir losreden, da war mir egal wem ich es erzähle, aber jetzt bin ich froh, dass du es warst und nicht Samu. Ich will nicht, dass er sich jetzt schon aufregt. Tut mir leid wenn ich dich belästigt habe und dass Samu mir deine Nummer gegeben hat. Gib mich in Zukunft am besten an ihn weiter.«
Chuuya laß die Nachricht zwar, aber eine Antwort bekam sie nicht mehr. Auch wenn Kazuko damit gerechnet hatte, machte sie es trotzdessen traurig. Sie war es die die Flucht ergriffen hatte um Chuuya zu schützen, doch gleichzeitig vermisste sie ihn so sehr, dass es weh tat. Mit stechenden Herzen löschte sie den Chat mit ihrem ehemaligen Mitbewohner. Ihre Eltern durften unter keinen Umständen etwas herausfinden, sonst wäre damit die letzte Verbindung zwischen ihr, ihrem Bruder und auch Chuuya verloren.
„Kazuko, kommst du, Essen ist fertig."
Blitzschnell stand die Braunhaarige auf kaum hatte sie den Ruf ihrer Mutter gehört. Ein letzter Blick in den Spiegel um die Haare erneut zu richten, dann ging sie nach unten ins Esszimmer. Kazuko nahm am Ende des riesigen Tisches platz der für mindestens zwölf Personen gedacht war. Am anderen Ende saßen ihre Eltern. Nach wie vor war es komisch, dass selbst wenn man nur zu dritt war die feste Sitzordnung einhalten musste. Nervös spielten ihre Finger an der weißen Tischdecke herum, die etwas über den Tischrand lugte.
Laut räusperte sich ihr Vater, ein Mann mittleren Alters mit kurzem, braunen, gestylten Haar von breiterer Statur. Der Blick seiner braunen Augen lag scharf auf seiner Tochter.
„Haltung."
Sofort zuckte Kazuko zusammen und setzte sich Kerzen gerade auf.
„Verzeihung Vater."
Natürlich gab es keine Begrüßung, mit etwas anderen hätte die junge Frau auch nicht gerechnet.
Kaum hatte sich auch ihre Mutter gesetzt, kam Mei herein mit drei Schüsseln die sie vor jedem von ihnen abstellte.
„Ich wünsche einen Guten Appetit." Die schwarzhaarige verbeugte sich tief, dann führte ihr Weg wieder zurück in die angrenzende Küche.
Etwas missmutig rührt Kazuko kurz in der Suppe. Es war mal wieder das teuerste vom teuersten und das schon in der Vorspeise. Schnell begann sie zu essen, bevor der nächste Kommentar ihrer Eltern gekommen wäre. Zwar schmeckte die Suppe, aber dennoch war es ihr fremd.
„Wie geht es denn Osamu?", durchbrach ihre Mutter die Stille.
„Gut", antwortete Kazuko knapp, jedoch bemüht freundlich.
„Was arbeitet er denn? Kann er sich überhaupt ein vernünftiges Haus leisten?", übernahm der braunhaarige Mann die nächste Frage, die sich deutlich abwertender anhörte.
„Ich weiß nicht was er arbeitet, das hat er mir nicht verraten. Haus hat er keins, aber er wohnt mit seinem besten Freund zusammen in einer Wohnung", antwortete sie ehrlich.
„In einer Wohnung? Und das noch zu zweit? Der Junge ist wirklich eine Schande!", zischte ihr Vater.
Kazuko ballte ihre Hand fester um ihren Löffel. Seit Jahren durfte sie sich immer mal wieder blöde Sprüche oder Beleidigungen bezüglich ihres Bruders anhören. Zu dieser Zeit allerdings war Samu schon seit vielen Jahren weg, so dass sie nichts dazu sagen könnte, aber nun war sie grade erst bei ihm. Bei ihrem Bruder, der der einzige in dieser Familie war der noch ein Herz besaß.
„Bestimmt kann mein Bruder sich auch alleine die Wohnung finanzieren, aber er mag ihn, deswegen leben sie lieber zusammen."
Entgeistert sahen ihre Eltern der Braunhaarigen entgegen.
„Sind die beiden ein Paar?", fragte ihre Mutter schockiert und auch ihr Vater hatte in seiner Bewegung inne gehalten.
„Nein, bestimmt nicht", winkte Kazuko schnell ab. „Sein Freund hat eine Verlobte und Sam...äh Osamu hat zwar niemanden aber hat ab und zu Verabredungen mit Frauen."
„Da bin ich beruhigt", brummte der Mann des Hauses. „Trotzallem ist er eine Schande für die Familie."
„Seit acht Jahren ist er inzwischen weg. Eine echte Wohltat, so ein Taugenichts hat nur unserem Ansehen geschädigt", lächelte die ältere Frau zustimmend zu der Aussage ihres Mannes.
„Kazuko, gib mir bitte dein Handy. Ich will nicht, dass du zu diesem Abschaum noch Kontakt hast, er soll dich nicht auch verderben." Abwartend streckte ihr Vater seine Hand aus. Kazuko schluckte. Osamu hatte wirklich recht behalten mit seiner Annahme. Ohne zu zögern stand die Braunhaaarige auf und legte ihr schwarzes Handy in die Handfläche ihres Vaters.
„Dein Code ist noch derselbe?"
Kazuko nickte und setzte sich zurück an ihren Platz am Esstisch. Ihr Herz schlug dabei auf 180. Sie schickte tausend Gebete in den Himmel, dass ihrem Vater die Sache mit der neuen Nummer nicht komisch vorkommen würde.
Grade kam Mei ins Esszimmer. Sie brachte die leeren Schüsseln in die Küche und kam mit dem Hauptgang zurück. Kaum war Mei wieder verschwunden hob Kazuko den Kopf.
„Warum habt ihr alle meine Sachen weggeworfen?" Diese Frage kostete sie unglaubliche Überwindung und dennoch hatte sie sie gestellt. Es waren zwar nur materielle Dinge, aber dennoch waren es ihre. Es waren Sachen mit denen sie Erinnerungen teilte, die ihr am Herzen lagen und das wussten ihre Eltern auch zu gut.
„Du hast nicht gesagt wann und ob du wieder kommst. Ewig können wir die Sachen nicht da stehen lassen", zuckte ihre Mutter gelassen mit den Schultern.
Wut stieg Kazuko auf.
„Ich war eine Woche weg. Selbst wenn ich länger weg gewesen wäre, hätte ich die Sachen irgendwann abgeholt."
„Das können wir nicht wissen ob du nochmal wieder kommst. Es sind deine Sachen, du hast dich nicht drum gekümmert also haben wir das erledigt", kam die kalte Antwort ihres Vaters, der damit seiner Frau nur noch mehr Rückhalt gab.
„Und wo sind die Sachen?"
„Wo wohl? im Müll natürlich", lachte ihre Mutter amüsiert auf. „Was sollen wir denn mit dem Zeug?"
Kazuko stand langsam von ihrem Stuhl auf der über die Fließen ein paar Zentimeter nach hinten rutschte. Sie musste hier raus. Die beiden machten sie krank.
„Ich habe keinen Hunger mehr. Ich gehe auf mein Zimmer."
„Nichts da! Du bleibst hier! Seit wann stehen wir früher auf? Du bleibst bis alle fertig sind. Hast du in einer Woche dein ganzes Benehmen verlernt?" Sie spürte den bohrenden Blick des Mannes auf sich. „Wie läufst du überhaupt rum? Jogginghosen sind zum schlafen da, aber nicht um zu essen oder unter die Leute zu gehen."
Kazuko biss sich auf die Unterlippe bis sie den leichten Geschmack von Metall schmeckte. Ihr ganzer Körper zitterte leicht vor aufkommender Wut. Sie konnte mal wieder nichts tun. Würde sie jetzt gehen, könnte sie ihrem Handy wohl für immer Lebewohl sagen. Tief atmete sie durch, dann setzte sie sich zurück auf ihren Stuhl.
„Na bitte, du bist wohl doch noch schlau genug um zu wissen wie man sich in diesem Haus verhält."
Der finstere Blick ihres Vaters lag auf seiner Tochter. Das ganze restliche Essen bewegte Kazuko sich nicht einen Zentimeter. Erst danach widmete sich ihr Vater dem Gerät. Er tippte öfters darauf herum, dann gab er es der jungen Frau zurück.
„Ich habe noch ein paar mehr Leute gelöscht, bei denen ich der Meinung bin, dass sie dir nicht gut tun".
Kazuko nickte stumm und drückte das Gerät an sich. Daraufhin verließ sie das Esszimmer und lief nach oben in ihr Zimmer. Mit klopfenden Herzen entsperrte sie ihr Handy und ging auf ihre Kontakte. Die Hälfte von allen war weg. Hektisch scrollte sie runter bis zum Buchstaben "L".
Erleichtert atmete Kazuko auf. "Lilly's" Nummer war noch da. Wahrscheinlich weil sie ebenso aus gutem Hause stammt, das war für ihren Vater immer ein Pluspunkt. Ein Pluspunkt in dieser Hölle in der es nur um Geld und Erfolg ging.
Kazuko ließ ihr Handy in die Tasche ihrer grauen Jogginghose gleiten. Leise öffnete die Braunhaarige die Tür ihres Zimmers und spähte auf den Gang. Es war ihr verboten nach dem Essen noch im Haus rumzustreunen, doch in diesem Fall musste sie das Risiko in Kauf nehmen. Die junge Frau hatte ihre Sachen noch nicht ganz aufgegeben, erst wenn sie auch die Entsorgungsstätte überprüft hatte konnte sie sich sicher sein, dass wirklich alles weg sei. Auf Zehenspitzen schlich Kazuko über die Treppe nach unten. Sie öffnete die Haustür und legte einen größeren Stein in den Spalt, damit die Tür nicht ins Schloss fallen könnte. Schnell lief Kazuko Barfuß zu dem kleinen Müllhäuschen. Ächzend hob sie den Deckel des blauen Containers nach oben. Gähnende Leere erwartete sie. Entmutigt ließ die Braunhaarige die Schultern hängen, an ihre Fotos würde sie schon mal nicht mehr kommen. Als Nächstes öffnete sie die Restmülltonne. Ebenso wie die erste war auch in dieser nichts mehr zu finden. Nidergeschlagen ließ Kazuko den Kopf hängen. Die Müllabfuhr war vor ihr hier gewesen. Kräftig schluckte die Braunhaarige. Alles war weg. Jede noch so kleine Erinnerung war unwiderruflich ausgelöscht worden. Seufzend drehte Kazuko sich mit hängenden Kopf um. Die letzten Bilder mit Samu und ihr gehörten der Vergangenheit an. Nichtmal ihre Eltern besaßen noch Fotos ihres Sohnes, kaum war dieser damals ausgezogen wurde alles was mit ihm zu tun hatte vernichtet. Selbst seine Existenz wurde verschwiegen, wenn ihre Eltern gefragt wurden ob sie Kinder hätten, wurde nur Kazuko erwähnt aber niemals ihr großer Bruder.
Seufzend zog Kazuko mit hängenden Blick die Tür des Müllhäuschens hinter sich zu. Etwas glitzerndes geriet in ihr Blickfeld. Es kam von den Rollen der Papiertonne. Kazuko ging zurück und ging neben dem Container in die Hocken. Vorsichtig tastete sie danach. Etwas plüschiges schmiegte sich an ihre Hand. Kazuko ergriff den Stoff und zog ihn zu sich. Ihre Augen wurden größer als sie erkannte was sie da in ihren Armen hielt.
„Pil", entfloh der Braunhaarigen ein erleichterter Seufzer, der ihr ebenso ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Kazuko ließ sich zwischen den Containern auf dem Boden nieder. Pil, ihren Plüschpinguin presste sie dabei ganz fest an sich. Zwar war sein Fell vorallem an den hellen Stellen etwas schmutzig geworden, doch das war das wenigste was Kazuko störte. Sie war mehr als glücklich wenigstens noch eine greifbare Sache aus ihrem Leben bei sich zu haben.
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Hay ihr, ich wünsche euch allen einen schönen Wochenstart 🙋♀️
Heute wieder ein längeres Kapitel, ich hoffe ihr freut euch 😁
Nächstes Kapitel kommt am Mittwoch, lasst gerne Feedback da 😊, bis dann 👋
(2803 Wörter)
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