I Hate You ...
P.O.V. Sebastian
Vor drei Monaten machte er aus heiterem Himmel Schluss. Er liebe mich nicht mehr ... ich sei zu anstrengend. Wütend betrachtete ich das Foto von uns in meiner Hand.
Seitdem hatte ich ihn nicht mehr gesehen ... da wir auf verschiedene Schulen gingen, sah ich ihn wenn dann nur Nachmittags. Doch selbst da oder in unserer Straße sah ich ihn nicht mehr.
Das Foto (Bild oben) hatte meine beste Freundin gemacht. Jodie. Auch sie verstand nicht, wieso Felix auf einmal so ein Arschloch war.
Am Tag bevor er Schluss gemacht hat, hat er mir sehr oft gesagt, dass er mich liebt und hat es geschafft mit mir in die Kiste zu steigen. Es war unser beider erstes Mal überhaupt. Zwar war ich oben und habe sozusagen ihn beziehungsweise seinen Hintern entjungfert, aber ich verstand sein Problem nicht. War ich vielleicht zu schlecht ihm Bett?
Damals, als ich 18 Jahre alt und Felix 16 Jahre alt war, habe ich den Grund nicht herausgefunden, aber heute mit fast 28 Jahren. Vorweg muss ich noch erwähnen, dass ich nicht homosexuell bin, sondern bisexuell. Aus diesem Grund fing ich vor knapp drei Jahren was mit Jodie an. Jodie war schön, keine Frage, aber sie war nicht Felix. Das musste ich immer wieder feststellen und auch, dass ich nach 10 Jahren immer noch in diesen Idioten verliebt bin ...
Ich bin mittlerweile Immobilienmarkler geworden und wohne in einer kleinen 4-Zimmer-Wohnung mit Jodie zusammen. Genau diese legte gerade mit mir im Bett und hat sich an mich gekuschelt. Mit den Gedanken hingen ich weithin bei meiner ersten großen Liebe, Felix Hardy. Er fehlte mir ... leise seufzte ich. „Alles in Ordnung, Schatz?", fragte mich Jodie leise. Sie sah zu mir hoch und blickte mir in die Augen. Eine ihrer momentan braunen Haarsträhnen fiel mir ins Gesicht. Sanft strich ihr diese hinters Ohr. Wie schön es wäre, wenn er hier liegen würde ... „Ja, klar. Alles bestens", gab ich von mir und küsste ihren Kopf. Lächelnd kuschelte sie sich an mich.
Ein paar Stunden später war ich mit Alexander, einem sehr guten Freund von mir, und dessen Freund etwas feiern. Sowohl ich als auch sein fester Freund nannten ihn oft "Izzi". Wie genau der Name nochmal entstanden ist, wusste ich nicht mehr.
Nach mehreren Shots und anderen alkoholischen Getränken wusste ich nicht mehr wer ich war, wo ich war und geschweige denn wo Alex samt seinem Anhängsel war. Es gab nur noch den heißen Typen an der Bar neben mir.
Nach einiger Zeit flirtete er mich an und ich ging drauf ein. Es endete darin, dass wir zu ihm nach Hause gingen.
Mit dröhnenden Kopfschmerzen wachte ich auf. Aber nicht in meinem Bett. Die Betthälfte neben mir ist leer. Langsam richte ich mich auf und greife nach meinem Handy. Sofort springen mir zahlreiche Nachrichten entgegen. Zum einen von Jodie und zum anderen von Alex. Ich klickte die von Alex an.
Alex: Wo bist du?
Alex: Ich mache mir Sorgen.
Alex: Felix meint, dass du mit einem fremden Jungen weg bist.
Alex: Hoffentlich ist dir nichts passiert.
Alex: Du bist nicht Zuhause.
Alex: Rewi, bitte ...
Alex: Es ist ziemlich spät ...
Dann wanderte mein Daumen zu Jodies Kontakt.
Jodie: Ist das dein fucking Ernst?
Jodie: Wo bist du?
Jodie: Izzi und sein Freund waren gerade da ...
Jodie: Ich habe Angst um dich.
Gerade wollte ich weiterlesen als die Tür aufging. „Bist du wach?", kam es von der Tür aus. Die Stimme kam mir bekannt vor. Das Licht wurde angemacht und ich sah in seine nach wie vor wunderschönen Augen. „Felix ...", flüsterte ich. Meine große Liebe stand da in der Tür. Nur mit einem Handtuch um den Hüften. Seine Haare waren nass an seinen Kopf gedrückt und einzelne Wassertropfen rannen über seinen Körper. Er kam vorsichtig auf mich zu. „Erinnerst du dich an gestern?", fragte er sanft. - Je näher er kam, desto mehr Erinnerungen schoßen auf mich ein. Wie wir uns küssten. Wie wir uns befummelten. Wie wir unsere Kleider langsam verloren. Wie ich ihn an die Wand drückte. Wie ich ihn aufs Bett warf. Wie ich nackt über ihm war. Wie sein Stöhnen den Raum erfüllte. Wie ich hart und tief in ihn stieß. Wie ich ihn komplett aushüllt. Wie ich den besten Orgasmus meines Lebens erlebte. Wie ich neben ihn aufs Bett fiel. Wie er sich an mich kuschelte. Und wie wir letztendlich so einschliefen. - Langsam nickte ich und musterte ihn. Sein Körper zierten unendlich viele Narben. Ich richtete mich auf, stand auf, ging an ihm vorbei und sammelte meine Klamotten auf. Langsam zog ich mich an. „Sebastian, wir sollten reden ...", sprach er mich wieder an als ich angezogen war. „Es gibt nichts zu bereden. Das war nur ein One Night Stand", streng und ernst sprach ich und schaute ich ihn auch so an, „So wie damals." Das Letzte sprach ich mit verletztem Unterton aus. Ich ging in den großen Flur und zog mir meine Schuhe an. Felix folgte mir. „Darüber will ich ja mit dir reden. Bitte hör mir zu." „Es gibt nichts was ich dir und du mir zu sagen hast. Du hattest damals deine Chance. Du hast mir mein Herz gebrochen, Felix Hardy. Zuerst bringst mich dazu mit dir zu schlafen und dann machst du Schluss. Das war scheiße und unfassbar verletzend. Ich hasse dich, Hardy! Und jetzt habe ich das Mädchen, das mich wirklich liebt mit so einem Arschloch wie dir betrogen! Schönes Leben noch!", zum ersten Mal schrie ich all meine angesammelte Wut heraus. Tränen stiegen meinem Gegenüber in die Augen. „Sebastian, ich ...", fing er wieder an. Er endete jedoch nach einer abwertenden Bewegung meinerseits. „Ich hasse dich", waren meine letzten Worte bevor ich durch die Tür verschwand. Das sie eine pure Lüge waren, war mir durchaus bewusst.
5 Monate später hatte sich einiges verändert. Ich bereute meinen Abgang bei Felix. Ich liebte diesen Jungen mehr als mein Leben. Er war alles für mich und doch so viel mehr. Ich hatte Jodie nachdem One Night Stand verlassen. Ich konnte es ihr nicht mehr vorspielen und der Sex war nichts im Vergleich zu dem mit Felix. Auch wenn ich den nur düster in Erinnerung hatte. Von Felix hatte ich in dieser langen Zeit, die verstrichen war, auch nichts mehr gehört.
Heute sollte ich zu einem Kunden mit dem ich eine Zwei-Etagen-Wohnung besichtigen sollte. Ich machte mich also auf den Weg zu meinem Kunden. Ich parkte in der letzten freien Parklücke mit meinem nagelneuen Mercedes Benz. Vorsichtig stieg ich aus, da die Fahrerseite der Straße zugewandt war, und stellte mich dann vor das Haus. In meiner schicken Anzughose und meinem blauem Hemd wartete ich also auf meinen Kunden. Natürlich hatte er eine Verspätung von 10 Minuten - war ja wieder klar dass sich manche keinen Wecker stellen konnten - und tischte mir irgendeine komische Erklärung auf, auch schon als er noch ein paar Meter von mir weg und ihm noch den Rücken zugewandt hatte, weil ich in die andere Richtung gesehen hatte. Beim genaueren Hinhören erkannte ich die Stimmfarbe und den Klang der Stimme. Es war Felix Hardy. Ein schweres Seufzen verließ meine Brust.
Während der Besichtigung versuchte er mehrmals mit mir zu flirten und ein persönliches Gespräch aufzubauen. Jedoch unterbrach oder überspielte ich es professionell. „... Wir wären jetzt am Ende der Besichtigung angelangt"' fing ich an und zählte dann ein paar Fakten - wie die Größe der Wohnung, die monatliche kalte Mietkosten (Mietkosten ohne Heizungs, Strom und Wasser) und die monatlichen Nebenkosten - auf. Felix nickte nur. „Die Wohnung ist echt schön", meinte er. Ein Nicken meinerseits. „Außerdem hat sie eine sehr schöne Lage, wenn man bedenkt, dass man 5 Minuten in die Innenstadt braucht", gab ich fachmännisch von mir. „Da hast du Recht." Ein Schweigen entstand. Gemeinsam verließen wir das schöne Objekt und stiegen die Treppen vom ersten Stock hinab zu unseren Autos. „Schlaf eine Nacht darüber, Felix, und dann kannst du im Büro anrufen und mir deine Antwort über unsere Sekretärin mitteilen." „Sebastian, können wir bitte reden? Ich liebe dich immer noch und es hat seine Gründe wieso ich dich damals verlassen habe."
Ein Seufzen verließ meinen Mund, ehe ich antwortete: „Um 12 Uhr im Steakhouse um die Ecke." Nach diesen Worten ließ ich ihn einfach stehen und ging zu meinem Auto. Ich steig ein und fuhr zum Büro.
Punkt 12 Uhr stand ich vor dem Steakhouse. Er war noch nicht da ... Felix war schon immer jemand der zu spät kam. Ich wartete eine ganze Stunde auf ihn, in der er nicht erschien, bis ich ging. Als ich zu meinem Auto zurück ging, fand ich einen Brief in den Scheibenwischer geklemmt. Ich nahm ihn. In sauberster Handschrift stand mein Name darauf. Ich seufzte. Die Handschrift war die von Felix. Zuerst lässt dieser Idiot mich sitzen und dann hinterlässt er mir so einen bescheuerten Brief. Ein verbittertes Lachen verließ meinen Mund. „Ich hasse dich, Felix Hardy", murmelte ich und warf den Brief in mein Auto, ehe ich selbst einstieg und davon fuhr. Und wieder log ich mich selbst an.
Während meiner Fahrt ins Büro kullerten mir immer wieder Tränen aus den Augen auf mein teures und schickes Hemd. Warum hatte ich mir die Hoffnung gemacht? Was hatte ich davon? Er hatte mir das Herz schon mal gebrochen und anscheinend hatte er auch keine Skrupel es ein weiteres Mal zu tun. Ich war wütend auf ihn. Ich war wütend auf mich selbst und meine Dummheit und meine Gutgläubigkeit. Ich hatte ihm vertraut, dass es dies Mal anders sein würde. Aber nein, ich musste mich ja auf mein dummes Herz verlassen, dass immer noch für ihn schlägt ...
Durch meine Tränen und meine Gedanken konzentrierte ich mich weniger auf den Verkehr. Damit übersah ich auch den Laster, der abbog weil ich eigentlich rot hatten. Das Letzte was ich spürte war ein stechender Schmerz.
P.O.V. Felix
Ich hatte diesen Brief geschriebebn, als Entschuldigung für alles. Und dass ich doch nicht konnte. Meine Mutter hatte mich angerufen, dass ich sofort komme musste wegen einem Familiennotfall. Natürlich machte ich mich sofort auf den Weg.
Nachdem ich wegen einer - wie sich herausstellte - Nichtigkeit mein Date mit Basti sausen hatte lassen, klingelte mein Handy. Ich nahm ab - ohne vorher darauf zu schauen - und verließ das Wohnzimmer und ging in mein Kinderzimmer. „Hallo, Hardy", meldete ich mich. Gleich kam die Antwort von einer mir unbekannten Frauenstimme: „Guten Tag, Herr Hardy. Hier ist das Sankt-Thomas-Krankenhaus. Sie wurden als Notfallkontakt in Herrn Sebastian Mayers Akten aufgenommen. Herr Mayer liegt schwerverletzt auf unserer Intensivstation. Könnten Sie vorbeikommen?" Notfallkontakt? Von Sebastian? Intensivstation? Ach du scheiße. Ich ließ mich auf mein Bett sinken. Tränen kullerten über meine Wange. Scheiße. "Wie ist das passiert?", brachte ich heiser hervor. „Er war unkonzentriert und wurde dann von einem Laster angefahren. Sein Auto ist ein Totalschaden. Er selbst hat sich schwere Brüche zugezogen und wird ins künstliche Koma versetzt."
6 Monate ist der Anruf schon her. Seit 6 Monaten saß ich jeden Tag neben seinem Bett und weinte. Sebastian war nicht wach geworden und bald würden sie die Geräte abschalten. Dann wäre es zu spät.
„Sebastian, wenn du das hörst, dann werde bitte wach. Ich liebe dich so sehr. Bitte, lass mich nicht alleine. Ich wollte wirklich kommen, aber es war ein Familiennotfall. Ich wollte nichts mehr als dir wieder näher zu kommen", meine heisere Stimme wurde immer wieder mit Schluchzen erfüllte - es war totenstill, bis auf mein Schluchzen und den Klang meiner Stimme -, „ich habe dich damals verlassen, weil wir umgezogen sind. Ich wollte mein erstes Mal mit meiner großen Liebe haben und das war unser letzter Tag. Es war so schön, Basti ... als wir uns in der Bar getroffen haben und wir uns näher gekommen sind ... ich konnte dich nicht stoppen. Ich war nüchtern und habe es ausgenutzt. Ich habe dich die ganze Zeit über geliebt. Es tut so weh dich hier so zu sehen. Unsere gemeinsame Nacht war so wunderschön und ich dachte wir kommen uns näher und werden ein glückliches Paar.", Eine meiner vielen Tränen tropfte auf sein Gesicht über welches ich mich gebeugt hatte. „Und dann hast du gesagt dass du mich hasst. Aber ich habe in deinen Augen gesehen, dass es eine Lüge war ... ich habe dich gesucht und schließlich als Markler gefunden. Das war dein größter Berufswunsch ... ich habe das nie vergessen. Genau wie dich. Ich hab mir die Wohnung von dir suchen lassen und als ich dich da gesehen habe aus der Ferne, wollte ich wieder umdrehen. Aus Angst, dass deine Worte doch wahr sind. Ich bin doch gekommen ... war 10 Minuten zu spät ... ich weiß dass du Unpünktlichkeit hasst." Immer mehr Tränen tropften auf sein Gesicht. „Ich liebe dich, Sebastian Mayer. Und das seit ich verdammte 13 Jahre alt bin." Ich legte meine Lippen auf seine und küsste ihn. Seine Lippen waren kalt und fühlten sich nicht wie normalerweise an. Also weich und warm. Eine meine Tränen tropfte auf seine Lippen, als ich mich davon löste. „Bitte wach auf, Sebastian." Mit diesen Worten verließ ich das Krankenzimmer und fuhr zurück in die Wohngemeinschaft, in der ich mit meinem besten Freund, Moritz, wohnte.
Ich hatte Sebastian die darauffolgenden beiden Tage nicht besucht, weil ich wieder zur Universität musste. Am Samstag erhielt ich dann eine Nachricht von Sebastian.
Basti ❤: Hallo, Felix. Die Krankenschwestern haben mir soeben mitgeteilt, dass du die letzten 6 Monate jeden Tag bei mir warst. Ich fand es ehrlich gesagt schade, dass du gestern nicht hier warst. Ich bin gestern Abend wach geworden ... als du mit mir geredet hast, war ich in so einer Art Halbschlaf. Ich habe dir schon lange alles verziehen und ich vermisse dich. Ich liebe dich auch schon sehr lange. Und, dass ich dich hasse, war eine Lüge. Ich habe mitbekommen, dass du studierst und weiß deshalb, dass du sehr wenig Zeit im Moment hast. Trotzdem würde ich dich bitten heute Abend zu mir zu kommen. Ich warte auf dich ❤
Und so kam es, dass ich am Abend zu ihm fuhr. Eigentlich war ich fix und fertig von der Uni, doch ich wollte ihn diesmal nicht enttäuschen.
Ich bin so froh, dass Sebastian mir verziehen hatte. Nach seiner Entlassung hatten wir ein paar Dates. Da wir ja wussten, wie der andere so tickt, zogen wir zusammen in die Wohnung, die mein - mittlerweile seit genau 2 Jahren - Freund mir damals vorgestellt hatte. Heute war unser Jahrestag. Ich hatte heute eine etwas längere Vorlesung. Ich bin mittlerweile im letzten Semester und stehe kurz vor meinem Examen. Sebastian ist nach wie vor Immobilienmarkler. Manchmal glaube ich nervt es ihn, dass er Alleinverdiener ist, aber bald wird sich das ja ändern. Ich lernte jeden Tag mehr Sebastian zu lieben.
Ich betrat unsere Wohnung. Alles war still und das Licht war aus. Ich betätige also den Lichtschalter und erhellte damit den Flur. Eine Spur von Rosenblättern führte mich in unser Wohnzimmer. Auch dort schaltete ich das Licht an, weil es dunkel war. Die Spur führte weiter auf den Balkon, da es schon dunkel war, ging ich vorsichtig raus. Auch hier war Sebastian nicht. Mein Blick fiel nach unten. Und da stand er in einem mit Kerzen gelegtem Herz und sah zu mir rauf. In seinen Händen hielt er ein Schild. Willst du mich heiraten?, stand in seiner schönsten Handschrift drauf.
Was ich ihm geantwortet habe, könnt ihr euch ja denken.
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2537 Wörter
AN: Hallo, nach einer sehr langen Abwesenheit habe ich mal wieder eine Geschichte geschrieben. Ich hoffe sie hat euch gefallen. Hinterlasst gerne Kritik/Lob und Verbesserungsvorschläge. LG Nadl
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