Kapitel 194 & 195
Sorry, meine Brüder und Schwestern für das Warten. Wenigstens sind das fast 7000 Wörter auf 14 A4 Seiten :D Ich bin beim Korrigieren gestorben.
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Jeongguks Sicht:
Gut gelaunt sitze ich bei meinen Schwiegereltern im Wohnzimmer, auf ihrer wunderschönen, schwarzen und breiten Couch und stopfe mir Ahris Schokoladenkuchen in mich rein, den sie extra für mich gebacken hat, weil ich sie letztens danach gefragt habe. Ich verstecke mich auch nebenbei vor Hyungjin und Jaemin, da sie scheinbar ziemlich sauer auf mich sind. Deswegen muss ich jetzt neben Sora sitzen, die mich im Moment angewidert anschaut, nachdem ich das fünfte Kuchenstück auf meinen Teller lege. Ahri und Jonghyun sind Einkaufen gegangen und haben mich darum gebeten, etwas Zeit mit ihr zu verbringen. Um es erträglicher für mich zu machen, lasse ich Jujutsu Kaisen laufen.
"Findest du nicht, dass es langsam reicht?", fragt sie mich und wirkt etwas besorgt.
Seitdem sie hier wohnt, hat sie deutlich zugenommen und sieht nicht mehr so abgemagert aus. Den kalten Entzug von den ganzen Drogen, hat sie auch gut überstanden und hat ihr hübsches Gesicht wiedererlangt. Vorher sah sie wie eine Ratte auf Speed aus. Schrecklich, einfach nur schrecklich. Ahri hat es sich auch zum Ziel gemacht, Sora zu mästen. Sie kocht jeden Tag verschiedene Gerichte, die die Schwarzhaarige neben mir probieren muss. Ich musste ihr auch ein Stück von meinem geliebten Kuchen abgeben.
"Nein, sonst muss ich mit Taehyung teilen und der isst wie ein Staubsauger", schmatze ich und spüre, dass in meinem Gesicht etliche Krümmel kleben, die ich schnell mit meiner Hand wegwische.
"So lange zusammen und dennoch teilt ihr immer noch ungern euer Essen. Aber vielleicht möchten Yuna, Jaemin oder Hyungjin auch ein Stück", erwähnt Sora und muss etwas schmunzeln.
"Scheiß auf die Wichser. Ahri hat den Kuchen für mich gemacht und die nehmen jeden Tag mein Wohnzimmer ein. Die nehmen mir alles, was mir lieb ist! Aber bei diesem Kuchen ist Schluss!", gebe ich trotzig von mir und bringe sie damit zum Lachen.
Ich schaue in ihre Richtung, während sie sich den Bauch hält und vor sich hin kichert. Automatisch heben sich meine Mundwinkel, sodass ich schnell wegschaue und den Kopf schüttle. Man kann sie so leicht zum Lachen bringen. Ich habe immer noch extreme Schuldgefühle, wenn ich sie sehe. Ich trage eben eine Mitschuld daran, dass ihr Leben so einen Verlauf angenommen hat. Zerknirscht starre ich das Kuchenstück auf meinem Teller an und merke, wie mir der Appetit vergangen ist. Ich lege das Stück weg und widme mich dem Fernseher, was mir noch schlechtere Laune bereitet, da ich irgendwelche hässlichen Flüche sehe.
Seufzend lehne ich mich nach hinten und versinke zwischen den schwarzen Kissen, während ich aus dem Augenwinkel zu Sora schaue, die nicht mehr lacht, sondern mit blankem Gesicht auf den Kuchen starrt. Möchte sie noch ein Stück essen? Es sind noch vier Stücke auf dem Teller.
"Denkst du, dass Yuna sich über einen Kuchen von mir freuen würde?", fragt sie mich plötzlich und richtet ihren Blick auf mich.
Oh, vielleicht hat nicht jeder das ständige Bedürfnis etwas zu essen.
"Ja, aber Cupcakes mag sie mehr. Wieso fragst du? Kannst du backen?", antworte ich und sehe sie dann skeptisch an.
"Ob du es glaubst oder nicht. Ich habe Ahri geholfen deinen Lieblingskuchen zu backen. Meine Mutter und ich haben damals gerne unsere gemeinsame Zeit mit Backen verbracht", meint sie und lächelt mich stolz an.
"Echt jetzt? Von mir aus kannst du jeden Tag für Yuna backen. Sie teilt doch so gerne mit ihren Vätern", murmle ich und sehe sie verstohlen an, woraufhin sie mir ein schwarzes Kissen gegen den Kopf wirft.
Dramatisch lasse ich mich zur Seite fallen und bleibe wie ein toter Fisch auf der Couch liegen. Ich höre, dass Sora aufsteht und setze mich wieder auf. Vergnügt lächelt sie vor sich hin und beginnt die Teller, die auf dem Wohnzimmertisch lagen, aufeinanderzustapeln. Meinen Teller lässt sie netterweise noch liegen und bringt die anderen in die Küche. Für wenige Sekunden bleibe ich erst auf der Couch sitzen, aber stehe dann schließlich auf und folge ihr. Ich kneife die Augen zusammen und lehne mich gegen die weiße Marmorplatte der Küchentheke, während sie die Teller ordentlich in die Spülmaschine stellt. Sie trägt einen weißen Pullover und eine beige Jogginghose, die ihr deutlich zu groß sind. Aber wahrscheinlich fühlt sie sich damit wohler. Ahri hat mir erzählt, dass sie vier Mal in der Woche zur Therapie geht und Medikamente gegen ihre Depressionen einnimmt. Sie ist auf dem Weg der Besserung und das merkt man ihr deutlich an.
"Ich habe gehört, dass Yuna mit Yeesul schlussgemacht hat", wirft sie ein und versucht ihre Neugier im Schach zu halten, indem sie mich kurz anschaut.
"Da hast du richtig gehört. Es war nur eine Frage der Zeit, wann diese Beziehung ein Ende nimmt", nicke ich und verschränke die Arme vor der Brust.
"Weißt du, wieso? Sie waren doch gar nicht so lange zusammen", hakt sie weiter nach und stellt sich dann vor mich.
Für ein paar Sekunden mustere ich sie und stelle mal wieder fest, dass Yuna ihr aus dem Gesicht geschnitten ist. Die schwarze Mähne, die großen, runden braunen Augen mit dem dichten Wimpernkranz, die kleine Stupsnase und die vollen, roten Lippen hat sie alles von Sora. Yuna hat ihre ganze Schönheit abbekommen, worüber sie glücklich sein kann. Die Familie Kim ist auch unverschämt schön. Darum ist mein Ehemann auch so ein heißer Feger. Das sind die guten Gene.
"Yeesul kann sehr besitzergreifend und egoistisch sein. Yuna kann sowas überhaupt nicht leiden und lässt sich ihrer Freiheit nicht berauben. Darum hat sie schlussgemacht. Vielleicht realisiert sie auch selbst, dass zwischen ihr und Hyungjin irgendwas knistert", erzähle ich ihr gleichgültig.
"Was? Hyungjin?", bringt sie verwirrt heraus und reißt ihre Augen auf.
"Jap, der große, blonde Kerl mit den breiten Schultern und Oberarmen", wiederhole ich und presse die Lippen zusammen, um nicht zu lachen.
"Oh, wow... War er nicht auch in einer Beziehung?", gibt sie überrascht von sich und lächelt über das ganze Gesicht, jedoch versucht sie es hinter ihrer Hand zu verstecken.
Plötzlich klingelt es an der Haustür, sodass wir uns beide verwirrt ansehen. Vielleicht brauchen Ahri und Jonghyun Hilfe beim Einkauf reintragen. Zusammen gehen wir zur Haustür und öffnen diese, jedoch bereue ich es in der nächsten Sekunde, da Hyungjin mit einem finsteren Blick vor mir steht. Ich weite meine Augen und schnappe mir Sora, um sie vor mich zu stellen. Diese schaut ängstlich hoch in Hyungjins Gesicht und presst sich gegen meine Brust. Sie kennt ihn nun mal nicht. Er ist auch ein muskelbepackter Koloss.
"Du kannst mich nicht vor deiner zukünftigen Schwiegermutter verprügeln!", rufe ich etwas ängstlich und klammere mich an sie, damit sie nicht auf den Gedanken kommt, zu flüchten.
"Wer sagt, dass ich dich verprügeln möchte? Ich bin bloß sauer, weil du Jaemin erzählt hast, dass ich Yuna mehr als nur mag! Er nervt mich schon den ganzen Tag! Ich habe dir das im Vertrauen erzählt, Jeongguk! Mit diesen blöden Aussagen machst du meine Laune nicht besser!", beschwert sich Hyungjin und schließt die Tür hinter sich, als er reinkommt.
"Sorry? Ich musste es ihnen sagen, weil sie Taehyung bestechen wollten, ihnen zu helfen, dich und Ethan wieder zusammenzubringen", erwidere ich etwas gestresst und behalte Sora immer noch als mein Schutzschild vor mir.
Hyungjins Augen wandern runter zu Sora, die ihn eingeschüchtert anstarrt. Sein finsterer Gesichtsausdruck verpufft mit einem Mal und er lockert seine angespannten Muskeln. Er richtet sich auf und strafft die Schultern, um sich nochmal zu räuspern.
"Du hättest ihnen auch sagen können, dass sie sich daraus halten sollen. Kannst du die arme Frau bitte loslassen? Das ist echt lächerlich, dass du sie als Schutzschild missbrauchst", meint der Blonde genervt.
"Tz, ich benutze sie gar nicht als Schutzschild. Ich wollte nur meine Ellbogen auf ihren Schultern abstützen", lüge ich und tue das Gesagte auch direkt.
"Aha, wenn du meinst. Jedenfalls ist dein Bruder einfach gestört. Der hat mich Sachen gefragt, die ich jetzt nicht erwähnen werde! Das war so unangenehm, Jeongguk. Ich wollte im Erdboden versinken, weil er mich nicht in Ruhe gelassen hat", entgegnet er entgeistert, aber schaut mich dann total ratlos an.
"Wieso spielt der sich eigentlich so auf? Ich bin eher froh darüber, weil du ein guter Junge bist und meine Meinung ist wichtiger als seine... Soras Meinung ist natürlich auch wichtig", gebe ich von mir und fange nervös an zu lachen, weil die leibliche Mutter gerade bloß als Abstütze benutzt wird.
"Naja, Jaemin hatte doch schon immer einen riesigen Beschützerinstinkt gegenüber Yuna. Selbst als vier Jähriger hat er sich mit mir gestritten, weil ich so eine blöde Kuh war. Ich habe wirklich nicht viel zu sagen, darum vertraue ich auf das Wort ihrer zwei Väter. Du kannst nichts für deine Gefühle. Also fühle dich nicht schlecht deswegen. Behandle Yuna einfach gut und wer weiß... Vielleicht kommt ihr sogar zusammen", meldet sich Sora zu Wort und lächelt Hyungjin lieb an, was dazu führt, dass sein Kopf in Flammen aufgeht.
Kopfschüttelnd haue ich mir bei seiner Reaktion gegen die Stirn. Hyungjin nickt wie ein Vollidiot und bedankt sich bei ihr, wodurch Sora nun ganz rot im Gesicht wird. Gott, die zukünftige Schwiegermutter und der zukünftige Schwiegersohn verstehen sich jetzt schon super. Die können dann zusammen kaputte Ampel spielen, die ständig rot aufleuchtet. Belustigt grinse ich vor mich hin und nehme meine Ellbogen von ihren Schultern, da die Bombe entschärft wurde.
"Was gibt es da zu lachen?", möchte Hyungjin wissen und zieht die Augenbrauen zusammen.
"Ach, nichts. Ich freue mich einfach, dass alles so gekommen ist, wie ich wollte. Du bist dann auch noch in den nächsten Wochen mein Knecht auf der Arbeit. Das ist alles so klasse", gebe ich überglücklich von mir und hüpfe zurück ins Wohnzimmer, um das fünfte Kuchenstück zu verspeisen.
"Schön, dass dich mein Leid so erfreut", sagt Hyungjin und setzt sich neben mich auf die Couch.
"Immer doch. Ich würde dir sogar meine Tochter überlassen, also sei mal froh... Sorry, Sora", erwidere ich grinsend, aber sehe Sora dann entschuldigend an, weil ich immer über ihren Kopf irgendetwas sage.
"Jeongguk, das hört sich jetzt dumm an, aber du bist eine bessere Mutter als ich. Du hast meine Aufgaben übernommen und dich liebevoll um sie gekümmert. Du kannst sie ruhig deine Tochter nennen, auch in meiner Gegenwart. Ich weiß doch, dass du sie von Tag 1 geliebt hast", lächelt sie mich an, jedoch schimmert etwas Reue in ihren Augen.
"Das stimmt. Ich habe ihr kleines Gesicht gesehen und war hin und weg. Sie war schon immer meine kleine Prinzessin", seufze ich verträumt und erinnere mich ganz genau daran, wie viel Liebe sich in mir gestaut hatte, als ich Yuna zum ersten Mal gesehen habe.
Aus dem Augenwinkel sehe ich Hyungjin an und drehe mich in seine Richtung, weil mir etwas eingefallen ist, da wir gerade über Babys sprechen. Taehyung wird sein Erzfeind Nummer 1 werden, wenn Yuna sich wirklich auf ihn einlassen möchte. Immerhin ist Taes Angst, dass Yuna plötzlich von irgendeinem, in seinen Worten, Wichser schwanger wird, wieder da.
"Mach dich darauf gefasst, dass Taehyung dich hassen wird. Er ist schlimmer drauf als ich, wenn es um sein kleines Mädchen geht", warne ich ihn und klopfe ihm auf die Schulter.
"Das kann ich bestätigen", wirft Sora ein und hat wahrscheinlich schreckliche Rückblenden, da sie mit aufgerissen Augen in die Leere starrt.
"Das meint ihr doch nicht ernst. Taehyung kennt mich und mag mich eigentlich", erwidert Hyungjin belustigt und glaubt uns einfach nicht.
"Klar, mag er dich. Aber solange du einen funktionstüchtigen Schwan-... Hä?", versuche ich ihm zu verklickern, was sein Problem sein wird, aber ich unterbreche mich selbst, weil mein Handy auf dem Couchtisch aufleuchtet und Taehyungs Foto angezeigt wird.
Schnell schnappe ich mir mein Handy und gehe dran, während ich mich bei den Beiden entschuldige. Wieso ruft er mich plötzlich an? Er hat mir heute Morgen gesagt, dass er erst zum Gericht geht und dann in seinem Büro ein paar Akten sortieren möchte.
"Was willst du?", frage ich ihn und schnappe mir ein Stückchen von meinem Kuchen, um es in meinen Mund zu stopfen.
"Nichts. Ich wollte nur wissen, wo du bist. Ich hatte doch keine Lust die Akten zu sortieren, nachdem ich von Mr. Joo vollgelabert wurde", antwortet er und hört sich erschöpft an.
"Ich bin bei deinen Eltern zuhause, aber die sind Einkaufen gegangen", teile ich ihm mit.
"Okay, ich komm gleich rüber. Ich zieh mich noch um. Bis gleich!", gibt er rasch von sich und legt auf, nachdem ich mich auch verabschiedet habe.
Kopfschüttelnd lege ich mein Handy wieder auf den Couchtisch und mache mich direkt über das Kuchenstück auf meinem Teller her. Dieser Kuchen ist so lecker.
"Kommen wir zurück zum eigentlichen Thema. Taehyung wird mich doch nicht wirklich hassen, oder? Das beunruhigt mich gerade extrem", kommt es nervös aus Hyungjin, der ganz blass um die Nase geworden ist.
"Krieg dich wieder ein. Vielleicht ist er netter zu dir als zu ihrem Ex-Freund. Den hat er komplett gefressen, sodass er sich nicht mehr ins Haus getraut hat. War lustig", meine ich grinsend und haue ihm fest auf den Oberschenkel.
"Wir haben ihn alle gefressen. Das war ein komplettes Arschloch", entgegnet Hyungjin angepisst.
"Stimmt. Yuna hat dreizehn Männer als ihre Bodyguards. Sie müsste nur einen meiner Freunde anrufen und die wären innerhalb von zehn Minuten bei ihr", fällt mir auf und bin etwas beeindruckt.
"Wieso dreizehn?", fragt Sora verblüfft nach.
"Jeongguk, Taehyung, Ich, Jaemin, Mino, Jimin, Hoseok, Namjoon, Yoongi, Seokjin, Jonghyun, Jongdae, Sunoo. Bei Ethan bin ich mir nicht mehr so sicher, wenn ich ehrlich bin", zählt Hyungjin mit den Fingern auf und presst zum Ende hin seine Lippen zusammen.
"Der kriegt sich wieder ein. Ich habe auch gedacht, dass ich den Psychopathen liebe, aber das war einfach nur die Verzweiflung, da Taehyung mich nicht wollte", erwidere ich und bringe uns alle drei zum Lachen, weil sich das echt erbärmlich angehört hat.
"Mein Gott, Jeongguk! Das hört sich ja so an, als würdest du sagen, dass es bei Ethan genauso war. Niemand wollte ihn, also hat er Hyungjin genommen, der Interesse an ihm hat!", lacht Sora, aber haut mir gegen die Schulter.
"Soll ich lügen? Bei mir war es so. Was sich Hyungjin aus meiner Aussage zusammenreimt, ist sein Problem", schnaube ich und zucke desinteressiert mit den Schultern.
"Danke, Jeongguk. Du gibst mir so ein gutes Gefühl", gibt Hyungjin von sich und legt sich eine Hand übers Herz.
"Du machst dir einfach viel zu viele Gedanken. Nichts auf dieser Erde ist für die Ewigkeit. Seine Eltern wussten nicht mal, dass ihr zusammen seid oder dass ihr Sohn auch an Männern interessiert ist. Im Ernst. Eine heimliche Beziehung ist Quälerei. Wissen eure Klassenkameraden, dass ihr zusammen gewesen seid?", geige ich ihm meine Meinung, da ich ihm anmerke, dass er immer noch in dieser Zwiespalt wegen Ethan sitzt.
"Es wusste fast niemand. Wir haben es auch nie wirklich gezeigt in der Schule, weil es uns beiden unangenehm ist, in der Öffentlichkeit so lovey dovey zu sein", murmelt Hyungjin und merkt selbst, wie das rüberkommt.
"Ihr habt süß zusammen ausgesehen, aber du hättest auch eine Beziehung mit Juhee haben können. Das war gefühlt auf demselben Level, wenn man euch von außen betrachtet hat", sage ich ihm eiskalt und sehe ihn unbeeindruckt an.
"Ich dachte auch erst, dass Juhee deine Freundin wäre, bis ich Sunoo gesehen habe", piepst Sora beschämt hinter mir, was Hyungjin die Augen aufreißen lässt.
"Gott, wenn ich das höre, will ich mir eine Zigarette in den Mund stopfen. Der Entzug ist hart", murrt er frustriert und legt eine Hand über seine Augen.
"Stell dich nicht so an. Du stinkst wenigstens nicht mehr nach kaltem Rauch und deine Gesundheit dankt dir für den Entzug", tadle ich ihn und hebe meinen Zeigefinger in die Luft.
"Ich mach das nur für deine Eltern", zickt mich Hyungjin an, als wäre ich schuld daran.
"Aw, für Ethan hast du es nicht geschafft aufzuhören, obwohl er das unbedingt wollte. Du liebst meine Eltern ja wirklich. Aber sie lieben dich auch. Mein Vater behauptet vor seinen Arbeitskollegen, dass er drei Kinder hat", grinse ich breit los und ernte einen bösen Blick von Hyungjin, jedoch wird er ganz rot im Gesicht.
"Jeongguk, du reitest die ganze Zeit auf Ethan rum. Alles okay bei dir?", stellt Sora fest und hebt eine Augenbraue an.
"Ich finde Ethan so räudig! Hyungjin ist zum ersten Mal wunschlos glücklich und der schiebt irgendwelche Eifersuchtsszenen, die nicht mal berechtigt waren. Ich kenne Hyungjin, seitdem er im Kindergarten war und reagiere etwas allergisch darauf, wenn ihn jemand zum Weinen bringt. Er hat nicht mal etwas Falsches gemacht! Er hätte nicht mal Interesse an Yuna entwickelt, wenn Ethan sich etwas zusammengerissen hätte!", rege ich mich direkt auf und verliere schon wieder meinen Appetit, sodass ich den Kuchen wieder stehen lasse.
Auf einmal höre ich die Haustür zu knallen und im nächsten Moment läuft Taehyung im schwarzen Jogginganzug ins Wohnzimmer, während er mich genervt ansieht. Ertappt zucke ich zusammen und starre ihn mit großen, unschuldigen Augen an.
"Ob Ethan scheiße zu Hyungjin war, geht dich einen feuchten Dreck an, Jeongguk. Hyungjin ist groß genug, um zu entscheiden, ob er sich weiterhin schlecht behandeln lassen will. Aber ich sage dir eins, mein Freund, wenn du wirklich vorhast, mit meiner süßen Tochter zusammenzukommen, gibt es dieses Hin und Her nicht. Entweder hat Ethan keine Chance mehr bei dir oder ich breche dir alle Knochen, die du hast, wenn du die gleiche Aktion wie Jaemin abziehst", keift Taehyung mich an und bedroht Hyungjin zum Schluss, der stocksteif auf der Couch sitzt und hektisch mit dem Kopf nickt.
Danach setzt sich Taehyung zwischen mir und Sora und kneift seiner Cousine zur Begrüßung in die Wange. Grinsend schlägt sie seine Hand weg, was ihn selbst zum Lächeln bringt. Taehyung hat sich vorgenommen ihre Beziehung wieder aufzubauen. Er hat wahrscheinlich noch größere Schuldgefühle als ich.
"Taehyung, die Frage ist jetzt lächerlich, aber hasst du mich?", quiekt Hyungjin heraus und hört sich wie eine kleine Maus an.
Automatisch schaue ich auf den Boden und muss mich extrem anstrengen, nicht laut loszulachen. Sora geht es genauso, weil ich sie kurz grunzen höre.
"Bist du dumm? Wer hat dir so einen Scheiß erzäh-... Wieso zur Hölle hörst du auf Jeongguk? Er ist ein bösartiger Troll, der es liebt, andere Menschen leiden zu sehen!", meckert Taehyung ihn an, da man mir echt nicht vertrauen sollte.
Schelmisch fange ich an zu lachen und habe wieder Lust meinen Kuchen weiter zu essen. Gut gelaunt ziehe ich den Teller zu mir, aber mein Mann macht mir einen Strich durch die Rechnung, indem er den Teller aus meinen Händen reißt und den restlichen Kuchen komplett in seinen Mund steckt. Ein unfassbarer Schmerz durchfährt meine Brust, während ich ihm dabei zuschauen muss, wie er meinen geliebten Kuchen frisst.
"Das erleichtert mich", murmelt Hyungjin neben mir.
"Du! Ich werde dich im Schlaf erdrosseln! Wegen dir hat mir Taehyung das Kuchenstück geklaut", knurre ich ihn wie ein Chihuahua an und bin sowas von bereit, ihn anzugreifen.
Bevor ich mich auf ihn stürzen kann, packt mich Taehyung von hinten am Kragen und hält mich fest. Hyungjin starrt mich verstört an, während ich versuche nach ihm zu greifen. Nach mehreren Sekunden gebe ich auf und lasse mich in Taehyungs Schoß fallen. Meine Rache wird kommen.
"Wieso hast du mir auch erzählt, dass er mich hassen wird?", fragt mich Hyungjin aufgebracht.
"Pass auf. Gleich hasse ICH dich!", fauche ich ihn an und setze mich wieder auf, aber Tae drückt mich an der Brust runter.
"Hör auf, du bösartiger Troll", ermahnt mich Taehyung.
Still bleibe ich liegen und überlege, was ich als nächstes tue. Ich verschränke die Arme vor der Brust und kneife meine Augen zusammen, während ich an die Decke starre.
"Wie geht es eigentlich meiner hübschen Cousine? Du siehst viel gesünder aus, seitdem du wieder bei Eomma und Appa lebst", widmet sich Taehyung seiner Cousine und lächelt sie warm an.
"Ja, mir geht es auch viel besser und das Essen meiner Tante ist einfach zu gut. Danke der Nachfrage", strahlt sie über das ganze Gesicht und sieht dabei wie Yuna aus.
"Ah, fuck. Warum seid ihr alle so süß? Ich gehe jetzt", flucht Hyungjin auf einmal los und errötet heftig.
Dabei steht er auf und streift sich die Kleidung glatt, bevor er aus dem Wohnzimmer eilt und sich schnell bei uns verabschiedet. Ich sehe ihm grinsend hinterher und setze mich auf, da ich keine Gefahr mehr für Hyungjin bin.
"Yuna ist drüben!", schreit ihm Taehyung hinterher und schmunzelt etwas, als wir hören, dass Hyungjins Schritte noch schneller werden.
Nach wenigen Sekunden knallt die Haustür zu und wir drei schauen uns direkt amüsiert an. Hyungjin ist echt ein knuffiger Mensch.
"Ich mag Hyungjin. Er ist so lieb", meint Sora und zieht ihre Beine an ihre Brust.
"Ach, ja. Wir lieben ihn auch. Man kann ihn so schön ärgern", schmunzelt Taehyung und legt erst einen Arm um meine Schulter und den anderen um Soras, bevor er uns beide an sich zieht.
"Lasst uns die nächsten Jahre ein gutes Team für Yuna sein. Ich möchte keinen Streit mehr zwischen uns allen. Ich werde mich auch bessern. Ich verspreche es euch", seufzt Sora und sieht uns beiden aufrichtig in die Augen.
"Wir werden uns auch bessern. Für die wichtigsten Jahre in Yunas Leben sollten wir zusammenhalten", nicke ich ihr zu und schmunzle etwas.
"Ihr bringt mich beinahe zum Heulen. Kommt her, meine Süßen", bringt Taehyung über die Lippen und presst unsere Köpfe gegen seinen, um sie aneinander zu reiben.
Lachend schlingen Sora und ich unsere Arme um seinen Torso und drücken ihn fest. Taehyung zieht die Augenbrauen zusammen und presst die Augen zusammen, bevor er anfängt zu weinen. Soras Lachen verwandelt sich in Schluchzen und ihr fließen wie auf Knopfdruck ebenfalls Tränen über die Wangen. Ich kann mich noch ganz gut beherrschen und löse mich von den Beiden. Vor den ganzen Streitereien haben Taehyung und Sora sich super verstanden. Bei Familientreffen waren sie unzertrennlich und haben ständig irgendwas unternommen. Erst als die Pubertät sich anschlich, ist ihre Beziehung eingerissen. Ich habe Sora nie leiden können, weil sie eben Taehyungs Cousine war, den ich, wie jeder weiß, damals nicht leiden konnte.
Ich fühle mich so beschissen. Wann hören bloß diese Schuldgefühle auf? Sie zerfressen mich innerlich. Taehyung und Sora halten sich fest im Arm und weinen vor sich hin. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie sich Tae eigentlich fühlt. Für ihn war Sora wie seine kleine Schwester. Ihm hat es bestimmt mehr weh getan als mir, sie jedes Mal wegzuschicken und mit ihr zu streiten.
"Warm sitzt du da? Komm her", fragt mich Sora weinend.
Im nächsten Moment werde ich von beiden auf Taehyung Schoß gezogen und fest umarmt. Mir schießen die Tränen in die Augen, aber die blinzle ich weg und erwidere ihre Umarmung so fest wie ich kann. Ich glaube, dass wir diese bitter nötig hatten.
Kapitel 195
Hyungjins Sicht:
Als ich aus der Haustür von Ahri und Jonghyun spaziert bin, kam Yuna im selben Moment in die Einfahrt und fragte mich, wieso ich denn schon gehe. Ich kann ihr ja schlecht verraten, dass ich von all ihren Familienmitgliedern indirekt bedroht werde.
"Deine Eltern ärgern mich und ich habe es nicht mehr ausgehalten", gestehe ich ihr und höre mich wie ein Kind an.
"Typisch für meine Väter... Ist meine Mama denn auch dabei gewesen?", lacht sie erst, aber sieht mich dann etwas unsicher an.
"Ja, sie ist auch da. Wieso?", antworte ich verwirrt.
Eilig läuft sie zum Fenster, wo sich das Wohnzimmer befindet und winkt mich zu sich rüber. Ich laufe auf sie zu und kann schon erahnen, was sie vorhat. Bevor sie irgendwas sagen kann, gehe ich vor ihr auf die Knie und tippe auf meine Schultern.
"Steig auf", fordere ich sie auf.
Yunas Wangen nehmen einen roten Ton an, aber sie lächelt mich breit an und läuft um mich herum, um sich an meinem Kopf festzuhalten und sich auf meine Schultern zu setzen. Ich halte ihre Schienbeine mit beiden Händen fest, bevor ich langsam aufstehe. Sie quiekt verängstigt auf und krallt sich an meinem Oberteil fest, wodurch sie etwas gekrümmt dasitzt.
"Ich schwöre es dir, Hyungjin. Wenn du mich fallen lässt, dann bist du erledigt. Urgh, warum musst du auch so riesig sein?", warnt sie mich leise und ich spüre, wie sie sich am ganzen Körper verkrampft.
"Als ob ich dich Zwerg fallen lassen kann. Schau nur kurz durch das Fenster. Dann kann ich dich wieder runterlassen. Sonst erfährst du nie, wie sie ohne deine Anwesenheit miteinander umgehen", erwidere ich und finde es ganz witzig, dass sie so Angst hat.
"Das war so eine dumme Idee, verfickte Scheiße...", flucht sie, bevor sie sich mit einer Hand am Fensterbrett festklammert.
Vorsichtig hebt sie ihren Kopf und schaut durch das Fenster. Ich schaue zur ihr hoch und verziehe direkt das Gesicht, weil sie sich an meinen Haaren festhält. Sie streckt ihren Körper weiter nach oben, um besser zu sehen. Wenn ich mich nicht täusche, dann lächelt sie breit los. Ich mache die dümmsten Sachen für sie mit, aber es macht schon spaß.
"Okay, lass mich bitte runter", bittet sie mich schnaufend, was ich auch direkt tue.
Sie springt von meinem Rücken runter, nachdem ich mich auf den Boden gekniet habe und richte mich danach wieder auf. Tatsächlich umspielt ein breites Lächeln ihre Lippen, was mich natürlich neugierig macht.
"Was hast du gesehen?", möchte ich wissen und schaue zurück zum Fenster.
Bevor ich die drei Erwachsenen verlassen habe, war es ziemlich friedlich zwischen ihnen. Es ist offensichtlich, dass sie sich für Yuna vertragen möchten. Yuna würde es auf jeden Fall glücklich machen, wenn ihre Mutter in ihrem Leben bleibt.
"Meine Eltern sind mal wieder Heulsusen und liegen sich in den Armen", lacht sie fröhlich und nimmt meine Hand in ihre, um mich mitzuziehen.
"Und das freut dich?", gebe ich irritiert von mir und schaue zur ihr runter.
"So komisch wie es sich anhört, tut es das wirklich. Sie haben sich meine ganze Kindheit gestritten und es ist schön mitanzusehen, dass sie sich nicht abgrundtief hassen", erwidert sie grinsend und lehnt ihren Kopf gegen meinen Oberarm, während wir die Einfahrt verlassen und laufen rüber zu ihrem Haus.
"Dir ist aber bewusst, dass sie sich wegen dir nicht hassen? Du bist der Grund dafür, dass sie sich vertragen wollen. Die Liebe zu dir verbindet Jeongguk, Taehyung und Sora. Sie werden sich immer wieder vertragen, weil sie ein Teil deines Lebens bleiben wollen", entgegne ich etwas monoton und meide es sie anzusehen.
Dennoch spüre ich ihren intensiven Blick auf mir, jedoch kann ich mich nicht dazu überwinden, sie anzuschauen. Ich beneide Yuna sehr oft und das ist seit langem kein Geheimnis mehr. Ich hätte wirklich alles dafür getan, so eine Familie zu haben. Auf einmal legt sie ihre Hand um mein Kinn und dreht es in ihre Richtung, sodass ich sie ansehen muss.
"Vielleicht hast du es noch nicht erkannt, aber wir waren, seitdem du im Kindergarten warst, ein Teil deines Lebens. Du bist in allen Fotoalben drin und auf fast allen Videokassetten. Du gehörst seit Anfang an zu unserer Familie und wir lieben dich mit allem, was du hast", bringt sie sanft über ihre Lippen und lächelt mich leicht an.
Mit großen Augen schaue ich sie an und weiß nicht, was ich sagen soll. Ich wende meinen Blick von ihr ab und merke, dass sich meine Stimmbänder zusammenziehen. Ich schlucke hart, aber dieses Gefühl bleibt. Kann sie Gedanken lesen? Sie findet immer die richtigen Worte, um mich emotional komplett zu zerstören und sprachlos zu machen. Yuna lässt meine Hand los, als wir vor der Haustür stehen und schließt sie auf, um mir mit einem breiten Grinsen die Tür aufzuhalten. Automatisch muss ich auch grinsen und betrete den Flur.
"Wollen wir uns die Fotoalben anschauen? Dann kann ich dir auch beweisen, dass ich nicht gelogen habe", fragt sie mich und zieht ihre weißen Sneaker schnell aus, bevor sie ins Wohnzimmer eilt.
Ich ziehe meine schwarzen Chucks ebenfalls aus und folge ihr wenige Sekunden später ins Wohnzimmer. Sie legt den großen Stapel an Alben, den sie aus dem Schrank der Wohnlandschaft rausgeholt hat, auf den Couchtisch und schmeißt sich danach auf die Couch. Yuna schaut mich dann aufgeregt an und klopft auf den Platz neben sich.
"Mein rechter, rechter Platz ist frei. Ich wünsche mir Hyungjin herbei~", trällert sie und hört sich schrecklich dabei an.
"Okay, okay! Ich komme schon", lache ich und setze mich neben sie.
"Yay! Such dir eins aus. Wir haben ja acht zur Auswahl. Außer das Hochzeitsalbum von meinen Eltern", sagt Yuna und nimmt hektisch das weiße Buch vom Stapel weg, das ganz unten lag.
Für einen kurzen Moment schimmert etwas Trauriges in ihren Augen, als sie sich das Cover ansieht, auf dem Jeongguk und Taehyung vor ihrem Blumenaltar abgebildet waren. Jedoch legt sie es schnell neben sich und lächelt mich dann wieder an. Meine Augen wandern kurz zum unbenutzten Album, bevor ich die anderen an mich ran ziehe und direkt feststelle, dass sie deutlich häufiger angeschaut wurden. Ich kann mich daran erinnern, dass Jaemin mir mal erzählt hat, dass der Hochzeitstag, der schlimmste Tag, in ihrem Leben war und zum Ende alle nur noch geheult haben. Naja, wir waren da fünf oder sechs Jahre alt. Also hat er mehr geheult, als erzählt. Ich war so überfordert und hatte ihn nur fest umarmt.
"Nehmen wir einfach das erste", gebe ich von mir und blinzle mehrmals, um aus meinen Gedanken zu kommen.
Ich schnappe mir das Album mit dem hellblauen Einband und muss direkt schmunzeln, als ich ein Baby Foto von Jaemin auf dem Cover sehe. Irgendjemand hat mit bunten Stiften 'Jeon Jaemin' aka 'Babybro' unter und über das Bild geschrieben. Es wurden auch haufenweise Glitzersticker um das Bild geklebt.
"Das ist schon extrem süß, wenn man bedenkt, dass Jeongguk und Taehyung das geschrieben und verziert haben, die eigentlich die absoluten Arschlöcher sind", lache ich und öffne das Album, um weitere Babybilder von meinem besten Freund zu sehen.
"Die haben sich bestimmt dabei gestritten und angeschrien. Guck mal! Da hält Jeongguk Jaemin im Krankenhaus auf dem Arm. Er war neben Oma der erste, der Jaemin auf dem Arm hatte", meint Yuna belustigt und zeigt dann grinsend auf ein Bild.
Auf diesem befindet sich ein verheulter Jeongguk, der in die Kamera grinst, während er den kleinen Jaemin in den Armen hält. Darunter ist ein Bild von Taehyung, der ebenfalls Jaemin auf dem Arm hat, jedoch zeigt er auch strahlend das Peace-Zeichen in die Kamera. Daneben sind noch ein paar kleine Bilder von Jaemin allein.
"Wieso musste der arme Kerl immer bei Geburten dabei sein?", frage ich sie und habe wirklich etwas Mitleid mit Jeongguk.
"Keine Ahnung, aber wenn ich mal schwanger bin, werde ich ihn und Papa auch zwingen", lacht sie gehässig und lehnt sich gegen mich, damit sie besser ins Album schauen kann.
"Meinst du das ernst? ", sage ich schockiert und habe echt Mitleid mit den beiden Idioten.
"Natürlich nicht! Ich habe mir vorgenommen, den Verantwortlichen in den Kreißsaal zu schleppen, um ihm alles heimzuzahlen. Er soll mit mir leiden", schüttelt sie kichernd den Kopf und bildet ein Kreuz mit ihren Armen.
Mir schießt das Blut in die Wangen, weil ich mir für einen kurzen Moment vorgestellt habe, dass ich der Verantwortliche wäre. Gott, Jaemin und Jeongguk haben mich mit dem Thema so verrückt gemacht, dass ich die ganze Zeit darüber nachdenken muss. Frustriert senke ich den Kopf und halte mir eine Hand vors Gesicht.
"Was ist denn jetzt los? Wieso wirst du auf einmal so rot?", möchte sie natürlich direkt wissen und stupst mir mit dem Zeigefinger in die rechte Wange.
"Jaemin und Jeongguk sind einfach dumm. Dein Onkel behauptet, dass Sex ein wichtiger Teil in einer Beziehung ist und dein Vater erzählt irgendwelche Lügen herum, dass Taehyung mich hassen wird, wenn du eine Beziehung mit mir eingehst, weil ich dich ja schwängern könnte. Das ist so fucking unangenehm, weil ich dir manchmal echt nicht ins Gesicht schauen kann, weil ich an diese Gespräche denken muss", erzähle ich ihr die Wahrheit und höre sie auch schon los prusten.
Genervt schaue ich in ihre Richtung, während sie wie ein Huhn gackert und sich nicht mehr einkriegt. Sie betrifft das alles nicht. Darum lacht sie noch so unbeschwert.
"Meine Güte, du bist goldig. Beachte diese Idioten einfach nicht. Die machen aus jeder Mücke einen Elefanten und sie wollen dich auch nur ärgern. Was zwischen uns passiert, ist unsere Sache, okay? Stress dich nicht", schmunzelt sie und legt ihre Hand auf meine linke Wange, um mir einen Kuss auf die andere zu geben.
Ein verblödetes Lächeln bildet sich auf meinem Gesicht, wodurch sie mir grinsend einen weiteren gibt. Ich drehe meinen Kopf zu ihr und betrachte kurz ihr Gesicht, bevor ich mich nach vorne lehne und ihre Wange ebenfalls küsse. Mein Gesicht erhitzt dabei extrem, aber sie ist so süß. Ich kann nicht anders. Zufrieden lässt sie von mir ab und widmet sich wieder dem Album in meinem Schoß. Mein Herz klopft so stark in meiner Brust, sodass ich kurz einen Moment brauche, um einen klaren Gedanken zu fassen. Ich blättere schließlich nach mehreren Sekunden weiter und grinse wie ein Honigkuchenpferd, als ich noch mehr Bilder von Jaemin in Baby-Version sehe. Irgendwann kommen wir zu der Seite, auf der ganz groß 'Jaemins erster Tag im Kindergarten' geschrieben wurde.
"Da bist du! Du... bist auf allen Bildern. Jaemin hat dich direkt zu seinem Freund gemacht", ruft Yuna erfreut und zeigt auf ein Bild, auf dem Jaemin und ich Händchen halten.
"Ich kann mich wage noch daran erinnern, dass Jaemin am ersten Tag mit seiner Mutter in unsere Gruppe kam und mich keine Sekunde später gefragt hat, ob wir Freunde sein wollen", gebe ich von mir und muss etwas lachen.
"Und du fandest ihn so süß, dass du eingewilligt hast. Ich habe deine Schwäche für süße Dinge schon erkannt, Hyungjin", beendet sie meine Erzählung und wackelt mit ihren Augenbrauen.
"Ich kann nicht anders. Mich macht das echt schwach. Wenn ich einen Welpen sehe, könnte ich dahin schmelzen", seufze ich und schüttle den Kopf.
"Darum hast du wohl eine Schwäche für Juhee, hm? Sie rennt nur noch in deinen T-Shirts herum, weil du ihr gefühlt alle geschenkt hast", erwidert sie amüsiert.
"Ich weiß auch nicht, wieso ich ihr nichts abschlagen kann. Sie ist so ein toller Mensch und wie eine Schwester für mich. Juhee war immer für mich da. Ich liebe sie einfach vom ganzen Herzen und würde ihr die Welt zu Füßen legen", gebe ich zu und lächle etwas.
"Wenn das Juhee bloß hören könnte! Sie würde Rotz und Wasser heulen", quiekt Yuna berührt und legt ihre Arme um meinen Nacken.
Sie reibt unsere Köpfe aneinander und schnürt mir die Luftzufuhr ab, da sie so fest zu drückt. Für so eine kleine und zierliche Frau hat sie ziemlich viel Kraft. Juhee und Yuna wurden von den Männern in ihrer Familie echt geprägt. Aber mich stört das überhaupt nicht. Die Beiden konnten sich damals auch überhaupt nicht leiden. Yuna hat sich ziemlich verändert, seitdem sie mehr Klarheit über ihre Mutter bekommen hat. Damals fand ich sie so nervig und bin jedes Mal wütend geworden, wenn sie bloß den Mund geöffnet hat. Die Phase, in der sie Mino mochte, war unerträglich, aber mir kommt es so vor, als hätte sie die Leere in sich mit irgendwas füllen wollen. Ich kenne dieses Gefühl doch am besten, wenn so viele Menschen um einen herum sind und man sich trotzdem einsam fühlt. Ich war zwar mit Ethan zusammen, aber diese Einsamkeit hat mich trotzdem innerlich zerfressen.
Am Anfang unserer Beziehung habe ich ihn so schlecht behandelt, weil ich seine Gefühle nicht ernst genommen habe. Ich bin ihm ständig aus dem Weg gegangen, habe seine Nachrichten ignoriert und ihn fern von mir gehalten, da ich nicht glauben wollte, dass er auf einmal Interesse an mir hatte. Seine Eltern wissen immer noch nicht, dass wir zusammen waren. Als hätte unsere Beziehung in seiner Welt nie existiert.
"Über was denkst du nach?", fragt Yuna vorsichtig und entfernt sich etwas von mir, aber streichelt mir die Haare nach hinten.
"Ethan", antworte ich knapp darauf.
"Hyungjin, wenn du immer noch Gefühle für ihn hast, solltest du zu ihm", meint sie und nimmt meine Hand in ihre, um mich ermutigend anzulächeln, jedoch sehe ich wie ihre Augen etwas an Glanz verlieren.
"Nein, das ist es nicht. Mit uns wird das nicht mehr klappen. Ich habe mich zu sehr geändert und bin nicht mehr der Junge, in den er sich verliebt hat", verneine ich und lächle sie gezwungen an.
"Für mich bist du immer noch derselbe. Nur etwas fröhlicher und netter. Es ist schön, dich nicht mehr so depressiv und traurig zu sehen", erwidert sie blitzschnell und hebt beide Daumen nach oben.
Diesmal bin ich derjenige, der seine Arme um ihren Körper schlingt und ihr einen Kuss auf die Stirn verpasst. Yuna lächelt mich breit an und lehnt sich etwas mehr an mich, was mich wie Butter zum Schmelzen bringt. Sie gibt mir einen federleichten Kuss auf die Wange und legt ihre Hände flach auf meinen Rücken. Ich könnte sie auffressen.
"Du hast dich aber auch ganz schön verändert. Ich finde dich nicht mehr nervig", grinse ich sie an und lasse sie los, wodurch sie sich etwas von mir entfernt.
"Oh, wow. Danke. Schön, zu wissen. Ich weiß selbst, dass ich eine Kackbratze war", bedankt sie sich und fängt an zu lachen.
"Ich kann es nicht verleugnen. Wir haben uns ständig gestritten", sage ich belustigt und streiche ihr ein Haar hinter das Ohr, um ihr hübsches Gesicht besser zu sehen.
"Das ist der Fluch von meinen Vätern. Sie haben ihn an uns weitergegeben. Erst mussten wir mit anderen zusammen sein, bevor wir zueinander finden", witzelt sie herum und kichert vor sich hin.
"Stimmt, wir kennen uns auch seit unserer Kindheit. Im Kindergarten haben wir uns gemocht, ab der Grundschule konnten wir uns nicht mehr ausstehen und als Teenager checken wir, dass der andere eigentlich ganz cool ist", fasse ich zusammen.
"Das ist wirklich ein Fluch. Bei meinen Vätern war es doch genauso. Bah, ist das schnulzig und schlecht", gackert sie noch lauter los und hält sich eine Hand vor den Mund, was mich selbst zum Lachen bringt.
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