Kapitel 187

Jaemins Sicht:

In der letzten Nacht habe ich so beschissen geschlafen, weil ich ständig an Ethan und Hyungjin nachdenken musste. Mino hat gestern nochmal mit Ethan gesprochen, aber der hat ihm rein gar nichts erzählt. Also wissen wir alle nicht, was Ethans Problem ist. Juhee hat mir in der Nacht geschrieben, dass sie wegen den Beiden die Krise bekommt und sie kein Auge zu bekommt. Ich würde Ethan am liebsten an den Schultern packen und ihn fragen, was sein scheiß Problem ist.

Ich schleife mich die Treppen nach unten und gehe ins Esszimmer, in dem Hyungjin und Yuna ausgeschlafen ihre Müslis essen und auf ihre Handys starren. Ich setze mich zu ihnen und fahre mir müde über das Gesicht. Ich fühle mich so, als wäre ich derjenige der kurz vor einer Trennung steht.

"Guten Morgen, du Leiche. Wieso siehst du so schlimm aus?", fragt Hyungjin ernsthaft und sieht mich verblüfft an.

"Also... tust du nur so oder bist du dumm? Meine zwei besten Freunde ignorieren sich die ganze Zeit und wollen sich vielleicht trennen. Wie kannst du so entspannt sein? Interessiert dich das wirklich nicht?", gebe ich etwas schnippisch von mir und sehe ihn verständnislos an.

"Was erwartest du von mir? Dass ich heule und ihm wie ein Hündchen hinterherrenne, damit er mir die kalte Schulter zeigen kann? Er wäre nicht der erste Mensch, der mich verlassen würde. Ich brauche auch niemanden, der mich wie scheiße behandelt. Warum machst du das zu deinem Problem? Du kannst ruhig weiter mit ihm befreundet sein, mich bockt es nicht", erwidert Hyungjin gereizt und schiebt seine Schüssel von sich weg, weil ihm der Appetit vergangen ist.

"Was? Du und Ethan wollt euch vielleicht trennen?", kommt es schockiert aus Yuna.

"Ich möchte mich eigentlich nicht trennen, aber wenn Ethan das will, habe ich keine andere Wahl, als es zu akzeptieren", sagt Hyungjin und verschränkt die Arme vor der Brust.

"HYUNG, du kannst doch nicht einfach so aufgeben! Liebst du ihn überhaupt noch?", rufe ich aufgebracht, weil ich ihn einfach nicht verstehe.

"ICH WEIß ES NICHT! Jaemin, ich weiß es nicht. Mein Leben wurde komplett auf den Kopf gestellt und ich habe zum ersten Mal das Gefühl nicht allein zu sein. Eigentlich müsste ich total verletzt sein und mir die Augen ausheulen, weil mich Ethan so behandelt. Aber ich fühle rein gar nichts. Mir geht es sogar gut. Ihr alle macht mich einfach nur verrückt, da es euch einen feuchten Dreck angeht, ob Ethan und ich unsere Beziehung beenden wollen. Vielleicht ist es sogar besser so!", keift er mich an und steht wutentbrannt von seinem Platz auf, um zu gehen.

Sprachlos lasse ich mich gegen die Rücklehne fallen und starre auf den Stuhl, auf dem Hyung gesessen hat, während er im Flur verschwindet. Yuna sitzt verwirrt vor mir und schiebt langsam die Müslischüssel von sich weg, bevor sie mir mitteilt, dass sie nochmal mit ihm redet. Ich sage nichts dazu und massiere mir die Schläfen, weil er mir höllische Kopfschmerzen bereitet.

Ausgerechnet jetzt höre ich jemand anderes das Esszimmer betreten. Die Person läuft an mir vorbei und setzt sich wahrscheinlich auf Hyungjins Platz. Ich öffne meine Augen, die ich geschlossen habe und sehe auch schon meinen neugierigen großen Bruder vor mir sitzen.

"Man sollte niemals seine Freunde daten. Oder denselben Freundeskreis haben", meint er leise und hat die Weisheit wohl mit Löffeln gefressen, während er das Müsli seiner Tochter weiterisst.

"Deine dummen Kommentare kannst du dir echt sparen, Guk. Ich habe dafür gerade echt keinen Nerv", brumme ich schlecht gelaunt.

"Krieg dich mal ein. Warst du mit den Beiden zusammen, oder was? Ich fand es damals auch schade, dass Namjoon und Jin sich getrennt haben, aber ich war trotzdem noch mit Beiden befreundet. Nur weil sie realisieren, dass das nicht für die Ewigkeit halten kann, müsst ihr alle nicht so ein Drama schieben. Lasst ihnen Zeit, um herauszufinden, was sie wirklich wollen", mault er mich an und stopft sich einem Löffeln von den Müsli in den Mund.

"Das sagst du so leicht...", fange ich zu grummeln, jedoch unterbricht er mich.

"Jaemin. Ich meine es ernst. Misch dich da nicht ein! Das ist nicht dein Problem. Du bist mit Mino zusammen und solltest dich nur für eure Trennung interessieren. Ethan wird sicherlich nicht mit euch allen den Kontakt abbrechen, wenn sie wirklich Schluss machen", ermahnt er mich und hebt schon seine linke Augenbraue an.

Genervt schnalze ich mit der Zunge und verdrehe die Augen. Er hat irgendwo ja Recht, aber es enttäuscht mich einfach so sehr, weil sie so ein süßes Paar waren.

"Wolltest du dich mal von Taehyung trennen?", frage ich ihn aus reiner Neugier und mich auch irgendwie abzulenken.

"Ach, jeden Tag. Ich reiche mindestens zehnmal am Tag die Scheidung ein, aber er lehnt komischerweise immer ab", antwortet er und reibt nachdenklich über sein Kinn.

"Jeongguk, jetzt mal im Ernst. Bist du schon mal an den Punkt gekommen?", hake ich nochmal nach, weil ich es wissen möchte.

"Nein, tatsächlich nicht. Taehyung ist der Einzige, der mich und meine Launen aushalten kann, ohne mich umbringen zu wollen. Ich kann andere Menschen auch nicht leiden...", antwortet er nach kurzer Überlegung.

"... und du liebst ihn", füge ich hinzu und muss grinsen, als er mich zögerlich anschaut.

"Ja, klar. Pff, Liebe. Natürlich. Vor allem ist er auch echt sexy und gutaussehend. So einen guten Fang mache ich nie wieder... Außer Dean Winchester würde vor meiner Tür stehen. Ich wäre schneller weg, als ihr überhaupt gucken könnt", gibt er von sich und bringt mich endgültig zum Lachen.

Was würde ich ohne diesen Idioten machen? Dann wäre mein Leben wahrscheinlich halb so lustig. Am liebsten würde ich zuhause bleiben, um dieser unangenehmen Situation aus dem Weg zu gehen. Vielleicht reden sie heute auch miteinander, weil wir sie so genervt haben.

"Fährst du uns zur Schule?", frage ich nach.

"Ja, Taehyung hat mir sein Auto überlassen", bestätigt er und holt den Schlüssel für den Jeep aus seiner Hosentasche, um ihn mir grinsend vor die Nase zu halten.

"Oh, er ist endlich wieder zur Arbeit gegangen", stelle ich überrascht fest, da er seit Tagen nicht mehr dort auftauchen will und uns die Ohren volljammert, dass er kündigen möchte.

"Hör mir mal auf. Ich musste ihn um fünf Uhr morgens zur Arbeit fahren, weil er sonst wieder krank gemacht hätte. Der hat sich den ganzen Weg darüber beschwert, wie ätzend alle sind und dass er nie wieder dieses Drecksgebäude betreten möchte. Ich bin kurz davor zu sagen, dass er wirklich kündigen soll", erwidert er kopfschüttelnd.

"Wie kam das eigentlich so plötzlich? Er hat seinen Job doch so geliebt", wundere ich mich und suche die Antworten in Jeongguks Gesicht.

"Er hat keinen Bock mehr darauf, dass wir uns an manchen Tagen gar nicht sehen. Er ist auch ziemlich genervt davon mit irgendwelchen Arschlöchern zu diskutieren. Er würde am liebsten im Büro arbeiten und feste Arbeitszeiten haben", meint Guk seufzend.

"Du findest es insgeheim richtig super, wenn er kündigen würde, oder?", bringe ich grinsend über die Lippen.

"Natürlich! Dann müsste ich keine Angst haben, dass mein Mann von irgendeinem Bastard abgestochen wird. Im Büro kann er sich höchstens an Papier schneiden! Ich war damals nicht einverstanden mit seiner Berufswahl und bin es heute immer noch nicht", gibt er zu und wartet nur auf den Tag, an dem Taehyung nach Hause kommt und ihm mitteilt, dass er gekündigt hat.

"Vielleicht geht dein Wunsch in Erfüllung. Es ist ja scheinbar die Zeit für große Veränderungen", meine ich und lächle ihn vergnügt an.

"Weißt du, was richtig elendig ist? Taehyung behauptet manchmal, dass es mich gar nicht interessieren würde, wenn ihm etwas auf der Arbeit passieren würde. Ich finde das so gemein. Ich wäre der erste, der sich die Augen ausheulen würde", schmollt er beleidigt und sieht mich wie ein kleiner Welpe an.

Es ist unglaublich, dass dieser süße Kerl mein großer Bruder sein soll. Er kann zwar ein echter Bastard sein, aber an guten Tagen ist er so verdammt süß. Ich kann nicht mal etwas auf seine Worte reagieren, da Hyungjin und Yuna zurück ins Esszimmer kommen.

"Ich bleibe heute zuhause. Ethan und ich treffen uns später und reden miteinander", informiert er uns mies gelaunt und geht wieder, ohne auf unsere Antwort zu warten.

Ruckartig schauen Yuna, Jeongguk und ich uns an und wissen ganz genau, was wir heute tun werden. Ich hole sofort mein Handy raus und schreibe Mino und Juhee, dass wir alle heute die Schule schwänzen werden, um Hyungjin und Ethan zu verfolgen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top