Kapitel 173
Die Motivation für den heutigen Tag hat sich in der letzten Nacht erhängt und wird wahrscheinlich nie wieder zurückkommen. Deshalb liege ich seit einer halben Stunde im Bett und bewege mich nicht. Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht, sodass ich widerwillig meine Augen öffne. Gequält drehe ich mich auf die linke Seite und sehe auch schon in Taehyungs schlafendes Gesicht. Automatisch geht es mir ein wenig besser und ich muss etwas schmunzeln, als ich seine verwuschelten Haare auf dem Kopf sehe, die ihm ins Gesicht fallen. Ich rutsche etwas näher an ihn ran und streichle über seinen nackten Rücken.
"Mein süßes Baby", wispere ich in sein Ohr und hinterlasse mehrere Küsse auf seiner Wange.
"Lass mich. Ich will noch schlafen", nuschelt er im Halbschlaf und hat keine Kraft sich gegen meine Küsse zu wehren.
"Du kannst doch weiterschlafen. Ich kuschle nur mit dir", erwidere ich leise und muss etwas lachen, weil er so süß ist.
"Wie viel Uhr ist es überhaupt?", fragt er und zieht seine Augenbrauen zusammen, während er immer noch die Augen geschlossen hält.
"Keine Ahnung, interessiert mich auch nicht. Ich lasse dich heute nicht auf die Arbeit. Wir machen uns noch einen schönen Tag zusammen und genießen unsere Zweisamkeit", antworte ich und fahre durch seine Haare.
Taeby nickt bloß und döst vor sich hin. Ich betrachte sein friedliches Gesicht und könnte ihn schon wieder abknutschen. Wie hübsch kann man sein? Womit habe ich diesen Mann verdient? Am liebsten würde ich ihn stundenlang anstarren und nichts mehr tun. Plötzlich klopft es an unserer Zimmertür, sodass ich meinen Blick von Taehyung abwende und mich zur Tür drehe. Wer geht uns morgens schon auf den Sack? Die Person wartet nicht mal auf eine Antwort unsererseits, sondern öffnet die Tür einfach. Nach wenigen Sekunden steht Jaemin, dieses Arschkind, vor mir und grinst mich wie ein Vollidiot an. Meine Miene verfinstert sich und ich möchte, dass er sich in Luft auflöst. Als wäre mein Bruder nicht genug, taucht Hyungjin hinter ihm auf und lächelt mich genauso idiotisch an.
"Na, Bruderherz? Gut geschlafen?", fragt er mich gut gelaunt.
"Ja, aber nach dem ich dich gesehen habe, ist mein Tag gelaufen. Was wollt ihr?", antworte ich angepisst.
"Wow, du bist mal wieder so nett. Wir wollten bloß fragen, ob ihr uns zur Schule fahren könnt. Bitte?", gibt er sarkastisch von sich und sieht mich dann flehend an.
"Vergiss es, du Nachgeburt. Ich werde ganz sicher nicht aufstehen, um euch Säcke zur Schule zu fahren. Taehyung lass ich auch nicht fahren", schüttle ich sofort den Kopf und bin echt genervt von den Jungs.
Mit dieser Reaktion haben sie wohl nicht gerechnet, da sie mich jetzt wie zwei kleine Welpen anschauen. Das geht mir so auf die Nerven, dass sie nichts allein machen können. Sind Taehyung und ich der Jugendtreff, oder was? Meine Laune sinkt noch tiefer, nachdem Yuna und Yeesul im nächsten Moment unser Schlafzimmer betreten.
"Papa, wir müssen gleich los. Wieso liegst du noch im Bett?", sagt dieses Balg und bringt mich auf 180.
"Bin ich euer beschissener Chauffeur? Verpisst euch alle aus meinem Schlafzimmer, sonst knallt es richtig. Hier in der Nähe gibt es eine Bushaltestelle, benutzt die öffentlichen Verkehrsmittel und lasst uns in Ruhe", keife ich zurück und schnappe mir die Packung Taschentücher auf meinem Nachttisch, um es gegen Yunas Brust zu schmeißen.
"Das geht nicht! Wir kommen zu spät! Wieso wirfst du mich eigentlich mit Taschentüchern ab?", ruft Yuna entsetzt und hebt die Packung vom Boden auf.
"Ist das etwa mein Problem? Wenn ihr nicht ständig laufen wollt, dann sollte einer von euch seinen Führerschein machen. Ich habe auch totale Kopfschmerzen und ihr macht sie gerade nur noch schlimmer", erwidere ich und drehe mich von einen weg, weil ich ihren Anblick nicht ertrage.
Sauer starre ich aus dem Fenster und hoffe, dass sie gehen. Taehyung neben mir öffnet widerwillig die Augen und ächzt laut, als er sich streckt und anschließend aufsetzt. Mit seinem Vogelnest auf dem Kopf sieht er die anderen verschlafen an und sieht einfach nur goldig aus. Ein Wunder ist geschehen, mir geht es auf einmal viel besser!
"Ich fasse es nicht. Wie kann dein Mann bloß so asozial zu uns sein? Wir werden riesigen Ärger von unseren Lehrern bekommen, wenn wir eine halbe Stunde zu spät zum Unterricht kommen! Er ist so ein Arsch", gibt Jaemin beleidigt von sich und wirft mir giftige Blicke zu.
"Ich bin gerade erst aufgewacht. Müsst ihr direkt Stress schieben? Dann geht halt nicht zur Schule oder geht erst zu dritten Stunde hin, mein Gott", murmelt er genauso genervt wie ich und reibt sich müde die Augen.
Automatisch wandern meine Augen über seinen entblößten Oberkörper und muss es mir verkneifen zu grinsen, da leichte Knutschflecke auf diesem verteilt sind, die bis zu seinem Hosenbund gehen. Ich schaue direkt Hyungjin, Yuna und Yeesul an, die stocksteif und mit verstörtem Blick Taehyungs Oberkörper mustern. Wenn ich mein T-Shirt nicht anhätte, würden sie seine Flecken auf meinem Körper ebenfalls sehen können. Jaemin ist zu sehr damit beschäftigt mich mit seinen Blicken zu töten, sodass er gar nicht bemerkt, was ich mit Taehyungs Haut angestellt habe. Jetzt weiß ich, wie ich sie loswerde. Ich schlinge meine Arme um Taehyungs Bauch und hinterlasse einen Kuss auf seinem Hals, bevor ich mein Kinn auf seiner Schulter abstütze. Das Gesicht meines Bruders geht in Flammen auf, als ich mit meinen Händen über Taes Oberkörper wandere. Taehyung ist noch total benommen vom Schlaf, sodass er meine Hände nicht mal wegschlägt oder mich von sich schubst.
"Geht es dir nach letzter Nacht gut, Taeby?", frage ich ihn mit besorgtem Unterton und muss es mir verkneifen zu lachen.
"Ist das mein erstes Mal gewesen, oder was? Frag nicht so blöd", macht er unabsichtlich bei meinem Plan mit und lehnt sich zurück.
"Okay, nein! Ich kann mir das nicht geben! Es ist verstörend meine Väter nach einer wilden Nacht zu sehen! Wir gehen", ruft Yuna aus dem Nichts und zerrt Yeesul aus dem Zimmer, die nur noch wie eine Statue auf einer Stelle stand und uns angestarrt hat.
Hyungjins Wangen sind ganz rot vor Scham und er kann uns nicht mehr in die Augen sehen, während Jaemin sich von dem ersten Schock schon erholt hat und uns mit gerunzelter Stirn betrachtet. Was guckt der so blöd?
"Ihr schreckt mich nicht mehr ab. Ich habe schon alles gesehen und wenn ich du wäre, Jeongguk, dann würde ich so schnell wie möglich meinen Arsch aus diesem Bett befördern. Ich rufe gleich Eomma an und die wird dich dazu zwingen uns zur Schule zu fahren", zuckt dieser kleine Wichser mit den Schultern und droht mir auch noch mit unserer Mutter, um seinen Willen zu bekommen.
"Du scheiß Pissnelke kannst froh sein, dass ich gestern Abend noch geduscht habe und nur Zähne putzen muss", gebe ich nach, weil ich kein Bock auf Stress mit Eomma habe.
Genervt strample ich die Decke von meinen Beinen und stehe dann vom Bett auf. Taehyung seufzt leise und wuschelt sich durch die Haare, bevor er sich ebenfalls aus dem Bett rollt. Er sagt, dass er mitkommt und läuft zum Kleiderschrank, um sich anzuziehen. Siegesreich hebt Jaemin seine Faust in die Luft und wird von mir aus dem Weg geschubst. Hyungjin macht mir sofort Platz und versucht sein kleines Grinsen zu verstecken, aber es gelingt ihm überhaupt nicht. Ich gehe ins Bad und stelle mich miesgelaunt vor das Waschbecken. Nach wenigen Sekunden gesellt sich Taehyung in T-Shirt und Jogginghose gekleidet zu mir und öffnet den Spiegelschrank, um seine Zahnbürste rauszuholen.
"Ich hasse deinen Bruder", murmelt er angepisst.
"Ich hasse ihn auch", sage ich ebenfalls, bevor wir unsere Zähne putzen.
Zehn Minuten später verlassen wir das Haus und werden von der Sonne erschlagen. Ich renne so schnell wie möglich zum Jeep und setze mich auf den Fahrersitz. Taehyung schmeißt sich ebenfalls auf den Beifahrersitz und schließt die Tür mit einem lauten Knall.
"Sag mal, das ist kein Panzer, Kim Taehyung. Entschuldigung, Baby", meckert er sich selbst an und streichelt die Autotür sanft.
Ich blinzle mehrmals und nicke bloß, ohne irgendwas zu sagen. Niemals Sachen hinterfragen, die Taehyung tut. Jaemin und Hyungjin steigen dann auch endlich ein und schnallen sich an. Ich starte den Motor und drehe mich nach hinten, da ich rückwärts aus dem Hof fahren muss. Dabei halte ich mich an Taehyungs Kopflehne fest und sehe in Jaemins Hackfresse. Er grinst mich hässlich an und zeigt mir sein Doppelkinn, wodurch ich dann doch etwas lachen muss.
"Was habt ihr eigentlich in der ersten Stunde?", fragt Tae, als ich mich wieder nach vorne drehe und losfahre.
"Wir hätten eigentlich englisch, aber unsere Lehrerin ist krank. Darum kommt Herr Park als Vertretung. Schrecklich, oder?", antwortet Hyungjin seufzend und ich kann ihn vollkommen verstehen.
Jimin ist eine Nervensäge. Wenn der damals mein Lehrer gewesen wäre, hätte ich mich erhängt. Der geht mir auf normaler Basis schon gewaltig auf den Sack, aber wenn der mir noch was beibringen müsste und sich dabei aufregt, dann würde es Tote geben.
"Guk und ich kommen mit in den Unterricht", entscheidet Taehyung ohne mein Einverständnis.
"Entschuldigung, ich hatte gerade einen inneren Monolog, dass Jimin als Lehrer unerträglich ist und jetzt willst du, dass wir in seinen Unterricht gehen? Möchtest du mich umbringen?", frage ich ihn entsetzt.
"Bist du dumm? Wir gehen ihm einfach ein wenig auf den Sack und crashen seinen Unterricht", grinst er fies los und hat irgendeinen Plan in seinem Kopf ausgeheckt.
"Na gut, wenn mein Ehemann das so will, dann machen wir es auch", gebe ich mich geschlagen und sage heute einfach nur noch 'Ja' und 'Amen'.
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