Am Abend haben Jeongguk und ich das Glück, dass kein Idiot zu Besuch gekommen ist, und können einen schönen, entspannenden Filmabend im Schlafzimmer machen. Wir haben uns vor Jahren einen Fernseher gekauft, um dort zusammen Filme zuschauen, aber wegen unseren täglichen Besuchern hängt er nur als Deko an der Wand und wird kaum benutzt. Darum nutzen wir die seltene Gelegenheit und haben uns ins Bett geschmissen. Es herrscht eine angenehme Ruhe, die ich herzlich in Empfang nehme, weil Jeongguk mich den ganzen Tag terrorisiert hat, nachdem ich dieses dumme Kind zum Heulen gebracht habe. Ich bin jedenfalls froh, dass er sich umentschieden hat und auf ein weiteres Kind in unserem Haus verzichten kann. Keine Ahnung, was vorhin mit mir los war, aber allein ein Baby im Arm zu halten, hat mich gestresst. Klingt zwar auch selbstsüchtig, aber ich möchte meinen Mann für die nächsten Jahre für mich allein haben. Es reicht mir schon, dass Hyungjin, Yuna, Yeesul und Jaemin ihn ständig für sich beanspruchen. Deshalb habe ich meine Arme um seinen Oberkörper geschlungen, meinen Kopf auf seine Brust gebettet und mein Bein zwischen seine gelegt. Er hat seinen Arm um meinen Körper geschlungen und riecht hin und wieder an meinen Haaren, da ich vorhin duschen war.

Im Moment schauen wir uns 'Die Nanny' an und kichern hin und wieder, wenn was Lustiges passiert. Ich bin gerade wunschlos glücklich, weil ihn den ganzen Tag nur für mich hatte. Keine dummen Jugendlichen, die mir auf den Sack gehen. Ich gebe offen zu, dass ich ziemlich besitzergreifend bin, wenn es um Jeongguk geht. Das war ich schon seit meiner Geburt und es wird auch so bleiben. Ich war schon immer richtig vernarrt in ihn und kann verstehen, wieso Hoseok mich als einen Perversen sieht.

"Tae, du drückst mir die Luft aus den Lungen. Hast du schon wieder deine besitzergreifenden Momente?", murmelt er gegen meine Stirn und küsst diese anschließend, während seine Augen am Bildschirm kleben.

"Ja, sorry", erwidere ich leise und lockere meinen Griff um ihn, jedoch fängt er bei meiner Antwort an zu lachen und drückt mich fest an sich.

"Wenn du mir kein Touchy-Touchy-Verbot gegeben hättest, dann lägst du schon unter mir, weil du so süß bist", sagt er total locker und reibt seine Wange gegen meinen Kopf.

"Genau wegen solchen Aussagen habe ich dir Touchy-Touchy-Verbot gegeben", meine ich und merke auch schon, wie rot ich im Gesicht werde.

"Manno, aber mein hübscher Ehemann ist so unwiderstehlich. Wenn ich dieses hübsche Gesicht sehe, dann komme ich auf ganze wilde Gedanken. Willst du wissen, welche?", drückt er mit einer Hand meine Wangen zusammen und grinst mich breit an.

"Ich will es nicht wissen", antworte ich darauf.

"Ich sag es dir trotzdem. Also zum Beispiel wie deine hübschen vollen Lippen um meinen-... HMPF", legt er direkt los, aber ich lasse ihn kaum aussprechen, da ich ihm meine Hand auf den Mund presse.

"Halt die Klappe!", rufe ich beschämt und setze mich auf.

Jeongguk greift nach meinem anderen Arm und zieht mich mit einem Ruck wieder auf sich. Dabei grunzt er wie ein Schwein beim Lachen, während ich ihn böse beäuge. Er umschließt sanft mein Handgelenk mit seinen Fingern und verteilt kleine Küsschen auf meiner Handfläche, die ich auf seinen Mund gepresst habe. Ich gebe einen frustrierten Laut von mir und lasse meine Stirn gegen seine Brust knallen, weil ich nicht lange auf ihn sauer sein kann.

"Wie süß kann man sein? Du bist mein Baby. Komm her. Ich muss dich küssen", wispert er in mein Ohr und nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände, um es abzuknutschen.

"Dein Baby mag es nicht, wenn du solche Sachen sagst. Das ist peinlich", schmolle ich und schließe entspannt bei seinen Küssen die Augen.

"Ja, ich weiß. Ich soll sie lieber machen", höre ich ihn kichern.

"Also heute bist du echt schlimm drauf, Guk. Lass mich in Ruhe mit deinen Gelüsten", meckere ich ihn ein wenig an.

"Okay, ich lass es. Fürs Erste. In zehn Minuten geht es weiter und für den Schadenersatz bezahlst du mit einem Kuss", sagt er und spitzt die Lippen.

Ich verdrehe die Augen und gebe ihm einen kurzen Schmatzer auf die Lippen, was ihn enttäuscht die Augenbrauen zusammenziehen lässt. Ich grinse bei seiner Reaktion und lege meine Hände an seine Wangen, um ihm in diese zu kneifen. Jetzt bin ich noch fröhlicher bei dem Gedanken, dass in den nächsten Jahren kein Balg in unsere gemeinsamen Momente reinplatzen kann.

"Das war nicht genug. Ich will noch einen Kuss!", beschwert er sich und beginnt zu schmollen.

"Was bekomme ich dafür?", frage ich ihn schmunzelnd.

"Ich verstehe die Frage nicht. Du küsst deinen gutaussehenden Mann. Das muss dir genügen", gibt er eingebildet von sich.

"Jetzt will ich dich noch weniger küssen als vorher", antworte ich darauf und wende den Blick ab, indem ich meine Wange auf seine Brust lege.

"Du bist gemein. Erst muss ich das Kinder adoptieren aufgeben und jetzt verweigerst du mir Küsse. Denkst du darüber nach, mich zu verlassen?", jammert Jeongguk los und labert den dümmsten Scheiß zusammen.

"Bist du auf den Kopf gefallen? In den letzten Monaten habe ich wohl deutlich gemacht, dass ich ohne dich nicht kann und das mit dem Adoptieren tut mir auch extrem leid. Ich dachte, dass es genauso wie bei Yuna sein würde. Bei ihr und Jaemin fiel es mir so leicht, sie lieben zu können, aber als ich da in diesem Waisenhaus stand und die ganzen Kinder gesehen habe, habe ich das Kotzen bekommen. Dieses Baby war mir zu viel. Diese kleinen Giftzwerge haben mich aufgeregt und gestresst. Boah, bloß die Erinnerung daran, stresst mich", gebe ich genervt von mir und merke, wie mein Herz beginnt zu rasen.

"Hm, ich glaube, dass ich daran schuld bin. Du hast es echt schwer mit mir. Ich fange mit jedem einen Streit an und bin viel zu impulsiv. Ich habe oder hatte einen Stalker und gebe deiner blöden Cousine immer wieder neue Chancen. Mein Bruder ist ein gestörter Bastard, der nur Chaos veranstaltet und seine Freunde bei uns chillen lässt. Yuna steht an einem Tag auf Mino und wie aus dem Nichts outet sie sich und geht mit Jaemins Ex aus", zuckt er mit den Schultern und fährt mit seinen Fingern durch meine Haare.

"Ja, meine Psyche hat in den letzten Monaten echt gelitten. Du musst auch Bedenken, dass wir uns mit 18 Jahren schon um zwei Babys gekümmert haben. Wir haben einen Teil unserer Jugend für Jaemin und Yuna aufgegeben. Klar, das waren die schönsten Jahre meines Lebens, aber wir waren selbst noch Kinder. Wir sind nicht anders als unsere Eltern, Guk. Wir waren nicht mal ein Jahr zusammen. Wir haben uns kurz davor noch wie die Pest gehasst und uns verprügelt. Das ging alles so schnell und es ist mir zu viel. Zwar habe ich immer ‚Ja' gesagt zum Adoptieren, weil es dich glücklich machen würde. Du bist das Wichtigste in meinem Leben und ich interessiere mich nur für dein Wohlergehen. Das klingt jetzt extrem selbstsüchtig, aber ich möchte dich nicht mehr mit jemanden teilen und die Zeit mit dir genießen... Ach, keine Ahnung. Ich fühle mich irgendwie komisch und wie ein schlechter Mensch", murmle ich und fühle mich etwas befreit, nachdem ich ihm das gesagt habe, was die ganze Zeit auf meinem Herzen lag.

Jeongguk gibt keinen Ton von sich und streicht weiter durch meine Haare, während er meine Worte etwas sacken lässt. Vielleicht habe ich zu viel gesagt und er ist jetzt sauer. Ich fühle mich wirklich schlecht deswegen, aber ich musste es ihm sagen. Als er nach mehreren Minuten immer noch nichts sagt, hebe ich meinen Kopf von seiner Brust und schaue ihm ins Gesicht, worin ich überhaupt nichts lesen kann.

"Erstmal danke, dass du dich getraut hast, so offen mit mir darüber zu sprechen. Hm, ich bin dir ehrlich. Ich bin etwas enttäuscht, weil ich mir das alles schon vorgestellt habe und den Gedanken noch ein Kind bei uns zu haben echt schön finde. Aber du hast recht. Das ging alles viel zu schnell und wir haben wirklich vieles aufgegeben. Einerseits bereue ich es, weil es nicht unsere Aufgabe war, uns um Yuna und Jaemin zu kümmern und deshalb unsere Jugend aufgegeben haben. Anderseits konnten wir Yuna und Jaemin eine schöne Kindheit schenken und haben die lustigsten Erinnerungen, die sich jemand vorstellen kann, in unseren Köpfen gespeichert. Du bist kein schlechter Mensch, wenn du mal an dich selbst denkst oder eher an uns. Ich verstehe dich und wie gesagt, würde ich dich niemals zu etwas zwingen. Vor allem bin ich damit einverstanden, dass ich dich dann mit niemand teilen muss. Dann gehört mein Baby nur mir", sagt er mit einem sanften Lächeln und krault meinen Hinterkopf, um mich zu beruhigen.

Am Ende hinterlässt er einen kleinen Kuss auf meinen Lippen und lächelt mich süß an. Ich sehe ihn stumm an, während in meinen Bauch eine Bombe hochgeht und mir richtig heiß wird. Scheiße, ich weiß, warum ich diesen Kerl immer noch so sehr liebe. Ich habe einfach meinen fucking Traummann geheiratet. Jeongguk ist manchmal wirklich schwierig mit seinen Ausbrüchen, aber er ist so verständnisvoll und lieb. Wie könnte ich ihn nicht lieben?

"Okay, das Touchy-Touchy-Verbot ist aufgehoben. Mach, was du willst mit mir", kommt es nur noch über meine Lippen, während ich meine Hände in seine Haare fahren lasse und mich etwas hochrobbe, um ihn besser küssen zu können.