Kapitel 168

Gestern Abend wollte ich Sunoo überhaupt nicht mehr gehen lassen und habe mir wohl eine halbe Stunde lang die Augen ausgeheult, sodass sie heute Morgen nun ganz rot und angeschwollen sind. Ich sah bestimmt schrecklich dabei aus, aber er hat mir nur die Tränen weggewischt und mir süße Dinge ins Ohr geflüstert. Eigentlich wollte ich meinem Vater direkt erzählen, dass wir wieder zusammen sind, jedoch schlief er schon, als mich Sunoo nach Hause gebracht hat. Darum warte ich nun geduldig in der Küche auf ihn und schreibe Hyungjin, dass ich später bei ihm und Jaemin vorbeikommen werde. Er liest meine Nachricht und geht direkt online, was mich zum Schmollen bringt, jedoch ruft er mich nach wenigen Sekunden an.

"Hallo, Hyungjinie", begrüße ich ihn, nachdem ich dran gegangen bin.

"Hey, sollen Ethan und ich dich abholen?", fragt er mich sofort und zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht.

"Nein, mein Vater fährt mich", lüge ich, weil Sunoo gesagt hat, dass er zu mir kommt, damit wir zusammen zu ihnen gehen.

Irgendwie möchte ich Hyungjin und Ethan damit überraschen, dass er keine Sekunde gezögert hat und zu mir gekommen ist, weil er mich wirklich liebt. Jetzt macht es Sinn, dass er trotz Trennung immer nach meinen Blicken gesucht und mir sein bezauberndes Lächeln geschenkt hat. Es wundert mich, dass er in den letzten drei Jahren kein einziges Mädchen gedatet hat, obwohl sie bei ihm Schlange stehen. Sie sind wenigstens richtige Mädchen, die sich für normale Dinge interessieren und sich auch wie welche benehmen. Die Jungs sagen mir ständig, dass ich mehr Junge als Mädchen bin, was mir nichts ausmacht, aber die Angst, dass Sunoo es irgendwann nervig findet, bleibt.

"Okay, gut. Wie geht es dir? Du sahst nach der Schule ziemlich durch den Wind aus", meint Hyungjin und hört sich etwas besorgt an.

"Mir geht es prima. Ich war bloß etwas müde, nach der ganzen Aufregung wegen Sunoo. Aber es ist echt süß, dass du nachfragst, Teddy. Was habt ihr gestern so gemacht?", gestehe ich ihm und wechsle das Thema, weil ich ihm sonst verrate, dass wir wieder zusammen sind.

"Nichts Besonderes. Ethan und Mino haben mit uns bei Jeongguk gechillt und irgendwann wurde mir langweilig, sodass ich zu Yuna und Yeesul ins Zimmer gegangen bin und mich von ihnen aufstylen lassen habe. Die sind eigentlich ganz nett und ziemlich süß", erzählt Hyungjin monoton.

"Du fühlst dich wohl bei ihnen, hm?", frage ich ihn lächelnd.

"Halt die Klappe", nuschelt er und ich kann mir vorstellen, wie rot er vor Scham wird.

Seit ein paar Wochen merke ich, dass er mit jedem Tag viel offener wird und deutlich mehr lächelt. Dieser traurige Junge, den ich damals jeden Tag durch die Schule schleppen musste, damit er sich nicht zurückgelassen fühlt, ist verschwunden. Ethans Liebe tut ihm gut und holt ihn aus seinem tiefen Loch, in das er über die Jahre hinein gesunken ist. Ich weiß nicht, wie oft er mir gesagt hat, dass er sich einsam fühlte und von mir umarmt werden wollte, wenn wir allein waren. Er musste nur diesen einen Satz aussprechen und ich hatte ihn schon in die Arme geschlossen. Jaemin hat wahrscheinlich noch dunklere Momente mit ihm erlebt, aber darüber will ich gar nicht nachdenken. Ich bin einfach nur glücklich, dass mein Teddy beginnt sein Leben zu lieben.

"Du brauchst dich nicht schämen. Ich freue mich für dich, dass du so eine liebe Familie um dich hast. Das tut dir gut", lache ich und finde es so süß, wie er reagiert.

"Ich sagte, dass du die Klappe halten sollst!", mault er mich an.

Als ich ihn weiter ärgern möchte, klingelt es an der Tür und ich sage Hyungjin, dass er kurz warten soll und lege das Handy auf den Tisch, bevor ich von dem Stuhl aufstehe und in den Flur gehe, um die Haustür zu öffnen. Augenblicklich fange ich an zu lächeln, da Sunoo vor mir steht und das Haus betritt, nachdem ich ihm etwas Platz mache. Er gibt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen und lässt die Schmetterlinge in meinem Bauch fliegen.

"Guten Morgen, Ju. Sind deine Eltern schon wach?", begrüßt er mich und fragt auch gleich nach meinen Eltern.

"Nein, sie schlafen noch. Du musst aber kurz leise sein, weil ich mit Hyungjin telefoniere", antworte ich und ziehe ihn mit mir in die Küche.

Sunoo nickt bloß und setzt sich neben mich an den Esstisch, während ich das Handy wieder in die Hand nehme und den Lautsprecher anschalte, damit er auch etwas hört. Er sieht heute schon wieder toll aus. Zwar hat er nur eine kurze dunkle Hose und ein weißes T-Shirt an, aber ich liebe es.

"Hyungjinie, ich bin wieder da. Es war nur der Postbote", gebe ich ihm Bescheid.

"Ach, hat er dir endlich deinen Sunoo Pappaufsteller gebracht?", witzelt er herum, jedoch werde ich schlagartig rot und sehe meinen Freund an, der seine Hand über seinen Mund legt und versucht sich das Lachen zu verkneifen.

"Ich wünschte, dass ich einen hätte. Dann könnte ich ihn immer anstarren", seufze ich frustriert und bringe diesmal Sunoo zum Erröten.

"Es macht einfach keinen Spaß, dich zu ärgern. Jedes andere Mädchen würde mich jetzt anmeckern, dass das nicht witzig sei, aber du würdest dir sowas wirklich anschaffen!", jammert der Blonde am anderen Ende.

"Krieg dich wieder ein, Großer. Ich würde jetzt mal auflegen. Wir sehen uns später", erwidere ich und möchte mich lieber an den süßen Jungen neben mir wenden.

"Oha, du willst mich loswerden. Na gut, bis später... Bitch", sagt Hyungjin noch und legt nach dem 'Bitch' einfach auf.

Kichernd lege ich das Handy zur Seite und widme mich meinem Freund, der mich mit geröteten Wangen anlächelt. Ich kann immer noch nicht glauben, dass er vor mir sitzt und wir wieder zusammen sind.

"Willst du wirklich noch einen Pappaufsteller von mir? Werden Ace und Levi nicht eifersüchtig?", fragt er mich grinsend und nimmt meine Hand in seine, um einen Kuss auf meinen Handrücken zu hinterlassen.

Meine Nackenhaare stellen sich auf und ein angenehmer Schauer läuft mir über den Rücken. Er verschränkt unsere Finger miteinander und streichelt mit seinem Daumen über meine Haut. Ich liebe es, wie er meine Nähe sucht und mich gleichzeitig nicht bedrängen möchte. Seine ganzen Angewohnheiten haben sich nicht verändert und es beruhigt mich, dass bloß sein Aussehen sich geändert hat.

"Sie würden mir verzeihen, wenn sie diesen heißen Pappaufsteller sehen würden. Wollen wir schon mal los gehen? Wir können auch später mit meinem Vater sprechen, weil er vor elf Uhr nicht aufstehen wird", entgegne ich lachend.

"Mir wäre es lieber, dass wir erst mit Jaemin reden, weil ich keinen Keil zwischen dir und ihm treiben möchte. Ihr seid seit Ewigkeiten Freunde und er hat sich damals bloß Sorgen um dich gemacht. Ich habe gegenüber meinen Schwestern auch einen riesigen Beschützerinstinkt und bin mit manchen Partnern von Nabi überhaupt nicht einverstanden und möchte sie irgendwie vertreiben. Verzieh dein Gesicht nicht. Ich meine es ernst. Das war vor drei Jahren und ich habe schließlich mit dir Schluss gemacht. Ich habe auch schon zu Hyungjin gesagt, dass wir alle in der neunten Klasse kleine Scheißer gewesen sind", sagt er und nimmt Jaemin direkt in den Schutz, nachdem sich mein Gesichtsausdruck automatisch verdunkelt, als er ihn erwähnt.

"Du hast zwar recht, aber ich werde ihn trotzdem schlagen, wenn du mit ihm gesprochen hast", gebe ich nur trotzig von mir.

"Ich werde dich nicht aufhalten, deinen Frust an ihm auszulassen, aber übertreib es nicht", erwidert er etwas besorgt um Jaemin und lässt mich schmollen.

"Warum bin ich mit solchen Arschlöchern befreundet?", frage ich mich selbst und drücke meine Hand gegen meine Wange, um meinen Kopf an dem Tisch abzustützen.

"Du bist auch ein Arschloch. Darum versteht ihr euch so gut", zuckt er mit den Schultern.

Langsam entziehe ich ihm meine Hand und hebe eine Augenbraue an, um ihn abschätzig anzuschauen. Sunoo lacht bei meiner Reaktion und zieht mich am Stuhl näher an sich, damit er seinen Arm um meine Schulter legen und mir einen langen Kuss auf die Wange drücken kann.

"Solltest du nicht eigentlich auf meiner Seite sein?", frage ich ihn und versuche meinen bösen Blick beizubehalten, aber seine Küsschen machen es mir schwer.

"Bin ich doch. Ich liebe es, dass du ein Arschloch sein kannst. Ich mag diese ganzen Mauerblümchen nicht", murmelt er gegen meine Wange und dreht meinen Kopf in seine Richtung, um mir einen richtigen Kuss zu geben.

"Ich hatte schon Angst, dass ich dir nicht Mädchen genug bin", scherze ich und meine es eigentlich ernst, aber das muss er nicht wissen.

"Was heißt das denn bitte? Mädchen genug... Du bist auf deiner eigenen Weise perfekt und brauchst dir keine Gedanken darüber zu machen, was ich denke oder was andere denken", gibt er völlig irritiert zurück.

"Sunoo. Hör mal auf, meinen Traumprinzen zu spielen. Ich kriege davon Aggressionen, weil ich mit meiner Freude nicht umgehen kann. Wir gehen jetzt los, sonst raste ich noch aus und erschlage dich mit einer Glaskaraffe", rufe ich und springe von dem Stuhl, um zu verschwinden.

"Ich liebe es, wie du immer ausrastest, anstatt wie Eis zu schmelzen, wenn ich dir ein Kompliment mache", lacht er und steht ebenfalls auf.

Er schlingt seine Arme von hinten um meinen Bauch und bringt mein Inneres zum Explodieren, da er mich fest an sich drückt und seinen Kopf auf meine Schulter legt, während er vor sich hin kichert. Ich schlage mir die Hände vors Gesicht und spüre die Hitze in meinen Kopf steigen. Ich sterbe, ich sterbe wirklich.

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Nicht nur Juhee stirbt, sondern ich auch. ICH HABE SO VIELE IDEEN FÜR VERSCHIEDENE GESCHICHTEN UND KÖNNTE LOSHEULEN, WEIL ICH NICHT WEIß, WO ICH ALS ERSTES ANFANGEN SOLL.
Ich brauch so zehn Versionen von mir, die sich jeweils auf eine Geschichte konzentrieren können.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, was ein Chaos in meinem Kopf herrscht, weil mein Gehirn sich jede Stunde denkt: "JUNGE, HALT DICH FEST. ICH HABE DIE IDEE!"

Ich heul 🥲

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