Kapitel 166

Juhees Sicht:

Verträumt liege ich in meinem Bett und stalke Sunoos Instagram Account. Auf jedem Bild sieht er einfach nur atemberaubend aus. Ich würde für sein Lächeln töten, weil es so wunderschön ist und mein Herz zum Höherschlagen bringt. Die Fotos, die er von sich reingestellt hat, sind von Familienausflügen und dementsprechend befinden sich seine Schwestern und seine Eltern ebenfalls auf diesen. Ich habe seine Schwestern vom ganzen Herzen geliebt. Vor allem seine kleine sechsjährige Schwester Eun ist purer Zucker. Als wir vor drei Jahren zusammen waren, wich sie nie von unserer Seite und weinte jedes Mal, wenn ich nach Hause musste. Ich hätte sie auffressen können. Seine andere Schwester heißt Nabi und wenn ich mich nicht täusche, dann ist sie nun 21 Jahre alt und wenn ich sage, dass diese Frau ein Gemälde ist, dann meine ich das auch. Während Sunoo und Eun die schwarzen Haare von ihrem Vater haben, hat Nabi die dicken goldbraunen Haare ihrer Mutter geerbt. Sie ist wie ihre Mutter einfach eine Schönheit und Eun wird genauso schön wie sie werden.

Von Sunoo brauchen wir gar nicht sprechen, da er mich mit seinem Aussehen zum Schmelzen bringt. Es ist schon so schlimm, dass ich weiche Knie bekomme, wenn er bloß an mir vorbeiläuft. Sein Charakter ist Gold wert und das kann er der guten Erziehung seiner Eltern und seiner großen Schwester verdanken, weil er dadurch ganz genau weiß, wie man Menschen richtig behandelt. Obwohl er mein Ex-Freund ist, hielt er mir schon mehrmals die Tür auf und schenkte mir ein Lächeln, wenn er mich von Weitem auf ihn zukommen sah. Man kann sich wohl denken, warum ich immer noch so verschossen in ihn bin.

Plötzlich wird meine Zimmertür geöffnet und ich hebe meinen Kopf, um meinen Vater mit einer Chipstüte in der Hand im Türrahmen zu sehen. Er lächelt mich an und kommt, ohne auf eine Antwort zu warten, in mein Zimmer, dabei schließt er die Tür hinter sich und schmeißt sich dann zu mir aufs Bett.

"Guten Tag, junger Herr", begrüße ich ihn grinsend und halte ihm meine Faust hin.

"Guten Tag, junges Fräulein. Wie war die Schule?", sagt er und drückt leicht seine Faust gegen meine, bevor er die Chipstüte öffnet und beginnt zu essen.

"Ach, so wie immer eigentlich. Nur waren Jaemin und Mino nicht da", antworte ich und lasse das Thema "Sunoo" lieber aus.

Mein Vater hasst ihn dafür, dass er damals mit mir schlussgemacht hat, weil ich wochenlang deswegen geweint habe. Natürlich habe ich ihm nicht erzählt, dass Jaemin und Hyungjin dran schuld sind, da er die Beiden sonst verprügelt hätte. Er nickt auf meine Antwort nur und saugt die Chips beinahe auf, da meine Mutter ihn sonst anschreit, wenn sie sieht, dass er vor dem Abendessen etwas isst. Unauffällig schaue ich mir weiterhin Sunoos Bilder an und kann es einfach nicht lassen.

"Ich fühle mich immer schlecht, wenn ich in deinem Zimmer esse und Levi mich mit diesem verurteilenden Blick anstarrt", murmelt Appa und starrt den Levi Pappaufsteller in der Ecke neben der Tür an.

"Dann solltest du endlich mal aufhören, heimlich zu naschen", meine ich und lache etwas, als er bloß mit dem Kopf schüttelt und demonstrativ sich eine Hand voll Chips in den Mund steckt.

Ich lege mein Handy weg und stehe vom Bett auf, um mir ein Buch aus meinem Regal zu holen. Appa kauft mir jeden Monat gefühlt zwanzig Bücher, damit ich ihm dann erzählen kann, um was es darin geht. Er holt mir sogar meine geliebten BL Mangas und Bücher, wenn er sie sieht.

"Wie findest du eigentlich die neuen Bücher, die ich dir geholt habe?", fragt er mich interessiert und setzt sich auf, als ich genau eins davon aus dem Regal hole.

"Das erste und zweite Buch sind wunderschön. Aber hast du dir eigentlich die Triggerwarnung ganz hinten mal angeschaut? Ich habe an manchen Stellen so geheult und bin ausgerastet, weil der eine Kerl, den ich von Anfang an gehasst habe, ein beschissener Homophob ist. So ein Dreckskerl!", packt mich sofort wieder dieses Gefühl der Wut, das ich beim Lesen gefühlt habe und könnte dieses dumme Buch an eine Wand werfen.

"Tatsächlich habe ich das nicht. Ich fand die Covers und die Buchbeschreibungen hinten nur cool. So schlimm?", kratzt er sich mit seiner sauberen Hand den Hinterkopf und sieht mich entschuldigend an.

"Richtig schlimm! Mobbing, Selbstverletzung, Depressionen, Drogenmissbrauch, Homophobie, Verkehrsunfälle, Todesfall in der Familie. Soll ich weitermachen? Das war eine Achterbahn der Gefühle und ich muss das dritte Buch immer noch lesen!", zähle ich auf und setze mich im Schneidersitz vor meinen Vater, der geschockt seine Augen weitet.

"Mein Gott, was habe ich dir für eine Buchreihe ausgesucht? Erzähl das deiner Mutter bloß nicht", flüstert er und presst seinen Zeigefinger auf seinen Mund.

"Es ist zwar ziemlich nervenaufreibend die Bücher zu lesen, aber sie sind so schön. Wirklich, Appa. Die Liebe zwischen den Protagonisten ist wundervoll. Die Autorin beschreibt das alles so... Ich weiß auch nicht. Als Leser bekommt man selbst Schmetterlinge im Bauch", lächle ich und presse das Buch an meine Brust.

Appa beginnt auch zu lächeln, als er meine Reaktion sieht und lehnt sich entspannt zurück, da mir die Bücher unter all den Triggerwarnungen doch gefallen. Nur mit ihm kann ich über meine Liebe zu Büchern, Liebesgeschichten, Animes und Mangas so deutlich offenbaren, ohne merkwürdige und verstörende Blicke zu ernten. Ich liebe Jaemin, Ethan, Mino und Hyungjin, aber mein Vater ist mein aller bester Freund. Sogar meine Mutter findet meine Liebe zu all diesen Dingen komisch und sagt mir ständig, dass ich einen Gang zurückschalten soll. Appa nimmt mich jedes Mal in den Schutz und meckert sie an, dass sie sich um ihre eigenen Dinge kümmern soll. Danach geht er mit mir noch mehr Anime Merch kaufen, um sie zu provozieren.

"Mich freut es, dass sie dir gefallen. Wenn du mit ihnen fertig bist, kannst du mir dann genau erzählen, was in den Büchern alles passiert ist, okay?", gibt er liebevoll von sich und treibt mir die Tränen in die Augen.

"Ich habe dich lieb, Appa. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde", sage ich ihm und krabble auf ihn zu, um ihn zu umarmen.

Er setzt sich sofort auf und nimmt mich fest in den Arm, wobei mir dann doch einzelne Tränen über die Wangen laufen. Mein Vater hatte, als ich in der Grundschule war, einen schweren Unfall und lag für mehrere Monate im Koma. Darum habe ich ihn auch gefragt, ob er sich die Triggerwarnungen durchgelesen hat, sonst hätte er sie nicht mitgenommen. Ich bin jeden Tag, wenn ich ihn vor mir stehen sehe, unglaublich dankbar, dass er noch bei mir ist.

"Ich habe dich auch lieb, mein Herz. Du brauchst dir keine Sorgen darüber machen, was du ohne mich tun würdest. Ich werde dich nicht verlassen, bevor ich dich nicht zum Altar begleitet habe. Also nie", küsst er meine Wange und drückt mich an sich, wobei er mich mit der letzten Aussage zum Lachen bringt.

"Mir wäre es lieber, wenn du für immer leben würdest. Keiner versteht mich so gut wie du", murmle ich und lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab.

"Juhee, du wirst irgendwann jemanden finden, der dich genauso gut versteht und liebt wie ich. Natürlich werde ich dich immer mehr lieben als irgendein anderer Kerl, aber du wirst den Richtigen finden", meint Appa ruhig und streicht mir über den Rücken.

"Der Richtige ist schon seit drei Jahren weg", erwidere ich traurig.

"Ach, der kann mir gestohlen bleiben. Dieser Idiot weiß gar nicht, was für ein großartiges Mädchen er verlassen hat und ich habe ihn auch noch gemocht", zischt er wütend und knuddelt mich durch.

"Nenn ihn nicht Idiot-... Erwartet Mama Besuch?", möchte ich ihn schon zurechtweisen, aber plötzlich klingelt es an der Haustür und lässt mich verwirrt die Stirn runzeln.

"Nein, eigentlich nicht", antwortet Appa genauso verwirrt.

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Backe, backe Kuchen,
der Bäcker hat gerufen.
Wer will guten Kuchen backen,
der muss haben sieben Sachen,
Eier und Schmalz,Zucker und Salz,Milch und Mehl,
Safran macht den Kuchen gehl!
Schieb, schieb in'n Ofen 'nein.

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