Kapitel 14

Neun Jahre später:

Morgens laufe ich müde die Treppen runter und sehe Taehyung und Jeongguk mit Yuna im Flur stehen, da sie uns zur Schule fahren werden. Sie wechseln sich immer mit Appa und Jonghyun ab. Appa und Eomma kommen dann ebenfalls aus der Küche und gesellen sich zu den anderen.

"Was macht ihr schon alle hier?", grummle ich und stelle mich neben Yuna, die mich so wie immer mit ihrer positiven Art anstrahlt.

"Dir auch einen guten Morgen, mein zweiter Miesepeter", wünscht mir meine Mutter fröhlich und streichelt mir über die Wange.

Appa legt einen Arm um meine Schulter und kneift mit seiner anderen Hand in meine Wange. Genervt versuche ich ihn von mir wegzuschieben, aber er bewegt sich keinen Zentimeter weg. Jeongguk sieht uns alle angepisst an und will genauso wie ich weiter schlafen, was ich vollkommen verstehe. Taehyung schmeißt ihn ja schon um sechs Uhr aus dem Bett, weil er eine gefühlte Ewigkeit braucht um sich überhaupt die Zähne zu putzen.

"Können wir jetzt gehen? Ich hatte vor im Auto noch ein bisschen zu schlafen", fragt mein Bruder ungeduldig und verschränkt die Arme vor der Brust.

"Wollt ihr nicht noch etwas frühstücken?", meint Eomma stirnrunzelnd.

"Wir müssen leider etwas früher in der Schule sein, Halmeoni. Tut uns leid", sagt Yuna und lächelt Eomma liebevoll an.

Sofort fällt mir ein, dass morgen dieses beschissene Schulfest stattfindet. Dafür müssen alle Klassen irgendwas vorbereiten und meine Klasse wollte unbedingt ein "Date-Stand" machen. Das bedeutet, dass wir so ein Gewinnspiel aufstellen werden, bei dem die Spieler Lose ziehen müssen und wenn auf einem Los das Wort "Date" steht, dann darf der Gewinner entscheiden, mit wem aus unserer Klasse er den Tag verbringen möchte.

Alleine schon daran zu denken mit irgendeinem Nerd den Tag zu verbringen, bereitet mir schlechte Laune. Ich stöhne genervt auf und reibe mir mein Nasenbein. Ich habe überhaupt keine Lust drauf.

"Na gut. Dann wünsche euch allen einen schönen Tag", grinst meine Mutter uns an, obwohl man ihr anmerkt, dass sie etwas enttäuscht ist.

Jeongguk bemerkt es wohl auch und geht zu Eomma rüber, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben. Ich tue es ihm gleich, aber küsse ihr auf die Wange. Augenblicklich fängt sie an zu strahlen und gibt uns beiden jeweils einen Kuss auf die Wange.

"Meine beiden Söhne sind so gut aussehend! Ihr könnt jetzt gehen", quiekt sie herum und klatscht erfreut in ihre Hände.

"Die sehen auch gleich aus. Nur das Jaemin ein paar Zentimeter größer ist", meint Appa und schlägt auf meinen und Jeongguks Rücken.

Unauffällig verdrehe ich die Augen und sehe im Augenwinkel, dass Jeongguk auch seine Augen verdreht. Manchmal ist es gruselig, wie ähnlich wir uns sein können und das nicht nur wegen unserem Aussehen. Anschließend verlassen wir das Haus und steigen in Taehyungs schwarzen Jeep, der vor unserem Haus geparkt ist, während Eomma und Appa uns aufgeregt hinter her winken.

"Waren sie schon immer so peinlich?", murmle ich zu mir selbst und schnalle mich an.

"Das nennst du peinlich? Jaemin, du weißt ja gar nicht, wie peinlich sie wirklich sein können", meint Taehyung lachend und schüttelt den Kopf.

"Das ist wirklich noch nichts gewesen. Du hättest sie mal sehen müssen, als Eomma festgestellt hat, dass wir uns verlobt haben. Die beiden sind über den Zaun von Taehyungs Eltern gesprungen und haben bei denen sturm geklingelt. Danach sind Appa und Jonghyun mit Megafonen durch die Stadt gefahren und haben geschrien, dass ihre Söhne heiraten werden. Ihr Traum ist in Erfüllung gegangen", fügt Jeongguk hinzu und sorgt dafür, dass mir der Mund aufklappt.

"Laber nicht! Wirklich?", rufe ich und beginne zu lachen, als ich Jeongguks beschämtes Gesicht sehe.

Yuna neben mir fängt ebenfalls an zu lachen und hält sich den Bauch, weil die Vorstellung einfach zu witzig ist. So wie ich meinen Bruder kenne, ist er komplett ausgerastet und hätte unseren Vater und seinen Schwiegervater am liebsten umgebracht.

"Ich hätte das gerne gesehen, Appa", meint Yuna grinsend und schlingt die Arme von hinten um Jeongguks Hals.

"Das war an deinem Geburtstag, mein Schatz. Du bist vor Freude aus deiner Mutter entsprungen", erwidert er schulterzuckend und vergisst, dass Yuna nicht gut auf ihre Mutter anzusprechen.

"Was für eine Mutter? Ich habe keine Mutter, sondern zwei liebevolle Väter", gibt sie kalt von sich und lächelt in der nächsten Sekunde wieder.

Jeongguk reißt seine Augen auf und ich sehe, dass Taehyung sich anspannt. Mit großen Augen schaue ich Yuna an, da zum ersten Mal nach all den Jahren ihre Mutter überhäupt angesprochen wurde. Das ist ein komplettes Tabu Thema in unserer Familie geworden, weil es einfach nur traurig und grausam gewesen ist. Sora hat Yuna einfach an Taes und Guks Hochzeit verlassen und ist nie wieder zurück gekommen.

"Das kannst du doch nicht sagen, Süße. Sora ist immer noch deine Mutter", sagt Taehyung ihr im sanften Ton.

"Sie ist nicht mehr meine Mutter, seit dem sie sich entschieden hat mich zu verlassen. Eine richtige Mutter würde ihr Kind niemals zurücklassen und ihre bescheuerten Briefe, die sie mir immer schickt, kann sie sich in ihren verdammten Arsch stecken. Ich will mit dieser Frau nichts zu tun haben. Sie ist nur dafür verantwortlich, dass ich nun auf dieser Welt bin. Doch ihr beide habt mich zu der Person gemacht, die ich heute bin!", entgegnet sie verbittert und steigt ruckartig aus, als Taehyung vor dem Schultor anhält.

"Yuna!", ruft Jeongguk besorgt und möchte ihr direkt folgen, aber ich lege ihm eine Hand auf die Schulter und bringe ihn dazu mich anzuschauen.

"Lass sie. Du kannst nach der Schule in Ruhe mit ihr reden", entgegne ich und sehe in sein verzweifeltes Gesicht.

"Pass bitte auf sie auf", bittet er mich und in seinen Augen bilden sich Tränen.

"Was denn sonst, Guk? Sie ist meine Nichte. Mach dir keine Sorgen", grinse ich und steige ebenfalls aus, um sie noch einholen zu können.

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