Kapitel 96
Mit dem Nerven am Ende zerknülle ich das vollgeschriebene Blatt in meiner Hand und schmeiße es mit einem frustrierten Schrei auf den Boden. Mathe ist so ein behindertes Fach. Man versteht einfach gar nichts mehr, wenn man gefühlt hundert Jahre diese ganzen Aufgaben nicht gemacht hat. Ich kann nicht mal Taehyung fragen, da er noch dümmer als ein Toastbrot in Mathe ist.
Konzentriert sitzt er neben mir auf dem Bett und versucht diese Aufgaben zu lösen. Desto länger ich ihn beobachte, desto irritierter wird sein Blick und er fängt an die ganze Zeit auf seinem Blatt zu radieren. Ich sag doch, der ist dümmer als ein Toastbrot.
"Jeonggukie? Ist das richtig?", fragt er mich und reicht mir sein Blatt.
Seufzend nehme ich das Blatt entgegen und mein Blick verändert sich schlagartig, als ich sehe, dass er versucht hat eine Gleichung mit Sinus auszurechnen. Entgeistert schaue ich ihm in sein hoffnungsvolles Gesicht und würde ihm am liebsten gegen den Kopf hauen, damit seine Gehirnzellen mal wach werden.
"Du bist ein Dummkopf! Wenn du einen scheiß Winkel ausrechnen willst, kannst du Sinus benutzen! Das ist eine verdammte Gleichung, Tae!", sage ich genervt und gebe ihm sein Blick zurück.
"Weißt du was? Fuck it! Der Typ kann mich mal. Ich mach nichts mehr", ruft Taehyung angepisst und zerreißt das Blatt in zwei Teile.
Schweigend sitzen wir jetzt auf meinen Bett und schauen grimmig durch mein ganzes Zimmer: Warum geben uns Lehrer überhaupt Hausaufgaben, wenn wir das nicht mal in der Schule checken? Wollen die uns Leiden sehen oder was? Damals wurden Hausaufgaben als Strafe für schlechtes Benehmen in der Schule eingeführt. Warum wird das heutzutage als Lernmethode missbraucht? Das bringt doch nichts!
"Jeongguk! Lass uns mal raus gehen", kommt es irgendwann aus Taehyung.
Kurz schaue ich nach Draußen und runzle die Stirn. Es regnet. Wieso will er ausgerechnet jetzt raus gehen?
"Ich weiß ja nicht, ob du keine Augen im Kopf hast, aber es regnet. Was willst du draußen machen?", erwidere ich und hebe eine Augenbraue an.
Mein Freund verdreht bei meinen Worten die Augen und steigt aus meinem Bett. Ich bleibe auf meinem Bett sitzen und schaue ihm dabei zu, wie er sich an meinem Kleiderschrank bedient und zwei schwarze Pullover heraus holt. Den einen wirft er mir ins Gesicht und den anderen zieht er sich über.
"Los, beweg' deinen süßen Arsch", fordert er mich auf und klatscht in die Hände.
Da es keinen Sinn hat, mit ihm zu diskutieren, stehe ich ihm zu Liebe auf und ziehe den Pulli auch an. Tae greift dann fröhlich nach meiner Hand und verschränkt sie mit seiner. Natürlich sieht er dabei so süß wie noch nie aus und lächelt mich lieb an.
Verflucht sei dein Aussehen und dein Charakter, Kim Taehyung. Mein Herz macht ein Wettrennen gegen Sonic und Flash gleichzeitig, wenn ich dich sehe.
Wir verlassen dann schleichend mein Zimmer und laufen anschließend ganz schnell die Treppen runter, damit die Chance geringer wird, dass mein Vater uns erwischt. Wir ziehen unsere Schuhe schnell an und ich schnappe mir noch schnell meinen Hausschlüssel auf der Kommode, die im Flur steht, bevor Taehyung mich aus dem Haus zerrt und die Tür hinter uns schließt.
Sofort prasselt der Regen auf uns ein und abrupt wird mir kalt. Ich drücke meinen Körper an den von Taehyung, der einen Arm um meine Taille schlingt und mich in Richtung Wald führt. In mir macht sich direkt ein kleines Glücksgefühl breit, da wir nach langer Zeit wieder in diesen Wald gehen. Unsere Väter und wir haben damals ein kleines Häuschen dort erbaut, in dem Tae und ich früher immer zusammen gespielt hatten. Naja, bis wir uns zerstritten haben. Ich bin dann immer alleine dort hin gegangen, wenn ich traurig gewesen bin und meine Ruhe haben wollte. Doch in den letzten Jahren war ich dann gar nicht mehr da gewesen.
"Was willst du eigentlich in dem Häuschen machen?", frage ich ihn nach mehreren Minuten des Schweigens.
"Wirst du dann sehen", beantwortet er meine Frage grinsend.
Unzufrieden mit dieser Antwort runzle ich die Stirn und blase meine Wangen auf. Tae fängt an zu lachen und beißt mir die Wange, was mich erschrocken weg zucken lässt. Mit großen Augen sehe ich ihn an und bekomme auch noch einen Kuss auf die Lippen gedrückt.
"Du siehst gerade wie ein verschreckter Hase aus. Ich hab dich doch nur gebissen", lacht Taehyung amüsiert.
"Nur gebissen? Du wolltest mich gerade lebendig auffressen", überdramatisiere ich und öffne meinen Mund vor Entsetzen.
Aber ich schließe meinen Mund sofort, als ein paar Regen tropfen sich ihren Weg in meinem Mund bannen. Angeekelt verziehe ich die Miene und sorge dafür, dass Tae noch mehr lacht. Ich bin wohl seine persönliche Witzfigur, so oft wie der lacht.
Nach paar Minuten kommen wir endlich am Wald an und sehen unser kleines Häuschen vom Weiten. Erfreut reiße ich mich von Taehyung los und renne auf das Haus zu. Ein Glück steht es noch unbeschadet da und sieht in Topform aus. Tae folgt mir mit schnellen Schritten und holt einen Schlüssel hervor, als er neben mir steht. Er schließt die Tür auf und öffnet sie anschließend. Er lässt mich zuerst eintreten, was ich ungeduldig tue. Mein Blick fällt als erstes auf die kleine Couch mitten im Raum, die etwas mitgenommen ausschaut. Aufgeregt drehe ich mich zu Taehyung um, der die Tür hinter uns geschlossen hat und mich breit anlächelt.
"Weißt du noch, als wir sauer auf unsere Eltern gewesen sind und wir deswegen beschlossen haben, hier zu übernachten?", frage ich ihn belustigt.
"Natürlich, du hast den MP3 Player deines Vaters mitgenommen, damit wir dann Märchen zum Einschlafen anhören konnten. Ich spüre die Schläge auf dem Hinterkopf immer noch", entgegnet er lachend.
Ich nicke zustimmend und kichere vor mich hin. Diese Nacht war echt schön. Tae und ich haben so viel zusammen gelacht und sehr viel miteinander gekuschelt. Plötzlich fällt mir eine Sache ein, die ich schon lange vergessen hatte. Zielstrebig laufe ich wieder zur Tür und öffne sie langsam, um dann wieder nach Draußen zu gehen. Ich laufe einmal kurz um das Haus und bleibe vor einem kleinen Schild stehen, welches an die Hausfassade genagelt wurde.
Meine Lächeln wird noch größer und ich streichle über die schiefen Buchstaben.
Taehyung & Jeongguk
für immer ♥
"Oh mein Gott, das ist so süß", sage ich und spüre im gleichen Moment, wie Taehyung seine Arme von hinten um mich schlingt.
"Wer hätte wohl gedacht, dass wir tatsächlich recht haben würden. Ich lasse dich nie wieder gehen", flüstert Tae in mein Ohr und hinterlässt danach einen Kuss auf meinem Hals.
"Das ist so schnulzig, Tae", schmunzle ich und sehe ihn von der Seite an.
"Einmal im Leben darf ich schnulzig sein, Jeon Jeongguk! Oder sollte ich sagen Kim Jeongguk sagen?", sagt er angekratzt.
"Ne, ganz sicher nicht. Wenn schon Jeon Taehyung", verneine ich schlagartig und sehe ihn giftig an.
"Das hört sich voll beschissen an! Jeon Taehyung. Geh mal kacken! Wir nehmen meinen Nachnamen!", ruft er empört.
"Wer sagt, dass ich dich überhaupt heiraten möchte? Oder dass wir für immer zusammen bleiben werden", frage ich mit zusammengekniffenen Augen.
"Ich sag das, du heiratest niemand anderen als mich. Du gehörst mir, Kim Jeongguk", gibt er ernst zurück und nimmt mein Gesicht in seine Hände, um mich zu küssen.
"Jeon Jeongguk!", presse ich zwischen zwei Küssen heraus und versuche ihn von mir weg zu drücken, doch dieser Spast lässt natürlich nicht locker.
Ich sag es euch diese Diskussion ist noch lange nicht vorbei! Ich werde meinen Nachnamen auf alle Fälle behalten.
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