Kapitel 174

Tatsächlich wurde ich dann um halb Acht entlassen und durfte endlich mit Tae nach Hause gehen. Nun sitzen wir um Mitternacht in unserem Wohnzimmer und schauen unsicher auf unsere Handys, die vor uns auf dem Tisch liegen.

"Okay, wie zum Teufel sollen wir ihnen erklären, dass du abgeschoben wirst und wir übermorgen schon zurück nach Hause fliegen?", fragt mich Taehyung und stützt seine Ellbogen auf seinen Knien ab. 

"Ich weiß nicht. Wir sollten ihnen einfach erklären, was passiert ist. Sie werden so oder so ausrasten, wenn sie herausfinden, dass ich verhaftet wurde", antworte ich leise und starre gedankenverloren auf den Couchtisch, dabei streichle ich sanft über meinen schmerzenden Arm. 

"Tut sehr weh?", möchte er wissen und nimmt meine Hand in seine, um einen leichten Kuss auf meinen Handrücken zu hinterlassen. 

"Es brennt nur unangenehm und zieht etwas", murre ich und sehe den Verband missbillig an. 

Das hätte ich mir auch sparen können. Ich weiß nicht mal, was in meinem Kopf abgegangen ist, als ich mir den Arm zerkratzt habe. Ich habe sowas noch nie gemacht und werde das auch nie wieder, weil das echt weh tut. Ich hebe meinen Blick und sehe, dass mich Tae still mustert. 

"Warum schaust du mich so an?", frage ich ihn und er beginnt zu lächeln. 

"Du siehst gerade so süß aus. Ich kann einfach nicht anders, als dich anzustarren", sagt er und kneift mir in die Wange. 

Ich halte lächelnd seine Hand fest und verschränke sie mit meiner. Taehyung sieht mich beeindruckt an und bringt mich dadurch zum Lachen. Ich liebe meinen Vollidioten. Danach umarmt er mich fest und küsst meine Stirn. 

"Wollten wir nicht unsere Familie anrufen?", murmle ich gegen seine Schulter und lasse mich von ihm zerdrücken. 

Nach diesem scheiß Tag fühlt es sich einfach nur gut an, umarmt zu werden. In mir war es noch nie so ruhig und ich finde es irgendwie gruselig. Sonst geht mir immer irgendwas durch den Kopf, aber jetzt ist einfach nichts in meinem Kopf. Ich sehe einfach nur Taehyung und durch ihn bin ich einfach nur glücklich. 

"Okay, ich rufe sie jetzt an. Soll ich reden oder du?", meint er und löst sich etwas von mir, um mir ins Gesicht zu sehen. 

"Kannst du mit ihnen reden? Ich will nicht noch mehr Geschrei hören", antworte ich auf seine Frage und kuschle mich wieder an ihn. 

Taehyung nickt und fährt sanft mit seiner Hand über meinen Rücken. Er nimmt sein Handy vom Tisch und wählt dann die Nummer von meiner Mutter, weil er ganz genau weiß, dass seine Mutter komplett ausrasten würde, wenn sie davon erfährt. 

Nach einigen Sekunden geht sie auch schon dran und ich höre, wie sie Taehyung fröhlich begrüßt und ihn fragt, wie es uns geht. Ich schlinge meine Arme enger um Taes Oberkörper und in meinen Augen bilden sich schon wieder Tränen. Sie wird bestimmt total enttäuscht sein. 

"Nuri Noona, ich muss dir etwas sagen. Aber bitte raste nicht aus oder fange an zu schreien, bevor ich nicht zu Ende gesprochen habe", ignoriert er ihre Frage und beißt sich nervös auf seine Lippen. 

"Du machst mir Angst, Taehyung. Aber ich verspreche dir, dass ich nicht ausrasten werde", erwidert sie beunruhigt. 

Taehyung sieht mich kurz an und lächelt mich liebevoll an, als er bemerkt, dass ich kurz vorm Weinen war und streicht sanft über meine Wange. Dann räuspert er sich und schaut an die Decke, um sich wohl zu sammeln. 

"Jeongguk und ich werden übermorgen wieder zurück nach Hause kommen, weil Jeongguk keine Rechte mehr hat, sich in Amerika aufzuhalten", teilt er ihr mit und schluckt hart, als sie schockiert die Luft einzieht. 

"W-Was? Wieso? Was ist passiert?", fragt sie besorgt nach. 

"Du weißt doch, dass er in der Kinderstation in einer Psychiatrie gearbeitet hat und die Betreuer haben die Kinder schlecht behandelt und misshandelt. Jeongguk wusste das und hat ständig versucht den Kindern zu helfen, bis es heute zwischen ihm und seinen Vorgesetzten eskaliert ist. Die Leiterin hat ein kleines Mädchen geschlagen und das hat Jeongguk zum Ausrasten gebracht, sodass er sie angegriffen und dabei eine Massenschlägerei ausgelöst hat, weil die Kinder Jeongguk helfen wollten. Die Organisation hat deswegen den Vertrag mit Jeongguk aufgelöst und er muss jetzt zurück nach Hause", erzählt er ihr und lässt mehrere Sachen aus, wofür ich ihm wirklich dankbar bin. 

"Ach, du Scheiße! Geht es meinen Baby gut? Das ist ja schrecklich! Wieso muss er denn immer sowas erleben, verdammte Kacke!? Und ich bin einfach nie da, um für ihn da zu sein!", ruft Eomma erschüttert und bringt meine Tränen zum Laufen, als ich sie schluchzen höre.

Schniefend nehme ich Taehyung das Handy aus deiner Hand und versuche nicht schon wieder in Tränen auszubrechen. Meine arme Mutter macht sich jetzt auch noch Vorwürfe, weil ich einfach nur ein dummer Vollidiot bin. 

"Eomma, hör bitte auf zu weinen. Ich bin einfach nur froh, dass diese Penner die Kinder nicht mehr quälen können und ich endlich wieder zurück nach Hause kann. Ich habe euch viel zu sehr vermisst", sage ich ihr und lächle Tae an, der ebenfalls Tränen in den Augen hat und sie versucht wegzublinzeln. 

"Ich weine doch gar nicht, du Idiot. Wie kommst du darauf? Geht es dir wenigstens gut, mein Baby?", fängt sie an zu lügen und lacht leise. 

"Mir geht jetzt wieder gut, nachdem ich deine Stimme gehört habe", entgegne ich und lache los, als ich Taehyungs entgeisterten Blick sehe. 

"Du bist so ein Depp. Ich werde mich so freuen, wenn ich dich wieder umarmen kann. Kommt schnell hier an. Wir vermissen euch alle", kichert sie und im Hintergrund höre ich auch schon so meinen kleinen Furz schreien. 

"Bist du nicht sauer auf mich?", frage ich sie und spiele mit dem Stoff von Taehyungs Jogginghose.

"Worauf sollte ich sauer sein? Ich hätte dieser Frau selbst eine rein gehauen, wenn ich dort gewesen wäre. Mach dir keine Vorwürfe, mein Kind. Du hast etwas Gutes getan und konntest nicht wissen, dass die Kinder dann durch drehen", meint sie und beruhigt mich dadurch echt sehr.

__________

Beste Mama diese Nuri.  

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top