Kapitel 167
Am späten Nachmittag betrete ich unsere Wohnung und muss bedauerlicherweise feststellen, dass Taehyung mal wieder nicht hier ist. Seufzend gehe ich ins Wohnzimmer und setze mich auf die Couch. Mein Kopf brummt und schmerzt so sehr, da ich mir schon seit Tagen den Kopf zerbreche, weil es mir keine Ruhe lässt, nicht zu wissen, weshalb diese vier Kinder nicht reden. Heute habe ich mir, in meiner Pause, ihre Akten angeschaut und darin steht, dass sie am Anfang noch geredet hätten, aber nach wenigen Wochen einfach aufgehört haben.
Ich habe schon eine böse Vermutung, dass es etwas mit Jonathan und Frau Park zu tun hat. Jedoch habe ich überhaupt keine Beweise, um das Bestätigen zu können und die Kinder werden mir das ganz sicher nicht erzählen. Zwar klammern sich Kian und Elisa förmlich an mich und suchen nach meiner Nähe, wenn Jonathan oder Frau Park im selben Raum sind, aber aus den Beiden kann ich schlecht etwas raus bekommen.
Mit Taehyung kann ich auch schlecht darüber reden, weil er jeden Tag davon schwärmt, wie toll es einfach in seinem Praktikum ist und er unbedingt in Korea eine Ausbildung nach dem Jahr machen möchte. Dann will ich ihm nicht die Ohren voll heulen, dass ich mich unwohl in meinem eigenen Praktikum fühle und befürchte, dass die Kinder dort misshandelt werden.
Yon benimmt sich auch irgendwie merkwürdiger als am Anfang und wirkt wie eine leblose Puppe. Taemin macht sich sicherlich Sorgen um sie, da er nie von ihrer Seite weicht. Ich glaube, er mag sie sehr, sehr gerne. Ich habe schon versucht mit ihr zu sprechen. Nur bekomme ich einfach nur einen leeren Gesichtsausdruck als Antwort oder sie haut mit Taemin ab. Es ist scheiße, dass ich nur bis 17 Uhr dort arbeite, da ich danach überhaupt nicht weiß, was mit den Vieren passiert oder ob sie meinen neuen Stundenplan eigentlich einhalten. Eigentlich dürfen die Kinder nun bis 20 Uhr im Aufenthaltsraum sein, doch ob das wirklich verändert wurde, weiß ich nicht.
Taehyung arbeitet noch länger als ich und kommt erst um 21 Uhr nach Hause, sodass wir kaum Zeit miteinander haben. So habe ich mir dieses Auslandsjahr überhaupt nicht vorgestellt und möchte nach Hause. Durch die Zeitverschiebung kann ich nicht mal meine Familie oder Freunde anrufen. Ich fühle mich einfach nur einsam.
Vilelleicht ist jemand von den Jungs wach? Ohne große Erwartungen schreibe ich 'Hey, Hoes' in die Gruppe und starre gefühlte fünf Minuten auf mein Handy, um bedauerlicherweise festzustellen, dass mir niemand antworten wird. Etwas traurig lege ich mein Handy wieder weg.
"Es war ein riesiger Fehler hier her gekommen zu sein", murmle ich zu mir selbst und ziehe meine Beine an meinen Oberkörper.
Auf einmal fängt mein Handy an zu klingeln und ich erschrecke mich erstmal vor meinem Klingelton, den ich gefühlt noch nie in meinem Leben gehört habe. Schnell schnappe ich mir mein Handy und sehe Jimins Gesicht auf den Bildschirm erscheinen. Mein Gott, Jimin! Ich liebe dich!
"Jimin, du bist mein Lebensretter!", rufe ich erfreut in den Hörer, nachdem ich ran gegangen bin.
"Ich weiß, ich weiß. Aber du hattest nur Glück, weil ich eben auf die Toilette musste und nun Bauchschmerzen habe", lacht er hysterisch los.
"Du ekelhafter Bastard. Ich wollte nicht wissen, dass du Durchfall hast", sage ich teilweise angeekelt, aber lache trotzdem blöd los.
"Hallo? Du musst mit mir leiden! Aber kommen wir zum eigentlichen Thema. Wie geht es dir eigentlich? Man hört sich ja nicht mehr so oft", meint Jimin und ich höre es im Hintergrund rascheln.
Sofort sinkt meine Laune etwas und ich umarme meine Beine mit meinem freien Arm. Ich weiß nicht, ob ich ihm die Wahrheit sagen soll oder nicht. Taehyung darf nicht mitbekommen, dass ich unglücklich bin, aber mit irgendjemanden muss ich reden.
"Kannst du mir versprechen, dass du niemanden, auch nicht Taehyung, davon erzählst?", frage ich ihn leise.
"Ja, natürlich. Was ist los? Ist irgendwas passiert?", erwidert er sanft und die Besorgnis in seiner Stimme treibt mir in der nächsten Sekunde die Tränen in die Augen.
"I-Ich will zurück nach Hause. Ich vermisse euch alle und fühle mich hier total einsam, weil Taehyung und ich kaum Zeit mehr verbringen. Er muss immer so lange arbeiten und wenn er nach Hause kommt, schwärmt er über die Arbeit, während ich mein Praktikum nicht leiden kann. Meine Kollegen sind komisch. Die Kinder schweigen mich an und ich kriege es einfach nicht hin, dass sie mir vertrauen. Ich befürchte, dass meine Kollegen sie misshandeln und kann es einfach nicht beweisen! Ich hasse Amerika", schütte ich mein Herz aus und meine Stimme wird mit jedem Wort immer weinerlicher.
Jimin zieht scharf die Luft ein und es herrscht für mehrere Sekunde einfach nur Stille.
"Shit, Jeongguk. Du musst mit Taehyung reden, wenn es dir so schlecht geht. Ihr werdet ein Jahr dort bleiben und du kannst ihm sowas doch nicht verheimlichen, Süßer", entgegnet er und hört sich etwas überfordert an.
"Ich kann nicht mit ihm reden, Jimin! Wenn ich ihm davon erzähle, dann versaue ich ihm doch alles und sind wir mal ehrlich, in den letzten Monaten habe ich ihm so einiges versaut und mache ihm mit meiner Art das Leben schwer. Er muss immer wegen mir zurückstecken und dieses Mal bin ich endlich dran. Ich versuche einfach dieses Jahr zu überstehen und habe mir sowieso ein Ziel gesetzt diesen Kindern zu helfen. Sie tun mir so leid", rufe ich verzweifelt und fahre mir zerstreut durch die Haare.
"Jimin, gib mir das Handy", höre ich plötzlich Yoongis Stimme und schlucke hart.
"Sei nicht so hart zu ihm", bittet Jimin ihn und ich höre nur ein genervtes Schnaufen vom Älteren.
"Jeongguk, hör mir zu. Taehyung anzulügen, ist das Dümmste, wirklich das Dümmste, was du machen kannst. Wie würde sich Tae wohl fühlen oder reagieren, wenn er erfährt, dass du ihn das ganze Jahr angelogen hast, obwohl DU derjenige bist, der es hasst von ihm angelogen zu werden, hä?!", fragt er wütend und versteht mich einfach nicht.
"Wie würde sich Taehyung denn fühlen, wenn ich ihm mal wieder die Ohren voll heule, dass ich zurück nach Hause will, hä?! Er hat diese ganze Scheiße hier für mich geplant und so viel Geld darin investiert! Ich würde seine ganze Mühe mit Füßen treten und darauf spucken! Das ist viel schlimmer!", schreie ich nun los und bereue es sofort.
"Es- Es tut mir leid, Yoongi Hyung. Du hast ja recht, aber ich kann ihm einfach nicht die Wahrheit sagen. Auf jeden Fall noch nicht", entschuldige ich mich.
"Ist schon gut. Ruf einfach an, falls du reden möchtest", seufzt er leise.
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