Kapitel 144
Grinsend schleiche ich mich in Taehyungs Zimmer, da Taehyung friedlich in seinem Bett schläft und nicht erwartet, dass ich diesmal derjenige bin, der zuerst auf den Beinen ist. Ich würde eigentlich auch noch schlafen, aber Jaemin musste unbedingt um vier Uhr morgens wie am Spieß los kreischen.
Leise schließe ich die Tür hinter mir zu, damit der ganze Lärm aus dem Flur gedämpft ist. Unsere ganze Familie hat sich dort versammelt und schreien sich gegenseitig an. Okay, sie schreien sich nicht wirklich an, sondern sie reden einfach nur viel zu laut und ganz durcheinander. Sie sind genauso aufgeregt wie ich, nur zeigen sie diese mit ihrer Stimme. Heute ist endlich soweit, Taehyung und ich fliegen nach Amerika. Ich konnte kaum schlafen und habe sogar von unserem Flug geträumt.
Ich nähere mich dem schlafenden Schlumpf und bleibe vor seinem Bett zum Stehen. Er sieht so entspannt aus, wenn er schläft. Das muss ich unbedingt ändern und weiß ganz genau wie. Schelmisch lächelnd nehme ich etwas Anlauf und springe anschließend mit meinem ganzen Gewicht auf meinen noch schlafenden Freund. Dieser wird augenblicklich aus seinem Schlaf gerissen und er gibt ein komisches Geräusch von sich, das anscheinend einen Schrei darstellen sollte. Er starrt mich mit weit aufgerissen Augen, die ganz rot vom Schlafen sind, an und man kann klar seinen Schreck in ihnen sehen.
"Bist du bescheuert oder so?", fragt mich Taehyung heiser und angepisst, als er realisiert hat, dass ich auf ihn gesprungen bin.
Kichernd schlinge ich meine Arme um seinen Hals und verteile kleine Küsse auf seinem Gesicht. Taehyung lässt sich wieder auf die Matratze fallen, sodass ich nun auf ihm liege und legt müde seine Arme auf meinen Rücken.
"Hey, du sollst nicht wieder einschlafen! Wir wollen gleich los fahren und müssen auch noch die anderen abholen", murmle ich gegen seine Wange, auf der ich daraufhin mehrere Küsse hinterlasse.
"Wie viel Uhr ist es überhaupt?", fragt er mich und dreht sein Gesicht zu mir, damit er mir in die Augen schauen kann.
"Viertel vor fünf", antworte ich und beginne zu lächeln, als er mir einen kleinen Kuss auf die Stirn gibt.
Er nickt und bittet mich dann aufzustehen. Ich gehe seiner Bitte nach und stehe ächzend von ihm auf. Taehyung setzt sich auf und ich verlasse das Zimmer, um nach unten ins Wohnzimmer zu gehen. Meine Eltern, Schwiegereltern, Jaemin und Sora sitzen auf der Couch und lachen über eine Erzählung von meinem Vater.
Plötzlich übermahnt mich ein komisches Gefühl, dass sich wie ein Parasit in meiner Brust ansammelt und mich unglaublich depressiv macht. Ich werde meine Familie zehn Monate lang nicht mehr jeden Tag sehen können. Ich werde das erste Lebensjahr von Jaemin kaum mitbekommen. Ein schmerzendes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus und meine Augen fangen an heftig zu brennen. Hektisch mache ich auf dem Absatz kehrt und renne ins Bad im Untergeschoss, bevor sie bemerken, dass ich gleich anfange zu weinen. Ich schließe die Tür ab und mir laufen auf Knopfdruck heiße Tränen aus den Augen.
Die letzten Tage habe ich überhaupt nicht daran gedacht, dass ich meine Familie und meine Familie nicht mehr sehen werde und jetzt fühle ich mich so schrecklich. Ich freue mich natürlich mit Taehyung nach Amerika fliegen zu dürfen, aber der Gedanke für eine längere Zeit von meiner Familie getrennt zu sein, macht mir echt zu schaffen. Vor allem macht es mich fertig zu wissen, dass ich nicht dabei sein kann, wenn Jaemin zum ersten Mal von alleine krabbelt oder alleine sitzen kann.
"Reiß dich zusammen, du Idiot! Eomma und Appa machen sicherlich jeden Tag Videos von Jaemin und es gibt sowas wie Skype", meckere ich mich selbst an und schlage mir mit beiden Händen gegen die Wangen.
Auf einmal klopft es gegen die Tür und ich erschrecke mich zu Tode. Ich wische mir energisch mit dem Ärmel meines Pullis die Tränen von den Wangen und öffne anschließend die Tür. Taehyung steht nun vor mir und sieht mich besorgt an.
"Was ist los? Wieso bist du so schnell ins Bad gerannt?", fragt er mich leise und tritt in das Badezimmer ein, dabei schließt er die Tür hinter sich wieder.
Angestrengt versuche ich die neu aufkommenden Tränen zurückzuhalten und presse meine Lippen zusammen, aber nach wenigen Sekunden kann ich es nicht mehr zurückhalten und weine los. Überrascht weitet Taehyung seine Augen und nimmt mich ruckartig in den Arm. Ich presse mein Gesicht in seine Schulter und lasse die Tränen einfach laufen.
"Ich werde unsere Familien und Freunde so vermissen, Taehyung. Wir werden zehn Monate lang ohne sie auskommen müssen und ich war noch nie von ihnen getrennt, nicht für so eine lange Zeit. Wir sind nicht mal weg und ich vermisse sie jetzt schon! Ich weiß, es ist lächerlich, dass ich jetzt hier so rum heule wie eine Pussy und in den letzten Monate nur geheult habe. Aber ich bin eine verdammte Heulsuse! Das war ich schon immer, wenn es um Menschen geht, die ich vom ganzen Herzen liebe", weine ich in seine Schulter und spüre die ganzen Küsse auf meinem Kopf.
"Es ist nicht lächerlich, dass du deswegen weinst. Was denkst du, was ich gestern Abend gemacht habe? Ich habe Rotz und Wasser geheult und werde sie genauso sehr wie du vermissen, aber wir werden sie jeden Tag anrufen und mit ihnen sprechen können. Also beruhige dich jetzt, meine süße Heulsuse", redet er wahnsinnig beruhigend auf mich ein und nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände, um mich erst liebevoll anzulächeln und mich anschließend zu küssen.
Jedes Mal wenn Taehyung mich küsst, fühlt es sich so an, als würde er all meine Probleme durch seine Liebe verschwinden lassen und gleichzeitig die Zeit für mich still halten. In jedem Kuss, den er mir gibt, liegt seine ganze Liebe und diese kann ich jedes einzelne Mal klar spüren. Er löst den Kuss langsam und streichelt mir mit seinen Daumen sanft über die Wangen.
"Ich liebe dich", flüstere ich ihm leise zu und sehe ihm aufrichtig in die Augen.
In seinen Augen beginnt etwas zu glänzen und sein Lächeln wird noch breiter. Dadurch beginne ich ebenfalls zu lächeln und werde im nächsten Moment wieder in einen so zärtlichen Kuss verwickelt, der mir den Boden unter den Füßen weg reißt und meine Beine beinahe nachgeben lässt.
Es ist egal, wie oft wir uns beleidigen oder uns in die Haare kriegen. Ich werde Taehyung wohl mein ganzes Leben lang lieben. Er wird für immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen besitzen, auch wenn uns das Schicksal trennen würde, könnte ich mir nicht vorstellen, dass ich ihn aufhören kann zu lieben oder eine andere Person genauso sehr wie ihn zu lieben. Taehyung bleibt für immer meine erste große Liebe und diese vergisst man niemals. Wie könnte ich ihn auch vergessen?
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