《9- Ich liebe dich》

Mir wurde klar, dass sie Probleme hatte und die Alpträume und die Trauerphasen, die sie hatte, vielleicht ein Zeichen für eine Psychose waren aber ich hoffte trotzdem inständig Antworten auf nicht vorhandene Mordfragen zu bekommen. Bei ihr. In Frankreich.

So fuhr ich über 7 Stunden in dem Auto meiner Eltern zum Haus ihrer Eltern. Ich wusste es würde schmerzhaft werden, die vielen Erinnerungen wieder vor mir zu sehen, die dieser Ort in mir auslöste. Und ihre Eltern.
Es war ihr Paradies, was sie verlassen hatte. Freiwillig? Ich war vollkommen davon überzeugt, dass es nicht so war.
Die Therapiestunde an diesem Tag hatte ich ausfallen lassen.

Ich klingelte, nachdem ich mein Auto an der Auffahrt geparkt hatte und die schöne, frische, salzige Luft eingeatmet hatte. Ich hatte diesen Ausblick schon fast vergessen. Die Wellen waren an diesem Tag nicht so hoch aber trotzdem blitzen sie hellorange auf, wenn die Sonne durch sie hindurch strahlte. Ich wollte einfach da stehen bleiben und den Sonnenuntergang genießen. Leider hatte ich aber eine Mission zu erfüllen.

Eine Erinnerung schwappte wieder hoch...

Sie strahlte mich an und wir saßen auf einem großen Handtuch auf dem Sand am Strand. Sie wühlte im weichen, warmen Sand nach kleinen Muscheln und drückte mir ihre schönen Funde in die Hand. Dann stand sie abrupt auf und forderte mich auf mit ihr ins Wasser zu laufen. Es wurde kühler und die Sonne war schon am Horizont. Trotzdem stand ich auf und nahm ihre Hand. Zusammen rannten wir ins Wasser. Es war eisig kalt. Ich fror und sie zitterte, doch wir sprangen gemeinsam in die großen Wellen, lachten und schwammen schnell wieder näher zum Ufer. Ich schnappte sie mir schnell, als sie lachend versuchte von mir wegzulaufen. Ich zog sie an der Hand zu mir und sie fiel mir in die Arme. Ich küsste sie. Langsam und zärtlich. Sie sprang hoch und klammerte sich an mich. Sie wollte mir so nah sein wie es nur ging.

Ich umarmte sie fest und küsste ihre Stirn, ihren Hals. Ich liebte alles an ihr. Ich hätte sie am liebsten überall geküsst. Wäre seltsam gewesen aber ich wollte sie, nur sie. Mit ihr hatte ich alles. Ich brauchte nichts anderes.
Nachdem wir aus dem Wasser kamen legte sie sich auf ihr Handtuch und zitterte ein wenig. Ich legte mich neben sie auf das eine Handtuch und legte ein anderes über uns beide. Sie hörte direkt auf zu zittern. Wir starrten beide in den atemberaubend schönen Sonnenuntergang. Sie flüsterte: ,,Ich liebe dich." Und schlief ein. Es war perfekt.

Nur drei Worte mit so einer Unmenge an Bedeutungen.
Die Erinnerung breitete ein so warmes und gieriges Gefühl in mir aus. Ich wollte sie wieder haben. Ich konnte wirklich nicht ohne sie. Schmerz stach wieder in mein Herz.

Ich musste der Wahrheit ins Auge blicken. Ich glaubte mir selbst noch kaum, dass es einen Mörder gab. Aber ich redete es mir ein, um eine Aufgabe zu haben, um sie zu rächen, etwas für sie zu tun. Doch ich konnte nichts tun. Und dieses kleine Eingeständnis machte mich abgrundtief traurig aber andererseits auch entspannter. Ich konnte nichts tun. Es gab keinen Mord. Vielleicht einen Selbst-

Doch bevor ich diesen Gedanken vollenden konnte, wurde mir die Tür geöffnet. Ich trat herein und ihre Eltern begrüßten mich herzlich. Sie baten mir viel und köstliches Essen an. Ich aß. Ein kleines schlechtes Gewissen breitete sich in mir aus. Sie konnte nicht mehr essen, und ich saß da mit ihren Eltern und aß. Es war unfair, dachte ich. All dies erschien mir unfair.
Ich hätte da liegen sollen... nicht sie.

Sie ist das Glück und die Zufriedenheit in Person. Sie hätte die Welt erfüllen können... nicht ich. Oder?

Ich sprach mit ihren Eltern über sie. Es fiel mir schwer und die Stimmung war ein wenig bedrückt.
Ihre Mutter riss sich sichtbar zusammen nicht schwach zu wirken oder zu weinen. Und der Vater schien teilweise wütend zu sein aber auch verständnisvoll. Ich sprach mit ihnen auf Französisch, so wie ich es durch Louise und die Schule gelernt hatte.

Doch bei einer Frage zögerten sie.
,,Hatte sie Stress mit jemandem oder Feinde?", fragte ich.
Sie sahen sich gegenseitig in die Augen. Der Vater nickte leicht und sie wandten sich wieder mir zu.
,,Ja. Da war ein Mann, der öfter kam in den letzten Tagen. Sie meinte, wir sollten dir niemals davon erzählen aber es ist jetzt wichtig und du musst es wissen.", erklärte mir die Mutter langsam auf Französisch.

,,Weiß die Polizei auch davon... also der Kommissar?", fragte ich angeregt.
,,Nein... er ging sowieso bei ihr... von...", sie stockte und atmete tief durch. ,,Von Selbstmord aus." Sie fing an zu weinen und ihre Unterlippe zitterte. Ihr Mann umarmte sie fest und streichelte ihr über den Rücken.

Ich wusste nicht was ich nun denken sollte und stand auf. Schob meinen Stuhl an den Tisch und warf die Hände verzweifelt über den Kopf zusammen...
,,Ich weiß nicht mehr was ich wirklich tun oder glauben soll... hilf mir bitte... hilf mir Louise!", murmelte ich in mich hinein und kniff die Augen kurz fest zu. Eine Träne kullerte meine Wange hinunter.

Es war die ganze Zeit nur ein Hin.und Her. Nichts war klar oder wirklich sicher.

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