《8- tickende Zeitbombe》

Er hob ab.
,,Guten Tag. Hier ist Kommissar Peters. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?"
Ich antwortete direkt:
,,Ja... guten Tag. Es tut mir Leid, dass ich anrufe während Sie arbeiten aber ich wollte fragen, wie es voran geht und was Sie schon alles herausgefunden haben."
,,Ich rate mal, dass Sie Herr Zimmermann sind... oder?"
,,Ja, richtig. 'Tschuldigung. Habe vergessen mich vorzustellen."

Nach einer kurzen Schweigepause, in der er wahrscheinlich kurz überlegte, informierte mich der Kommissar über einige Verdächtige, die sie noch der Reihe nach verhören würden.

,,In der Familie konnte ich viele Informationen sammeln. Die Mutter sprach letztendlich von nächtlichen Schreien in Alpträumen, die Louise Bonneau hatte. Vielleicht hatte sie wirklich eine psychische Belastung. Es kann sein, dass es sich hier nicht um einen Mord handelt. Es tut mir Leid, Herr Zimmermann..."
,,Bitte was?! Nein, dass ist nicht wahr. Das kann nicht sein! Sie haben nicht richtig gefragt. NEIN! Sie hätte NIE... nie Selbstmord begangen. Sie würde mich doch niemals bewusst im Stich lassen! Bitte sprechen Sie nochmals mit ihrem Vater...", ich konnte kaum ein Wort mehr über meine Lippen bringen. Ich weinte und schluchtzte unaufhörlich.

Der Schock und die Tatsache, dass der Mörder so gut war, ihren Tod wie Selbstmord aussehen zu lassen machte mich verrückt. Ich war mir so sicher, dass es einen Mörder gab. Aber das Bauchgefühl und die Verzweifelung konnte auch täuschen.

,,Bitte! Beruhigen Sie sich, bitte. Marc! Wir arbeiten so schnell es geht weiter. Wenn es wirklich ein Mord gewesen sein sollte, finden wir am Tatort vielleicht doch noch Spuren."

Ich schluchtzte. Es tat so weh.

,,O...okay. Bitte... tun Sie alles was Sie können und sagen Sie mir alles, was sie Neues wissen, wenn Sie weiter arbeiten. I-ich ... ich bedanke mich.", wimmerte ich und legte auf.

Ich hatte diese Welle voller Wut und Trauer in mir, die taktlos hin und her schwankte. Und wenn sie hoch kam mit dem Kloß im Hals, waren die Tränen nicht zu stoppen.

Ich entschied zu ihren Eltern zu fahren. Dies hätte ich schon längst tun sollen. Ich hätte den Todesfall... den Mordfall meiner Geliebten direkt selbst unter die Lupe nehmen sollen. Ich hätte alles von Anfang an selbst in die Hand nehmen und die klare Initiative ergreifen sollen.

Ich wusste dass es jemanden gab, der ihr diese Alpträume gebracht hatte. Ich drückte mir mit den Handflächen aufs Gesicht und atmete tief durch.
Jemand. Das wusste ich genau. Ich war mir so sicher auf einmal. Es war ein Hin und Her. Ein Spiel gegen die Zeit und gegen den klaren Verstand.

Keine Zeit zum Weinen. Ich musste mich beeilen. Rache! Die Wut stieg wieder in mir auf gefolgt von abgrundtiefem Hass. Das stocherte mich an, direkt loszufahren. Ich rief meine Eltern an und fragte, ob sie mir eins ihrer Autos leihen könnten. Sie waren einverstanden und fragten auch nicht großartig nach dem Grund. Sie vertrauten mir und ließen mich mein Ding machen. Die Strenge meines Vaters hatte nachgelassen nach Louises Tod und er respektierte mich und den Freiraum den ich brauchte umso mehr. Louise war auch in ihren Augen ein Schatz gewesen. Die perfekte Schwiegertochter.

Ich fuhr mit der Bahn zu meinen Eltern. Die Garage vor ihrem Haus war schon offen. Ein dankendes Schmunzeln saß auf meinen Lippen. Ich sah hoch zum Wohnzimmerfenster und winkte. Meine Mutter lächelte zufrieden und wischte mit einem Taschentuch über ihre Augen.

Meine Eltern sorgten sich wirklich um mich aber ich wusste auch, dass sie mich liebten und mir Zeit ließen darüber hinweg zu kommen. Über alles hinweg zu kommen...
Doch das würde ich nie wirklich. Ich liebte meine Eltern auch aber... sie ging über alles. Wirklich alles. Ich weiß nicht wie genau sie es geschafft hatte so viel Bedeutung in meinem Leben zu gewinnen in nur so kurzer Zeit. Ich wusste immer, dass sie mich auch liebte, aber ob sie mich genauso sehr liebte, wie ich sie... das blieb mir immer unbeantwortet. Vielleicht ja, und mehr. Oder nein, und weniger. Gefühle konnte man nicht messen und man wird es auch nie können.

Um Louise meine Liebe zu beweisen, musste ich nach ihrem Tod den Mörder finden. Ich war irgendwie dazu gezwungen.
Langsam flüsterte, ganz hinten in meinen Gedanken, die ich sonst immer verbannen konnte, eine verzweifelte Stimme:
Vielleicht hat sie sich wirklich selbst das Leben genommen...

Ich starrte geradeaus auf die Straße, umgriff das Lenkrad fester und drückte noch stärker auf das Gaspedal. Nein! Das hätte sie nie getan... nein!

Die Versuche diesen leisen Gedanken einzusperren und zu verbannen, waren fehlgeschlagen.
Da kam sie wieder, diese Stimme:
Nur wieso? Wieso hat sie es getan? Ohne sie kannst du nicht mehr leben... was tust du also noch hier auf dieser einsamen Welt? Gib dem Allen doch endlich ein friedliches Ende...

Ich war sprachlos. Meine Miene verfinsterte sich schlagartig und mein Herz raste... Sie durfte einfach nicht so gestorben sein... durch Selbstmord. Ich wollte mir dies nicht vorstellen.
Ich fuhr einfach weiter. Es wäre ja dann zum Teil meine Schuld..., dachte ich mir. Hatte ich ihr etwa doch nicht gut genug zugehört?

Gedanken unterdrücken. Unterdrücken!

Diesmal ohne Tränen in den Augen zu haben. Mein Herz fühlte sich jedoch an, als sei es zerfetzt worden und unsorgfältig schnell wieder zusammengeklebt worden. Die Lücken waren spürbar und breiteten die Leere in mir weiter aus.

Sie ist eine tickende Zeitbombe gewesen. Sie hatte gelacht und gesungen, getanzt und mit mir immer Spaß gehabt. Leider hatte sie auch Trauerphasen und nächtelang geweint. Ich war manchmal nicht bei ihr als es ihr so schlecht ging. Und dies bereute ich zu tiefst in diesem Moment. Sie hatte mir nie genau erzählt weshalb es ihr ab und zu so schlecht ging. Sie erwähnte ab und zu Probleme mit Freunden oder Stress... und ich war so naiv ihr zu glauben.
Sie lachte und ich dachte ihre Ängste und Probleme seien wieder verflogen obwohl ich wusste, dass es kein echtes sorgloses Lachen war... manchmal.

Ich bin auch eine tickende Zeitbombe... sind wir das nicht alle?

Wann wird mein Zeitpunkt kommen?, fragte ich mich schließlich verzweifelt ununterbrochen.

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