《4- Anna-Lisa》
Ich stand vor ihrem Grab. Die Abendsonne strahlte mir auf den Rücken und ein kühler salziger Windhauch kam von der Seite. Viele Blumen zierten die Erde über ihrem Sarg und in den kreuzförmigen Marmor war eingraviert: 'Louise Bonneau 1978 *-1999 †'. Sie starb mit nur 21 Jahren... zu jung!
Ich wusste immer noch nicht, ob sie ermordet wurde, es ein Unfall war oder sie Selbstmord begangen hatte.
Ich musste wieder weinen. Die Tränen zu unterdrücken hätte nichts gebracht. Ich erinnerte mich daran, dass ich bevor ich Louise wirklich kennengelernt hatte schon fast verliebt war aber das Mädchen absolut das Falsche für mich war.
Ich sah es wieder vor mir...
Sie lächelte streng und versuchte ruhig zu bleiben. Jedoch wurde ich immer gelangweilter und dadurch unkonzentrierter. Sie las ihre Hausaufgaben vor und wollte sie mit meinen vergleichen. Ich hatte aber in dem Moment nur ihre Lippen im Kopf. Ich wollte sie tatsächlich küssen. Die Streberin der Stufe. Naja... ich war der Streber gewesen. Anna-Lisa rückte ihre Brille wieder zurecht und kritzelte in meinem Heft herum.
Sie hatte vorgeschlagen mir Nachhilfe zu geben, da ich eine 1 in Mathe haben wollte, um dann überall eins zu stehen und ein gutes Abi hinzukriegen. Für sie war das alles ernste Sache und sie war voll dabei. Ich aber hatte meine Triebe, die mich einfach nicht in Ruhe ließen. Ich konnte an nichts anderes Denken... nur an Mädchen.
Das Schlimme war, sie war nicht besonders hübsch für mich und ihr Charakter war vollkommen anders, als meiner aber ich verbrachte so viel Zeit mit ihr, sodass ich mir schon vieles einbildete, was nicht vorhanden war.
Sie war ein nettes und tüchtiges Mädchen gewesen und war es wahrscheinlich immer noch... aber sie passte nicht zu mir. Und nachdem sie mit mir zwei Monate durchgelernt hatte, schloss ich die Schule mit einem sehr gutem Abitur ab. Was ich später werden wollte war mir noch nicht klar aber mit dem super Zeugnis öffneten sich mir Türen von überall. Bis zu dem Moment, in dem mein Vater mir sagte ich sollte schon die Bewerbung für die Ausbildung schreiben und er würde für alles weitere sorgen, sodass ich schnell arbeiten können würde. Die Welt hatte nach der Schule groß und spannend auf mich gewirkt aber ich wollte mich meinem Vater nicht wiedersetzen. Zu groß war die Angst, dass er mir irgendwie den Kontakt zu Louise verbieten würde.
Zum Glück hatte ich nicht genug Mut, um Anna-Lisa zu küssen. Es wäre ein Fehler gewesen. Sie war einfach nicht die Richtige und das wusste ich kurze Zeit später durch Louise umso besser.
Daher war Louise mein erster richtiger Kuss und wirklich die Liebe meines Lebens. Ich war alt genug und sie auch. Wir wollten zusammenziehen... nach Frankreich oder hier nach Deutschland, in ein Haus, und Kinder bekommen. Alles war besprochen und nur noch das Glück hatten wir erwartet. Leider kam das Pech...
Meine frisch aufgebaute und offene Welt brach innerhalb von Millisekunden, in denen ich ihren leblosen Körper sah, zusammen.
Die zerbrochenen Scherben meines Herzens könnte ich nie wieder zusammenfinden und wieder zusammenkleben. Die Liebe zu ihr schmerzte nun jeden Tag nach ihrem Tod. Ich verlor die Kontrolle und trank, überlegte Drogen zu nehmen, um den Schmerz und die Welt zu ertragen oder zu vergessen. Doch ich hielt die Finger von den Drogen weg... ich wollte mein Leben wohl doch noch nicht vollkommen aufgeben. Alles prasselte zu schnell auf mich ein, ich konnte damals damit nicht anständig umgehen. Und auch jetzt nicht.
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