《12- Drogen》
Ich überlegte, ob ich den Kommissar kontaktieren sollte, um ihm von dem blonden Typen zu berichten. Aber ich entschied mich dagegen. Ich wollte das auf eigene Faust regeln. Für mich und für sie.
Er würde das nicht verstehen. Oder vielleicht doch? Vielleicht konnte er behilflich sein...? Ich war irgendwie unsicher und doch sicher genug.
,,Ich liebe dich Louise...", flüsterte ich zum Himmel hinauf.
Ich fuhr in der Nachbarschaft von Louise herum. Blieb dann auf einem Parkplatz eines Einkaufszentrums stehen und beobachtete das Geschehen vom Auto aus.
Ich suchte in der Menge nach einem blonden, grimmigen Typen, der für mich verdächtig wirken könnte.
Eine Stunde später fuhr ein Mann, nicht weit von mir entfernt, mit seinem Motorrad auf einen Parkplatz.
Er stieg ab. Nahm den Helm ab, schüttelte und richtete seine dunkelblonde Mähne. Er hatte ein Schlangentatoo an seinem Oberarm und ein Totenkopftatoo am Nacken. Er sah sehr finster drein, bereit jeden abzustechen, der ihm zu nah kommen würde. So sah er jedenfalls aus. Bedrohlich. Gefährlich.
Er legte den Helm aufs Motorrad und fing an zu grinsen während er in eine Richtung starrte. Als ich seinem Blick folgte sah ich eine Frau. Groß, schlank und wirkte sehr künstlich. Wahrscheinlich hatte sie eine unechte Oberweite und aufgespritzte Lippen, soweit ich es erkennen konnte. Sie war extrem geschminkt. Er zündete sich eine Zigarette an und zog.
Ich wusste, dass dieser Typ, der blonde Typ war.
Ich wartete. Ich wollte seine Geschäfte nicht unterbrechen. Er dealte anscheinend mit Drogen.
Zum Glück sah er nicht in meine Richtung.
Total entspannt übergab er ihr ein kleines Tütchen, welches mit weißem Pulver gefüllt war. Die künstliche Frau überreichte ihm gleichzeitig einen Fünfzigerschein. In einem Händeschütteln und einem Lächeln vertuschten sie den Deal. Doch ich hatte es gesehen. Dann pustete er ihr den Zigarettenrauch ins Gesicht, sie lachten und er küsste sie. Es sah nicht erotisch oder süß aus. Eher gezwungen, agressiv, anekelnd und nicht sehr charmant.
Ich nahm mir vor diesen Kerl zu verfolgen. Ich wollte mit ihm reden. Klartext reden. Eigentlich.
Er stieg wieder auf sein Motorrad, setzte den Helm auf und fuhr los. Ich wollte grade den Motor starten, da bekam ich einen Anruf. Als ich direkt auflegen wollte sah ich, dass es der Kommissar war, der mich anrief.
Schnell ging ich ran.
,,Ja, hallo?", fragte ich.
,,Guten Tag, Herr Zimmermann. Hier ist Kommissar Peters."
,,Ja ich weiß... Was ist? Gibt es was Neues?!", rief ich sehr ungeduldig und nervös ins Telefon hinein. Ich würde den Typen gleich aus den Augen verlieren, also fuhr ich los. Ihm hinterher.
,,Ja und nein. Also einerseits wissen wir jetzt nach einem Gespräch mit den Eltern, dass-"
,,Ach! Die Eltern quatschen gerne aber sie sagen nicht die Wahrheit. Glauben Sie mir. Es war kein Selbstmord. Auch wenn es so erscheint durch... die"...ich konzentrierte mich kurz aufs Fahren, um keinen Unfall zu bauen... ,,die Depressionen und die Drogen." Ich war von meinen Worten nur halb überzeugt. Ich wusste kaum, was ich da überhaupt von mir gab.
,,Ja. Störe ich Sie gerade?"
,,Nein nein! Ich fahre nur grade nach..."
In dem Moment musste ich mich entscheiden.
,,Ich fahre einem Verdächtigen hinterher." Der Kommissar schnaubte wütend und genervt.
,,Halten Sie den Wagen an. Sofort! Wir machen das! Bitte, mischen Sie sich nicht da ein. Es macht Sie nur fertig."
,,Ich kann nicht einfach aufgeben... Es tut mir Leid, ich lege jetzt auf."
,,Nein! Herr Zimmerma-"
Und bevor er seinen Satz vollenden konnte hatte ich schon aufgelegt.
Ich wollte es ihm eigentlich alles erklären, damit er mich verstand und mir half. Ich wollte es wenigstens versuchen. Aber er verstand nicht. Niemand tat es.
Es war so schade und so dumm gewesen, dem Kommissar davon zu erzählen. Ich bereute es augenblicklich.
Ich fuhr dem.Motorrad hinterher. Über eine Autobahnstrecke bis zu einer Landstraße.
Das Motorrad fuhr immer langsamer. Ich hatte kaum bemerkt wie spät es geworden war und wie weit ich schon hinaus gefahren war. Immerhin hatte ich ihn nicht aus dem Blickfeld verloren in der Stadt.
Auf der Landstraße, von der Autobahn runter, fuhr er rechts ran. Zum Glück war noch ein Wagen vor mir.
Das Auto vor mir fuhr weiter. Ich hoffte nur, dass ich nicht zu auffällig war und er mich nicht bemerkt hatte.
Ich bekam ein wenig Panik und das Adrenalin durchströmte meinen gesamten Körper.
Ich fuhr langsam auch rechts ran in den Kies vor einem großen Weizenfeld. Auf der anderen Straßenseite waren ein paar Familienhäuser. Was der Typ hier zu suchen hatte interessierte mich nicht in dem Moment.
Dann stieg ich aus. Mein Herz pochte.
Ich spürte ein kribbeln in meinen Händen. Ich hatte das Gefühl sie wäre bei mir. So als würde sie meine Hand halten und mit mir überall hingehen, so wie wir es uns versprochen und wie wir es uns vorgenommen hatten.
,,Hey! Du...!", schrie ich ihn an. Meine Wut übermannte mich und ich konnte nicht mehr klar denken.
Er riss erschrocken die Augen auf und wendete sich mir zu.
Hat er etwa Angst vor mir oder spürt er sie auch?, fragte ich mich.
,,Ich kenne dich nicht... Wer hat dich geschickt?", fragte er nun wieder mit grimmigem Gesicht. Er hatte schnell wieder seine Fassung gewonnen.
,,Niemand!", fuhr ich ihn an.
,,Erinnerst du dich an Louise? Was hast du ihr getan? Was hast du mit ihr gemacht?" Ich konnte meine Wut und mein Zittern nicht mehr unterdrücken.
Er wich einen Schritt zurück, nachdem er flüchtig von seinem Motorrad gestiegen war. Ich war anscheinend sehr angsteinflößend. Das machte mich auf eine gewisse Weise noch mutiger.
,,Was hast du ihr getan?"
,,I-Ich weiß nicht wovon du sprichst... Fremder... Ich habe keine Drogen mehr heute. Hat Louise dich geschickt? Ich wollte ihr keine mehr verkaufen, sie-sie hatte schon Schulden und konnte mich nicht mehr abbezahlen... sie ist süchtig...", sagte er heiser.
,,NEIN! Sie ist tod! Wegen dir!“, schrie ich ihn zornig an.
Seine selbstbewusste starke Haltung war wie weggeweht. Er sah mich einfach an und stand bereit, jeden Moment zu fliehen. Er wirkte nicht mehr gefährlich. Ich fühlte mich eher gefährlich.
Seine Worte kamen erst bei mir an als ich ihn umstoß und schlug. Er schrie.
Ich hielt inne.
,,Sie ist nicht so... Sie hat das nicht getan... sie hat keine Drogen genommen..."
Was mache ich da grade?! Schnell weg!
,,Oh Gott... Es tut mir... Leid...", wisperte ich.
Ich sah ihn an und meine Augen füllten sich wieder mit Tränen.
Ich rannte - so schnell ich konnte - zum Wagen. Lies den Dealer da liegen und fuhr davon.
Ich ließ den Schwerverletzten einfach da liegen.
Soetwas hätte nicht passieren dürfen.
Die Wut hatte mich übermannt. Diese Verzweiflung war wirklich gefährlich.
Ich weiß nicht was mit mir los war.
Ich erkannte mich nicht wieder.
Ich war ein einziges Durcheinander. Wort wörtlich.
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