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Susanne kam des Öfteren mit tränenverschmiertem Gesicht aus der Projektgruppe ihres Studiums - manchmal saß sie auch einfach im Kabinett vor ihrem Laptop und weinte schluchzend vor sich hin während sie an ihrem Projekt weiter arbeitete. Ihre Überwindung zur fachhochschule zu gehen war manchmal enorm groß und irgendwie glaubte ich ihr nicht ganz dass es nur daran lag dass sie leider noch sehr viel des Stoffs nicht konnte. Sie schien regelrecht Angst vor der Projektgruppe zu haben und zwar eher vor gewissen Leuten dort als vor ihrem versagensdruck. Ich kannte ihre Projektgruppe nicht wirklich aber 1 Person war mir definitiv schon ein Dorn im Auge - sie hieß Vanessa und war 1 Jahr jünger als Susanne, sie war wunderschön, groß und dünn mit langen blonden Haaren und doch konnte sie eiskalt und manipulativ sein. Manchmal wenn ich Susanne am Telefon mit Vanessa sprechen hörte merkte ich sofort dass Vanessa Susanne Aufgaben zuschanzte die gar nicht in ihre Zuständigkeit fielen, manchmal endete dies im Streit, mit wüsten Beschimpfungen von Susanne gegen Vanessa die dann wohl einige Tage später zum Gegenschlag ausholte. Vanessa hatte irgendwas von einer eisprinzessin denn ihr Herz war nicht mehr als ein gefrorener und egoistischer eisklumpen. Sie glaubte sich durch ihre Schönheit alles erlauben zu können und Privilegien genießen zu dürfen. Sie kämpfte nicht mit waffen sondern mit Worten und das recht effektiv. Ihre Wunden die sie schlug waren nicht körperlicher sondern seelischer Natur. Und doch hielt ich es nicht aus wenn Susanne wegen Vanessa weinte - doch wenn ich mich einmischen würde würde Vanessa Susanne noch mehr als lächerlich und geistig behindert darstellen wie bisher.
Manchmal gehe ich einfach nach der Projektarbeit an der Fachhochschule spazieren - demonstrativ und nur um Oliver auszuweichen, entlang den Straßen in der stinkenden Stadt. Ich wollte nicht dass er mich länger als nötig weinen sah, vor allem so wie ich mich da immer hinein steigerte. Ich schluchzte dann immer wie ein Schlosshund, jämmerlich und als wäre ich zum Tod verurteilt. Irgendwann durch das stetige auf und ab gehen an der frischen Luft beruhigte ich mich dann und ging nachhause. Doch Vanessa erhöhte den Druck auf mich immer mehr, die neue Aufgabe die ich statt ihr erledigen sollte kollidierte von der Deadline her genau mit meinen eigenen Aufgaben. Ich würde den ganzen Tag also nur an meiner Projektarbeit sitzen und das wochenlang - also kein Sport, kein Freunde treffen, kein feiern gehen. Doch Vanessa hat mich so siegessicher und überheblich angegrinst dass ich wusste dass mir bei einer Verweigerung nur noch mehr Schikane drohen würden. Ihr Lächeln war perfekt und mörderisch. Sie schlug mit Worten und Intrigen um sich und verletzte damit jeden der in die Quere kam, Riss Wunden in Seelen und streute dann noch Salz hinein. Ich hasste sie und ich litt unter ihr. Durch das weinen wirkte mein Gesicht gefühlt schon Jahre älter und noch war mein Studium ja noch lang nicht beendet. Vielleicht würde man mich nachher ja gar nicht mehr wieder erkennen. Der Alkohol den ich dann doch abends und am Wochenende doch recht gerne zum abschalten und Stimmung heben trank verstärkte diesen Effekt nur.
Was sagt ihr zu der Situation?
Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen
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