Blindlings betrat sie die Wohnung, völlig fertig vom Studium und bemerkte mich gar nicht wie ich im Kabinett am Schreibtisch sass und auf meinem iPhone herum drückte. Sie sah gar nicht nach ob ich da war da ich weil ich Glühbirnen sparen wollte kein Licht im Zimmer angemacht habe und alles dunkel und leise war. Sie hatte sich so unbeobachtet gefühlt als sie die angeblich leere und düstere Wohnung betreten hat - ihre einzige Begrüßung war die wabernde Finsternis gewesen. Wenn sie nachgesehen hätte ob ich da gewesen wäre hätte ich sie begrüßt aber so ließ ich den Dingen ihren Lauf, auch wenn ich mich scheisse dabei fühlte und es betreute. Ich hörte wie sie süssigkeitenpackungen öffnete und dann hörte ich ein gieriges haltloses Kauen. Sie aß als wäre sie komplett unterernährt und müsste sich jede Mahlzeit erkämpfen. Sie fühlte sich unkontrolliert und ungesehen, sie konnte sich somit gehen lassen und von ihrer schlechtesten Seite zeigen. Niemand der ihr was bedeutete konnte sie so sehen und es kostete mich enorme Überwindung mich nicht zu zeigen - aber das würde einen mächtigen und vielleicht alles zerstörenden Streit vom Zaun brechen. Sie hatte das Licht in der Küche angemacht damit sie sah wie viele schokoladenstückchen sie noch in sich hinein stopfen konnte, wie oft sie noch die süße und geschmeidige Befriedigung erfüllen würde. Irgendwann hörte ich sie das Klo aufsuchen und sich mühsam übergeben, ich war nur 2 Zimmer weiter und doch wollte ich jetzt nicht zu ihr gehen da es sich um ihre privatssphäre handelt, ich wollte sie nicht stören und wusste zugleich wie feige ich war.

Als ich aus dem Klo kam fühlte ich mich so Zerdeptscht und geschlagen wie schon lange nicht mehr - ich wollte mich im Kabinett hin kauern und warten bis Oliver von seiner Oma zurück kam der er heute einkaufen gehen wollte. Als ich das Licht im Kabinett aufdrehte bekam ich den Schock meines Lebens, Oliver sass mit abwartender und zugleich missbilligender Haltung auf dem schreibtischsessel. Er kam nicht auf mich zu sondern ich tat es. Die Gazelle die auf den Löwen zuging, es war doch meine eigene Schuld, ich war so dumm und unkontrolliert gewesen. Es fiel mir unendlich schwer Oliver zumindest einiges über meine eigentlich schon vergangen geglaubte Krankheit zu erzählen - ich wollte nicht dass er solch grimmige und grausige Sachen über mich wusste. Und doch hatte er mich nicht aufgehalten - das war krank und ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Er hätte meinen fressanfall und das danach kommende kotzen Verhindern können, er hätte verhindern können dass ich mich jetzt wie eine lebende Leiche fühlte. Und doch wusste ich dass es eigentlich keinen Unterschied gemacht hätte, ich würde nie ganz über diese Krankheit hinweg kommen und wenn ich nicht heute meine gestörten Gelüste hätte ausleben können hätte ich es ein anderes mal getan wenn ich mich so sicher und allein gefühlt hätte wie heute. Es fiel mir schwer Oliver danach in die Augen zu sehen - doch irgendwann kam ich auch über diesen Vorfall hinweg, bis zum nächsten mal ein paar Tage später.

Fandet ihr Olivers verhalten richtig dass er ihr nicht gesagt hatte dass er auch zuhause war?

Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen