Heimatfilm Teil 6- Sommertagstraum
Plötzlich knurrte Tom:
„Kannst du dich vielleicht mal auf den Moment konzentrieren? Oder küsse ich so schlecht?"
Oh, verdammt! Doch es ließ mich nicht in Ruhe.
„Nein, sorry. Aber sag mal, wir haben uns doch im Zelt gar nicht geküsst, oder?" hauchte ich, weil er trotzdem nicht aufgehört hatte, meinen Hals zu liebkosen.
„Doch, haben wir. Bei diesem komischen Spiel, weißt du nicht mehr?" murmelte er.
Ich überlegte. Dann fiel es mir ein.
„Ach, ja, bevor das Drama mit dem verheiratetem Pärchen losging! Das hatte ich wohl verdrängt."
„Besser so." grinste er und schob meine Strickjacke zur Seite.
Küsste sanft mein Dekolleté und ich seufzte selig. Dämmerte vor mich hin, als seine Lippen tiefer wanderten und er schließlich das Top hoch schob. Ich hielt die Luft an.
„Oh, nein..." hauchte ich. „Nicht hingucken. Die Narben..."
Er küsste sie so zärtlich, das ich eine Gänsehaut bekam.
„Du bist wunderschön..." raunte er und ich versuchte, mich zu entspannen.
Genoß seine Hand auf meinem Bauch, die warmen Finger, die Lippen, die meine geschundenen Brüste liebkosten, was teilweise gar nicht bei mir ankam, da einige Bereiche immer noch gefühllos waren. Wieder driftete ich etwas weg und plötzlich waren Tom's Lippen am Rande meiner Unterhose.
„Halt!" rief ich panisch, einige Vögel flatterten erschrocken auf.
Tom guckte hoch.
„Was ist?"
„Kommunistenalarm." hauchte ich, ich war komplett erregt.
Der süße Typ schmollte. Ich zog ihn hoch und küsste ihn gierig. Tom legte sich neben mich, ich stöhnte enttäuscht. Aber er hörte nicht auf, meine Oberschenkel zu streicheln, wanderte höher und ich schaute ihn fragend an.
„Stört dich das denn nicht?" fragte ich leise.
Zur Antwort küsste er mich und schob seine Hand ohne Vorwarnung in meine Hose. Ich stöhnte in seinen Mund und hob mich ihm entgegen. Und oh, machte er das gut! Ich griff in seine Jogginghose und er keuchte. Ja, es störte ihn nicht. Er war schon hart. Und wie!
„Vorsicht...nicht so schnell..." jaulte er in mein Ohr.
„Sorry..." flüsterte ich und er kicherte.
Ich drückte ihn sanft und er stöhnte.
„Oh, ist das gut. Aber...ich bin...nicht darauf vorbereitet." raunte er jetzt und ich guckte ihn irritiert an. „Eigentlich bin ich nie vorbereitet. Sarah meinte mal, als Single- Kerl müsste ich immer Kondome in der Tasche haben, aber ich..."
Er stockte.
„Das heißt, wir machen nur ein bisschen herum?" hauchte ich in sein Ohr und rieb ihn weiter.
„Ich möchte mit dir schlafen...wenn's für dich okay ist." murmelte er.
„Selbst wenn ich meine Regel nicht hätte, bei mir passiert eh nix mehr, alles vertrocknet." kicherte ich.
„So trocken fühlt es sich aber gar nicht an...hm."
Seine Finger drangen in mich ein.
„Naja, jetzt nicht, ist ja alles...oh...Gott." keuchte ich.
„Nun still..." brummte er.
„Du hast angefangen. Hmpf..."
Er hatte meinen Mund mit seiner Zunge gestopft. Stöhnte, als ich wieder energischer an seinem Penis rieb und entzog sich mir vorsichtig. Ich maulte, doch nicht lange, denn ich war soweit. Tom hörte nicht auf, mich zu küssen, während ich unter seinen wahnsinnig geschickten Fingern heftig kam. Ich hatte es so gebraucht! Da er ja nun eine blutbeschmierte Hand hatte, zog ich meine Jogginghose selbst aus, während er sich seiner flott entledigte. Er wischte seine Hand im Gras ab und ich verzog das Gesicht. Doch jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzudenken, das irgendeine Kuh später mein Menstruationsblut fressen könnte. Oder eine Bergziege. Ich ärgerte mich, das ich meinen Rucksack nicht mitgenommen hatte, in dem immer Feuchttücher waren. Während ich so grübelte, wunderte ich mich, das der Große anscheinend zögerte, mich zu penetrieren. Obwohl ich sowas von bereit war!
„Wo bist du gerade?" hauchte er und schaute mich intensiv an.
Ach, der Herr wollte wieder einmal meine ungeteilte Aufmerksamkeit!
„Das willst du nicht wissen." grinste ich.
„Doch. Ich will immer wissen, was du denkst." blinzelte er.
Ich seufzte:
„Hab nur an die armen Kühe gedacht, oder was auch immer hier später grasen wird."
Tom grinste:
„Hm...dann sollte ich wohl mal den Korken rein schieben, oder?"
„Aber pronto!" kicherte ich.
Er lachte.
„Ganz wie ihr wünscht, Mistress..." raunte er dann und drang sanft in mich.
Ich stöhnte auf und schloß die Augen. Er ließ sich Zeit, trotzdem war da unten ja Wundgebiet und sein Penis war ziemlich groß, sodass mir ein leiser Kiekser entfuhr, als er tiefer eindrang.
„Sorry..." flüsterte er in mein Ohr und hielt inne.
Ich guckte ihn an.
„Du entschuldigst dich jetzt nicht...oh...ernsthaft...uh- dafür?" keuchte ich.
Er zuckte mit den Schultern und machte vorsichtig weiter. Und hammer, konnte der Kerl sein Becken bewegen! Ich umschlag ihn mit meinen Beinen, sodass er noch tiefer rutschte, was anfangs wirklich etwas grenzwertig war, aber ich konzentrierte mich auf meine Atmung und nach ein paar Atemzügen tat es nicht mehr weh. Ganz im Gegenteil, sein geniales Kreisen machte mich irre! Ich kraulte seine weichen Locken, knabberte an seinem Ohr und plötzlich spürte ich es wieder kommen. So schnell! Und es war so gut, das ich in völliger Ekstase zubiss und mein großer Schatz aufheulte.
„Entschuldigung!" japste ich, nachdem mein Orgasmus verklungen war.
Er knurrte und biss mir in den Hals. Das, gepaart mit seinen nun wilden Stößen, lies mich noch einmal kommen, mit ihm zusammen. Er hob seinen Kopf und schaute mich dabei an, was mir schier den Verstand raubte. Dann küsste er mich zärtlich und lange. Ich war immer noch todmüde und der Ausritt hatte mich ziemlich geschlaucht. Und der Große war auch nicht fit, sodass wir irgendwann beim Schmusen einschliefen. Halbnackt, gestapelt und immer noch in seliger Vereinigung.
Zum Glück war es so verlassen, das wir bis auf ein paar Krabbeltiere und Vögel immer noch alleine waren, als ich aufwachte. Und das war fast besser, als jede körperliche Befriedigung. Diesen großen Kerl in meinem Arm zu halten, seinen Atem an mir zu spüren und...uh. Nachdem ich spürte, was da unten los war, verging mir jede Romantik schlagartig! Er war natürlich aus mir herausgerutscht und alles klebte. Ein Königreich für ein paar Feuchttücher! Und eine lange Dusche, doch erst einmal mussten wir zurück. So! Brrr. Ich mochte Tom gar nicht wecken, ich wußte, das er den Schlaf brauchte. Ich guckte auf seine Armbanduhr, es war kurz vor zehn. Wir hatten über zwei Stunden geschlafen! Und ich hätte noch bis mittags hier liegen können, wenn die Schweinerei zwischen unseren Beinen nicht wäre! Und meine Blase, die kurz vorm Bersten stand! Anscheinend hatte es Tom geweckt, das ich seinen Arm verdreht hatte, um auf die Uhr zu gucken, denn nun regte er sich langsam. Er registrierte, das er auf mir lag, auf meinen Brüsten und verzog sein Gesicht.
„Entsch..."
Ich hielt seinen Mund zu.
„Guten Morgen." lächelte ich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
Er nahm meine Hand weg.
„Hab ich dir auch nicht weh getan?" fragte er sanft.
Ich schüttelte den Kopf. Es tat etwas weh, aber nicht, weil er darauf lag.
„Na, dann dir auch einen guten Morgen, Heidi." blinzelte er.
Ich zog scharf die Luft ein und protestierte:
„Oh, nein, nicht Heidi! Heidi würde so etwas niemals tun, sie ist die Unschuld in Person!"
„Ja, sicher. Hat sie nicht immer mit Peter rum gemacht, während die Ziegen grasten?"
„Heidi ist erst fünf oder sechs Jahre alt! Hallo?"
„Nein, als sie von Klara zurück kam, war sie ein Teenager, oder nicht?"
„Trotzdem. Für mich war sie immer asexuell. Sie liebt Tiere und den Almöhi, Punkt."
„Alm was?" grinste Tom, während er sein Shirt auszog und es zerriss.
Ich machte große Augen, doch er reichte mir eine Ecke. Ich kapierte und begann, mich zu säubern.
„Der Großvater."
„Großvater!" rief Tom auf Heidi- Art und ich lachte.
„Na, die Rolle nimmt dir keiner ab, sorry."
„Ja, richtig, ich bin eher der Großvater. Und du meine süße Heidi, der ich immer nach stelle..." grinste er frech und krabbelte auf mich zu.
Ich war gerade dabei, mich anzuziehen. Kicherte und sprang auf, verhedderte mich natürlich und wäre fast hin geplumpst, doch mein "Großvater" rettete mich.
„Was machen wir jetzt damit?" fragte ich und hielt den beschmierten Fetzen hoch.
„Vergraben?" grinste Tom und kuschelte mit meinem Bauch.
„Ernsthaft!" jaulte ich.
„Ernsthaft."
Er biss mich zärtlich und ich stöhnte. Fuhr mit der Hand durch sein Haar.
„Oh. Dein Ohr hat geblutet..." hauchte ich erschrocken. „Es tut mir so leid!"
„Sind doch nur Kollateralschäden..." murmelte er. „Du bist verdammt heiß, meine unschuldige Heidi."
„Das ist mir aber echt peinlich." erklärte ich leise. „Verdammter Alkohol. Ich bin sonst nicht so..."
„Wie schade..."
Ich kicherte.
„Bist du etwa maso?"
„Vielleicht..." hauchte er gegen meinen Bauch.
Mann, konnte er sich lange damit beschäftigen! Naja, war ja auch genug dran! Er wanderte ein Stückchen tiefer und ich packte panisch seine Schultern. Er kicherte.
„So maso nun auch wieder nicht. Aber wirklich...wirklich schade, das ich da nicht ran kann. Ich habe schrecklichen Hunger..."
Nun stöhnte ich auf.
„Bitte...wir müssen."
„Müssen was?"
„Nach Hause. Meine Mädchen...sie haben mich seit gestern Abend nicht gesehen, vielleicht denken sie, ich wäre betrunken in einen Gletscher gerutscht."
„Du guckst zu viele Heimatfilme." stöhnte Tom nun und stand auf.
„Heimatfilme! Ich komme aus dem Norden! Buddenbrooks und Schimmelreiter, das sind meine Heimatfilme." kicherte ich.
„Thomas Mann?"
„Genau, ich bin Lübeckerin. Waschecht."
„Wollte da schon immer mal hin."
Wir marschieren stramm den Berg hinunter, es war ziemlich heiß geworden und ich schielte besorgt auf Tom's nackten Oberkörper.
„Dann komme mich doch mal besuchen." lächelte ich.
Er schaute mich an.
„Ganz sicher werde ich das..." murmelte er.
Wir schwiegen. Keiner von uns mochte darüber reden, was nun aus uns werden sollte. Die Kinder waren nicht allzu besorgt, sie hatten ja mein zerknittertes Kleid im Bad liegen sehen und hatten sich schon gedacht, das ich mit Tom einen Morgenspaziergang machen würde. Schnell ging ich duschen und schrubbte mir das schlechte Gewissen runter. Wenn es nur so einfach ginge! Als ich in die Küche kam, blieb ich im Türrahmen stehen und seufzte. Es war ein idyllisches Bild, die ganze Familie und meine beiden Mädchen fröhlich dazwischen, sie versuchten, Daphi das Wort „Grundnahrungsmittel" beizubringen.
„Nein, das ist keins, Daphi." lachte Emma und hielt das Nutella hoch.
„Doch!" nickten meine Mädchen. „Und Sweet Chili Soße."
Plötzlich spürte ich Tom hinter mir und ich zuckte zusammen.
„Warum kann es nicht so bleiben?" raunte er.
„Weil das kein Heimatfilm ist." seufzte ich.
„Bist du dir da sicher?" grinste er.
„Noch ist keiner in den Gletscher gefallen." grinste ich zurück. „No drama yet."
„Oh, ich fand uns vorhin sehr dramatisch!"
„Schhh..." machte ich und er lachte.
„Na, ihr beiden? Wo habt ihr denn gesteckt?" fragte Nick belustigt.
„Wir sind gestern Nacht betrunken in einen Gletscher gefallen. Aber wir hatten Glück, ein riesiger Adler hat uns wieder heraus geholt." blinzelte Tom.
„Ha, ha. Im Ernst jetzt." stöhnte der Dunkelhaarige.
Doch die Mädchen lachten.
„Hat euch der Adler zu seinem Nest gebracht?" fragte Mika.
Ich nickte.
„Oh, ja! Wir durften da übernachten. Heute morgen haben seine Küken an uns herumgepickt, sie dachten, wir wären ihr Frühstück. Tom hat fast sein Ohr verloren!" erwiderte ich grinsend.
„Ihr spinnt, alle beide." brummte Nick nun.
„Wir haben nur eine blühende Fantasie." lächelte Tom.
„Und wollt anscheinend nicht darüber reden, was ihr zusammen so treibt." blinzelte Sarah.
Diana schaute Tom an, doch er wich ihrem Blick aus. Nun war eine merkwürdige Stille eingetreten, die Emma jedoch kurze Zeit später durchbrach:
„Was liegt denn heute an?" fragte sie.
„Zoo!" rief Daphi energisch.
„Wir wollten doch wandern gehen." lächelte Sarah.
„Das ist langweilig." maulte Daphi nun.
„Mir bleibt kaum Zeit, noch etwas anzufangen. Mein Zug fährt bald." murmelte Tom.
Ich musste mich arg zusammen reißen, ihn nicht erschrocken anzuschauen. Natürlich wußte ich, das der Moment kommen würde, doch hatte ich gehofft, wir könnten ein paar Tage in unserer Heimatfilm- Blase leben, bis die kalte Realität uns einholen würde. Ich hatte sowieso kaum Hunger, nun war er mir ganz vergangen und ich kaute missmutig auf dem Brötchen herum.
„Ach ja, Hamlet. So schade." lächelte Sarah. „Das hast du mies geplant, Tom."
„Das war nicht ich, du weißt doch, wie es läuft, da hängen immer mehrere Faktoren zusammen. Leider brauche ich drei Stunden bis München, heißt, ich muss in einer halben Stunde am Bahnhof sein."
Ich spürte, wie sich mein Hals zuschnürte und Tränen in meine Augen schossen. Da Diana auch gerade aufgestanden war, fiel es nicht auf, dass ich es ihr nach tat und die Küche verließ. Ich hörte Emma etwas sagen, doch meine Ohren rauschten. Himmel, was war mit mir los? Ich schaffte es mit Mühe auf's Zimmer, bevor ich zusammenbrach und unkontrolliert schluchzte. Tja, nun doch Drama, Baby! Obwohl es wirklich albern war! Jetzt kollidierten wohl Schlafmangel, der Alkoholkonsum und meine hormonelle Verfassung zusammen und forderten ihren Tribut. Und obendrauf der Rest meiner Misere. Es war einfach alles zu viel und ich dachte kurz daran, mich in einen Gletscher zu werfen. Nun musste ich noch mehr weinen, da das irgendwie sowas wie Tom und mein Running Gag geworden war. Plötzlich kamen meine Mädchen herein, hockten sich neben mich auf den Boden und umarmten mich. Ich heulte auf und nun mussten auch sie weinen. Wir hielten uns eine ganze Weile, bis Noemi leise sagte, das sie am Liebsten für immer bleiben würde und nicht mehr fort wolle. Mika nickte. Sie schaute mich an.
„Weinst du deshalb auch?" schluchzte sie und ich nickte.
Stimmte ja, irgendwie. Obwohl wir noch eine ganze Woche in Bayern bleiben würden, so war es geplant. Ich holte tief Luft.
„Und ich habe Tom sehr gerne." gab ich zu.
Beide schauten mich an. Noemi sagte:
„Das haben wir schon gemerkt. Er ist sehr nett. Aber..."
„Ich weiß. Ich weiß." seufzte ich und überlegte, wie ich es den Mädchen am Besten erklären sollte, das es so nicht weiter gehen konnte, als es klopfte.
Mika stand auf und wischte sich über das Gesicht. Sie öffnete. Tom stand vor der Tür, sein Lächeln verschwand, als er uns drei Heulsusen bemerkte.
„Oh. Störe ich?"
Ich schüttelte den Kopf und stand mühselig auf. Erst jetzt spürte ich die Schmerzen, die zugenommen hatten.
„Du willst dich sicher verabschieden." murmelte ich.
Tom verzog sein Gesicht und antwortete:
„Eigentlich nicht. Ich weiß, es ist völlig...verrückt und zu spontan, aber...ihr habt doch noch Ferien, und wenn Desi nicht allzu böse ist, wollt ihr nicht mit nach London kommen? Du hast doch gesagt, das du mein Stück gerne sehen würdest..."
Die Mädchen kreischten los und Tom zuckte erschrocken zusammen.
„London! London! Wir fahren nach London!" brüllten sie fröhlich und hüpften herum.
„Hab doch noch gar nicht ja gesagt!" lachte ich.
„Du bist überstimmt. Eindeutig." grinste Tom.
Ich verzog den Mund.
„Ja, aber...Desi ist einfach. Für euch ist es einfach. Ich muss ihm das verklickern, und ich weiß nicht, wie..."
Tom schaute mich ernst an.
„Was ist dabei, deinen Cousin in London zu besuchen? Aber das Problem ist, das es schon so spät ist und ihr genau zehn Minuten zum Packen habt..."
„Hättest du mich nicht heute morgen fragen können?" seufzte ich.
„Tut mir leid. Ich bin...ich weiß nicht..." murmelte er.
Er fuhr sich durch's Haar und ich nickte.
„Ich verstehe, tut mir leid. Ich bin genauso durcheinander. So, husch, Mädchen, ihr habt den Maestro gehört. Zum Glück habe ich nicht wirklich ausgepackt..."
„Mache ich auch nie, wenn ich verreise. Man weiß ja nicht, was kommt..." blinzelte Tom und half, alles einzusammeln, was die Mädchen verteilt hatten, während ich schnell meine Sachen in meinen Trolley warf.
Dann gingen wir zum Haupthaus und verabschiedeten uns. Natürlich guckte Diana wieder skeptisch, sie flüsterte Tom etwas zu und er verzog sein Gesicht. Desi wiederholte ihr Angebot, immer ein Ohr für mich offen zu haben und ich nickte. Niemand konnte mir helfen, den nächsten Schritt zu gehen. Im Zug hatte ich endlich Zeit und Ruhe und begann, zu tippen. Tom hatte recht, ich musste ja nur schreiben, das wir nach London eingeladen worden waren. Jetzt schon ein Faß aufzumachen, wäre zu früh, oder? Doch auch das andere war in meinem Fall- oder in unserem- der Supergau. Ich stöhnte, als ein ellenlanger Text zurück kam. Tom, der gerade den Mädchen erklärte, was sie in London alles besichtigen könnten, guckte mich fragend an.
„Wir brauchen nicht wieder kommen, wenn wir es wirklich durchziehen." erklärte ich leise.
Die Mädchen fragten sofort nach, weil sie mich nicht verstanden hatten, obwohl ich es mit Absicht so gemacht hatte. Nun, sie kannten ihren Vater und ich wiederholte auf deutsch. Erklärte auf englisch, was mein Mann geschrieben hatte und Tom schüttelte den Kopf.
„Klar leben wir in gefährlichen Zeiten. Aber wenn ihr euch die Stadt alleine angucken wollt, werden immer meine Bodyguards dabei sein. Ich wollte sie nicht, aber nun ist es mir auch sicherer."
Ich nickte.
„Wow. Wir haben richtige Bodyguards?" keuchte Noemi.
Tom lachte.
„Ja, sie holen uns in Heathrow ab. Für München habe ich keine angefordert, ich denke, das schaffen wir auch so. Ich habe ja Tarnkleidung an..." grinste er.
Ja, er sah gar nicht Tom- mäßig aus. Eine alte Jeans und ein gemütliches Hoody. Das auch von außen super kuschelig war, so konnte ich, nach dem es noch ein paar Male textmäßig hin- und her gegangen war und mit einem beleidigten: „Macht doch, was ihr wollt!" geendet war, mich an Tom schmiegen und noch ein wenig dösen. Die Mädchen versuchten es auch noch mal, ihren Vater zu überzeugen, das es doch total spannend wäre für sie, die Weltstadt zu besuchen, doch er probierte, ihnen mit Messerangriffen und Bombendrohungen Angst zu machen, sodass auch sie aufgaben. Ich erklärte Tom so gut es ging, das es immer so lief und wir schon ein Staatsverbrechen begangen hatten, in dem wir nach Bayern gereist waren. Er schüttelte genervt den Kopf.
„Er kann euch doch nicht so einsperren!" murmelte er in mein Haar. „Aber lass gut sein, guck mal, wie schön die Landschaft aussieht."
Ich lächelte.
„Hast recht. Zurück zu dem Moment, hm?"
Und die Mädchen waren zu aufgeregt, um wirklich verstimmt über ihren Vater zu sein. Sie plapperten ohne Ende.
„Danke." raunte ich Tom ins Ohr.
„Wofür?"
„Für die Einladung. Und du hast ihnen damit die Ferien versüßt."
Tom lächelte.
„Ich würde gerne noch mehr tun. Aber ich befürchte, es ist noch zu früh."
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