Der Teekocher pt3
Abends ist Cole wieder in der Kneipe und ich telefoniere mit Eve, die gleich zur Schicht muss. Sie ist der Meinung, ich solle mich von den "Nazi- Bouchards" nicht einschüchtern lassen, wie immer. Doch sie hat leicht reden! Single, keine Kinder...Ich verschweige ihr Tom, obwohl es mir schwerfällt. Wieder texte ich die halbe Nacht mit dem süßen Studenten , sodaß ich am Freitag früh völlig groggy bin. Margaret zieht nur die Augenbrauen hoch und ich denke schon wieder, dass ich es stoppen muss. Ich bin doch die Ältere, ich kann nicht erwarten, das Tom vernünftig ist! Obwohl er der vernünftigste Typ ist, den ich kenne, aber anscheinend nicht, wenn er verliebt ist, hatte er mir geschrieben. Deshalb graut mir auch ein wenig vor heute Abend, ich traue mir nicht über den Weg! Denn ich bin völlig ausgehungert. Und nicht nur nach liebevollen Worten, mit denen der süße Student mich förmlich überhäuft, sondern auch nach Berührungen. Da Tom in den Prüfungen steckt, texten wir dieses Mal nicht und der Tag zieht sich endlos hin. Natürlich ist Cole maulig, als ich ihm sage, dass ich nicht nach Hause kommen würde, sondern mit Kollegen ins Kino gehen würde. Ich schätze, er wird versuchen, seine Mutter zu überzeugen, Maisie bei sich zu behalten, damit er trotzdem in die Kneipe gehen kann. Schließlich ist Feierabend, ich habe mir ein dünnes Sommerkleid mitgenommen, das ich jetzt nach dem Duschen anziehe. Ich lasse mein Auto auf dem Revier stehen, dort ist es sicherer aufgehoben, als in der City und die Metro tut es auch. Mein Herz rast, als ich beim Kino ankomme. Tom ist noch nicht zu sehen, aber ich bin auch früh dran, mache mich noch einmal kurz frisch und überprüfe Make up und Frisur. Oh, je. Soweit ist es schon! Schon lange, ich kann mir da nichts vormachen, im Prinzip hatte Tom mich vom ersten Moment an umgehauen! Als ich aus der Toilette komme, sehe ich ihn zwischen den anderen Leuten vorm Kino aufragen. Er unterhält sich mit einem hübschen Mädchen und sofort sticht es in meinem Magen. Ich atme tief ein. Und wieder aus. Gehe langsam zu ihm, irgendwann trifft mich sein Blick und ich erschaudere. Doch dann hellt sein Gesicht auf und ich spüre, dass auch ich grinse wie ein Honigkuchenpferd! Die Leute um uns herum müssen schon einen Sonnenbrand haben! Unschlüssig stehe ich nun vor Tom und er lächelt mich schüchtern an.
„Hi. Äh, das ist Nina, eine Studienkollegin. Nina, Bianca, die Polizistin, weißt du?"
Nina nickt und wir schütteln die Hände. Dann geht sie zu einer anderen Gruppe, anscheinend alles Studenten, rüber. Ich schaue Tom an, er lächelt immer noch. Ich lege meine Arme um ihn, drücke ihn kurz an mich.
„Hallo, Puck." raune ich und will mich lösen, doch nun hält Tom fest.
„Hey...Officer. Schön, dich zu sehen. Noch schöner, dich zu halten." seufzt er.
„Finde ich auch."
Wir umarmen uns immer noch, als die Leute schon alle hinein gegangen sind. Nun, wir haben eh Logenplätze! Beziehungen sind eben alles. Doch irgendwann räuspert der süße Typ sich und murmelt:
„Lass uns lieber rein gehen. Ich mag es nicht so, im Dunkeln meinen Platz zu suchen."
„Ich auch nicht." nicke ich.
Wir gehen Hand in Hand hinein und einige Leute schauen uns verwundert an. Nun, der niedliche Student neben mir sieht wirklich nicht wie zweiundzwanzig aus und er wird tatsächlich um seinen Ausweis gebeten! Ich merke, dass es Tom unangenehm ist. Und mir irgendwie auch. Halten mich jetzt alle für eine lüsterne, alte Tante? Er musste mich loslassen und auf dem Weg in den Kinosaal halte ich dieses Mal Abstand von ihm. Doch kaum haben wir unsere Plätze eingenommen, schaut er mich ernst an.
„Vielleicht ist es besser, wenn wir uns hier draußen nicht anfassen." murmelt er. „Oder?"
„Was meinst du mit: Hier draußen?" lächle ich.
„Naja, wenn wir unterwegs sind. Ich möchte dich nicht in Verlegenheit bringen."
„Dafür musst du mich nicht berühren." hauche ich und sein süßer Mund öffnet sich staunend.
Wie er mich nur anschaut! Alles kribbelt, besonders zwischen meinen Beinen und ich möchte am Liebsten seine Hand nehmen und sie dort hin schieben. Ich bin so hungrig nach körperlicher Nähe, nach Sex, dass ich fast platze! Natürlich reisse ich mich zusammen. Doch ich nehme seine Hand.
„Vielleicht hast du recht, aber andererseits kann ich es kaum aushalten." murmele ich, ohne ihn anzusehen.
„Ich auch nicht." stöhnt er und drückt meine Hand. „Obwohl ich immer noch nicht kapiert habe, was dich an mir reizt, ich bin doch überhaupt kein heißer Typ?"
Ich seufze schwer. Endlich geht das Licht aus.
„Wenn du nur wüßtest, Puck." antworte ich und werde prompt geschht.
Tom kichert. Dann lässt er meine Hand los und legt den Arm um mich, ich kuschele mich an seine Schulter. Irgendwann schauen wir uns an, stupsen unsere Nasen aneinander und mein Herz klopft wild, weil ich genau weiß, dass wir uns bald küssen werden. Es ist förmlich unausweichlich, und als es nach zehn Minuten Film endlich passiert, haut es mich fast vom Hocker. Ich hatte erwartet, dass Tom ein Verführer mit Worten ist, sich jedoch bei den romantischen Taten unsicher und vorsichtig zeigen würde. Oder einfach irgendwo drin nicht gut ist, niemand ist schließlich perfekt! Doch Tom ist es. Oder wir sind perfekt füreinander, keine Ahnung. Seine geschickte, und doch unaufdringliche Zunge in meinem Mund läßt mich feucht werden und auf mehr hoffen. Der süße Kerl bleibt jedoch hartnäckig beim Küssen und hält seine Hände zurück. Und nun kommt mein Einsatz, das, was ich befürchtet hatte. Das, was mein Fremdgeh- Schicksal ein für alle Mal besiegeln wird, doch es ist mir gerade alles egal. Ich lege meine Hand auf seinen Oberschenkel und er zuckt zusammen. Ziehe mit meinem Daumen Kreise, er stöhnt in meinen Mund, als ich höher rutsche.
„Bitte..." keucht er und guckt mich so süß an, dass ich am liebten sofort an ihm runter gehen möchte.
Doch ich denke, er will, dass ich aufhöre. Ich beisse mir auf die Unterlippe. Dann lasse ich los und stehe auf, natürlich mosert jemand. Tom folgt mir. Draussen sagt er:
„Ich meinte nicht, dass du gehen sollst. Nur ich...es war schon ziemlich..."
Ich nicke. Fahre mir durch das Haar.
„Was soll ich nur tun?" hauche ich.
„Tut mir leid. Wenn du wieder rein möchtest, lass ich dich auch in Ruhe." murmelt der süße Typ und ich könnte ihn auffressen!
„Es ist doch genau anders herum!" knurre ich. „Ich kann dich nicht lassen, Tom, ich bin total verrückt nach dir!"
Ich schaue ihn verzweifelt an. Er lächelt schief, dann packt er mich, schiebt mich an die Wand und küsst mich so gierig, dass mir fast die Luft wegbleibt. Er hört abrupt auf, als eine Gruppe kichernder Mädchen an uns vorbei zieht und nimmt Abstand. Ich ringe nach Atem, mein Herz rast und meine Knie sind butterweich. Als wäre ich zwei Stunden mit Marty in der Fitneß- Bude gewesen, doch das hier ist wesentlich besser als Sport! Tom fährt sich nun auch durch seine Locken und lächelt mich an.
„Woah, das stellt uns jetzt vor ein echtes Problem. Ich würde dich ja gerne mit nach Hause nehmen, aber ich teile mir ein Zimmer mit einem anderen Studenten."
„Und bei mir geht es auch nicht." jaule ich. „Mein Auto steht auf dem Polizeiparkplatz..."
Tom schüttelt den Kopf.
„Ich will nicht mit dir im Auto rummachen, wie Teenager."
Ich schaue ihn an und er küsst mich sanft. „Schon gar nicht, weil's unser erstes Mal ist. Es soll der Wahnsinn werden." murmelt er mir ins Ohr und ich bekomme eine Gänsehaut.
In den letzten Tagen hatte ich mir oft vorgestellt, wie er liebt, obwohl unsere Texterei nie wirklich heiß geworden war. Super- romantisch, aber sexting blieb aus. Plötzlich lacht Tom auf und schlägt sich an die Stirn.
„Bin ich dämlich! Natürlich! Komm, Officer. Ich kenne die perfekte Location für uns."
Er nimmt meine Hand, doch am Ausgang fällt ihm wohl auf, dass wir ja besprochen hatten, in der Öffentlichkeit Abstand zu halten und er lässt mich los. Ich seufze. Warum muss mein Leben so kompliziert sein? Hätte mir das Schicksal Tom nicht schon vor drei Jahren schicken können? Nun ja, da war er noch jünger...und ich in Deutschland. Wir stehen ein bisschen unsicher auf der Metro- Station, doch irgendwann lehne ich mich einfach an ihn. Er guckt mich überrascht an.
„Hier ist es so voll, dass ich nicht glaube, dass sich jemand für uns interessiert." lächle ich und streiche eine verirrte Locke aus seinem Gesicht.
Tom zieht die Augenbrauen zusammen.
„Auch, wenn dich jemand sieht, der dich kennt?"
„Hm. Vielleicht, aber...es ist mir gerade egal." antworte ich.
Doch er guckt skeptisch. Die Metro kommt und er sagt:
„Ah, da ist sie schon." und zieht mich mit.
Ich schätze, dass Tom zu den Studios will, das kann man anhand der U- Bahn Linie erkennen. Doch weiß ich nicht, was er da mit mir vorhat...
Das, was er vorhat, haut mich noch mehr von den Socken, als sein wilder Kuss von vorhin. Die Besucherzeit in den Studios ist vorbei, aber als Teekocher hat er einen Schlüssel und natürlich kennt er den diensthabenden Sicherheitsmann am Eingang.
„Macht aber nichts kaputt!" brüllt der hinterher, nachdem wir im Golfwagen davonbrausen.
Naja, Tom fährt ziemlich ruhig. Und das ist auch gut so, denn jetzt habe ich endlich Zeit, mir alles genau anzuschauen, und vor allen Dingen das, was die normalsterblichen Besucher nicht zu sehen bekommen! Ich staune. Unterwegs hatten wir noch eine Flasche Wein und Nachos mit Käsesoße gekauft. Ja, das ist das beste Date, das ich je hatte! Als wir in der Halle ankommen, zu der Tom wollte, bin ich fast ein wenig traurig, dass die Tour vorbei ist. Aber drinnen bekomme ich die Bestätigung, absolut richtig gehandelt zu haben- wir sind am Set von „Titanic" , laufen durch die pömpösen Innenaufbauten des Schiffes und den Tank mit dem halben „Wrack". Ich bin so begeistert, dass ich ganz vergessen habe, warum wir eigentlich her gekommen sind! Und als Tom mich schließlich in einen kuscheligen Nebenraum führt, der wie eine Kabine des Schiffes ausgestattet ist- natürlich die Luxusklasse mit Himmelbett- strahle ich über das ganze Gesicht.
„Tom, das ist...Wahnsinn! Danke! Aber...ist das hier nicht irgendwie gesichert?" frage ich dann besorgt.
Er nickt.
„Jup, ich bin doch da und passe auf, dass du nichts mitgehen läßt..." grinst er und tippt auf seinen Ausweis.
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und er lacht.
„Keine Sorge, vor zehn Uhr wird niemand hier aufkreuzen. Und dieser Raum wird als Einziger nicht kameraüberwacht."
„Na dann...Prost!" lächle ich und hole die Pappbecher aus dem Rucksack.
Ich fülle sie mit dem guten Wein und lege mich dann auf das Bett. Es ist natürlich eine Attrappe, aber stabil und nicht allzu unbequem. Ich lächle den schüchternen Jungen an und frage mich, wo er den heißen Küsser aus dem Kino gelassen hat. Aber natürlich weiß ich langsam, wie Tom so tickt und dass er bestimmt genauso aufgeregt ist, wie ich. Vielleicht sogar noch mehr. Er setzt sich brav neben mich und nippt am Wein.
„Danke!" sage ich noch einmal und küsse ihn sanft.
„Für dich würde ich alles tun." murmelt Tom ernst, als ich mich wieder löse und sofort habe ich einen Kloß im Hals.
„Tu es nicht. Ich bin es nicht wert, okay?" hauche ich.
„Das entscheide ich." brummt der süße Kerl, der sonst immer so freundlich ist.
Dann küsst er mich und wir verlieren uns in dem Kuss. Beginnen, uns gegenseitig auszuziehen und schlüpfen unter die Decke.
Und damit ist mein Schicksal besiegelt.
Natürlich geht es mir am nächsten Tag schlecht und jedesmal, wenn das Handy piept, kriege ich Panik, dass Cole etwas merken könnte. Oder Margaret, zu der wir zum Essen eingeladen sind. Und dann die Flashbacks. Ja, es war genial, was Tom mit mir- nein, was wir miteinander veranstaltet haben. Es war ausdauernd und intensiv und besser als alles, was ich je im Bett erlebt hatte. Und nun denke ich ständig an Tom's Lippen, seine Zunge, seine Fingerspitzen. Sogar an seine Nase, und auch seine Ohren, ich liebe jeden Zentimeter seines Körpers!
Doch ich weiß, dass es ein Ende haben muss. Und dass es Gift ist, so zu leben. Ich spüre, wie ich mich von Maisie distanziere und bitte Tom schließlich, mir nicht mehr zu schreiben. Natürlich wird er sauer. Ich treffe mich ein weiteres Mal mit ihm, dieses mal ist Eve eingeweiht und leiht mir ihre Wohnung. Tom und ich wollen uns aussprechen, ich will es nicht über's Telefon beenden, doch wir kommen nicht weit. Was auch größtenteils meine Schuld ist. Und es ist total schön, die ganze Nacht mit ihm verbringen zu können, in seinem Arm einzuschlafen! Perfekt wäre es, wenn ich ihn einfach austauschen könnte- gegen Cole. Doch andererseits steht Tom gerade am Anfang seiner Karriere und selbst, wenn ich alles für ihn aufgeben würde, kann ich nicht von ihm erwarten, entweder zuhause zu bleiben, um auf das Baby aufzupassen, oder arbeiten zu gehen, um Geld zu verdienen. Außerdem ist sein Auslandsjahr bald vorbei. Bis zu seinem Abschied geht es ständig hin- und her zwischen uns. Ich mache mindestens hundert Male Schluss, nur um ihm dann doch wieder heimlich zu treffen. Ich brauche Tom, trotz des schlechten Gewissens geht es mir viel besser, wenn ich mit ihm zusammen bin. Dann der große Abschied, als Tom zurück nach England geht. Der zufällig an einem Tag statt findet, an dem ein Kollege von uns beim Einsatz erschossen worden ist. Und als ich verheult und apathisch mitten in der Nacht heimkomme, schöpft Cole keinen Verdacht. Selbst, als ich die nächsten Tage, Wochen in eine Depression falle, schiebt er es auf den Tod des Kollegen.
Dabei ist mein Herz gebrochen, weil ich weiß, dass ich den süßen Teekocher niemals wiedersehen werde.
---------------------------------------------------------------------------------------------------
SORRY! Nein, ehrlich jetzt.
Das ist verdammt traurig, oder? Aber was soll Bianca tun? Liebe Leute, schreibt mir gerne eure Ideen, denn dafür ist dieses Buch gedacht ;-)
Falls jemand ein Sternchen da lassen möchte, würde ich mich wirklich freuen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top