Der Teekocher- Ende

London, 2016

Der Ausblick ist traumhaft. Von hier unten schon, wie wird er erst von der Dachterrasse aus sein? Und der Preis der Wohnung ist erschwinglich für diese gute Gegend. Ich schaue auf die Uhr. Es ist kurz nach sechs Uhr abends, die Sonne geht unter und von Maisie keine Spur. Die Maklerin wartet sicher schon, also gehe ich hoch. Ich nehme das Treppenhaus, denn in meinem Alter muss ich mich ranhalten, fit zu bleiben. Doch im dritten geht mir die Puste aus und ich muss eine Pause machen. Meine Gesäßmuskeln schmerzen wie Hölle! Als ich endlich im Vierten ankomme, höre ich Stimmen aus dem Appartement. Vielleicht ist Maisie schon längst oben? Obwohl wir uns unten treffen wollten. Doch dann höre ich seine Stimme und zucke zusammen. Ich seufze und klingele. Eine junge, durchtrainierte Frau im schicken Zweiteiler öffnet und ich beglückwünsche mich, dass ich das dunkle Kleid angezogen habe, das meine Problemzonen kaschiert. So komme ich mir neben der hübschen Frau nur halb so fett und unförmig vor!

„Kommen sie rein. Ihr Mann ist schon hier." lächelt die Maklerin.

Ich bin gerade versucht, „Ex!" zu sagen, als ich ihn schon sehe. Er hat sich kaum verändert. Nun ja, allzu lange ist unsere Trennung nicht her und ich hätte eigentlich noch mehr Zeit gebraucht, mich seinem intensiven, wütendem Blick zu stellen.

„Was tust du hier?" frage ich vorwurfsvoll, ohne ein Wort der Begrüßung, was früher bei uns beiden Usus gewesen war.

Ein Hallo, Hi, oder Na, Schatz? Und dann ein Kuss. Immer. Manchmal länger, manchmal kürzer, aber nie flüchtig und ohne Liebe. Doch nun gibt es sofort Frontalangriffe, wenn wir uns begegnen!

„Ich zahle schließlich, also ist es mein gutes Recht, hier zu sein." brummt er zurück. „Wo steckt Maisie?"

Ich zucke mit den Schultern.

„Wir waren um zehn vor sechs verabredet. Sie kam nicht, also bin ich hoch." antworte ich lapidar.

„Typisch." murmelt er.

„Typisch Maisie oder typisch ich? Das wolltest du doch sagen, oder? Dass sie das von mir hat?" zische ich und er schüttelt verärgert den Kopf.

„Du weißt genau, dass ich auch immer zu spät komme. Es liegt in der Familie."

„Welche Familie?" blaffe ich nun und gucke in das Exposé.

„Du wolltest die Scheidung, nicht ich." knurrt er.

„Weil du die Blondine gevögelt hast!" knurre ich zurück und die Maklerin zieht scharf die Luft ein.

Mein Ex baut sich auf und brüllt:

„Ja, und genau das ist der Grund, warum ich in die verdammte Scheidung eingewilligt habe! Weil du es mir immer wieder vorgehalten hast, diesen einen, winzigen Fehltritt!"

„Uh." sagt die Maklerin und weicht von ihm zurück.

Ich knalle das Heft auf den Tisch und schreie:

„Was sollte ich dazu denn sagen? Oh, fein, du hast deinen Schwanz in eine andere gesteckt, das verstehe ich schon, weil ich ja'ne frigide, alte Schachtel bin, oder was?"

Die Maklerin guckt irritiert von einem zum Anderen. Sie hatte schon einige streitende Pärchen erlebt, meist ging es um das, was sie ihnen präsentierte. Die Wohnung sei zu klein, zu groß, falsche Lage, und „ Liebling, ich hatte mir doch so einen Wintergarten gewünscht!" Manchmal ging es auch darum, dass etwas vergessen wurde, ein Dokument, ein nicht ausgeschalteter Herd und schon wurde herumgezankt, doch durch ihre Anwesenheit hielt es sich immer in Grenzen. Aber diese beiden Streithähne waren die Krönung! Nicht, weil sie über etwas stritten, was sie selbst nicht mal vor ihren besten Freunden auspacken würde, nein, solche Menschen gab es. Seelische Exhibitionisten! Auch nicht der Fakt, dass sie sie ignorierten, was zwar ungewöhnlich war, aber nicht unmöglich. Nein, es war etwas in dem Streit, was sich absolut von anderen unterschied. Das Gefühl, dass das Paar es wie eine Art Vorspiel nutzte, sich gegenseitig damit stimulierte. Es lag kein kalter Hass in ihren Augen, während sie sich anschrien. Auch kein brennender, zerstörender Hass, ganz im Gegenteil, in ihren Augen lag Liebe. Aber wie konnte das sein? Es war völlig paradox!

Indessen antwortet der große Kerl laut:

„Zum Beispiel! Verständnis ist in einer Ehe nicht zu viel verlangt, oder, was meinen sie dazu?" fährt er nun die Maklerin an.

Die immer noch verwirrt scheint und nur stumm nickt.

„Und wo war deines? Als ich sie verloren habe?" schreie ich.

„Es waren nur Köter, verdammt! Kein Grund, deinen Ehemann nicht mehr ranzulassen!"

„Du warst ja nie da! Troi und Cressi waren immer für mich da!"

Die Maklerin blickt sich nun hilfesuchend zur Tür um.

„Kommt ihre Tochter noch?" piepst sie.

Doch natürlich sind wir so in unseren Streit vertieft, dass wir nicht reagieren. Ich schnappe mir den Schlüssel und gehe vor, er folgt mir brütend. Plötzlich klingelt das Telefon der Maklerin. Ich hörte sie fast erleichtert aufatmen, sie geht ran und verläßt den Raum. Kaum ist sie ausser Sichtweite, schauen wir uns an und lachen.

Doch dann knurrt er:

„Das muss aufhören, Schatz."

„Nur noch dieses Mal, bitte!" flehe ich.

Er stöhnt und schließt seine wunderschönen Augen. Ich schiebe ihn sanft an die Glasfront des Penthouses und küsse ihn.

„Ich bin verrückt nach dir..." raune ich.

„Geht mir auch so. Aber warum muss ich immer das Arschloch sein?" murmelt er in meinen Hals.

Ich kichere und öffne seine Hose. Er packt mein Gesäß und ich schreie leise vor Schmerz auf.

„Ich hab dir öfter angeboten, die Position zu wechseln. Selber schuld, Süße." haucht er und knabbert an meinem Ohr.

Ich stöhne, denn der Muskelkater kann meine Erregung nicht mindern. Ganz im Gegenteil, ich liebe es, wenn es ein bisschen weh tut. Wenn er ein bisschen hart zu mir ist. Und das muss ich ihm noch nicht mal sagen! Er dreht den Spieß um und drückt mich gegen die Glasfront, nimmt mich heftig, ohne zu zögern. Wir haben nicht viel Zeit, die Maklerin wird sicher gleich zurück kommen...

Doch diese ist so geschockt, dass sie sich nach dem Telefonat erst einmal aus dem Café unten an der Ecke einen Kaffee holt, dort zehn Minuten in der Schlange steht und dann langsam wieder nach oben fährt. Als sie die Wohnung betritt, ist alles still. Das Exposé liegt da, wo es hin gehört, und auch der Dachterrassenschlüssel. Das Pärchen ist verschwunden.

                                                              ***

„Mom? Das ist nicht euer ernst, hm?" fragt Maisie.

„Was?" frage ich verwirrt und blicke von dem Kuchenrezept auf.

„Ihr habt es schon wieder gemacht! Und immer benutzt ihr mich als Vorwand, um euch Wohnungen anzusehen! Was ist das eigentlich für ein komisches Hobby?" wundert meine Tochter sich.

„Ähm, ich wollte früher mal Innenausstatterin werden und es interessiert mich halt." antworte ich und kippe Zucker in eine Schüssel.

Nun höre ich ein lautes Lachen aus dem Wohnzimmer und ich werfe einen wütenden Blick in seine Richtung.

„Was gibt es da zu lachen?" knurre ich maulig.

„Innenausstatterin!" lacht er, als er herein kommt. „Schatz, hat dich die Maklerin angerufen?" fragt er dann Maisie.

„Hm. Gerade eben. Sie wollte wissen, ob wir noch interessiert wären. Hab natürlich nein gesagt, wie immer." brummt Maisie und nascht etwas vom Teig.

„Hey! Finger weg!" schimpfe ich.

Mein Mann lächelt und legt Maisie den Arm um die Schultern.

„Es wird nicht mehr vorkommen, Kleines. Nicht wahr, Officer?"

„Klar, Puck." brumme ich zurück.

Er kichert und nimmt mich sanft von hinten in den Arm, läßt seine Nasenspitze über meinen Nacken fahren und niest gleich darauf.

„Wenn du backst, hast du überall Mehl kleben!" schnieft Tom.

„Selber schuld..." schmunzele ich.

Obwohl ich es liebe, wenn er mich so hält. Und er läßt auch dieses Mal nicht los, sondern folgt mir zur Spüle, zum Ofen und wieder zurück zur Arbeitsplatte. Ich lache.

„Bist du etwa an meiner Goldfeder kleben geblieben?"

„Hm. Umgekehrt. Fühl mal, meine Goldfeder..." kichert er und drückt seine Männlichkeit gegen meinen Hintern.

„Ah! Eine Goldfeder! Die muss ich haben!" lache ich nun und zücke ein Messer aus dem Messerblock.

Tom läßt mich abrupt los und flüchtet.

„Hilfe! Deine Mutter ist zu Michael Myers mutiert!" ruft er und Maisie, die vor dem Fernseher sitzt und Chips knabbert, schüttelt den Kopf.

„Ihr seid die verrücktesten Eltern, die ich kenne. Könnt ihr euch nicht mal normal verhalten?"

„Backe ich etwa nicht gerade einen Kuchen? Das ist sowas von Mainstream, dass mir schon ganz schlecht ist!" lache ich.

Mein Ehemann guckt vorsichtig um die Ecke.

„Hast du schon aufgegeben?" schmunzelt er.

„Ich habe noch gar nicht angefangen, dich zu jagen." grinse ich. „Du kommst ja eh immer freiwillig zurück. Und außerdem muss ich hier sauber machen!"

„Hm, dann helfe ich dir schnell und danach werde ich dir etwas zeigen."

„Deine Goldfeder?" pruste ich los.

Tom schüttelt den Kopf.

„Ha, ha! Nein, was Besseres."

Später liegen wir im Bett und ich kraule Tom's Nacken.

„Ah, da." lächelt er und dreht den Bildschirm des Macs zu mir.

Ich seufze.

„Mit eingebautem, begehbaren Kleiderschrank! Und wieder Dachterrasse! Whirlpool. Gott, das..."

„Hm. Genial, nicht?" raunt er.

„Aber Schatz, wir wollten doch aufhören! Wir haben es Maisie versprochen!" seufze ich.

„Danach. Diese Wohnung ist zu kostbar, um sie nicht einzuweihen!"

Ich gucke ihn an und sage leise:

„Heute war es wirklich knapp, findest du nicht?"

„Nein, es war okay so. Wir hätten vielleicht noch giftiger sein können...Ich glaube, die Maklerin war ziemlich verwirrt."

Er verzieht seinen hübschen Mund und ich lache.

„Sorry, wir hätten es vorher nicht tun dürfen! Ich war noch viel zu sehr im Chill und selbst, wenn du mich wirklich betrogen hättest, hätte ich nicht wirklich die verletzte Ehefrau geben können. Aber komm, die Tränen, die ich mir abgedrückt habe, waren doch großes Kino!"

„Du und großes Kino?" prustet er und ich stupse ihn an.

„Okay, das ist dein Gebiet, aber trotzdem." schmolle ich dann.

Er drückt mich an sich und kitzelt mit seiner Nasenspitze meinen Hals, sodass ich kichern muss und gar nicht mehr schmollen kann. Mistkerl!

„Naja, für ne Polizistin bist du nicht schlecht." murmelt er.

„Danke. Ach, Schatz, warum machen wir das nur immer? Ist ja nicht so, dass wir unser Sexleben aufpushen müssten, oder?" hauche ich.

Tom küsst mich nun hinter den Ohren und das Reden wird immer schwerer. Ich lege den Mac auf den Nachtschrank, dabei bleibt mein hübscher Mann an mir hängen, wie vorhin. Ich kichere, als er mich energisch zurückzieht.

„Hey!" protestiere ich.

„Muss ich darauf antworten?" brummt Tom.

„Nein." hauche ich und küsse ihn gierig.

Später kann ich jedoch nicht einschlafen, beobachte Tom, wie er selig vor sich hin schnorchelt. Der süße Teekocher, der nun schon seit vierzehn Jahren mein ist. Und, nach seiner Aussage, es auch immer bleiben wird, das geschiedene Pärchen geben wir nur, wenn wir uns Wohnungen „anschauen". Das erste Mal war es ungeplant passiert, wir hatten uns in London eine Wohnung gesucht und die Maklerin hatte einen dringenden Anruf bekommen und uns gebeten, einfach zu gehen, wenn wir durch wären. Es war nicht so, dass wir da schon vorhatten, über einander her zu fallen, es ist einfach geschehen und wir hatten beide Gefallen daran gefunden. Diese Wohnung hatte uns nicht gefallen, sodass wir noch weitere inspiziert hatten und Tom hatte die Idee, mit dem Streit. Er hatte einfach angefangen, herum zu nörgeln und erst dachte ich, dass er wirklich sauer auf mich wäre, doch dann bemerkte ich seinen heißen Blick und stieg mit ein. Und oho, wir können gut streiten! Wieviele Makler wir damit schon in den Wahnsinn getrieben haben, möchte ich nicht wissen. Eine hatte die Polizei geholt, aber natürlich waren wir plötzlich wieder ganz artig, als diese eintraf, und sie stand blöd da. Ich seufze. Ich kann mein Glück immer noch nicht fassen, und dabei hatte es für uns fast keine Zukunft gegeben...

Drei Wochen nach seiner Rückkehr nach England hatte Tom wieder vor meiner Tür gestanden, mitten am Tag, ohne Rücksicht darauf, das Cole ja da war. Nun, zu der Zeit hatten Cole und ich uns nicht viel gegeben, er hing ständig betrunken auf der Couch herum und ich war noch wegen dem Trauma mit meinem Kollegen krank geschrieben gewesen. Wenn ich Maisie nicht gehabt hätte, hätte ich mich genauso gehen lassen, wie Cole. Er genoss es, dass er nun schon tagsüber trinken konnte, ich kümmerte mich ja jetzt um alles und Margaret bekam nichts mit. Außer, dass er sich ständig Geld bei ihr pumpte, das sie ihm für Maisie gab. Kurz gesagt, mein Leben war noch mehr Hölle und als Tom plötzlich da stand, war mir klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Cole hatte verpennt, dass ich Maisie und meine Sachen packte und mit Tom gegangen war. Zuerst kamen wir bei seiner Mutter unter und die ersten Monate waren schwierig, aber bei weitem nicht so schlimm, wie mein vorheriges Leben. Schon gar nicht, weil der süße Kerl mir immer wieder Mut gemacht hatte und böse geworden war, wenn ich anfing, über seine vertanen Chancen zu sprechen. Tom hatte mir damals in der Tür gesagt, dass er lieber sein Leben lang Tee kochen würde, als in England ohne mich zu sein. Nun, was hätte ich darauf antworten sollen? Margaret war tatsächlich hartnäckig gewesen, aber nachdem sie Cole tot aus der Badewanne gefischt hatten, gab sie auf, um das Sorgerecht zu kämpfen. Ein Jahr später heirateten Tom und ich.

Ich habe mal wieder unbewußt nach ihm gegriffen und streiche seine Gesichtszüge nach. Das passiert immer, wenn ich ihn beobachte und nachdenke, irgendwie muss ich ihn spüren, vielleicht, weil ich es auch nach so langer Zeit manchmal immer noch nicht fassen kann, dass er zurück gekommen ist. Ich meine, ich hatte ihn ziemlich mies behandelt, damals in LA, ihn ja immer wieder verprellt. Doch als ich ihn einmal danach gefragt hatte, hatte er geantwortet, dass er mich verstanden hätte. Und sich selber die Schuld gegeben, nicht nein zu mir gesagt zu haben, wenn ich ihn wieder treffen wollte. Tom schmollt und öffnet die Augen. Ich ziehe schnell meine Hand weg und er grinst.

„Was ist? Kannst du nicht schlafen?"

Ich schüttele den Kopf.

„Der Gedankenzug ist gerade auf voller Fahrt und ich würde so gerne auf Bimmelbahn umsteigen..." seufze ich.

Tom lacht.

„Soll ich dir etwas vorlesen? Vielleicht „Mord im Orient Express"?"

Ich stupse ihn an.

„Was brachtest du den Dolch mit hinunter!" lache ich.

„Ja, Macbeth geht auch."

„Nein, denk dir was eigenes aus." murmele ich dann. „Was wäre, wenn...?"

„Wenn was? Oh, nein, nicht das schon wieder, Schatz!" brummt er und vergräbt sein Gesicht im Kissen.

„Aber...ist es nicht...merkwürdig? Wenn du nicht zurück gekommen wärst, wärst du jetzt vielleicht kein kleiner Theaterdarsteller und Dozent, sondern groß raus gekommen. Dein Talent ist einzigartig!"

Tom brummt irgendwas ins Kissen und ich tätschele seine Schulter.

„Hör auf, zu maulen, es ist so. Wenn ich nicht..."

Er fährt hoch und sagt ernst:

„Es ist, wie es ist! Und hör auf, dauernd zu behaupten, du wärst Schuld daran, dass ich kein Megastar bin. Ich war auch mit zweiundzwanzig fähig genug, das selbst zu entscheiden!"

„Das wollte ich gar nicht sagen..." murmele ich. „ Ich meine, ich will mir keine Schuld zuweisen, auch dir nicht, nur einmal ganz frei darüber nachdenken, was sein könnte, wenn...es nicht so wäre, wie es ist."

„Du machst mich irre, Officer!" brummt Tom und dreht sich auf den Rücken.

Ich gucke ihn mit großen Augen an und er zieht mich zu sich runter.

„Zur Strafe, dass du mich geweckt hast und so eine elende Diskussion mitten in der Nacht begonnen hast, wirst du dich jetzt erst einmal um ihn da unten kümmern müssen."

Ich schmolle.

„Tom! Du nimmst mich nie ernst, immer reduzierst du mich auf..."

Ich pruste los, weil er meinen Bauch pustet. Wir albern herum und schon geht es mir wieder besser, die bösen Gedanken sind futsch und ich kuschele mich eng an meinen Liebsten. Irgendwann murmelt er:

„Wie wäre es mit einer Generalprobe?"

Ich schaue hoch.

„Wir machen doch immer Impro. Und...wollen wir das wirklich tun?"

„Komm, Mrs. Hiddleston, ein Mal noch, ja?" grinst er. „Bitte! Ich glaube, wir können noch besser werden..."

„Ach, du willst nur, dass ich dieses Mal die Schlampe spiele, nicht? Damit du wieder heulend zu Boden sinken kannst."

„Genau. Ich war viel zu oft der Fremdgeher, ich habe noch bestimmt zehn Mal gut."

„Okay, aber bitte lass die Selbstmordnummer weg."

„Zu krass?"

„Yep. Ich denke nur an den armen, unterernährten Makler, der völlig entsetzt gewesen war. Der braucht jetzt bestimmt Psychotherapie, auch, wenn man sich mit einem verschluckten Autoschlüssel nicht wirklich umbringen kann." lache ich.

„Mir fiel nichts anderes ein. Aber dein Kniefall und Beingeklammere war auch etwas überzogen."

„Etwas? Wir wären glatt in „Monty Python's Hospital for Overacting" gelandet!" lache ich.

Nun zitiert Tom aus „Richard III" . Als er fertig ist- den Meister unterbricht man nicht- seufze ich:

„Na super, es ist halb zwei und ich bin hellwach. Ich könnte eigentlich Will anrufen..."

„Dann kriegt der arme Junge deinetwegen Ärger. Außerdem ist es ihm bestimmt peinlich."

„Warum muss er so weit weg sein?" seufze ich.

„Soweit ist er doch gar nicht weg. Und außerdem musst du ihn irgendwann sowieso loslassen."

„Ah, denk an Maisie. Die wäre alt genug für eine eigene Wohnung. Unsere Kinder lieben uns, die werden uns auf ewig auf der Pelle hocken."

„Will ist anders, er ist ein Freigeist. Maisie hat die harte Zeit des Umbruches erlebt, er nicht. Weißt du noch, wie oft sie nach Margaret geheult hat? Und ich die ganze Nacht versucht habe, sie zu trösten, während du arbeiten warst?"

Ich nicke traurig. Kuschele mich in seinen Arm.

„Wie könnte ich das vergessen, es war furchtbar. Ich hatte wahnsinnige Schuldgefühle, euch allen gegenüber. Du warst doch viel zu jung, um schon Papa sein zu müssen!"

„Du weißt, das das Nonsens ist. Es war gut für mich, hat mich reifen lassen, und die Mühe hat sich doch gelohnt. Ein Jahr später hatte sie fast vergessen, dass ich nicht ihr leiblicher Vater bin."

„Für Maisie wirst du immer Dad sein, ob leiblich, oder nicht. Ich war damals so wahnsinnig fasziniert von dir, mit wieviel Ruhe und Liebe du alles gehändelt hast. Selbst, wenn ich zickig war. Ich habe oft gedacht, das war's, jetzt geht er. Und dann wurde ich auch noch schwanger!"

Tom lächelt.

„Und ich habe mich total darüber gefreut. Ich war doch auch fasziniert von dir, das weißt du. Du hast nachts gearbeitet, damit ich tagsüber studieren konnte! Wir haben uns quasi die Klinke in die Hand gegeben, Wahnsinn, dass wir das überstanden haben, nicht?"

„Oh, ja!" lächele ich und küsse ihn sanft. „Und das haben wir dir zu verdanken."

„Nonsens. Wir beide haben es geschafft."

„Wenn du nicht zurück gekommen wärst..." murmele ich, während er mein Dekolleté streichelt.

Er stöhnt.

„Bevor du wieder anfängst, wäre es jetzt Zeit für den Blow Job."

„Wie kannst du jetzt heiß sein?"

„Bin ich nicht, aber ich will es werden. Komm, den bist du mir schuldig." raunt er und knabbert an meinem Ohr.

„Was wäre...wenn..." hauche ich.

„Bianca!" brummt er.

„...wenn ich damals im Kino meinen Trieben nachgegeben hätte und..." murmele ich und küsse seine weiche Haut.

Wandere über seine Brust, langsam. An seinem Bauchnabel höre ich auf und schaue hoch.

„Hättest du es zugelassen?"

„Bist du wahnsinnig?" keucht er.

Ich verdrehe die Augen.

„Heißt das ja oder nein?"

„Wenn ich nein sage, hörst du dann auf?" stöhnt er, weil ich meine Zunge über seinen Happy Trail kreisen lasse.

„Egal. Stell's dir einfach nur vor..." entgegne ich sanft, denn ich bin auch schon super heiß.

Ich brauche ihm im Prinzip nur anschauen, um eine feuchte Unterhose zu kriegen, und bei der Erinnerung an unseren ersten Kuss im dunklen Kino bekomme ich eine Gänsehaut. Hm, er ist schon hart. Ich schnappe gierig nach ihm und Tom quakt leise auf. Ich werde sanfter, doch er drückt meinen Kopf gegen sich, was ich einfach liebe. Beim ersten Mal hatte er mich gefragt, ob es okay wäre und genau das hat mich wahnsinnig angemacht. Nun weiß er, dass er ohne Verluste bossy sein darf, denn umgekehrt ist es genauso. Und selbst, wenn einer von uns keine Lust auf Spielchen hat, der andere aber schon, tun wir es, weil wir verrückt nacheinander sind. Meistens kommt die Stimmung irgendwann doch, wie jetzt gerade, wo ich seine weiche, heiße Männlichkeit geniesse. Tom weiß, dass ich ihn stundenlang lutschen mag und auch jetzt lässt er mich machen, ohne, dass ich ihn so stimuliere, dass er kommt. Er hatte ja heute mehrfach das Vergnügen!

                                                                   ***

Nun, diese Maklerin ist speziell. Sie mustert mich skeptisch aus grauen Augen, denen man garantiert nichts vormachen kann, denke ich gerade, als Tom in die Küche geschlendert kommt. Er bleibt abrupt stehen, als er mich sieht und fragt barsch:

„Was willst du hier?"

„Sie ist auch meine Tochter." entgegne ich leise.

Tom schaut die Maklerin an.

„Ist das überhaupt zulässig, dass meine geschiedene Frau hier einfach aufkreuzen darf?"

„Jetzt mach bitte nicht so ein Drama." hauche ich.

„Ich mache ein Drama? Wer hat denn damit angefangen? Wenn ich dich ansehen muss, ist es, als würde ein Dolch..."

Die Maklerin unterbricht streng:

„Mr. Turner, wir müssen jetzt anfangen."

Ich schaue Tom an, denn sie ist schon energisch vor marschiert. Zeige Time out, doch er schüttelt den Kopf.

„Typisch Frau. Sie nehmen mich wohl auch nicht ernst. Wir Männer haben auch Gefühle!" schimpft er.

„Die können sie ja mit ihrem Therapeuten besprechen." brummt die ältere Frau und öffnet die Tür zu einem der kahlen, großen Räume. „Das Schlafzimmer."

Tom stöhnt theatralisch auf und hält sich den Kopf.

„Oh, sagen sie dieses Wort nicht laut!" zische ich der Maklerin zu. „Das löst bei ihm Panikattacken aus!"

Sie zieht die Augenbrauen hoch und sagt:

„Schlafzimmer?"

Tom heult wie ein verwundetes Tier und ich tätschele seinen Arm. Er reißt ihn weg und fährt mich an:

„Faß mich nicht an! Nur du bist schuld, dass ich ihn nicht mehr hochkriege! Wenn du nicht immer so perverse Sachen verlangt hättest, wäre ich jetzt ein ganz normaler..."

Wieder unterbricht die Maklerin und schleift uns weiter durch das riesige Penthouse. Ich überlege fieberhaft, wie man sie in die Knie zwingen könnte.

„Ist Wohnzimmer ungefährlich?" fragt sie dann trocken.

Ich blicke Tom panisch an und er beginnt, zu weinen.

„Sie nehmen mich nicht ernst! Auch da wollte sie es, immer wieder, auch, wenn ich nicht konnte!" heult er.

„Die Küchenzeile." brummt die Maklerin, ohne auf Tom's Flennerei einzugehen. Er jault:

„Auf so einer hast du dich von ihm ficken lassen. Wie konntest du mir das antun? Ich habe mir immer Mühe gegeben, ein guter Mann zu sein!"

Die Maklerin stemmt ihre Fäuste in die Hüften und funkelt ihn wütend an.

„Mr. Turner, bitte gehen sie! Ich denke, ihre Frau..."

„EX!" brüllt er. „Wie wäre es, wenn sie geht?"

Ich räuspere mich.

„Ich habe das Recht, hier zu sein, außerdem führe ich mich nicht wie ein minderbemitteltes Kleinkind auf! Und ich verbiete dir, weiter über mein Sexleben zu sprechen!" zische ich.

„Geht das schon wieder los! Immer behandelst du mich, wie ein unmündiges Wesen! Dabei war ich es, der dir deinen ersten Orgasmus geschenkt hat!"

Ich spüre, wie es anfängt zu kribbeln. Ich habe sofort einen Flashback an gestern Nacht, oder besser, heute morgen. Wie schafft dieser Mann es, mir immer wieder Orgasmen zu verschaffen, die sich anfühlen, als wäre ich Jahre nicht gekommen? Ich bemerke, dass es um Tom's Mundwinkel zuckt und ich entgegne schnell:

„Das war Glückssache und außerdem habe ich dabei an jemand anderen gedacht! Denn du bist nichts weiter als das lächerliche Abbild deines erfolglosen Vaters, Neil! Dich kann man nicht anders behandeln, als..."

Nun unterbricht die Maklerin mich.

„Stop! Reizen sie ihn doch nicht noch!"

„Wer reizt hier wen?" brülle ich. „Schauen sie ihn sich an, diese Witzfigur! Oh, ist das der Hauswirtschaftsraum?" schließe ich mit normaler Stimme.

Tom brüllt so verzweifelt, dass ich selbst eine Gänsehaut kriege.

„Haus...wirt...schafts...raum! Da kann ich nicht reingehen, oh, Gott! Meine Therapeutin sagt, das würde mich retraumatisieren!" heult er.

„Ach komm, nur, weil ich dich in unserem ein bisschen hart angepackt habe?"

„Hart angepackt? In meiner linken Arschhälfte habe ich kein Gefühl mehr und ich habe massive Probleme beim..."

„Genug! Hören sie, ich glaube, sie sind beide nicht in der Verfassung, heute diese Wohnung anzusehen." fährt die Maklerin ihm ins Wort.

„Jetzt sind wir schon mal hier, noch einmal werde ich es nicht machen. Nicht mit dem da!" entgegne ich und zeige auf Tom.

„Geht mir genauso, du bösartige Schlampe!" quakt er.

„Du stehst doch drauf!" blöke ich zurück. „Du hast ja anscheinend niemanden, der deinem Gejammere zuhört, du schwanzloser Lurch!"

Tom funkelt mich an und ich bekomme weiche Knie. Bemühe mich, ihn weiter abschätzig anzugucken, obwohl er jetzt langsam auf mich zu kommt.

„Schwanzloser Lurch? Du hast mir doch immer einen Blow Job verweigert, weil er dir zu groß war und du Angst hattest, zu ersticken!" knurrte er. „Aber seinen hast du gelutscht und ich musste es sogar mit ansehen!"

Nun holte die Maklerin tief Luft.

„Wenn sie nicht sofort aufhören, hole ich die Polizei."

Wir gucken sie beide ruhig an.

„Warum? Machen wir irgendetwas kaputt?" brummt Tom und ich füge hinzu:

„Wir schauen uns nur die Wohnung an, ich habe die Dachterasse noch nicht gesehen. Liegt sie in dieser Richtung?"

Sie nickt. Doch sie zögert und nestelt an ihrem Telefon herum. Tom wirft mir beim Vorbeigehen einen kurzen Blick zu. Gleich haben wir sie soweit, bedeutet er und ich gehe ihm seufzend hinterher.

„Das ist nicht wahr, du hättest jederzeit gehen können." steige ich wieder in den Streit ein und Tom bleibt stehen.

Dreht sich zu mir um.

„Hören sie, ich gehe einmal telefonieren, ja?" sagt die Maklerin, doch wir ignorieren sie, wie immer.

Funkeln uns wütend an. Tom knurrt:

„Ich wollte sehen, wie du es machst. Ja, es war widerlich. Wie du genüsslich..."

„Tom!" flüstere ich, als die Tür hinter uns zufällt. „Es reicht!"

Er schüttelt den Kopf.

„Über ihn geleckt hast, ihm den Saft von ...oh...Baby..." keucht er, weil ich genau das gerade tue.

Nein, ich will gar keinen anderen außer diesen hier, denn er ist köstlich. Und ich liebe es, wenn mein süßer Mann vor Erregung zuckt und bebt.

„Ich will dich vögeln!" japst er.

Auf der Dachterrasse steht eine Rattansitzgarnitur mit Tischchen und ich lege mich über ihn. Tom zieht schnell meinen Rock hoch und dringt heftig ein, ich bin klatschnass. Doch denke ich, dass diese Maklerin taffer als die anderen ist und bestimmt gleich wieder kommt. Das irritiert mich etwas, aber mein Ehemann wäre nicht er selbst, wenn er es nicht trotzdem schaffen würde, mich zum Höhepunkt zu bringen. Er greift um mich und schiebt seine schönen Finger auf meine Klit. Ich stöhne laut auf und er macht:

„Shhhh..."

Und dann bin ich soweit, kurz darauf Tom. Schnell entzieht er sich mir und als die Maklerin mit einem giftigen Blick erscheint, lächeln wir sie freundlich an.

„Es tut uns leid." sage ich. „Aber diese Wohnung hat keine guten Vibes. Vielen Dank, trotzdem."

Ich gehe vor und Tom folgt, während die Maklerin den Tisch wieder richtig hinrückt. 

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