Das Spiel 4

„Wie bitte?" schnappte ich.

„Entschuldige. Es geht mich nichts an, oder?" fragte er und guckte mich traurig an. „Du kannst machen, was du willst."

Ich nickte.

„Das ist richtig. Aber...falls es dich beruhigt, ich bin's nicht." murmelte ich und flitzte in das Gebäude.

Gut, dass Tom nicht hinter her durfte! Mein Herz klopfte bis zum Hals und ich fühlte mich, als hätte ich einen 1000 Meter- Lauf gemacht. Im Flur kamen mir zwei Mädchen aus dem Tussenclub entgegen und funkelten mich böse an. Wie bitte? Was hatte ich denen jetzt getan? Ich schnaubte wütend und lief auf unser Zimmer, schoß so energisch hinein, das Tanja erschrocken hochfuhr und sich den Kopf am oberen Bett stieß. Sie hatte auf ihrem Bett gelesen.

„Au! Was ist los?"

Ich stöhnte und zog mich aus.

„Ach, keine Ahnung. Die gucken mich alle an, als hätte ich ein Staatsverbrechen begangen!"

„Weil du mit entscheiden durftest, wer auf euer Zimmer darf. Glaube ich, was meinst du, Steffi?"

„Ja, kann sein. Mach dir nichts draus, die kriegen sich wieder ein. Und danke, das du für uns plädiert hast. Obwohl ich überhaupt nicht auf Dr. Hiddleston stehe..."

„Hallo? Wie kann man nicht auf den stehen?" empörte sich Tanja und ich kicherte.

Zum Glück war ich nicht alleine! Doch, war ich. Ich war die Einzige von uns, die von dem Schwarm aller Mädchen so berührt worden war, das es immer noch nachwirkte!

„Naja, ich stehe halt nicht auf Jungs." ließ Steffi die Bombe platzen. „Ich wollte wegen seiner Tochter in dieses Zimmer. Aber leider scheint Viv absolut hetero zu sein..."

Sie schaute mich durchdringend an.

„Äh...woher soll ich das wissen?" kicherte ich. „Also, zwischen uns läuft nichts, falls du das meinst."

„Ja, ich weiß! Das du ne Hete bist, ist total klar. Aber hat Viv vielleicht mal...naja, gesagt, das sie irgendein Mädchen süß findet?"

„Sie hat doch jetzt diesen Roger. Den findet sie süß. Tut mir leid, Steffi."

Steffi winkte ab.

„Es reicht mir, in ihrer Nähe zu sein."

Ich nickte. Anscheinend war Tanja im Bilde, sie schien nicht überrascht und wandte sich wieder ihrem dicken Schinken zu. Ich schlüpfte in meinen gemütlichen Schlafanzug und kuschelte mich unter die Decke. Schnappte mir mein Buch, ich hatte gerade Terry Pratchett für mich entdeckt und las „Die Farben der Magie". War ganz in der Scheibenwelt versunken, als die anderen drei Damen zurück gepoltert kamen. Ich roch sofort, dass sie betrunken waren.

„Sag mal, spinnt ihr?" fuhr Tanja wieder hoch. „Wollt ihr gleich am ersten Tag wieder nach Hause fahren?"

Daniela kicherte und Chris krabbelte mühselig die Leiter zu ihrem Bett hoch. Viv schmiss sich neben mich.

„Und dann noch, wenn dein Dad dabei ist." tadelte ich. „Das finde ich echt daneben, Viv. Und das hier ist mein Bett."

„Ach, Dad. Der war schon weg." winkte Viv ab. „Ich schaffe es nicht nach oben. Können wir tauschen?"

„Klar." murmelte ich und stand auf, um auf's obere Bett zu klettern.

Daniela unkte:

„Dr. Hiddleston war schon weg, mit Chrissi's Mama!"

„Quatsch." schnauzte Chris, doch trotzdem schoß ein Stich durch meinen Magen.

„Doch." beharrte Daniela.

„Ist doch auch egal, oder?" zischte Viv. „Uh, mir ist schlecht..."

Steffi sprang vom Bett runter, bevor ich wieder hinunter geklettert war, und half Viv in die Toilette. Tanja blinzelte mir zu und ich grinste.

„Ey, was geht denn bei euch ab?" lachte Chris.

„Ach, nichts. Wo hattet ihr den Alk denn her?" fragte Tanja. „Wir wurden doch alle gefilzt."

„Irgendeiner aus der 12d hatte ihn dabei, keine Ahnung, wie der da ran gekommen ist. Wir haben lieber jetzt aufgehört, bevor doch noch ein Lehrer das spitz kriegt. Ey, die Havemann ist so blöd, die hat nichts gerallt. Ich stand direkt neben ihr." antwortete Chris.

„Das ist gemein." brummte ich.

„Ach, nun tu nicht so, Pebbles. Gönn uns auch mal 'n bisschen Spaß, wenn du schon mit Dr. Hiddleston shakern durftest."

„Was?" fragte Tanja neugierig.

„Er hat mir nur Gummibären geschenkt, weil er im Bus meine andere Tüte kaputt gemacht hatte!" erklärte ich genervt.

„Haben wir alle gesehen. Ach, wir beneiden dich so..." seufzte Chris.

Viv und Steffi kamen wieder. Steffi legte sie ins Bett und deckte sie zu.

„Danke..." sagte Viv leise.

„Na, klar. Wir helfen uns hier alle gegenseitig, hm?" antwortete Steffi.

„Ja!" sagten wir alle nahezu gleichzeitig und kicherten.

Ich guckte runter.

„Brauchst du noch irgendwas, Viv?"

„Nein, danke. Nur Schlaf."

„Dann gute Nacht." lächelte ich. „Soll ich das Licht ausmachen?"

„Wär total lieb."

Ich präparierte meinen Walkman und löschte das Licht. Die anderen taten es uns nach. Irgendwann flog ein Teddy in mein Gesicht und ich kicherte. Nahm die Kopfhörer ab und fragte in die Dunkelheit:

„Von wem kommt der?"

„Von mir. Du bist dran." erwiderte Chris.

„Womit?"

„Wahrheit oder Pflicht?"

„Oh, nö...ehrlich. Kein Bock." murrte ich.

„Spielverderber!" kam von unten.

Ich beugte mich über die Bettkante.

„Ich dachte, du schläfst?"

„Konnte nicht einschlafen."

„Also, Pebbles, Wahrheit oder Pflicht, sag an." befahl Chris.

Ich seufzte.

„Wahrheit."

„Hast du schon mal geblasen?" fragte sie dann.

„Ja." antwortete ich und Chris fuhr hoch.

„Echt? Hätte ich nicht gedacht, ich dachte..."

Ich lachte und sagte:

„Ich hab mal Klarinette gespielt."

Tanja prustete los. Auch Viv, Daniela und Steffi kicherten.

„Ha, ha, ich meine, ob du schon mal einen Kerl oral befriedigt hast." maulte Chris.

„Nein." antwortete ich leise.

„Das ist nichts, wofür du dich schämen müsstest!" tönte Steffi. „Und absolut keine Bildungslücke!"

„Wie bitte? Es ist einfach nur gut!" schwärmte Chris.

„Was ist daran gut, das Zeug schmeckt widerlich." murrte Daniela.

„Ja, mag sein. Aber wie die Kerle dabei abgehen! Für sie ist es wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Damit kriegst du sie immer. Und alle."

„Dem würde ich widersprechen." kicherte Tanja.

„Machen wir jetzt mal weiter?" brummte Viv. „Ich schlaf gleich ein."

„Wen meinst du, Tanja?" fragte ich.

„Na, Viv's Dad. Der ist absolut immun, nicht war, Chris?" lachte Tanja.

„Was willst du von mir?" brummte sie. „Pebbles, wirf das Ding weiter."

Ich warf es zu Tanja.

„Wahrheit oder Pflicht?" grinste ich.

„Wahrheit." antwortete sie.

„Oh, kommt, das ist jetzt noch nicht ausdiskutiert." protestierte Daniela. „Was ist nun mit Dr. Hiddleston? Und Chris?"

„Mann, Leute." stöhnte Viv. „Ist doch egal. Lasst uns nicht über Dad reden."

„Natürlich, deswegen sind wir hier..." kicherte Chris. „Ich finde, Tanja sollte Pflicht nehmen. Und deinem Dad einen blasen!"

Ich hustete. Tanja protestierte und meinte, es wäre ihre Sache, was sie wählen würde.

„Ich hab ne bessere Idee." meinte Daniela nun. „Jetzt heben alle mal die Hände, die  oral gesehen noch Jungfrau sind."

Nun, es waren nur Steffi und ich. Ich starrte Viv an. Sie grinste.

„Roger mag es auch gern." kicherte sie. „Wenn Dad wüsste, was wir alles so getrieben haben..."

Daniela erklärte: „Okay. Steffi oder Pebbles kriegen den Job, ihren ersten Blow Job an unserem lieben Herrn Dr. Hiddleston zu üben. Der sicher total verständnisvoll dabei sein wird, auch, wenn ihr das Kotzen kriegt!"

„Ich krieg schon das Kotzen, wenn ich nur daran denke! Nein, in meinen Mund kommt kein Schwanz!" knurrte Steffi.

„Aber du warst noch nicht dran." kicherte Tanja.

Nun, von ihr hätte ich auch nicht gedacht, das sie so etwas schon gemacht hatte. Aber dann fiel mir ein, dass sie mit einem Jungen aus der ehemaligen Zwölften zusammen war, der genauso ein Bücherwurm war, wie sie selbst. Anscheinend lasen sie nicht nur!

„Du bist dran, Tanja." knurrte ich. „Hast du schon mal Henry Miller gelesen?"

„Was ist denn das für eine langweilige Frage?" brummte Chris.

„Ich finde, Pebbles sollte es tun." sagte Viv nun und ich hätte ihr eine scheuern können!

„Chris, Henry Miller's Werke stehen auf dem Index, weil sie pornografisch sind." kicherte Tanja. „Ja, habe ich. Holger hat mir „Im Wendekreis des Krebses" besorgt, ich hab's sogar mit."

„Geil!" hauchte Chris imponiert und ich schüttelte den Kopf.

Tanja warf den Teddy zu Daniela, die zu Viv.

„Ich war doch schon." brummte Dani.

„Okay. Pebbles, ich fordere dich heraus." kicherte Viv.

„Nein! Nicht...das." fauchte ich.

„Ich bin die Gewinnerin! Hättest du dir in den Ferien auch einen geschnappt, dann wäre ich jetzt an deiner Stelle!" lallte sie.

„Seit dem du gevögelt worden bist, bist du nicht wieder zu erkennen." knurrte ich.

„Wieso? Ist doch ne klasse Herausforderung?" kicherte Daniela.

Ich war fast versucht, weg zu rennen, doch Steffi trat für mich ein:

„Lasst sie in Ruhe. Das ist echt Scheiße. Mach du es doch, Chris, du bist doch die Königin im Blasen."

Daniela lachte.

„Oh, ja! Sagen jedenfalls alle Kerle, die sie hatte."

„Und woher weißt du das?" fragte Tanja.

„Weil sie immer meine abgelegten Kerle nimmt." grinste Chris. „Sie lernt es einfach nicht. Es hat schon seinen Grund, warum ich sie abserviere, Schatz."

„Ja, ja. Aber Peter zum Beispiel, der hatte es oral echt gut drauf!" kam zurück.

Ich stöhnte genervt.

„Sag mal, Viv, meinst du, ob dein Dad es oral auch gut drauf hat?" fragte Chris dann ernst.

„Und damit kommen wir wieder zur Herausforderung. Lassen wir es Pebbles doch ausprobieren!" kicherte meine beste Freundin, die ich gerade töten wollte.

„Ich probiere gar nichts aus. Denkt ihr wirklich, ich würde Tom in eine derartig gefährliche Lage bringen?"

„Oh, komm schon, was ist denn dabei? Und der Doc ist dem bestimmt nicht abgeneigt, so, wie er dir in die Augen geschaut hat." gab Chris zurück.

Daniela kicherte.

„In die Augen?"

Mir wurde heiß. War es so offensichtlich?

„Er ist einfach nur nett zu mir, Herrgott nochmal!" fauchte ich. „Ich bin ja fast wie seine zweite Tochter!"

„Wenn du es nicht machst, dann bist du raus. Aus meinem Dunstkreis." entgegnete Viv hart.

Steffi zischte irgendwas. Tanja schüttelte empört den Kopf und Chris kicherte.

„Ja, komm schon, Pebbles. Fangen wir doch mit der leichten Sache an, er soll es dir mit der Zunge machen."

Viv tönte:„Bin ich mit einverstanden. Ich fordere dich heraus, Pebbles. Krieg Dad dazu, seine Zurückhaltung bei dir zu vergessen. Schließlich hat er dich ja fast einmal gefingert."

Ich schloß die Augen. Nun brabbelten alle wild durcheinander und wollten Genaueres wissen.

„Ich hasse dich, Viv." flüsterte ich. „Ich hasse dich dafür, dass ich das jetzt tun muss. Dass ich mir die Blöße geben muss, gelogen zu haben. Tom hat nichts getan, Viv, ich hab's mir nur ausgedacht."

Alle waren still. Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen schossen. Ich drehte mich zur Wand.

„Und jetzt fahr zur Hölle, Vivian Hiddleston." murmelte ich und weinte leise.

Niemand traute sich, noch irgendetwas zu sagen. Irgendjemand löschte das Licht und nach einer Weile schnarchte es von allen Seiten, selbst unter mir. Gut, es könnte sein, dass Viv zu betrunken war, um klar denken zu können. Sie vertrug, wie ich, kaum Alkohol. Doch trotzdem. Sie war meine Freundin, und ich habe ihr vertraut. Und außerdem sollte Tom ihr vertrauen können! Ich weinte sehr lange. Dann steckte ich die Kopfhörer in meine Ohren und schlief irgendwann ein.

https://youtu.be/D7xuC1BOpRg

Frau Havemann weckte uns um acht und alle waren schlecht drauf. Ich schaute Viv nicht an, ging mit Tanja ins Bad. Im Speisesaal setzte ich mich mit Tanja und Steffi etwas abseits von den anderen an einen Tisch. Steffi war enttäuscht von Viv, das merkte man ihr an. Tanja entschuldigte sich bei mir, das Thema auf Tom gebracht zu haben. Ich winkte ab.

„Er wäre sowieso Thema geworden." sagte ich traurig.

Steffi legte den Arm um mich.

„Tut mir echt leid. Hätte nie gedacht, dass Viv so gemein sein kann. So etwas posaunt man nicht hinaus."

Schon wieder schossen mir die Tränen in die Augen.

„Och, Süße..." sagte Steffi und Tanja strich mir über den Rücken.

Ich hatte kaum Hunger. Schaute mit Absicht nicht zum Lehrertisch, an dem auch die Eltern saßen, aus der 12d waren ebenfalls zwei Elternteile mit gekommen. Doch dann fragte Tanja: „Ist Dr. Hiddleston ein Langschläfer? Er ist ja noch gar nicht hier."

„Er läuft morgens immer." antwortete ich.

„Ist bei euch noch frei?" hörte ich ihn plötzlich fragen.

Ich schaute zu ihm hoch und er stutzte. Dann lächelte er.

„Ich finde es albern, an den Lehrertisch zu gehen."

„Und Chris' Mama nervt sie bestimmt, oder?" lachte Tanja.

Er schmunzelte nur. Ich nickte.

„Klar, setz dich."

Er setzte sich neben Tanja, mir gegenüber und erklärte:

„Ich bin Tom, okay? Ihr müsst mich nicht siezen. Nur, wenn ihr zu mir ins Krankenhaus kommen solltet, aber das hoffe ich natürlich nicht."

„Ich auch nicht." stiess Steffi hervor und ich kicherte.

„Klar machen wir das, Dr...Tom." lächelte Tanja.

„Warst du Laufen?" fragte ich ihn leise.

Er nickte und nahm sich Brötchen. Normalerweise aß er englisches Frühstück.

„Oh, die Gegend ist einfach wunderschön. Die Luft herrlich! Wollt ihr morgen früh nicht mitkommen?" blinzelte er.

„Um Gottes Willen." stöhnte Steffi. „Ich bin kein Läufer. Ich brauche Action."

„Also, mir wäre das genug Action." lächelte ich. „Und du weißt, was ich vom Laufen halte."

„Naja, ich dachte, vielleicht findest du ja Gefallen daran. Wir fangen auch erstmal langsam an." lächelte er und sofort hatte ich die Assoziation zum Blasen. „Ißt du gar nichts?" fragte er dann sanft.

Bevor ich antworten konnte, erklärte Tanja: „Viv war gestern Abend ziemlich fies zu Pebbles. Deshalb sitzen wir auch hier."

Ich guckte sie scharf an und sie sagte: „Was ist? Er erfährt es sowieso, und wer weiß, was Viv ihm erzählt. Also, ich würde mitlaufen."

„Wenn Steffi auch mitkommt, probiere ich es..." lächelte ich.

„Nur, weil du es bist." lächelte sie zurück.

Tanja grinste.

„Super!" sagte Tom. „Dann legen wir ab morgen früh los. Vielleicht haben ja noch andere Lust, sich uns anzuschließen."

„Aber nicht die drei Grazien dahinten!" brummte Steffi. „Ehrlich, das ging gar nicht!"

„Magst du es mir erzählen?" fragte Tom und legte mir ein halbes Brötchen mit Jagdwurst auf den Teller.

Er wusste, dass ich diese Wurst liebte. Ich lächelte ihn dankbar an.

„Vielleicht lieber später." antwortete ich leise.

Ich konnte ihm doch nicht erzählen, dass er das Thema bei uns gewesen war! Dass er der Grund für unser Zerwürfnis war!

„Wissen sie..äh, weißt du, es gibt so Sachen, die nur unter uns Mädchen bleiben sollten, Tom." setzte Tanja an. „Wir können dir leider nichts Genaueres sagen, nur, dass  Viv Pebbles ziemlich unter Druck gesetzt hat und meinte, wenn sie eine bestimmte Sache nicht tun würde, würde sie ihr die Freundschaft kündigen."

Tom zog die Augenbrauen hoch und schaute von Tanja zu mir. Ich nickte traurig. Ich wollte Viv trotz allem nicht anschwärzen und verraten, dass sie betrunken gewesen war. Auch die anderen beiden hielten die Klappe.

„Soll ich mit Viv reden?" fragte Tom.

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein. Das muss ich allein mit ihr klären, nur nicht jetzt."

Er lächelte und strich sanft über meine Hand. Ein Stromschlag durchfuhr meinen Körper und wieder spürte ich den sanften Druck seiner Finger auf meiner Klit. Ich atmete tief durch und begann, am Brötchen zu knabbern. Frau Havemann und Herr Worms erklärten, was wir heute unternehmen würden. Eine lange Wanderung, wir sollten uns in Vierergruppen zusammen tun. Steffi stöhnte genervt. Den Eltern wurde frei gestellt, ob sie mitkommen wollten, doch Tom meldete sich natürlich und meinte, wir wären seine Gruppe. Nun wurden auch Steffi und Tanja kritisch von den anderen Schülern beäugt. Wir nahmen noch einen Jungen aus meiner Klasse dazu, Lars, der ein stiller Typ war. Tom zählte nicht wirklich zu uns, sagte Herr Worms. Es gehe darum, im Team zu arbeiten und Tom solle sich zurückhalten und nur im Notfall eingreifen. Steffi stöhnte noch einmal.

„Du stehst doch auf Action." kicherte ich.

Herr Worm's verteilte die Pläne und dann wurden wir los gejagt. Natürlich durften wir uns vorher noch dick einpacken und ich kam mir vor, wie ein Walross. Ich war, wie immer, die rundeste unter uns drei Mädels, Daniela war auch ziemlich üppig, gehörte aber zu einer anderen Gruppe. Ich hatte weder einen Blick, noch ein Wort mit Viv gewechselt, bevor wir los marschiert waren und es war irgendwie komisch. Lars war ein Glücksgriff, er verstand die Karte sofort und Tom bestätigte, dass unsere Idee richtig war. Sodass wir ziemlich schnell die erste Fahne einsammeln konnten, drei waren noch zu besorgen. Auf der nächsten Strecke mussten wir ein Hindernis überqueren. Steffi und Lars hüpften einfach rüber, während Tanja und ich Mühe hatten, da wir nicht so sportlich waren. Also kamen die anderen beiden zurück und halfen uns. Tom grinste mich an.

„Sorry, ich hätte euch gerne rüber gehoben, aber Befehl ist Befehl."

Ich knurrte nur etwas und bekam Schiss, dass noch mehr solcher Dinger auf uns lauerten. Doch eine Weile marschierten wir einfach nur geradeaus. Lars ganz vorne, dahinter Steffi und Tanja. Tom war an meiner Seite, was okay war, denn ich war so gestreßt, dass ich überhaupt keine Zeit für Gefühlsschwankungen hatte. Plötzlich bemerkte ich, dass Tom kleinere Schritte machte und wir etwas zurück fielen. Als wir außer Hörweite waren, sagte er:

„Pebbles...es tut mir in der Seele weh, dich so traurig zu sehen. Ich hätte dich heute morgen so gerne in den Arm genommen und getröstet, aber...naja. Du weißt. Es ist alles so verdammt kompliziert, oder?"

Ich schaute ihn an und nickte.

„Hast du es ihr eigentlich erzählt?" fragte er dann leise und ich zuckte zusammen.

Ich ballte die Fäuste. Nickte. Nun war es eh raus.

„Ja. Und sie hat es gestern Nacht vor allen angesprochen. Da habe ich gesagt, dass ich es mir nur ausgedacht hätte." schloß ich leise.

Er blieb stehen und guckte mich ernst an.

„Du hast gelogen? Um mich zu schützen?"

„Sie kann es doch nicht einfach so rausposaunen! Sie bringt dich dadurch in Gefahr, das ist total daneben! Ich war...bin immer noch so wütend auf sie, nicht nur meinetwegen!" schimpfte ich nun lauter.

„Shhh...bitte."

„Entschuldige."

„Schon okay. Danke, dass du mir den Hintern gerettet hast, Pebbles." seufzte er erleichtert.

Ich nickte.

„Kein Problem." murmelte ich leise.

„Und... magst du mir den Rest auch noch erzählen? Womit sie dich erpresst hat? Vielleicht kann ich doch helfen..."

Ich stöhnte. Tom murmelte: „Okay, ich will dich nicht drängen."

Nun seufzte ich.

„Naja...du weißt, dass hier alle Mädchen...äh, fast alle...scharf auf dich sind, oder?"

Er nickte verlegen.

„Ja, schon. Ich sehe auch, was hier teilweise für ein Zirkus veranstaltet wird, um Viv's Aufmerksamkeit zu erlangen. Das hat ihr wenig genutzt, hm? In diesem Moment wären alle bestimmt lieber deine Freundin."

„Und ich wäre jetzt lieber ganz alleine." seufzte ich. „Nur ich, mein Pratchett, das Bett und eine Tafel Schokolade. Uh, mir ist saukalt."

„Wir machen gleich Rast. Dann gibt es eine heiße Schokolade!" grinste er und ich juchzte.

Er wurde wieder ernst und fragte:„Aber was willst du mir damit sagen, Pebbles?"

Ich beschloß, ihm die Wahrheit zu erzählen, auch, wenn es mir etwas peinlich war. Doch andererseits wußte ich, dass ich in ihm einen Verbündeten hatte. Ich schaute ihn an und entgegnete:

„Na, dass es um dich ging. Weißt du, wir haben Wahrheit oder Pflicht gespielt und Viv hat mich dazu aufgefordert, dich zu verführen, weil sie meinte, wir wären ja schon mal fast soweit gewesen..."

„Fast soweit?" lachte er leise. „Nicht mal annähernd. Da waren wir im Bus näher dran..."

„Sorry." hauchte ich.

„Es muss dir nicht leid tun. Das Problem liegt bei mir, Pebbles...ich mag dich sehr." murmelte er. „Aber zu was solltest du mich verführen? Das...ganze Programm?"

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