Das Spiel 16

Am Morgen war ich so müde, dass ich die Aufregung nicht spürte. Im Flugzeug schlief ich noch ein wenig, während Tom irgendwelche Unterlagen studierte. Ich hätte ihn am Liebsten die ganze Zeit angestarrt, den hübschen Kerl mit der dunklen Brille und dem leichten Bartansatz. Doch die Müdigkeit hatte mich übermannt. Tom weckte mich kurz vor der Landung und nun begann mein Herz, schneller zu schlagen. Er hatte wenig Zeit, wir checkten schnell in das super- exklusive Hotel ein, dann musste er schon los. Er hatte mir auf der Fahrt ins Hotel kurz erklärt, dass ich für den Abend ein Ballkleid bräuchte und dass die Frau seines Hamburger Kollegen bei mir aufkreuzen würde, um mit mir shoppen zu gehen, das hätte er gestern am Telefon mit ihr besprochen. Nun war ich noch aufgeregter. Gerade hatte ich meine Sachen ausgepackt, da klopfte es schon.

„Hallo, ich bin Elisabeth." stellte sich die schlanke Blondine vor. "Herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag und zur Verlobung mit unserem heißen Tom. Gute Wahl. Vor allen Dingen jetzt, wo er Professor ist..." blinzelte sie.

Ich lächelte.

„Ich bin Peb...Birgit. Wo gehen wir hin?"

„Gehen? Wir werden gefahren. Welcher Designer gefällt dir?"

„Äh..." begann ich.

„Oh, Tom meinte, du wärst so etwas nicht gewohnt. Weißt du, ich kaufe überhaupt nicht mehr von der Stange. Mein Lieblingsdesigner ist Lagerfeld, habe ihn sogar schon persönlich getroffen und..."

Sie plapperte mir die Ohren voll, während wir mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage fuhren. Schon allein das Hotel war ein Kulturschock, und erst die Limousine, die auf uns wartete. Und ein schicker Chauffeur, den Elisabeth breit angrinste.

„Hat der 'n geilen Arsch!" raunte sie mir zu und ich dachte gerade, dass sie ziemlich ordinär für eine Frau aus der Oberschicht war.

Ich seufzte leise. Nein, am Liebsten wäre ich auf's Zimmer zurück gegangen und hätte gelesen. Oder gelernt, ich hatte mir auch Unterrichtsmaterial mitgenommen. In Mathe, Physik und Chemie war ich wieder schlechter geworden, da ich mich nach der Trennung ziemlich hängen gelassen und kaum noch gelernt hatte. Wir fuhren die erste Boutique an, doch nach drei Anproben schüttelte Elisabeth den Kopf.

„Nein, das geht so nicht. Deine Haarfarbe beisst sich mit fast allen Farben, und außerdem ist sie scheckig. Komm, wir fahren erst einmal zum Friseur."

Nun lebte ich auf. Ich liebte die Friseurarbeit und fand es unheimlich interessant, was sie so taten. Natürlich kehrten wir in einen Edelsalon ein und bekamen Champagner serviert, während sich ein blonder Typ hinter mich stellte und mich nachdenklich im Spiegel musterte.

„Hallo, ich bin Robert." lächelte er. „Und das hier ist keine Frisur!" quakte er und hielt meinen Zopf hoch.

Meine Haare waren mittlerweile schulterlang und der Ansatz heraus gewachsen. Die Spitzen ausgeblichen, und ja, ich stimmte ihm und Elisabeth voll zu, das meine Haare nicht gerade schön aussahen, aber auch das hatte ich schleifen lassen. Warum sollte ich hübsch aussehen, wenn Tom nicht mehr da war? Nun war er wieder da und ich stimmte Robert zu, das meine Haare eine Grundüberholung bräuchten. Ich sagte ihm, alles ginge, außer Blond oder Dauerwelle. Und auch mein Straßenköterdunkelblond wolle ich nicht. Robert zeigte mir ein paar Frisuren und ich entschied mich für einen schicken Bob, dazu machte er eine Ansatzwelle, um meinen dünnen Haaren mehr Volumen zu geben. Danach eine Tönung in schokobraun, er meinte, das Dunkle würde wunderbar zu meinen Augen passen. Als es getan war, warf ich einen Blick in den Spiegel und war sprachlos.

"Hey, nun erinnerst du mich ein wenig an Winona. Und, zufrieden? grinste Robert.

Ich nickte. Mehr als das! Nach den vier Stunden im Friseursalon brauchte ich nun erst einmal einen Imbiss. Das Restaurant, in das mich Elisabeth nun schleifte, war gehobener Standard und die drei Salatblätter, die ich bestellt hatte, kosteten ein Vermögen. Es sollte Abends noch etwas zu essen geben, deshalb sparte ich jetzt, obwohl ich wirklich Hunger hatte. Elisabeth war verstimmt, weil der Chauffeur nicht auf ihre Flirtversuche reagierte. Sie rauchte eine Zigarette nach der anderen, rührte ihren Salat nicht an und beobachtete die anderen Gäste. Endlich ging es weiter. Ich war schon ziemlich k.o. und wollte eigentlich zurück, doch ich hatte ja noch kein Ballkleid. In der nächsten Boutique wurden wir jedoch fündig. Wieder bezahlte Elisabeth mit ihrer Kreditkarte. Ich wurde fast ohnmächtig, als ich den Preis des Kleides sah, und dazu hatten wir noch Schuhe und Unterwäsche gekauft. Im Hotel fiel ich erschöpft auf das Bett und rief erst einmal Steffi an. Wir quatschen lange und ich vermied es, ihr zu sagen, dass Viv womöglich nicht nach Deutschland zurück kommen würde. Danach musste ich noch Dani ins Bild setzen und kaum hatte ich aufgelegt, klingelte das Telefon.

„Spatz, wieso ist die Leitung dauernd besetzt?" hörte ich Tom fragen.

Sofort zog es in meinem Bauch. Hm, dieser Mann...

„Ich habe mit Dani und Steffi telefoniert. Sorry..." antwortete ich.

„Schon gut, ich bin nur etwas...genervt, du kannst soviel telefonieren, wie du willst. Hör zu, ich habe noch einen Vortrag aufgebrummt bekommen und  es wird spät. Wäre es schlimm für dich, mit Henning und Elisabeth zu der Gala zu fahren? Wir treffen uns dann da."

„Und wo willst du dich umziehen?" fragte ich.

„Im Auto. Geht ja nicht anders. Nachher kommt ein Kurier und holt meinen Anzug, Kleines. Den blauen."

„Okay. Soll ich ihm Trinkgeld geben? Wieviel gibt man?"

„Ich mach das schon. Und, hattest du Spaß?"

Ich seufzte.

„Du weißt doch, das ich nicht so auf Shopping stehe. Ich wäre viel lieber mit dir zusammen. Diese Elisabeth...nervt."

Tom lachte.

„Ich weiß. Mich auch. Aber ich wollte dich in guten Händen wissen, sie hat einen wirklich guten Geschmack, was Stil angeht."

„Das stimmt. Warum hat sie bezahlt?"

„Ich hab mit ihr vereinbart, dass ich es ihr zurück zahle. Wenn wir verheiratet sind, kannst du deine eigene Kreditkarte haben."

„Ich will keine Kreditkarte. Ich will dich." murmelte ich.

„Ich weiß. Du kriegst mich, und die Kreditkarte. Ich muss wieder...du hörst, hier ist die Hölle los. Ich freu mich auf später...und bitte, sag's nochmal, Pebbles..."

„Bis später, Schatz."

„Oh ja...mehr." stöhnte Tom und plötzlich verstummte er.

„Wie peinlich. An mir ist gerade ein holländischer Starchirurg vorbeigelaufen, der hält mich jetzt für den letzten Trottel. Mist."

Ich kicherte.

„Mach dir nichts draus. Ich liebe dich, Schatz."

„Hm. Nochmal."

„Schatz. Liebling. Schnuckilein."

„Nah, das ist zu viel. Bis dann, meine Süße. Ich freue mich auf dich..."

„Dito." hauchte ich und legte auf.

Blöderweise schlief ich ein und als ich vom Telefonbimmeln geweckt wurde, war meine ordentlich geföhnte Frisur im Eimer. Ich ging ran.

„Birgit, die Stylisten sind hier. Kommst du rüber in meine Suite?" hörte ich Elisabeth fragen.

Oh, wie gut! Meine Haare hätte ich nie wieder so hingekriegt, wie Robert sie geföhnt hatte. Elisabeth's Suite war zweimal so groß, wie unsere und ich fühlte mich sofort unwohl. Vor allen Dingen, weil sie schon wieder rauchte. Der Stylist maulte und sie drückte die Zigarette aus. Eine Frau, die kaum älter als ich war, stellte sich als Ina vor und wusch meine Haare. Wickelte mir ein Handtuch um den Kopf und begann, mich zu schminken. Meine Nägel waren schon im Salon gemacht worden und auch meine Augenbrauen gezupft und gefärbt. Nachdem meine Haare geföhnt waren, schaute ich mich sprachlos im Spiegel an. Es war nicht viel Makeup, und doch holte es meine Attribute hervor.

„Wunderschön. So, schaffst du es, das Kleid alleine anzuziehen?" fragte Elisabeth.

„Klar." lächelte ich.

Als wenn ich zu blöd wäre, ein Kleid anzuziehen! Aber so einfach war es tatsächlich nicht. Irgendwann hatte ich es jedoch, es war spät geworden. Ich zog mir meine Jacke über und flitzte los, Elisabeth bekam einen Schreikrampf.

„Birgit! Diese Jacke! Hast du die vom Kleidermarkt? Das geht gar nicht!" schimpfte sie.

„Ich habe keine andere und es ist zu kalt, um..." setzte ich an.

Elisabeth zog mich hinter sich her und wir fuhren zurück in ihre Suite. Sie holte einen Pelzmantel aus dem Schrank.

„No way! Ich trage keine toten Tiere!" protestierte ich.

„Ihr Öko's wieder. Hier, ich habe doch einen Kunstnerz."

Ich schaute in das Etikett. Dann nickte ich und zog ihn an, er war etwas eng, aber ich brauchte ihn ja nur für den Weg. Dann trippelte ich Elisabeth hinterher. Die hochhackigen Schuhe würden mich umbringen! In der Limo wartete ein übergewichtiger, glatzköpfiger Kerl im schwarzen Smoking.

„Na, endlich. Hm...hübsches Mädchen, das der Tom da eingefangen hat. Ich bin Henning, ein Kollege aus Hamburg." grinste er und reichte mir seine Hand.

Sie war schweißig und es schüttelte mich. Ja, ich wußte jetzt, warum seine Frau, die bestimmt zwanzig Jahre jünger war als er, nach anderen Kerlen Ausschau hielt. Henning glotzte mir in den Ausschnitt und ich rückte von ihm ab. Wir versuchten es ein wenig mit Konversation, diese kam aber bald ins Stocken. Endlich waren wir da, der Chauffeur schenkte mir zum Abschied ein Lächeln. Ich lächelte zurück, ja, mir fiel auf, dass ich beachtet wurde, was ich überhaupt nicht kannte. Ich war aufgeregt, was Tom wohl zu der neuen Pebbles sagen würde! Doch noch war er nicht zu sehen, ich zeigte meine Einladungskarte vor und gab den falschen Nerz einer Garderobendame. Betrat den riesigen Festsaal und hielt die Luft an. Überall fein ausstaffierte Menschen, riesige Kronleuchter, die alles erhellten. Runde Tische, die mit weißen Tischdecken überhangen waren, standen auf der einen Seite, auf der anderen eine Bar und eine große Tanzfläche mit Bühne und einem Orchester.

„Ach, herrje. Da ist Hannelore." stöhnte Elisabeth und ich wünschte mir meine Freundinnen her.

Eine spindeldürre, vergrätzt aussehende Frau kam auf uns zu.

„Elisabeth, wie schön. Ich dachte schon, dein Mann wäre dieses Jahr nicht eingeladen." lächelte sie falsch.

„Er ist immer noch einer der besten Neurochirurgen Deutschlands. Das mit der gelähmten Frau letztes Jahr war seinem Assistenzarzt zu verschulden gewesen."

„Nun ja. Und wer sind sie?" fragte der Hungerhaken mich.

Sie erinnerte mich an meine Französischlehrerin, die mich auch immer so streng musterte.

„Äh..." setzte ich an. „Mein Name ist Birgit Klasen. Ich bin..."

„...meine wunderschöne Verlobte." hörte ich Tom sagen. „Himmel, ich bin bestimmt zweimal an dir vorbei gelaufen, Schatz, weil ich dich nicht erkannt habe. Du siehst umwerfend aus."

Ich strahlte ihn an.

„Danke. Du auch." hauchte ich.

Tom gab mir einen sanften Kuss. Dann wandte er sich an die anderen Frauen.

„Guten Abend, Elisabeth. Danke für deine Hilfe. Und Hannelore, schicke Frisur."

Die Angesprochene wurde rot. Henning stieß auch wieder zu uns und wir wurden zu unserem Tisch geführt.

„Findest du nicht auch, dass ich nun nichts mehr von Pebbles habe?" flüsterte ich Tom zu. „Ich sehe...so brav aus."

„Hm. Brav...würde ich nicht sagen. Atemberaubend. Dieser Hintern unter dem Seidenstoff..." raunte er.

Dann zog er mir den Stuhl zurück. Nachdem wir uns gesetzt hatten, sagte er: „Um deine Frage zu beantworten...Pebbles war für mich immer das Mädchen mit den wunderschönen, großen Augen, dem niedlichen, leicht schüchternen Blick. Das ist immer noch so, egal, wie das drumherum ist." erklärte er sanft und lächelte mich verliebt an.

Sofort hatte ich ein Bild von vorletzter Nacht im Kopf und wurde rot. Tom grinste. Nun fragte Henning, was ich so machte.

„Ich bin absolut im Abi- Streß." lächelte ich.

Er zog die Augenbrauen hoch und Tom hustete.

„Abi- Streß? Wie alt...bist du gestern geworden? Ich hätte dich so auf Anfang zwanzig geschätzt." wunderte sich Henning.

Oh, je. Ich biss mir auf die Unterlippe und guckte Tom an.

„Ich bin...ähem, naja, ein Spätzünder und musste wiederholen." antwortete ich.

Zum Glück unterbrach das Mikro unser Gespräch. Tom drückte meine Hand, während der Veranstalter eine kurze Ansprache hielt und dann irgendeinem Vorsitzenden der Ärztekammer das langweilige Wort überließ. Auch Tom seufzte genervt. Und sein Magen knurrte. Ich lächelte ihn an. Unsere Blicke versanken ineinander und plötzlich schob er seine Hand unter den Tisch. Legte sie auf den dünnen Seidenstoff meines Kleides, strich über den Rand der halterlosen Strümpfe und stöhnte leise auf.

„Himmel, dieser Mann hat überhaupt kein Talent." schimpfte Elisabeth. „Ist er bald fertig? Da ist ja das Telefonbuch spannender!"

Ich lachte leise. Sie blinzelte mir zu. Doch dann guckte sie Tom an und ich zuckte zusammen. Ja, es war klar, dass sie auch nach meinem Kerl gierte, der gerade seinen Daumen über meinen Innenschenkel gleiten ließ. Ich hielt seine Hand fest.

„Kommst du mit in die Raucherlounge, Tom?" säuselte Elisabeth.

„Ich rauche nicht mehr. Schon lange." antwortete er und machte sich von mir los.

Er schob meine Hand beiseite und setzte seine Streicheleinheiten fort. Ich presste meine Oberschenkel zusammen und endlich war der Redner fertig. Alle applaudierten. Nur Tom nicht. Er strich über meinen Schritt und ich zischte. Dann zog er die Hand unter dem Tisch hervor und nahm meine wieder. Das Essen würde aufgetischt und die Gespräche wieder aufgenommen, zum Glück hakte Henning nicht nach. Ich erzählte von Grömitz und er klatschte in die Hände.

„Ja, jetzt weiß ich, warum du mir so bekannt vorkommst! Wir haben in Grömitz ein Strandhaus und ich bin so zwei- drei Mal im letzten Sommer im „Lütt Hus" gewesen. Du hattest doch rote Haare, nicht?"

„Ja." nickte ich. „Ich kann mich aber nicht an dich erinnern. Oder Elisabeth."

„Ich fahre lieber nach Timmendorf. Henning war alleine da." entgegnete die Blondine schnippisch.

Er rollte mit den Augen und sagte: „Ich mag euer Café, es ist wirklich gemütlich. Habt ihr auch ein Haus?"

Ich schüttelte den Kopf.

„Wir haben dort einen Campingwagen stehen. Obwohl ich mein eigenes Zelt habe."

„Oh. Da war doch...dieser Vorfall auf dem Campingplatz, nicht?" sagte Elisabeth. „Mit dem armen Mädchen. Wie alt war sie?"

„Fünfzehn." antwortete ich leise.

„Hat euer Café denn schon wieder auf?" fragte Henning.

„Wir öffnen zu Pfingsten. Noch ist es zu kalt und es würde sich nicht lohnen."

„Und? Werde ich dich diesen Sommer wieder da treffen?"

„Eher selten. Ich mache ab August eine Ausbildung. Davor will ich meine Freizeit noch genießen.." lächelte ich.

„Du machst eine Ausbildung?" fragte Tom irritiert. „Wolltest du nicht studieren?"

Ich schüttelte den Kopf.

„Für das, was ich machen will, brauche ich einen besseren NC. Also habe ich mich erstmal für eine Ausbildung entschieden."

„Und was wirst du lernen?" fragte Elisabeth.

„Ähm, ich...fange in einem bekannten Friseursalon an. Die nehmen nur Abiturienten."

Tom zog scharf die Luft ein. Ich spürte, wie er sich anspannte. Elisabeth hatte nur die Augenbrauen hochgezogen und Henning war der einzige, der mich immer noch anlächelte. Nach dem Essen wurde noch eine weitere langweilige Rede gehalten und dann wurde der Tanz eröffnet. Und jetzt entspannte sich mein großer Lover wieder, vielleicht lag es auch am Whiskey, den die Männer getrunken hatten. Wir mochten uns kaum voneinander und der Tanzfläche trennen, doch leider forderten sehr viele Menschen Toms Aufmerksamkeit und selbst den Präsidenten lernte ich kennen. Und ich stellte fest, dass mein süßer Verlobter anscheinend sehr beliebt war! Irgendwann saß ich mit Henning alleine am Tisch, alle anderen waren unterwegs und ich fühlte mich unwohl, überlegte, ob ich auf die Toilette fliehen sollte.

„Möchtest du vielleicht tanzen?" fragte der viel ältere Mann und sein Blick durchbohrte mich.

Er war mir irgendwie unheimlich, schon seit unserer Herfahrt, und ich wollte nicht, dass er mich anfaßte.

„Tut mir leid, aber meine Füße tun schon weh." lächelte ich also.

Er guckte enttäuscht. Nun hatte ich erwartet, dass er ging, doch er spielte mit der Stoffserviette und blieb sitzen. Er wurde tatsächlich von den anderen Ärzten gemieden, wahrscheinlich wegen dem Vorfall, den der Hungerhaken vorhin angesprochen hatte. Nein, ich fühlte mich hier überhaupt nicht wohl. Seufzte leise.

„Habt ihr eigentlich Kontakt zu der Familie des Campingplatzbesitzers?" fragte Henning dann.

Ich schaute überrascht hoch. Das Thema wieder?

„Naja, soviel, wie nötig. Sandra kenne ich nicht so gut, sie war selten in Grömitz." antwortete ich leise.

„Und...der Onkel?" murmelte er heiser.

Ich fragte mich, warum er so heiß auf diese Story war. Doch es gab keinen Grund, ihm nicht zu antworten und außerdem war ich froh, dass ich nicht stumm herum sitzen musste.

„Das ist echt eine komische Geschichte." erklärte ich. „Benno war immer auf dem Platz und er war einer der hilfsbereitesten Menschen, die ich kenne. Einmal war ein schlimmer Sturm, meine Eltern waren mit meinem Bruder in der Stadt und er hatte mir geholfen, die Zelte zu sichern. Zum Dank hatte ich ihm ein Bier spendiert. Wir saßen alleine in unserem Anhänger und er hat von seinem Boot erzählt, mich nicht einmal irgendwie bedrängt oder so. Ich war komplett überrascht, als raus kam, was er Sandra angetan hat." schloß ich und sah, wie Henning blaß geworden war.

Er drehte das Weinglas in der Hand und schaute mich nicht an. Sagte: „Vielleicht hast du einfach Glück gehabt." 

„Ja, mag sein."

„Du scheinst ältere Männer zu mögen, oder?" raunte er und guckte mich an.

Hektisch blickte ich mich nach Tom um, der aber nicht zu sehen war.

„Ich mag Tom." antwortete ich leise.

„War er eigentlich dein Erster?"

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