Das Spiel 11
Sofort roch ich "Opium". Mein Nase fing an zu kribbeln und ich hielt sie mir zu.
„Was...ist hier los?" schnappte Sylvia und ich hörte, das Tom hoch fuhr.
„Ich liege in MEINEM Bett." knurrte er. „Was dagegen?"
„Es stinkt hier nach einer anderen Frau, Thomas!" fauchte sie.
Das Kribbeln wurde mehr. Ich bekam fast das Heulen und betete, dass es verschwinden würde. Tom antwortete ruhig: „Ja. Ich hatte gestern Nacht Damenbesuch. Es gibt tatsächlich Frauen, dich mich begehren und nicht nur meine Kohle haben wollen."
Nun musste ich auch noch ein erschrockenen Aufschrei unterdrücken! War Tom komplett verrückt geworden? Warum provozierte er sie noch? Sylvia stammelte: „Das stimmt überhaupt nicht, ich...liebe dich!"
„Komische Art hast du, mir das zu zeigen. Du putzt mich ständig runter und schläfst schon seit Monaten nicht mehr mit mir, gehst mir aus dem Weg, als wäre ich eine Zumutung. Gib es zu, DU hast einen anderen!" schloß Tom energisch.
Ich beobachtete, wie Sylvia zurückwich, konnte ja ihre Füße sehen. Nun gesellten sich Tom's nackte Füße dazu.
„Dann...sag doch, wenn du...Sex willst." murmelte sie heiser.
Sie näherte sich ihm und Tom blieb stehen. Er knurrte: „Fass mich nicht an. Das ist vorbei. Ist er besser?"
Ich hätte beinahe los geprustet. Wer könnte besser sein, als Tom?
„Ich habe keinen anderen!" rief Sylvia nun.
„Eine Andere? Sei endlich ehrlich zu mir!" brüllte Tom und ich zuckte zusammen.
„Natürlich nicht! Das ist ja abartig!" fauchte sie und lief aus dem Raum.
„Nein, ist es nicht. Wir werden das jetzt klären, du wirst hierbleiben!" schrie Tom und zog sich eine Unterhose an.
Dann folgte er ihr und ich hörte die beiden auf dem Flur laut brüllen. Ich rollte mich erschüttert ein. Zitterte am ganzen Körper. Doch ich sollte sehen, dass ich hier raus kam! Langsam waren die Stimmen leiser geworden und ich wagte es, unter dem Bett hervor zu krabbeln. Ich suchte mein Hemd und meine Unterhose, sie lagen zum Glück unter Toms Decke, sodass Sylvia sie hoffentlich nicht entdeckt hatte. Nach dem ich mich angezogen hatte, schlich ich zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Die Luft war rein, der Flur verlassen. Ich huschte in Vivs Zimmer, sie saß verschlafen im Bett und guckte mich verwirrt an.
„Was ist passiert?" murmelte sie.
„Sylvia ist zurück." japste ich. „Sie hätte mich fast erwischt..."
Viv zuckte zusammen.
„Oh, Gott. Und jetzt?"
„Er hat ihr gesagt, dass er eine andere hätte. Und zwingt sie, ihm auch die Wahrheit zu sagen!"
Ich ließ mich stöhnend auf die unbenutzte Matratze fallen. Viv fuhr hoch.
„Was?" rief sie laut und ich raunte:
„Schhhh! Leise!"
„Weißt du, was das bedeutet? Wenn er sie verläßt...dann bin ich geliefert!" rief Viv verzweifelt. „Ich ertrag es nicht, wieder mit ihr alleine zu sein!"
„Sei still! Ist doch gar nicht gesagt, dass er..." begann ich, doch Viv unterbrach mich.
„Wie konntest du mir das nur antun! Es war alles so gut, bis du aufgekreuzt bist und Dad schöne Augen gemacht hast!" fauchte meine beste Freundin mit Tränen in den Augen.
Ich stand auf und zog mich an. Schnappte mir meine Tasche und ging ohne ein Wort des Abschieds aus Vivs Zimmer. Ich hörte, wie Sylvia und Tom sich immer noch anbrüllten und schluchzte auf. Zum Glück waren sie im Wohnzimmer und die Tür war zu, so bekamen sie nicht mit, dass ich das Weite suchte. Das Problem war, dass in dem etwas abgelegeneren, gehobenen Stadtteil am Sonntag kaum Busse fuhren und musste ich zu Fuß durch den Regen laufen. Ich hätte Papa anrufen können, doch der hätte mir erst einmal einen Vortrag gehalten. Und außerdem war ich viel zu aufgelöst. Ich war ganz in Gedanken, als ich plötzlich ein Hupen hinter mir hörte. Ich drehte mich um und sah, das jemand mit einem rosa Motorroller auf mich zusteuerte. Dann fiel mir ein, das Dani so ein Ding fuhr. Sie nahm den Helm ab.
„Was machst du hier, Pebbles?" rief sie.
„Ich hab bei Viv übernachtet, aber wir haben uns gestritten."
Es gab keinen Grund, zu lügen. Sie würden es sowieso am Montag mit bekommen, dass wir uns mal wieder aus dem Weg gingen.
„Das ist ja blöd...willst du mit zu mir? Ich hab Brötchen geholt..."
„Warum nicht?" lächelte ich und stieg hinten auf.
Dani wohnte nur ein paar Straßen von Viv entfernt. Sie stellte mich ihren Eltern vor und ihrer kleinen Schwester Kerstin. Ihre Mutter, die gemütlich und rund war, lächelte mich freundlich an und sagte:
„Das ist aber ein liebes Mädchen, viel netter als diese Chris!"
„Du kennst Pebbles doch gar nicht." maulte Dani und zog mich mit in die Küche.
Wir setzen uns an den großen Tisch und Dani's Vater, der Pastor war, sprach ein Gebet. Ich schmunzelte vor mich hin und dachte daran, was er wohl tun würde, wüsste er, was seine Tochter so trieb. Kerstin dagegen erinnerte mich etwas an mich, sie war still und schüchtern. Danis Eltern fragten mich aus, sie kannten unser Café in Grömitz gut, stellten wir fest. Und Danis Vater Manfred hatte sich schon einmal mit meinem Vater unterhalten, erzählte er. Dani stöhnte genervt.
„Und, zu was macht uns das jetzt?"
„Nun sei nicht so frech. Es ist doch immer wieder schön, wenn sich neue Freundschaften auftun..." lächelte Klara, ihre Mutter.
„Finde ich auch, aber wir müssen ja nicht gleich heiraten." lachte Dani nun. „Kommst du mit hoch, Pebs? Ich zeige dir mein Zimmer."
Ich nickte. Nun, Danis Zimmer war mit Postern von Rob Lowe und Ralph Macchio tapeziert und erinnerte mich stark an meines, nur, dass ich natürlich Duran Duran und Wham! an meinen Wänden hatte. Und ein bisschen Bon Jovi. Dani legte eine Platte auf und fläzte sich auf ihr Bett, während ich mich umschaute.
„Na, komm, setz dich und erzähl. Was war los?" sagte sie dann und klopfte neben sich.
Ich seufzte. Sollte ich ihr wirklich alles erzählen? Andererseits wußte ich, dass der Miller- Zirkel dicht hielt, denn bisher war noch nichts über unsere Aktivitäten auf der Klassenfahrt nach außen gedrungen. Hoffte ich jedenfalls, ich war ja nicht in der Schule gewesen. Aber wenn, hätte Caro sicherlich etwas unternommen, um es uns heimzuzahlen. So setzte ich mich und begann, zu reden. Dani war mächtig beeindruckt und wollte alles ganz genau wissen, mir wurde heiß, als ich berichtete, was ich alles mit Tom angestellt hatte. Oder er mit mir! Als ich bei Vivs Spruch endete, weinte ich wieder. Dani nahm mich in ihren Arm und murmelte:
„Viv hat dich gar nicht verdient, so gemein, wie sie immer ist."
„Ich verstehe sie doch." schluchzte ich. „Und ich ärgere mich über Tom, warum hat er nur alles auffliegen lassen?"
„Früher oder später hätte er sich sowieso von Sylvia trennen müssen, wenn er dich heiraten will." sinnierte Dani. „Ich denke, er hat das getan, damit er sich ganz dir widmen kann, hm?"
„Aber das geht doch jetzt noch nicht. Wir brauchten Sylvia als Alibi!"
„Und was hättest du gemacht, wenn sie mal wieder seine ehelichen Pflichten eingefordert hätte?"
Ich schaute Dani erschrocken an. Darüber hatte ich nie nach gedacht, aber natürlich, ausgeschlossen war es nicht, dass sich die beiden wieder zusammen rauften, oder? Vielleicht hatten sie sich jetzt schon wieder vertragen und...mir wurde übel. Ich stöhnte gequält auf und rollte mich zusammen.
„Hey, Pebs. Es wird alles wieder gut, hm?" tröstete Dani und strich über meinen Rücken. „Der Doc ist doch total verrückt nach dir."
Ich seufzte.
„Können wir...irgendwas Lustiges im Fernsehen gucken? Oder ins Kino gehen? Ich muss auf andere Gedanken kommen..." murmelte ich dann.
„Ich bin heute nachmittag mit Lars, Chris und Peter im Kino verabredet. Komm doch mit!" lächelte Dani.
Ich zögerte.
„Hm...ich weiß nicht...will euch nicht stören..."
Dani schüttelte den Kopf.
„Du störst nicht."
„Na, gut. Bist du wieder mit Peter zusammen?"
„Naja, noch nicht so richtig. Er hat noch was mit Carina. Aber ich will ihn wieder haben, und das schaffe ich auch!" grinste sie.
„Ich drücke dir die Daumen. Und was ist mit Chris und Lars? Ist es ernst?"
Nun briefte mich Dani, was ich in der Schulwoche verpasst hatte. Sie vermied es jedoch, von Viv und Steffi zu berichten, obwohl ich mir schon denken konnte, das die beiden immer noch ständig zusammen klebten. Wir quatschen, bis es Zeit für's Mittagessen war. Ich bedankte mich bei Danis Eltern, doch die winkten ab. In diesem Hause würde Mittagsruhe gehalten, erklärte Danis Papa, und ich war ganz froh darüber, denn ich war ziemlich müde. Dani las Comics, während ich neben ihr etwas Schlaf nach holte. Sie weckte mich zwei Stunden später und ich war ziemlich k.o. Doch nach Hause wollte ich auch nicht, also fuhr ich mit ins Kino. Als ich abends zuhause ankam, wartete Papa auf mich.
„Wo bist du den ganzen Tag gewesen?" wollte er wissen. „Tom hat heute vormittag angerufen und gesagt, dass du abgehauen bist. Wir haben uns Sorgen gemacht!"
Ich verzog das Gesicht.
„Du machst dir Sorgen?" murmelte ich.
„Ja! Natürlich tue ich das!" brummte er. „Also, wo warst du?"
„Bei Dani. Daniela Hamann. Pastor Hamann's Tochter, die kennst du doch, oder?"
Papa nickte erleichtert.
„Hatte schon gedacht, du triffst dich mit irgendeinem Jungen... Ruf bitte sofort Tom an und gebe ihm Bescheid."
Ich nickte. Wenn Papa nur wüßte! Meine Hände zitterten, als ich Vivs Nummer wählte. Tom nahm nach dem zweiten Klingeln ab, er klang erregt.
„Ich bin es." piepste ich und drehte mich zu Papa um.
Er war auf den Fernseher konzentriert. Fußball. Trotzdem musste ich vorsichtig sein!
„Gott sei dank, Pebbles. Warum bist du weg gelaufen und wo hast du nur gesteckt?" raunte Tom so sanft, das ein Ziehen durch meinen Unterleib ging.
Ich dachte an die letzte Nacht. Hauchte:
„Ich war bei Dani und im Kino."
„Hättest du nicht kurz durchrufen können? Ich bin wahnsinnig geworden, vor Angst." murmelte er.
„Ich wollte euch nicht stören. Habt ihr euch denn vertragen?" fragte ich leise.
„Nein, wir werden uns trennen. Viv ist...total ausgeflippt. Sie hat sich eingeschlossen und redet nicht, dich will sie auch nicht sehen und...es tut mir so leid, Kleines."
„Hm. Ich muss noch lernen, Tom." seufzte ich und verdrängte die Tränen.
„Ich verstehe. Du kannst nicht reden, hm? Kannst du morgen nach der Schule im Krankenhaus vorbei schauen? Wir müssen das klären."
„Ja. Wenn du meinst." murmelte ich. „Gute Nacht."
„Schlaf gut."
Nachdem ich aufgelegt hatte, guckte ich mich noch einmal zu Papa um, aber es schien, als hätte er nichts mit bekommen. Ich ging nach oben. Eigentlich müsste ich das glücklichste Mädchen der Welt sein, ich hatte einen supertollen Kerl, der mich liebte. Doch ich wußte, dass es kein gutes Ende geben konnte, Tom war einfach zu weit von meiner Welt entfernt. Da konnte er noch so viel mit mir reden wollen, wenn er sich von seiner Frau trennte, mussten wir noch vorsichtiger sein und ich würde Viv zutrauen, Tom und mich ans Kreuz zu liefern. Denn nun waren ihre Chancen auf eine Beziehung mit Steffi auch schlechter geworden, Sylvia würde es garantiert nicht dulden. Trotzdem zog ich Toms Bild hervor und schlief mit dem Gedanken an ihn ein.
Viv kam am nächsten Tag nicht in die Schule und Steffi war traurig. Ich erklärte ihr jedoch, was ich heraus gefunden hatte, so konnte ich sie ein wenig aufheitern. Chris war in den Pausen mit Lars am herum schmusen. Tanja und Steffi tauschten sich über die Mathearbeit aus und Dani erzählte mir von Peter. Ich hörte ihr brav zu, doch ich musste ständig an Tom denken. Endlich war Schulschluss und ich radelte zum Krankenhaus. Es dauerte eine Weile, bis ich die Gynäkologische Abteilung gefunden hatte. Der große Engländer hatte grüne OP- Kleidung an und stand am Tresen, notierte etwas. Ich räusperte mich und Tom guckte mich an. Sofort leuchteten seine Augen auf und ich dachte daran, dass er einfach wunderschön war, warum war ich also so mies gelaunt? Weil ich auf den Supergau wartete!
„Schön, dass du da bist, Pebs. Ich hab nur leider nicht viel Zeit, muss gleich in den OP, ein Kaiserschnitt. Die Babies kommen heute im Minutentakt..." blinzelte er.
Ich nickte nur.
„Komm mit." murmelte er und zog mich mit in sein Büro. Nachdem die Tür hinter uns geschlossen war, begann er sofort, zu fragen:
„Was ist los? Warum hat sich Viv mit dir gestritten und...warum bist du so komisch zu mir?"
Ich erzählte ihm, dass ich unter dem Bett versteckt gewesen wäre, als Sylvia hinein gestürmt gekommen war. Und was Viv dazu gesagt hatte. Tom seufzte und strich sich durch seine Locken.
„Ich wollte, dass die Show endlich ein Ende hat, Pebbles. Ich ertrage es nicht mehr, so zu tun, als wüßte ich nicht, dass Sylvia fremd geht. Sie weiß aber nichts von dir und ich hoffe, Viv hält dicht." schloß er geknickt.
„Sie tickt so aus, weil sie Angst hat, dich zu verlieren." erwiderte ich leise.
„Ich habe Viv adoptiert. Für mich gelten die gleichen Rechte und Pflichten, die ein leiblicher Vater hat. Sie wird mich nicht verlieren."
Sein Pieper ging los.
„Ich muss. Ich rufe dich an, sobald ich weiß, wann der Kurs los geht, ja?" murmelte er.
Ich nickte und plötzlich zog Tom mich hinter einen Vorhang. Küsste mich stürmisch und ich drückte mich an ihn. Wieder piepte es und er machte sich sanft von mir los, stürmte förmlich aus seinem Büro und ich ging langsam hinterher. Eine Krankenschwester schaute mich irritiert an, sagte aber nichts. Ich leckte mir über die Lippen und hoffte, dass Tom sich unterwegs meinen Lipgloss abgewischt hatte. Apricot, lecker! Ich rollte ihn nach und ging zum Ausgang. Griff in meine Jackentasche, um den Fahrradschlüssel heraus zu holen und fühlte Papier. Ich zog es heraus, es war ein weißer Briefumschlag, auf dem ein Storch gemalt war. Ich steckte ihn in meine Schultasche und schloss mein Rad ab. Radelte wie der geölte Blitz heim, weil ich wissen wollte, was in dem Brief stand. Papa hockte vor dem Fernseher und maulte mich an, wo ich so spät her kommen würde, sie hatten längst gegessen und nun wäre es kalt. Und jemand müsse die Küche aufräumen.
„Wo ist Silke?" fragte ich beiläufig.
„Mit ihrer Freundin unterwegs. Sie arbeitet hart, für uns, also gönne ihr das mal." brummte Papa zurück und machte demonstrativ den Fernseher lauter.
Ich seufzte und begann, die Küche aufzuräumen. Ich wärmte die Nudeln im Ofen und nahm den Teller mit nach oben in mein Zimmer, obwohl Silke das nicht mochte. Sie putzte jedoch sowieso nie, und schon gar nicht mein Zimmer, also war es völlig egal! Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und holte den Brief aus meiner Tasche. Öffnete ihn mit zittrigen Händen. Ja, ich erwartete immer noch, dass Tom es beenden würde, auch, wenn er vorhin überhaupt nicht danach geklungen hatte.
„Liebe Pebbles,
ich befürchte, dass wir nachher nicht dazu kommen werden, ausführlich zu reden. Telefonieren können wir auch nicht, also schreibe ich dir. Bitte vernichte diesen Brief, wenn du ihn gelesen hast, auch, wenn es dir schwerfällt...aber wir kommen in Teufels Küche, sollte ihn jemand finden. Als erstes möchte ich mich bei dir entschuldigen, dass du das Drama gestern morgen erleben musstest. Ich war völlig geschockt, als S. vor mir stand, ich war noch im Halbschlaf und hab sofort gedacht, wie gut, dass du nicht mehr neben mir liegst. Das wäre fucking awful gewesen! Und aus dem Schock heraus konnte ich einfach nicht anders, als zuzugeben, dass es eine andere Frau in meinem Leben gibt. Ich will nicht so sein, wie S. Sie soll verdammt noch mal wissen, woran sie ist! Und ja, nachdem wir uns eine Stunde lang wirklich heftige und verletzende Dinge an den Kopf geworfen hatten, ist sie endlich eingeknickt und hat mir die Wahrheit gesagt. Und nun halt dich fest. Du weißt ja, dass S. in meinem Krankenhaus im Labor arbeitet, nicht? Dort hatte ich sie kennen gelernt, als ich noch ein blutjunger Assistenzarzt war. Und nun hat sie einen blutjungen Biochemie- Studenten, der noch mal zwanzig Jahre jünger ist, als sie! Natürlich kann sie sich nicht von mir trennen, denn er könnte unmöglich sie und V. ernähren und von ihrem Verdienst alleine müßte sie auf ihren bisherigen Standard verzichten. Sie hat nicht bedacht, dass ich ihr Unterhalt zahlen muss und außerdem werde ich ihr die Hälfte vom Haus auszahlen. So wird sie schon über die Runden kommen, im Moment wohnt sie bei ihrer Schwester, bis sie eine eigene Wohnung hat. Und ich beantrage das Sorgerecht für V., bis sie achtzehn ist. S. war mit allem einverstanden. Ich schreibe dir das, damit du weißt, dass es nicht so schlecht für uns beide aussieht. Mit der Hälfte vom Haus werde ich nicht gleich verarmt sein, ich wollte das Geld eigentlich in eine eigene Praxis investieren, aber nun werde ich doch das Angebot des Klinikleiters annehmen, Chefarzt der Gynäkologie zu werden. Du kannst dich schon mal langsam dran gewöhnen, die Frau des Chefs zu sein, Kleines! Ich kann es kaum erwarten, jeden Tag neben dir aufzuwachen. Und jeden Abend in deinem Arm einzuschlafen. Und von deinen Küssen geweckt zu werden...Danke für diese himmlische Nacht! Du weißt, ich wollte es noch nicht und ich könnte jetzt sagen, dass wir die Strafe dafür bekommen haben. Aber das ist Nonsense, denn egal, ob wir miteinander geschlafen haben, du wärst so oder so in meinem Bett gewesen. Und so haben wir jetzt wenigstens eine schöne Erinnerung, an der wir uns bis nächstes Jahr April festhalten können. Ja, wir sollten nicht mehr tun, als zu tanzen, Kleines. Natürlich fällt es mir schwer, dich nicht anfassen zu dürfen. Aber es der einzige Weg für uns, ich will, dass wir es schaffen! Ich will dich! Wir werden uns einmal pro Woche sehen, und das werden immer meine liebsten Tage sein. Die Tage, für die ich lebe. Natürlich werde ich auch für V. da sein und versuchen, dass sie noch ein wenig glücklich sein kann, bevor der Ernst des Lebens losgeht. Ich würde es dir so gerne ebenfalls ermöglichen. Du warst viel zu früh erwachsen, meine Süße. Warte, bis wir verheiratet sind, ich werde dich nach Strich und Faden verwöhnen. Und nicht nur mit dem, was ich auf der Zugfahrt getan habe! Ich sollte nicht davon anfangen, nicht hier, auf der Arbeit. Nur der Gedanke an dich...
Ich liebe dich,
tausend Küsse, dein Papa Storch
(hattest du mich nicht mal so genannt, nachdem ich den Artikel in der Zeitung hatte? Ich fand das total süß...)
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