Kapitel 4

[Levi]

Ein tiefes Knurren entfloh mir, während mich Cassandra beiseiteschob und erwartend zur Haustür stürmte. Einen beschissenen Zeitpunkt hätte sich dieses Arschloch echt nicht aussuchen können. Oder war es doch gut, dass wir gestört wurden? Nur zu gerne hätte ich meine Arme um ihren Körper geschlungen, ihren Nacken geküsst und ihre Lippen gespürt!

»Wolltest du nicht schreiben, wann du vorbeikommst?«, sprach Cassandra freudig und die Tür fiel ins Schloss. Meine Miene verfinsterte sich.

»I-Ich wollte dich überraschen«, hörte ich die Stimme des Mistkerls. Mein Magen verkrampfte sich. Ich entfernte mich aus der Küche und trat in den Flur. Mit einer Rose in der Hand kam mir Cassandra entgegen, dicht hinter ihr dieser Bastard.

Oh, wie gerne hätte ich jetzt das Küchenmesser genommen und ...

»Du wolltest ja eh gerade gehen, oder?!«, hakte Cassandra mit Unterton nach. Ich verengte nur die Augen und beobachtete, wie sich der Typ die Schuhe auszog. Als er mich bemerkte, sah er zunächst etwas überrascht aus, doch dann trat er mit einem höflichen Lächeln auf mich zu und reichte mir die Hand.

»Du bist bestimmt ihr Bruder«, lachte er verlegen. »Freut mich. Ich bin Eren.«

Tcch! Und ich bin dein Tod, wenn ich dich weiter sehen muss! Kotzte der Typ mich an!

Mit einem kalten Ausdruck starrte ich ihn nur an und man merkte, wie er langsam nervös wurde.

»Ja, das ist mein Bruder. Aber er wollte eh gerade gehen, nicht wahr, Levi?!«, gab Cassandra fordernd an. Ich brummte verächtlich und schob mich an den beiden vorbei, zur Tür. Mit einem lauten Knall schloss ich diese hinter mir.

[Cassandra]

Angestrengt atmete ich aus. Nicht mal zu einer Begrüßung konnte Levi sich herablassen! Da wunderte er sich noch, warum ich ihm nie jemanden vorstellte.

»Dein Bruder schien nicht gerade begeistert«, merkte Eren an und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Hab ich euch gestört?«

»So ein Blödsinn! Der ist nie von irgendwas begeistert!«, versicherte ich ihm und schlang meine Arme um seinen Nacken. »Ist ja auch egal. Ich freu' mich sehr, dass du hier bist«, fuhr ich lächelnd fort und gab Eren einen flüchtigen Kuss.

Während ich zum Schrank hinüberging, um eine kleine Vase für die Rose zu suchen, erblickte er das Werk in der Küche.

»Oh, ich habe wohl doch gestört.«

»Nein. Nein. Ich wurde nur von meinem Bruder gestört!«, argumentierte ich und befüllte die Vase mit Wasser. »Er traut mir überhaupt nichts zu. Er denkt, ich würde eh alle vergiften.« Eren lachte amüsiert auf.

»Wenn du möchtest, dann helfe ich dir. Dann wärst du schon mal nicht allein eine Täterin«, grinste er frech.

»Wir sind ja dann ein richtiges Gangster-Duo.«, feixte ich und stellte die Rose in die Vase.

Etwas stolz über meine Leistung sah ich auf den gedeckten Tisch herab. Eren hatte mir zwar geholfen, aber das meiste hatte ich allein zubereitet.

Sanft legte er seine Arme um mich. »Und siehst du? Sieht doch gar nicht nach Gift aus«, sprach er grinsend. Ich nickte bestätigend. »Soll ich bei deinem Bruder klingeln?«

Meine Augen weiteten sich. »Was?! Warum?«, presste ich argwöhnisch hervor und verzog die Lippen.

»So sieht er, was du kannst, und ändert vielleicht seine Meinung. Außerdem möchte ich ihn besser kennenlernen. Er gehört nun mal zu dir, da möchte ich gut mit ihm auskommen«, antwortete Eren mit einem warmen Lächeln. Er war wirklich süß. Aber recht hatte er schon.

Auf diese Weiße konnte ich Levi unter die Nase reiben, dass ich durchaus was konnte!

»Ich geh' bei ihm klingeln«, gab ich an. »Setzt dich schonmal.« Ich gab Eren einen leichten Kuss und verließ dann meine Wohnung.

[Levi]

»Was ist? Langweilt dich dein Macker, oder was?«, zischte ich genervt und lehnte meinen Arm, über Cassandras Kopf hinweg, am Türrahmen ab.

»Von wegen! Das Essen ist fertig«, murmelte sie beleidigt und stemmte ihre Hände an die Hüfte. »Würdest du dann bitte rüberkommen?!«

»Tcch! Damit ich zusehe, wie ihr euch gegenseitig füttert? Sicher nicht! Außerdem wollte ich noch leben«, brummte ich und wollte schon die Tür zu knallen.

Mit einem heftigen Ruck, ergriff Cassandra meine Hand und zerrte mich ein Stück auf den Flur. Mit ernster Miene kam sie meinem Gesicht näher. »Du wirst jetzt mit uns essen! Eren hat es selber vorgeschlagen! Reiß dich doch einmal zusammen!«, schimpfte sie, doch dann wurde ihr Ausdruck weicher. »Bitte ... nur dieses eine Mal! Es würde mir viel bedeuten ...«

Ein leichtes Kribbeln durchzog meinen Körper. Sicher wollte ich mit ihr essen, nur dieser Typ passte absolut nicht ins Bild!

Ich fuhr mir seufzend durchs Haar. »Nur heute«, nuschelte ich rau. Ohne Vorwarnung fand ich mich in einer Umarmung wieder. Ihre Brüste pressten sich an meinen Körper und ihre Hände umschlossen meinen Nacken. Unweigerlich umhüllte mich ihr Duft. Ich schluckte schwer und schloss kurz die Augen. Meine rechte Hand begann sich langsam, zu ihrer Taille zubewegen.

Diese plötzliche Nähe ...
Ich hatte das Bedürfnis, sie dichter an mich zu pressen!

»Danke schön«, lächelte sie und ließ mich wieder los. Meine Hand zog sich zurück, »Aber keine bissigen Kommentare!«, ermahnte sie mich grinsend, als sie schon zu ihrer Wohnung wandte. Ich atmete hörbar aus und versuchte mich wieder zu sammeln. Diese Aktion hatte mich innerlich völlig aus der Fassung gebracht.

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