Kapitel 25
[Levi]
Meine Brauen schoben sich zusammen, und meine Augen verengten sich, während ich in einiger Entfernung Cassandra bei der Arbeit beobachtete. Mit einem leisen Knurren pustete ich den Rauch der Zigarette aus, während Cassandra gerade das Glas für diesen Typen abstellte.
War es normal, dass sie die Gäste so anlächelte?
Für meinen Geschmack war das zu freundlich!
Ich konnte wetten diesem Wichser ging doch gerade einer ab, weil sich mal ein weibliches Wesen dazu herab ließ, ihn Beachtung zu schenken. Nur war das Problem, dass dieses weibliche Wesen, mein Mädchen war!
Ja … ich spielte gerade ernsthaft mit dem Gedanken, ihm hinterher zugehen, sobald er das Lokal verlassen würde und …
Doch dies würde sich sicherlich mit Cassandras Feierabend überschneiden und sie war mir tausendmal wichtiger. Ein letztes Mal überprüfte ich das kleine Kästchen in meiner Jackentasche. Ich hatte mich doch etwas verschätzt, und hatte sogar noch Zeit dies für sie zu kaufen. Natürlich wusste ich, dass Cassandra nie etwas von materiellen Dingen hielt, jedoch wusste ich aber auch, dass ihr dies ganz bestimmt nicht völlig egal war.
Ich war kein Freund der großen, zärtlichen Worte. Dieses eine mal in ihrem Badezimmer, war mir immer noch extrem unangenehm. Vielleicht wollte ich dadurch noch einmal meine Zuneigung zu ihr symbolisieren. Doch genau wusste ich es nicht. Vielleicht war es auch nur eine Art, ihr eine Brandmarke zugeben. Offen zu zeigen, dass sie mir gehörte! Damit endlich der letzte Vollidiot mitbekam, dass sie mein war.
Wieder entkam mir ein kehliges Brummen, und ich trat meine Zigarette aus. Musste sie ihren Arbeitskollegen auch so anlächeln? Gott! Dieser Typ verschlang sie ja förmlich mit seinem Blick. Sie schienen sich über irgendetwas zu unterhalten. Cassandra klopfte ihm auf die Schulter und ging dann nach hinten.
Ich sah auf mein Handy. Gut! Sie hatte Feierabend. Endlich konnte ich sie mit nach Hause nehmen.
Nach einem kurzen Moment verließ sie auch schon das Geschäft, und schaute sich um, als sie gerade die Tür hinter sich schloss, sofort holte sie ihr Handy hervor. Mit einem süffisanten Lächeln ging ich auf sie zu und trat neben sie. Cassandra war völlig auf das Display vertieft, dass sie mich zunächst gar nicht bemerkte. Jedoch bemerkte ich, was auf ihrem Display war.
Der Nachrichtenverlauf von Eren.
Meine Augen verengten sich und ich schlang meinen Arm um ihre Taille. Erschrocken quiekte Cassandra auf und drehte ihren Kopf zu mir.
»Du scheinst mich ja schon sehnlichst erwartet zu haben, meine Liebe. Wolltest du mir gerade schreiben?«, grinste ich und machte gute Miene zum bösen Spiel.
»L-Levi! Erschrecke mich doch nicht so! Q-Quatsch, ich habe nur auf die Uhr geguckt«, antwortete sie, steckte ihr Handy weg und nahm Abstand zu mir.
Lügnerin!
Doch sofort zog ich sie wieder zu mir, und legte fordernd meine Lippen auf der ihren.
»Mmhhh! Nicht … nicht vor meiner Arbeit!«, keuchte sie, während sich meine Zunge in ihren Mund schob.
Tcch! Um so besser! Sollte ruhig jeder sehen, dass sie mein Mädchen war!
Sie drückte ihre Hände gegen meine Brust und stieß mich etwas weg. »D-Das ist mir peinlich!«, murmelte sie ernst und schob sich an mir vorbei.
Ein letztes Mal schaute ich in das Lokal. Na bitte, nur um das blöde Gesicht ihres Kollegen zu sehen, nahm ich es auch in Kauf, dass Cassandra kurz sauer auf mich war. Ich setzte einen vielsagenden Blick in seine Richtung, und folgte dann Cassandra.
[Cassandra]
Mit schnellen Schritten ging ich den Bürgersteig zur Straßenbahnhaltestelle entlang.
Gott! Bestimmt würden mich beim nächsten Mal meine Kollegen ausfragen! Sie wussten zwar, dass ich einen Freund hatte, und einen Bruder, jedoch hatte ich nie Namen erwähnt, geschweige denn jemals jemanden vorgestellt. Es war das erste Mal, dass mich Levi von der Arbeit abholte.
Nachdem ich etwas Abstand zu meinem Arbeitsplatz gewonnen hatten, drehte ich mich zu Levi um. Dieser hatte, wie zu erwarten, zügig zu mir aufgeholt. »Konntest du dich denn wenigstens nicht jetzt zügeln?!«, schimpfte ich. »Was sollen die denn jetzt denken?«
»Tcch! Darauf legst du Wert? Was sollen sie schon denken? Ich habe es mehr als offensichtlich klargestellt das du mein bist! Sagtest du nicht, bei dir arbeiten, nur Frauen?«
Verwirrt hob ich die Brauen. »Ähm … ja schon. Michael hat auch erst vor drei Tagen angefangen. Er ist noch etwas ungeschickt im Umgang mit den Gästen«, antwortete ich lachend. »Ich helfe ihm ein bisschen, damit er sicherer wird.«
Levis Gesicht nahm einen kalten Ausdruck an. »Soso, Michael … habt ihr schon Nummern ausgetauscht?«
»Quatsch! So dringend braucht er meine Hilfe nun auch nicht!«
»Aha.« Seine Miene schien sich etwas zu entspannen und wir gingen weiter. Gedanklich fragte ich mich jedoch, warum Eren mir immer noch nicht antwortete. Ich wollte doch nur die Adresse meiner Mutter haben! Wollte er sie mir nicht geben, weil ich mich noch nicht wegen der Sache zwischen uns geäußert hatte? Dabei war ich doch diejenige, die eingeschnappt sein sollte!
Verdammt! Ich wusste nicht einmal, wie die Agentur hieß, bei der er beschäftigt gewesen war, sonst hätte ich einfach da nach gefragt.
Frustriert schüttelte ich den Kopf. Ich hatte keine Lust, mir heute Abend weitere Gedanken zu machen!
»Also, was hast du vor? Du wolltest mich doch nicht etwa nur so von der Arbeit abholen, oder?«, wandte ich mich zu Levi.
Dieser sah monoton, wie immer, nach vorne und zuckte nur mit der Schulter. »Und wenn dem so wäre? Ich wollte mir halt ein Bild deines Arbeitsplatzes machen und merke, dass du mich wieder anlügst, Cassandra!«
Ich blinzelte irritiert. »W-Was?«
»Du hast vorhin nicht auf die Uhr geschaut, sondern nach geguckt, ob dir dieser Bastard geschrieben hat! Was gibt es denn so Wichtiges, hmm?«
Mein Herz begann schneller zuschlagen, und mein Körper spannte sich an. »D-Das … ist etwas kompliziert …«
»Ach ja? Ich denke nicht! Du machst es nur kompliziert! Im Grunde ist es ganz einfach! Erzähl mir einfach, was dich beschäftigt, Cassandra!«
»Das … bitte lass uns nicht hier darüber reden, Levi, ok?!«
»Tcch!« Er packte meine Hand und zog mich hinter sich her. Zügig bog er mit mir in einer Gasse ein. Sofort wurde ich von ihm gegen die kalte Mauer gedrängt. Sein Arm streckte sich über meinen Kopf hinweg, und seine Linke platzierte sich unter mein Kinn.
Levi hob meinen Kopf und sah mir direkt in die Augen. »So, hier sind keine Menschen, wir sind ganz alleine! Also, ich höre Cassandra! Warum ist dir der Kontakt zu diesem Bastard immer noch so wichtig?«
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