Kapitel II

Der Tag neigte sich dem Ende zu und der Ansturm auf das Café war deutlich abgeflaut. Nur noch einzelne Tische waren besetzt und die meisten Gäste waren auch schon in Aufbruchstimmung.
Ich war gerade dabei die leeren Tische abzuwischen, als die Kleine Türglocke läutete und jemand das Café betrat. Um ehrlich zu sein hatte ich gehofft, dass wir so kurz vor Feierabend uns nicht noch um weitere Kundschaft kümmern musste. Mein erster Arbeitstag hatte mich ziemlich ausgelaugt. Ich war es einfach nicht gewohnt den ganzen Tag auf den Beinen zu sein. Es war anstrengender als ich dachte und mittlerweile war ich mir ziemlich sicher, dass man mir ansah wie hart dieser Nachmittag für mich gewesen war. Diverse Haarsträhnen waren aus meinem Zopf gerutscht und fielen mir immer wieder ins Gesicht, sodass ich sie regelmäßig hinters Ohr streichen musste. Meine Schürze wies die Flecken verschiedener Getränke auf und ich war mir fast sicher, dass ich ein wenig nach Schweiß roch. Letzteres war mir am unangenehmsten. Am morgigen Tage würde ich vorsichtshalber eine extra Ladung Deo auftragen. Nur für alle Fälle.
Mein Blick fiel auf die Person, welche gerade den Laden betreten hatte. Mit den Händen in der Hosentasche und die Kapuze des schwarze Hoodies tief ins Gesicht gezogen, ließ sie sich an einem Tisch in der hintersten Ecke des Cafés nieder.
Kurz sah ich zur Theke hinüber, in der Hoffnung das Molly oder Noam sich dem Kunden annehmen würden, doch dem war leider nicht so. Molly war damit beschäftigt abzuwaschen und Noam bediente gerade eine junge Frau. Ich ließ also meinen Lappen in den Putzeimer fallen und ging dann zu der Person hinüber.
"Hallo, kann ich Ihnen schon irgendwas bringen?", erkundigte ich mich freundlich, als ich am Tisch angekommen war. Zeitgleich versuchte ich einen Blick auf das Gesicht meines Kunden zu erhaschen, welches im Schatten der Kapuze verborgen war. Zuerst gelang mit dies nicht, doch als er von der Karte aufsah erkannte ich den jungen Mann dessen Handy ich vorhin gefunden hatte. Er runzelte die Stirn.
"Ich bin jeden Tag hier und nehme immer das Gleiche. Das sollten Sie sich wissen.", antwortete er harsch und für einen Moment verschlug seine Unfreundlichkeit mir die Sprache.
"Tut mir Leid, ich...", begann ich nachdem ich mich wieder gefangen hatte. Ich versuchte freundlich zu bleiben, trotz der Tatsache, dass seine Aussage mich verärgert hatte, doch er unterbrach mich bei meiner Entschuldigung.
"Bringen Sie mir einfach meinen Kaffee.", wies der junge Mann mich an, woraufhin ich kurz die Nase rümpfte.
"Wenn Sie ohnehin immer das Gleiche nehmen, warum haben Sie dann überhaupt in die Karte geguckt?", ich hatte mir diesen bissigen Kommentar nicht verkneifen können. Vermutlich würde er Konsequenzen haben. Jedoch wollte ich mir das auch nicht gefallen lassen. Ich bereute es in diesem sein Handy aufgehoben zu haben. Mal davon abgesehen, dass er sich nach der kurzen Zeit scheinbar schon nicht mehr an mich erinnerte, hatte er angesichts der Tatsache wie er gerade mit mir redete diesen Akt der Freundlichkeit nicht verdient gehabt.
"Entschuldigung? Wissen Sie nicht wer ich bin?", empörte sich der Braunhaarige und richtete sich auf um gerade auf der Bank zu sitzen.
"Wissen Sie nicht wer ich bin?", erwiderte ich seine Frage lediglich und entfernte mich dann von dem Tisch, um ihm seinen blöden Kaffee zu machen. Nicht, dass er nach all dem einen verdient hätte. Aber der Kunde ist nun einmal König und ich hatte wohl ohnehin schon über die Stränge hinaus geschlagen.
Während ich den Kaffee aufsetzte winkte ich Molly zu mir herüber.
"Ich glaub ich hab noch nie einen so unfreundlichen Menschen getroffen.", erzählte ich Molly mit unterdrückter Stimme, damit niemand außer sie meine Worte mitbekam.
"Das wird dir noch öfter passieren.", antwortete sie schulterzuckend. "Manche Leute denken, dass sie das Recht haben Kellner wie Dreck zu behandeln, da sie ja selbst die Kunden sind."
"Das ist Schrecklich. Sie sollten uns mit dem gleichen Respekt behandeln wie wir sie.", erwiderte ich, während ich den frisch aufgebrühten Kaffee in eine der weißen Tassen goß.
"Welcher ist es?", wollte Molly von mir wissen, woraufhin ich unauffällig in die Richtung des jungen Mannes deutete. Kurz sah sie zu ihm herüber. Als sie dann jedoch die Augen schloss und einmal tief durchatmete, vermittelte sie mir augenblicklich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
"Bitte. Bitte sag mir, dass du trotzdem höflich zu ihm warst.", ihre Stimme klang beinahe flehend. Ich musste schwer schlucken. Für sie war das wohl Antwort genug. "Hast du ihn denn nicht erkannt? Das ist Flynn Phoenix. Er kommt jeden Tag hier her und Mr. Larkson würde ausflippen, wenn wir ihn als Kunden verlieren. Bitte bring ihm seinen Kaffee und bleib freundlich."
Flynn Phoenix...ich hatte keine Ahnung warum ich ihn und seinen Namen kennen sollte. Natürlich war mir bei unserem ersten Aufeinandertreffen bereits klar geworden, dass er wohl irgendwie berühmt sein musste, aber ich hatte nicht weiter drüber nach gedacht. Weder bei seinem Gesicht, noch bei seinem Namen klingelte etwas bei mir. Jedoch schien er ein wichtiger Kunde zu sein - warum auch immer. Angesichts seiner unfreundlichen Art hatte ich persönlich jedoch auch kein Problem damit, wenn er nicht wiederkäme. Vermutlich würde ich mir dann wohl jedoch Ärger mit dem Manager einhandeln und darauf konnte ich gut verzichten.
Wir mir also aufgetragen wurde, nahm ich die Tasse und brachte sie zu dem Tisch des Braunhaarigen hinüber. Er würdigte mich keines Blickes und nahm wortlos seinen Kaffee entgegen.
"Lassen Sie es sich schmecken.", brachte ich gezwungen freundlich hervor und kümmerte mich dann wieder ums Abwischen der Tische.

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