•47•
Mit langsamen Schritten kommt er auf uns zu und nimmt seinen Blick nicht von mir.
Schwer schluckend drehe ich mich von ihm weg, um ihm bloß nicht in die Augen gucken zu müssen.
„Ich will nur reden" Erklärt er schnell, als ich gerade den ersten Schritt nach draußen mache.
„Ethan... Ich-" Fange ich an etwas unklar zu reden, doch er unterbricht mich sofort.
„Bitte! Es kann doch nicht so schwer sein normal mit mir zu reden!"
Ich höre die Verzweiflung in seiner Stimme.
Doch es ist mir egal.
Ohne noch weiter auf ihn zu achten, mache ich den nächsten Schritt vor die Tür und warte darauf, das Adelina mir folgt, doch das tut sie nicht.
Verwirrt drehe ich mich zu den beiden um.
„Brook. Ein kurzen Gespräch ist doch nicht so schlimm"
Ungläubig atme ich aus.
„Ernsthaft? Wow..." Mit zusammen gezogenen Augenbrauen laufe ich so schnell ich kann von den beiden weg.
„Brook!" Höre ich Adelina rufen. „BROOKLYN"
Nun bleibe ich langsam stehen, drehe mich dennoch nicht um.
Ich höre nur wie sie sich langsam nähert, bis ich ihre sanfte Hand auf meiner Schulter spüre.
„Ich weiß, du willst nichts mehr von ihm wissen. Aber er hat echt alles gegeben, dich zu sehen und will nur kurz mit dir reden, okay?"
Ich antworte nicht, was sie als ein okay sieht, worauf sie mich vorsichtig zu einer alten, schon etwas kaputten Bank führt.
Nun blicke ich zu Ethan, der direkt vor mir steht.
„Kannst du dich hinsetzen? Macht mich ein bisschen nervös wenn du da so stehst" gebe ich leise von mir, worauf er verständlich nickt und sich neben mich setzt.
„Also..." Fängt er langsam an, „ich weiß, du hasst mich sehr wahrscheinlich-"
„Ja, ja so könnte man es ausdrücken" Nuschle ich und schaue zu Boden.
„Aber du hättest ja wenigstens vernünftig mit mir reden können"
Ich spüre wie sich meine Hände langsam zu Fäusten ballen.
„Weißt du wie schwer es war zu dir zu kommen?! Und dann schickst du mich sofort weg..."
„Was hätte ich den deiner Meinung nach machen sollen!" Versuche ich so vernünftig wie möglich zu sagen, was nicht gerade funktioniert.
„Du hättest einfach mitkommen können! Was war daran so schwer?"
Ich lache verzweifelt auf.
„Du checkt es immer noch nicht oder? Wenn ich da weg gegangen wäre, hätte er meine Familie umgebracht!" Erkläre ich wütend.
„Und warum liebst du ihn dann? Er würde alle umbringen die du liebst wenn es sein muss!"
Wütend schaue ich ihm in die Augen.
„Denkst du ernsthaft ich suche mir aus wen ich liebe?"
„Brook. Warum vergisst du ihn nicht einfach? Ich kann dir helfen..." Vorsichtig versucht er meine Hand zu nehmen, die ich sofort weg ziehe.
„Du ekelst mich an Ethan."
Mehr sage ich nicht, stehe einfach auf, laufe die Straße entlang und versuche ihn nicht in die Fresse zu schlagen.
Egal wie oft ich mit ihm rede, es ist immer das gleiche. Jedesmal redet er über meine Fehler und über Fernando.
„Was ist passiert?" Fragt Adelina sofort, die ein paar Meter entfernt steht.
Doch ich antworte nicht, sondern gehe mit schnellen Schritten an ihr vorbei und merke schon, wie sich ein paar Tränen in meinen Augen sammeln.
„Brook!" Schnell folgt sie mir.
„Brook!" Wiederholt sie mach mehreren Minuten stimmen hinterher laufen.
Doch mehr Geduld hat sie nicht, denn ich spüre wie sie mich an meinem Arm in ihre Richtung dreht und mir nun direkt in meine gläsernen Augen schaut.
Mit traurigen Blick, zieht sie mich zu ihr und umschließt mich mit ihrer sicheren Wärme.
Manchmal weiß ich echt nicht, was ich ohne Adelina machen würde.
„Ich bin dafür, wir gehen jetzt zu mir und schauen ein paar Filme, bei denen wir uns die Seele aus dem Leib heulen"
Stumm nicke ich nur, worauf sie ein wenig lächelt.
•••
Freitag:
Seufzend trete ich aus der Schule und mache mich auf den Weg nach Hause.
Ich hätte nicht gedacht, das mein 18. Geburtstag so scheiße sein wird.
Heute Morgen haben mum und dad mal wieder vollkommen übertrieben.
Das ganze Haus ist mit Luftschlangen und Konfetti geschmückt und von den Geschenken fange ich garnicht erst an.
Ich habe klar und deutlich gesagt, das ich keine Feier will, was sie auch respektieren.
Nur haben sie Adelina und Ethan für Heute eingeladen.
Ich meine, es wäre total schön, nur halt ohne Ethan.
Doch mum und dad bestehen darauf das Ethan auch kommt.
Und er hat natürlich zugesagt.
In der Schule hat mir auch gefühlt die ganze Schule gratuliert, obwohl ich die meisten nicht einmal kannte, was schon unangenehm war.
Immer noch in Gedanken versunken schließe ich die Haustür auf, schmeiße meine Tasche in die letzte Ecke und will gerade die Treppe nach oben steigen, da höre ich die Stimme meiner Mutter.
„Ziehst du dir bitte dein Kleid an? Deine Gäste kommen gleich!" Trillert sie fröhlich vor sich hin und verschwindet auch schon wieder im nächsten Raum.
Ich hab echt das Gefühl, mum ist mein Geburtstag wichtiger als mir selber.
Es macht sie auch glücklicher als mich...
Seufzend nehme ich das Kleid und verschwinde im Badezimmer.
Es ist in einem schönen Schwarzes glitzerndes Kleid, welches oben rum enger und unten rum etwas weiter ist.
Langsam ziehe ich mein Pullover und die Hose aus, lege sie zur Seite und blicke zögernd in den Spiegel.
Ich kann nicht beschreiben was ich sehe.
Ich sehe mich dort nicht mehr. Ich sehe nur noch ein gebrochenes Mädchen, welches alles verloren hat.
Ich kann nicht mehr richtig lächeln, so wie früher.
Was anderes, außer Pullover und lange Hose, habe ich auch nicht mehr angezogen, da man sonst die ganzen Narben und Wunden sieht, für die ich mich wirklich schäme.
Schwer schluckend nehme ich das Kleid.
Nach ein paar Minuten, habe ich es richtig an und mir meine Haare noch einmal glatt gekämmt.
Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe herum, während ich mich gefühlt zum hundertsten Mal im Spiegel betrachte.
Das Kleid ist schulterfrei und hat ein wenig Ausschnitt, so das meine Arme und die Narben, vollkommen zu sehen sind.
Meine Beine sieht man nur ein Stück, doch was mich noch nervöser macht ist, das man meinen Rücken sehen kann.
Dort sind die meisten und tiefsten Narben.
Ich fühle mich einfach nicht wie früher.
Traurig greife ich nach der grauen Jacke, die eigentlich ganz gut zum Outfit passt und nehme noch schnell ein wenig Schmuck.
„Brook! Adelina e Ethan sono qui!" [Brook! Adelina und Ethan sind da!]
„Arrivo! Sì!" [ich komme] Antworte ich schnell und atme noch einmal tief ein und aus.
„Du schaffst das!" Flüstere ich noch zu meinem Spiegelbild, bevor ich die Tür öffne und die Treppe hinunter steige.
Wie erwartet sitzen alle schon im Esszimmer, da es gleich Kuchen geben wird.
„Brook!" Höre ich Adelina fröhlich sagen, worauf ich ein wenig lächeln muss.
„Sei bellissimo" [du bist wunderschön] Haucht mum gefühlvoll und hebt ihre Hand vor den Mund.
„Grazie, mamma." [danke Mama] gebe ich leise zurück und setze mich an das Tischende.
•••
Nachdem ich die Geschenke von Adelina und Ethan geöffnet habe, gab es ein wenig Kuchen.
Es ist komisch den Geburtstag so zu feiern.
Ich wollte eigentlich niemanden einladen, doch wie gesagt, wollten mum und dad, das wenigstens Adelina und Ethan kommen.
„Non sei al caldo?" [ist dir nicht warm?] Fragend deutet mum auf die Jacke, worauf ich sie nur enger an meinen Körper drücke.
„Ti prego, togliila." [ziehe sie bitte aus] Etwas streng kommt sie näher.
„nein mum" Meine ich leise und schaue auf mein Kuchenstück, welches ich noch nicht aufgegessen habe.
„Brooklyn!"
„Ho detto di no!" [ich habe nein gesagt] gebe ich giftig zurück und schaue sie wütend an.
Anscheinend hat dad gemerkt das es nicht gut enden wird und kommt langsam auf mum zu.
„Okay okay" lacht er nervös. „Wenn Frauen sich streiten nicht?" Lacht er an Adelina und Ethan gerichtet, die nur verwirrt drein schauen.
„Komm jetzt!" Flüstert er zu mum, die noch einmal eingeschnappt schnauft, bevor sie sich umdreht.
„Wenn was ist meldet ihr euch noch mal"
Als ob sie eine neue Persönlichkeit hätte, lächelt sie die beiden an und verschwindet hinter dad aus dem Raum.
Mittlerweile ist es schon Abend.
Ich will nur das dieser Tag endet...
„Okay... wie findest du deinen Geburtstag so?" Fragt Adelina fröhlich und schmeißt sich neben mich aufs Sofa.
Ethan sitzt gegenüber von uns, auf einem Sessel.
„Gut" Lächle ich fake, in der Hoffnung sie merken es nicht.
„Ich muss zugeben, hier ist es echt warm drin" Meint Ethan und zieht seine Jacke langsam aus, wobei ich ihn angespannt beobachte.
Wie gerne ich meine auch ausziehen würde...
Anscheinend hat Adelina gemerkt, das mich diese Situation ein wenig überfordert und fängt sofort an zu reden.
„Habt ihr diese Evelin und ihren neuen gesehen?" Ich fange an zu lachen.
„Schrecklich oder?" Lacht sie nun auch, genauso wie Ethan.
„Er sieht aus wie eine Leiche" gebe ich schmunzelnd von mir, worauf Adelina nur noch lauter lachen muss.
„Sie sieht aber auch aus, wie so eine schief gegangene Schönheitsoperation" Lacht Ethan, worauf wir wieder lauter lachen.
Ohne zu zögern, haben wir uns ein paar Partybecher aus der Garage geholt und gönnen uns ein Bier nach dem anderen.
Ehrlich gesagt, verstehe ich mich gerade ganz gut mit den beiden.
Beide lästern gerne über die Leute, über die ich auch gerne lästere.
Und genauso verbringen wir noch fast den ganzen Abend.
„Ich muss mal" Meint Ethan nach einer Weile, worauf er aus dem Raum verschwindet.
In der Zeit wo Ethan weg ist, klingelt es einmal an der Tür.
„Ich geh schon!" Ruft Ethan schnell, worauf ich Schulterzuckend noch ein Schluck von meinem Bier nehme.
„Wer war das?" Frage ich interessiert, als er den Raum wieder betritt. „Nur so ein Klingelstreich" Meint Ethan etwas nervös.
Mit zusammen gekniffenen Augenbrauen beobachte ich ihn dabei, wie er immer und immer komischer wird.
„Ich sollte jetzt mal nach Hause." Verwirrt schaue ich zu Adelina, die dad ganze auch etwas merkwürdig findet.
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Ich will ja nicht zu viel spoilern, aber im nächsten Kapitel kommt Fernando wieder!
Yayyyy
Bleibt gespannt 😏
Nur leider kann ich erst ab nächster Woche wieder hochladen :(
Also nicht böse sein, wenn jetzt nichts kommt und ich nicht auf eure Kommentare
antworte ❤︎
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