•46•
Das piepen meines Weckers lässt mich aufschrecken.
Stöhnend schalte ich ihn aus und reibe mir müde meine Augen.
Während ich mal wieder verloren an die Decke starre und die Sonne leicht in mein Zimmer strahlt, denke ich, wie immer, über alles nach.
Gestern musste ich mit mum, dad und Adelina, noch einmal alles durchgehen und ob ich vielleicht doch ein Trauma von dem ganzen bekommen habe.
Natürlich habe ich ihnen versichert, das ich keins habe.
Nach mehreren Stunden ist Adelina gegangen, dad in sein Arbeitszimmer verschwunden und mum hat sich viel zu sehr um mich gekümmert.
Ich hätte erwartet dad würde mehr für mich machen.
Ich meine, er versucht es nicht einmal zu erklären.
Gähnend steige ich aus dem Bett, putze meine Zähne, kämme meine Haare, schminke mich ein wenig und suche mir ein passendes Outfit raus.
Ob ich Lust auf Schule habe?
Nein.
Nein, sowas von garnicht.
Ich will nicht wissen, was die anderen denken, was ich die letzen Monate gemacht habe.
Ich meine, es ist mir egal, doch ich werde Ethan sehe müssen, worauf ich noch weniger Lust habe.
Und dann sind da noch die Gedanken von Fernando, die einfach nicht aus meinem Kopf verschwinden.
Die halbe Nacht habe ich durch geweint.
Und das nur wegen ihm.
Emotionslos schütte ich in meine Schüssel Müsli und setze mich an den Küchentisch.
Wie lange ich schon nicht mehr zum Frühstück hier dran saß...
Mum wollte eigentlich nicht das ich zur Schule gehe.
Sie meinte, ich könnte noch einmal entführt werden, oder so.
Wie gesagt, sie kümmert sich viel zu viel um mich.
Ach und dann ist da auch noch mein Geburtstag, der bald vor der Tür steht.
Um genau zu sein diesen Freitag.
Und es ist Montag...
Ich habe garnichts geplant, oder überhaupt daran gedacht.
„Sei ancora qui?!" [du bist noch hier?!] Verwundert blicke ich in mum's Gesicht.
„Was? Wieso-" Doch ich stocke sofort, als ich auf die Uhr schaue.
„Fuck" Fluche ich leise, springe auf und nehme mir meinen Rucksack.
In genau fünf Minuten fängt mein Unterricht an und ich brauche eigentlich zehn zur Schule.
„Sei vorsichtig verstanden!"
„Ja Ja..." Murmle ich gestresst, drücke ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und bin im nächsten Moment schon aus dem Haus verschwunden.
Mit schnellen Schritten laufe ich durch die leeren Flure und suche verzweifelt meinen Kurs.
Völlig aus der Puste, bleibe ich vor meinem Raum stehen und öffne so leise wie möglich die Tür.
Als ob ich ein Alien wäre, liegen alle blicke auf mir.
Einschließlich der von Ethan.
„Der Unterricht hat seit ein paar Minuten begonnen Brooklyn! Setzen sie sich!"
Stumm tue ich was mein Lehrer sagt und setze mich an einen freien Platz, hinten links, neben dem Fenster.
Adelina ist leider nicht in diesem Kurs...
„Schön das sie wieder da sind." Sagt er an mich gerichtet, worauf ich einfach nur kurz nicke und schnell mein Buch aufschlage.
Ich spüre wie meine Augen die ganze Zeit wieder zufallen wollen, doch ich halte sie krampfhaft auf.
Nach ungefähr einer Stunde sinnlosen Unterrichts, spüre ich einen stechenden Blick auf mir.
Ich habe mir geschworen nicht zu gucken wer es ist, doch ich kann nicht anders.
Vorsichtig wende ich mich nach rechts und sehe in dir grünen Augen von Ethan.
Schwer schluckend drehe ich mich wieder nach vorne, doch sein Blick liegt immer noch auf mir.
Das spüre ich.
Sein Blick macht mich fertig.
Ich weiß, das er denkt ich habe am Anfang vollkommen falsch gehandelt und ich einfach nur einen reichen Freund haben wollte.
Außerdem, will er zu 100% mit mir reden.
Und da habe ich gar keinen Bock drauf.
Doch das schlimmste ist, das er mich einfach nur an Fernando erinnert.
Er erinnert mich daran, wie anders er ist.
Körperlich als auch seelisch.
Ohne viel drüber nach zu denken, schnappe ich mir meine Sachen, springe auf und laufe auf die Tür zu.
„Ähm-" Stammelt der Lehrer. „Ms.-"
Ruckartig öffne ich die Tür. „Der Unterricht ist noch nicht beendet!" Das ist das letze was ich höre, ehe die Tür wieder ins Schloss fällt und ich mit geschwollenen Augen den Flur entlang laufe.
Ich wusste der Anfang wird wieder schwer, doch so schwer habe ich ihn mit nicht vorgestellt.
Und schon spüre ich, wie mir eine brennende Träne, meine Wange hinunter läuft.
Wütend auf mich selbst, schlage ich die Toilettentür auf, schmeiße meinen Rucksack auf den Boden und stütze mich am Waschbecken mit meinen Händen ab.
Mit zitternder Unterlippe starre ich zögernd in den Spiegel.
Dunkle Augenringe und tränende Augen, ist das erste, was mir ins Auge springt.
Fuck!
Verzweifelt stoße ich mich vom Waschbecken wieder ab und laufe schwer atmend durch den kleinen Raum.
Ich muss ihn endlich aus meinem Kopf kriegen!
Fuck! Fuck! Fuck!
Verzweifelt greife ich nach meinem Rucksack und suche durch die Taschen, bis ich endlich das gefunden habe, was ich finden wollte.
Zitternd halte ich eine kleine runde Pille in die Luft.
Ich habe mir geschworen, nie wieder solche Drogen zu nehmen.
Tja, die Dinge ändern sich.
Kraftlos, lasse ich mich an der Wand hinunter gleiten und lasse die Droge nicht aus den Augen.
Mehrere Minuten starre ich sie einfach nur an und überlege, sie doch wieder zurück zu stecken.
Doch schließlich atme ich noch einmal tief ein und aus, bevor ich meine Augen schließe und die Pille in meinen Mund schiebe.
Trocken würge ich sie hinunter und atme erleichtert auf.
Noch mehr Minuten sitze ich dort und ich merke langsam, wie sich meine Sorgen anfangen ein wenig aufzulösen.
Zwar nicht ganz, aber etwas.
Ich spüre wieder ein wenig Fröhlichkeit in mir und nicht nur Trauer und Wut.
Das brauchte ich jetzt.
„Scheiße Brook was machst du hier auf dem Boden!" Höre ich die gedämpfte Stimme meiner Freundin neben mir.
Zögernd öffne ich in meine Augen und muss erst einmal ein paar mal blinzeln, damit ich alles wieder klar sehen kann.
„Was hast du gemacht!"
Sie hört sich etwas verzweifelt an.
„Hmmm" Ist das einzige was ich sage, bevor ich anfange zu kichern.
„Sieh mich an!" Befiehlt sie streng und nimmt sich grob mein Gesicht, starrt mir für einen kurzen Moment in die Augen, bevor sie es wieder seufzend los lässt.
„Wieso sehen deine Pupillen so aus!"
Ich antworte nicht.
„Wieso verdammt! Du wolltest die nicht mehr nehmen! Diese Pillen sind viel zu krass für dich!"
Ich höre wie sich noch mehr Schritte nähernd, wodurch ich meinen Kopf zur Tür drehe und zwei etwas verwirrte Mädchen dort stehen sehe.
„Verpisst euch verdammt!" Meckert Adelina, wodurch sich die beiden mit hochgezogen Augenbrauen wieder umdrehen und die Tür zu fallen lassen.
„Sag mir jetzt wieso!" Wiederholt sich Adelina wieder an mich gerichtet.
„Ach nur so.." Murmle ich und schaue in das grelle flackernde Licht an der Decke.
„Brook!" Schreit sie schon fast.
„Sag es mir! Oder ich- Ich- ach scheiße keine Ahnung! Sag es einfach! Wieso!"
„Ich will das nicht! Okay?" Antworte ich wieder traurig.
Doch im nächsten Moment fange ich wieder an zu lachen.
„Verstehst du? Ich kann das nicht mehr. Es ist einfach zu viel."
Nun spüre ich, wie mir eine kleine Träne die Wange hinunter läuft und ich sie schmunzelnd weg wische.
„Weißt du... Ich dachte, wenn ich von ihm weg gehe und nichts mehr mit ihm zu tun habe, bin ich glücklicher"
Nun sehe ich, wie sich auch in ihren Augen Tränen bilden.
„Aber es hat nichts gebracht..." Hauche ich mit gläsernen Augen. „Es ist nur noch schlimmer." Sage ich mit letzter Kraft, um bloß nicht in Tränen auszubrechen.
„Brook" „Ich dachte es wird besser! Ich dachte ich kann wieder normal leben! Ich dachte ich muss nicht mehr an ihn denken! Doch alles ist falsch!"
Schluchzen schreie ich, während ich meine Hände zu Fäusten balle.
„Wieso?"
Jetzt ist die Wut wieder vollkommen verschwunden und ich stehe da, wie ein kleines Kind.
„Wieso ist das so Adelina"
Ich kann nicht erkennen, was sie gerade macht, da ich alles nur noch verschwommen sehen kann, durch die vielen Tränen.
Doch schon im nächsten Moment spüre ich ihren warmen Körper an mir.
Schluchzend vergrabe ich meinen Kopf in ihrer Schulter.
„Ich glaube ich lieb ihn" Murmle ich zu mir selber, doch ich kann schwören sie hat es auch gehört.
Als Reaktion, fängt sie an meinen Rücken zu streicheln und versucht mich zu beruhigen, während mir immer mehr Tränen die Wangen hinunter laufen.
„Ich will hier weg" Sage ich nach einer langen Zeit und wische mir schniefend die Tränen weg.
„Okay. Komm"
Mit einer schnellen Handbewegung, hält sie schwach lächelnd die Tür auf und geht mit mir durch die leereren Flure.
Es hat schon die nächste Stunde angefangen, keine Ahnung wie lange ich schon da war, bevor Adelina mich dort gefunden hat.
„Brook" verwirrt schaue ich nach rechts, in den nächsten, leeren Flur und starre im nächsten Moment schon in zwei wunderschöne, grüne Augen.
Doch genau dieses Gesicht, wollte ich der nächsten Zeit aus dem Weg gehen.
———————————————————————————
Heyyyy :)
Keine Ahnung warum, aber ich bin mit diesem Kapitel noch nicht gaaaanz so zu Frieden.
Aber da ich unbedingt heute noch eins hochladen wollte, werde ich es einfach später noch mal überarbeiten HAHAHAH
Ich hoffe ihr hattet ein schönes Wochenenden!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top