•45•
Da stehe ich nun.
Ganz alleine im dunklen vor der Haustür meines Familienhauses.
Es fühlt sich komisch an, nach so vielen Wochen, Monaten vor dieser Tür zu stehen.
Hinter diesem Stück Holz, stecken so viele Erinnerungen, die ich in der letzten Zeit vollkommen vergessen habe.
Ein kalter Schauer überkommt mich, als eine frische Brise durch die Straße fegt.
Du schaffst das.
Sag ich die ganze Zeit zu mir selber, um ja nicht an Fernando zu denken.
Nein, das darf ich auf keinem Fall.
Noch einmal atme ich tief ein und aus, bevor ich meinen ganzen Mut zusammen nehme und gegen das kalte Holz klopfe.
Nervös beiße ich auf meiner Unterlippe rum, während ich höre, wie sich die Schritte meiner Mutter nähern.
Und tatsächlich hatte ich recht.
Es ist mum die die Tür aufmacht.
Sie schaut wie versteinert zu mir.
Ich weis garnicht was ich jetzt machen soll.
Weinen? Lachen? Reden? Schweigen?
„Mum" Bringe ich dann endlich heraus und sehe, wie sich ihre Augen mit Wasser füllen.
„Sei davvero tu" [du bist es wirklich] Haucht sie und schon im nächsten Moment, spüre ich ihre schlanken Arme um meinen Rücken.
„Ich hab dich so vermisst" Schniefe ich in ihre Schulter.
Hastig löst mum die Umarmung wieder auf und nimmt sich mein Gesicht in die Hände.
„Oh dio! [oh gott] du weißt nicht wie viele Sorgen ich mir gemacht habe!" Bringt sie unter Tränen hervor, wodurch meine Lippe noch stärker anfängt zu zittern.
„Was ist denn hier lo-" Doch dad stockt sofort, als er mich im Türrahmen erblickt.
„Brook- du bist Brook" Und auch er kann nicht fassen, das ich tatsächlich hier stehe.
Doch ich merke, das er selber unsicher ist.
„Du musst alles erzählen! Was hast du da gemacht? Und oh gott- EIN TATTOO?! Brook!"
„Mum ich wollte das Tattoo. Den Rest muss ich in Ruhe erzählen." Gebe ich leise von mir, worauf sie verständlich lächelt.
„Komm doch endlich rein! Das Haus war so leer ohne dich" Redet mum weiter und hört garnicht auf.
Mit großen Schritten laufen wir durch das Haus ins Wohnzimmer.
Dad hat bis jetzt noch nichts gesagt.
Ich will ehrlich gesagt auch nicht wirklich mit ihm reden.
Da hab ich jetzt kein Nerv für.
Ich musste verdammte 7 Tage im Krankenhaus bleiben und es hat sich wie eine halbe Ewigkeit angefühlt.
„Wir dachten schon du kommst nicht mehr" Stottert mum und lässt meine Hand garnicht mehr los.
Ich spüre wie glücklich und erleichtert sie ist, mich wieder zu haben.
Ich auch.
„Es gab ein paar Komplikationen" Meine ich unsicher und hebe meinen Arm leicht an.
„War das dieser Fernando?" Fragt Dad hastig und kommt auf mich zu, doch ich wende mich sofort ab.
„Nein. Er hat mich gerettet."
Meine Mutter merkt die Spannung zwischen uns und schaut ratlos zwischen uns hin und her.
„Also als erstes musst du uns wirklich alles erklären, was du getan hast, oder machen musstest."
Ich nicke nur und schließe kurz meine Augen, um mich wieder zu sammeln.
Und dann fange ich an zu erzählen.
Wie ich dort vor Monaten angekommen bin, wie es dort aussah, wie ich behandelt wurde, was ich für Aufträge erledigen musste, was für scheiße ich erlebt habe und was das zwischen Fernando und mir war...
Mum hat zwischen durch immer wieder angefangen zu weinen, weil sie meine, es wäre alles ihre Schuld, sie hätte mich beschützen müssen und all sowas.
Aber natürlich ist dad still und sagt nichts.
„Und?" Nun wende ich mich an ihn. „Was musstest du für Aufträge machen, das du nicht sofort anfangen konntest?"
Er schlucke schwer und schaut mir tief in die Augen, bevor er kurz antwortet.
„Ich konnte keine unschuldigen Menschen umbringen Brook."
Ich lache ironisch auf.
„Denkst du das musste ich nicht machen? Ich musste auch Menschen einfach so töten! Und ich bin nicht einmal richtig erwachsen!" Aggressiv erhebe ich mich, genauso wie meine Eltern.
„Brook!"
„Dad!"
Er atmet böse aus.
„Was ist nur mit dir passiert."
„Oh, das kann ich dir sagen!" Lache ich unter Tränen.
„Ich war für Monate gefangen und habe auf DEINE Hilfe gewartet, die nie kam und musste in der Zeit totale scheiße durchstehen!"
Doch ich unterbreche sofort, als ich mums schluchzen höre.
Verwundert drehe ich mich zu ihr, doch sie hat ihr Gesicht in ihren Händen versteckt.
„Es war für uns alle schwer." Fängt sie endlich an zu reden.
„Können wir nicht wieder so zusammen leben wie vorher?" Ich höre ihre Angst in der Stimme.
Ich kann sie ja verstehen, doch sie muss mich auch verstehen.
Und ich bin noch nicht so weit, wieder so wie früher zu leben.
Es wird auch nie wie vorher, doch das weiß sie selber auch.
„Ich brauch noch ein wenig Zeit." Gebe ich so sanft wie möglich von nur und schaue dad nicht einmal an.
Mum nickt einfach nur, erhebt sich und zieht mich in noch eine Umarmung.
„Also hat dieser Fernando dich gerettet?" Zitternd zeigt sie auf meinen Arm, worauf ich einfach nur nicke.
„Er scheint mir ja ganz nett" Lacht sie leise und schnieft einmal auf.
„Ja... ja das ist er auch" Murmle ich zu mir selber und muss kurz lächeln.
„Ich werde erstmal schlafen gehen" Endscheide ich nun, worauf mum schwach lächelt.
„Tu das, aber pass ja auf! Nicht das du mir im Schlaf entführt wirst"
Jetzt müssen wir beide lachen und dad steht nur doof daneben.
„Gute Nacht" Sage ich nun an ihn gewendet.
„Gute Nacht Brook" ist alles was er sagt, bevor ich aus dem Raum gehe, hoch in mein Zimmer.
Schwer atmend öffne ich die Tür zu meinem unveränderten Zimmer.
Wirklich alles steht noch so wie vorher.
Nicht einmal der Stuhl wurde um einen Millimeter verschoben.
Seufzend lasse ich mich auf's Bett fallen, starre ratlos an die Decke und fühle mich einfach leer.
Ich habe das Gefühl irgendwas fehlt.
Irgendein großer, junger Mann, mit schwarzen Haaren, vielen Tattoos und Aggressionsproblemen.
Nein Brook! Hör auf an ihn zu denken!
Es ist vorbei! Das wolltest du so. Jetzt leb auch damit.
Mein Blick huscht zu meinem Tattoo.
Mum findet es sogar cool.
„Sembra sexy" [das sieht heiß aus] meinte sie.
Müde schaue ich auf die Uhr.
1:12 Uhr.
Ich habe ganz schön lange gebraucht, die ganze Geschichte zu erzählen.
Aus Reflex greife ich nach meinem Handy, welches die ganzen Monate lang, auf meinem Nachttisch lag.
Mit großen Augen, blicke ich auf die ganzen Nachrichten, die mir Ethan und Adelina hinterlassen haben.
„Brook wo bist du?"
„Geht es dir gut?"
„Hallooooo"
„Brook!"
„BROOKLYN"
„Wo zum fick steckst du!"
„Ich mach mir wirklich sorgen."
„Ruf mich bitte zurück."
Und noch Tausende verpasste Anrufe.
Seufzend packe ich es wieder weg, kuschle mich in die Bettdecke ein und hoffe ich schlaf einfach für die nächsten Jahre.
Es fühlt sich komisch an wieder in diesem Bett zu liegen.
So, als ob das alles komplett neu wäre.
Doch tatsächlich fallen mir die Augen schon nach ein paar Minuten erschöpft zu.
•••
„Brook!" Eine helle Mädchen Stimme holt mich aus meinen tiefen Schlaf.
Verwirrt blinzle ich öfters mit den Augen, bis ich eine Person direkt vor meinem Bett stehen sehe.
„Adelina?" Krächze ich und rapple mich sofort auf.
„Omg Brook!" Kreischend springt sie mir förmlich auf den Arm und drückt mich wie ein Kuscheltier.
„Ich hab dich so unglaublich vermisst" Schnieft sie und vergräbt ihr Gesicht in meiner Schulter.
Ich hab erst garnicht realisiert, wer da gerade in meinem Zimmer steht und gerade in meinen Armen liegt.
Doch dann wird es mir wieder klar.
Meine beste Freundin seit meiner Kindheit, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hab.
„Du weißt nicht wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe" Flüstere ich und schon in der nächsten Sekunde kullert mir eine kleine Träne die Wange hinunter.
„Ich war die ganzen Monate voll alleine! Man ich dachte du wärst tot!" Wütend haut sie mir gegen meine Schulter und setzt sich neben mich auf's Bett.
„Ich wollte ja eher kommen."
„Jetzt bist du ja da" Und schon wieder hat sie ihr bezaubernden Lächeln auf den Lippen, welches mich immer glücklicher macht.
„Bevor wir jetzt runter zu deinen Eltern gehen, musst du mir ALLES! Wirklich alles Stück für Stück erzählen was da jetzt zwischen dir und diesem Mafia Mann ging!"
Und schon wieder breitet sich Dunkelheit in mir aus.
Gerade habe ich ihn für einen kurzen Moment vergessen.
„Adelina-"
„Nichts da! Du erzählst mir das JETZT!"
Ich seufze einmal lau, bevor ich mich nach hinten auf mein Bett falle lasse, an meine Decke starre und mal wieder anfange alles zu erklären.
„Und dann ist er einfach gegangen?" „Was sollte er denn sonst machen" Meine ich traurig und blinzle die kleine Träne weg, die gerade ihren Weg über meine Wange finden wollte.
„Weiß nicht... er hätte ja noch neben dir sitzen bleiben können." Ich schaue zu Boden.
Ich habe ihr wirklich alles erzählt. Nicht so wie bei mum und dad, wo ich nur grob erklärt habe, das wir irgendwie eine Beziehung geführt haben -wenn das überhaupt eine war-, ich habe Adelina wirklich alles erzählt.
Von dem Zeitpunkt aus, als ich ihn das erste mal im Sessel sitzen gesehen habe, bis zu dem Moment im Krankenhaus.
„Hätte ich ihn gemocht?" Fragt sie schließlich, worauf ich kurz auf lache.
„Ich weiß nicht. Also als erstes hättest du ihn richtig scheiße gefunden, das kann ich dir versprechen. Aber ich glaube wenn du ihn erst einmal so richtig kennen gelernt hast, findest du ihn ganz nett."
Sie nickt nur.
„Du hast ihn geliebt oder?" Nun guckt sie mich mitfühlend an.
Ich schlucke schwer. War ,oder ist das liebe?
Ich weiß es nicht, wodurch ich auch nur mit den Schultern zucke.
„Ich sehe's doch in deinen Augen, wenn du über ihn redest. Halt dich aber fern von ihm. Ich meine, er hat dich fast getötet..." Nun stupst sie mich leicht an meiner Schulter an, worauf ich einfach nur vom Bett aufspringe.
„Lass es jetzt Adelina! Ich will nicht mehr über ihn reden" Sage ich in einem aggressiven und angespannten Ton.
Verwirrt blickt sie mir in die Augen, erhebt sich und läuft auf die Tür zu.
„Wir-wir warten dann unten" Murmelt sie noch und verschwindet aus meinem Zimmer.
Schwer atmend lasse ich mich auf den Boden sinken.
Warum muss ich so reagieren wenn ich über Fernando reden muss?
Ich will ihn vergessen, doch es geht nicht.
Egal wie sehr ich es will, es geht einfach nicht.
Es fühlt sich an, als wenn eine riesen Welle wieder auf mich zu kommt, wo alle Gefühle für Fernando verstaut waren.
Immer und immer wieder kommt sie wieder, ohne das ich kontrollieren kann wann.
Verwirrt wische ich die Tränen von meinen Wangen, die gerade hinunter laufen.
Ich habe garnicht gemerkt das ich angefangen habe zu weinen.
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Ihr dachtet doch nicht wirklich das die Story schon zu Ende ist oder? 😏 HAHAHA
Auf jeden Fall wird dieses Wochenende wahrscheinlich nichts kommen, da ich leider nicht zu Hause bin, aber am Montag gehts dann weiter!
Seit gespannt hehhehe
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