•25•
„Wir machen heute etwas besonderes" Meint Fernando am nächsten Morgen im Esszimmer.
Während ich mir müde ein kleines Brötchen mit Marmelade auf meinen Teller lege, blicke ich ihn verwirrt an.
„Und was?" Frage ich leicht lächelnd und setzte mich auf meine vier Buchstaben.
„Komm in einer halben Stunde in den innen Hof." Sagt er grinsend und steht auf.
„Ehm okay..." Ich schaue ihn immer noch verwirrt an, bis er schließlich den Raum verlässt.
Was meint er wohl?
Was ist den etwas besonderes...
Kann ich vielleicht wieder nach Hause?
Nein... dann wäre er nicht so gut drauf...
Nachdenklich beiße ich in mein Brötchen und trinke meinen Kakao aus.
Ich habe überlegt, Fernando mal nach dad zu fragen und wie weit er mit diesen Aufgaben ist.
Aber andererseits hab ich ein wenig schiss ihn das zu fragen.
Schließlich rastet er schnell und unkontrolliert aus und da hab ich echt keine Lust drauf.
Wie lange bin ich jetzt schon hier?
Keine Ahnung.
Auf jeden Fall länger als ein, oder zwei Monate?
Nein länger...
Diese ganze Zeit war ich nicht ein Mal in der Schule.
Alles verpasse ich.
Wirklich alles.
Meine ganze Jugend, oder fast meine ganze, verbringe ich in dieser Villa!
Seufzend stehe ich auf und rücke noch schnell den Stuhl zurecht, ehe ich den Raum verlasse und nach oben in mein Zimmer laufe, um mich um zuziehen.
Schnell laufe ich die Treppe hinunter und öffne die große Tür zum Innenhof.
Zögernd laufe ich die Steintreppe hinunter und sehe Fernando, der die Fensterscheibe der Fahrerseite runterfährt und chilling seinen Arm raus hängen lässt.
Grinsend laufe ich zur Beifahrerseite und knalle die Tür zu.
„Also," Fange ich an zu reden, während ich mich anschnalle und Fernando langsam losfährt.
„Was machen wir?" Strahlend blicke ich zu ihm, doch er grinst nur auf die befahrende Straße.
„Bitte Fernando!" Flehe ich schon fast und mache ein schmollendes Gesicht.
„Hör auf zu nerven und warte" Meint er nur Augenverdrehend, worauf ich mich angepisst in den Sitz fallen lasse.
Nach ungefähr zehn Minuten fällt mir auf, das ich in diesem Stadtviertel noch nie war.
Gespannt schaue ich aus dem Fenster und stelle fest, das es nicht die schickste und reichste Gegend ist.
Die Häuser sehen nicht so aus, als ob da noch sehr viele Leute drin wohnen wollen.
Die meisten sind aus morschem Holz, oder kaputten Ziegelsteinen gebaut worden.
Warum bringt Fernando mich hier hin?
Will er hier vielleicht ein Geschäft abschließen?
Nein, dafür würde er mich nicht freiwillig mit nehmen.
Ich frage mich ehrlich, ob es hier überhaupt einen Supermarkt gibt.
Mit zusammen gezogenen Augenbrauen, beobachte ich eine jüngere Dame, die mit einem schreiendem Baby auf dem Arm, ein zweites Baby in einem herunter gekommenen Kinderwagen umher schiebt.
Sie sieht überfordert, müde und total geschaffen aus.
Mit aller Mühe versucht sie das ältere Baby auf ihrem Arm zum schweigen zu bringen, doch vergeblich.
Ich sehe wie sie noch in eine alte Straße abbiegt, bevor wir ganz an ihr vorbei gefahren sind.
Nachdenklich blicke ich wieder nach vorne, wo sich die Straße gabelt und Fernando nach links abbiegt.
Ich schätze er war hier schon öfters, da er sich hier anscheinend sehr gut auskennt und keine Probleme hat, sich hier zurecht zu finden.
Nur eine Frage, die ich mir immer noch stelle ist, warum Fernando, ein reicher Mafia Sohn, in so ein armes Stadtviertel fährt.
Auf meine Unterlippe kauend, sehe ich wie Fernando langsamer wird und vor einem Laden anhält.
„Wir sind da" Meint er mysteriös und steigt aus, was ich ihm sofort nach mache.
Nachdem ich die Autotür zu gemacht habe, sehe ich mir den Laden genauer an und muss fest stellen, das es ein Tattoo Studio ist.
Fasziniert von der roten neon Schrift, in der ganz fett : Tattoo
steht, fällt mein Blick auf die großen Schaufenster, in denen ein paar schöne Muster abgebildet sind.
Langsam trete ich an eines näher heran und betrachte die Beispiele staunend.
Da ich Fernando's Tattoos sehr gut kenne, fällt mir auf, das ein paar seiner Tattoos hier sogar gezeigt werden.
„Komm" Höre ich Fernando nun neben mir sagen, der auf die dunkel blau gestrichene Tür zusteuert.
Mit einem lauten quietschen geht diese auch auf und ich trete hinter ihm in das Studio.
Mir fällt sofort auf, das das Studio nicht wie normal, mit gelben Licht beleuchtet wird, sondern mit roten LED Lichtern, wie die Schrift draußen, von dem Namen des Ladens.
Staunend sehe ich mich um und muss feststellen, das nicht viele Kunden heute da sind.
Nein im Gegenteil, rechts neben mir wird gerade ein älterer Mann, ein Totenkopf mit ein paar Rosen auf seinen Oberarm tätowiert.
Doch anstatt, das er sich den Schmerz ansehen lässt, liest er gemütlich eine Biker Zeitschrift und unterhält sich mit dem Tätowierer.
Mein Blick liegt wieder auf Fernando, der mit großen Schritten auf die Theke zu läuft und dort auf eine kleine Klingel drückt.
Schnell stelle ich mich neben ihm hin und sehe wie ein Mann, mit seh vielen Tattoos, durch ein Vorhang zu uns gelaufen kommt.
„Fernandoooo!" Lacht er laut, als er Fernando erblickt und zieht das o ganz schön in die Länge.
„Lange nicht mehr gesehen!" Meint er und schlägt fröhlich mit ihm ein.
Dieser Mann, hat nicht mehr allzu viele Haare auf dem Kopf und er hat einen etwas längeren Ziegenbart, welcher schon eine gräuliche Farbe annimmt.
Er trägt eine braune Schürze, mit ein paar schmierigen schwarzen Flecken drauf.
Er sieht ehrlich gesagt wie ein Gangster aus.
„Und du bist?" Nun sieht der Mann erwartend zu mir.
"äh- Brook" Sage ich nett und halte ihm meien Hand hin, die er freudig annimmt.
„Pol" Antwortet er grinsend und widmet sich wieder Fernando.
„Und wo soll heute ein Tattoo hin?" Fragend sieht er an Fernando's Körper rauf und runter, bis Fernando selber kurz auflacht.
„Nicht bei mir," Er dreht sich zu mir. „Die kleine braucht eins" Er lächelt mich an, während Pol zu mir tritt.
„Was? Ich?" Ungläubig sehe ich Fernando mit großen Augen an.
„Ich bin doch noch keine 18..." Flüstere ich ihm enttäuscht zu, doch er lacht zugleich mit Pol auf.
„Keine sorge. Das brauchst du hier nicht sein, Unterschrift deiner Eltern brauchen wir auch nicht" Meint Pol stolz und nimmt sich betrachtend meinen Arm.
„Was für ein Tattoo darf es denn sein? Hier? Oder doch... hier?" Er zeigt einmal auf mein Handrücken und einmal auf meinen Unterarm.
„Ehm... ich weis nicht.." Unsicher schaue ich erst auf meinen Arm und dann zu Fernando, welcher mich mit leuchtenden Augen betrachtet.
„Hier würde es dir auf jeden Fall sehr, sehr gut stehen!" Überwältigt zeigt Pol mit seinem Finger auf meinen Unterarm, in richtig meines Handrückens.
„Ja ich glaube das gefällt mir" Grinse ich Pol aufgeregt an.
„Was für ein Muster?" Fragt er, während er seinen Arbeitsplatz schon mal desinfiziert und aufräumt.
Überlegend huscht mein Blick durch den ganzen Raum, bis er auf Fernando's Halstattoo stehend bleibt.
„So ein Muster" Ich zeige entschlossen auf
Fernando's Hals, worauf dieser mich überrascht anschaut.
„Na dann," Pol klopft mit seine rechten Hand auf die liege, „kann es ja los gehen!"
Lächelnd setze ich mich in die Liege, die nach oben gestellt wurde, so das es einem Sessel ähnelt.
Vorsichtig lege ich meinen rechten Arm, auf dem das Tattoo soll, auf eine Stütze, so das Pol problemlos das Tattoo aufzeichnen kann.
Ich schaue zu Fernando, der mich immer noch total verblüfft anschaut und ich darauf noch fetter grinsen muss.
Er hat wohl nicht damit gerechnet, das ich sein Tattoo so schön finde.
Während Pol das Tattoo erst einmal aufzeichnet, sehe ich mich noch einmal in dem Studio um.
Es ist altmodisch aus Ziegelsteinen innen ausgebaut und an den Wänden hängen ein paar Bilder, von tätowierten Frauen und Männern.
Weiter hinten im Raum, ist eine ganze Wand voll mit Stickern. Die meisten sind schon sehr abgenutzt, doch es sieht echt geil aus.
Im Hintergrund wird leise Rockmusik abgespielt, was dem ganzen noch mehr Pep gibt.
„Hat er dir die ganzen Tattoos gestochen?" Frage ich Fernando, der es sich neben uns auf einem Holzstuhl bequem gemacht hat.
Doch bevor er mir antworten kann, tut es Pol.
„Natürlich! Ich steche allen Mafia Bossen, Söhnen, oder Töchtern die Tattoos." Lacht er und konzentriert sich auf meinen Arm.
Ach, deswegen braucht man auch keine Unterschrift der Eltern.
Es ist ein illegales Studio.
Kein Wunder, das es in diesem Viertel der Stadt liegt, hier fährt wirklich sehr selten Polizei zur Kontrolle her und auch wenn, sind die meisten nicht sehr sorgfältig.
Aber ich schätze, wenn die wirklich aufliegen sollten, ist die Mafia immer noch stärker als die Polizei.
Nachdem ich der Zeichnung ein okay gegeben habe, hat Pol direkt angefangen zu stechen.
Bei manchen stellen, dachte ich echt ich sterbe, doch da Fernando und Pol die ganze Zeit etwas erzählt haben, haben sie mich so von dem Schmerz abgelenkt.
„Und.... Fertig!" Verkündet Pol stolz und schmeißt sich zurück in die Stuhllehne.
Staunend betrachte ich das ganze Tattoo.
„Es... Es ist wunderschön!" Hauche ich und sehe mir jedes einzelne Detail an.
Es fängt ungefähr bei der Mitte meines rechten Unterarmes an und endet auf meinem Handrücken.
Es sind geschnörkelte Linien, die ein wunderschönes schwarzes Muster ergeben.
Ich bin so fasziniert davon, das ich garnicht bemerke, das Fernando und Pol schon wieder zur Theke gegangen sind.
Freudig springe ich auf und laufe zu den beiden Männern.
„Ich würd mich freuen wenn ihr noch mal vorbei schaut!" Meint Pol fröhlich, worauf ich hastig nicke.
„Adiós!" [Tschüss] Ruft Fernando noch, bevor er die Tür aufstößt und wir wieder auf der Straße stehen.
Lächelnd lasse ich mich auf dem Beifahrersitz nieder und Fernando auf dem Fahrersitz.
Immer noch total baff davon, das ich mir gerade allem Ernstes ein Tattoo stechen lassen habe, merke ich wie Fernando vorsichtig nach meiner Hand greift und sich das Tattoo staunend ansieht.
„Jetzt haben wir ja auch irgendwie Matching Tattoos!" Lache ich spaßig, worauf Fernando ebenfalls grinsen muss.
Vorsichtig wandert er mit seinen Lippen zu meinem Handrücken und hinterlässt dort einen sanften Kuss.
Ich hätte niemals gedacht das ich mir jemals ein Tattoo stechen lassen würde.
Vor allem nicht, das es fast das gleiche Tattoo wie von einem Mafia Sohn ist.
Und das ich es so kurzfristig tue, hätte ich auch nie gedacht.
Ich meine, ich hatte nicht einmal die Gelegenheit richtig nachzudenken.
Aber ich schätze das war ganz gut so, denn sonst hätte ich mir zu viele Gedanken gemacht, wo das Tattoo sein soll, welches Muster, welche Farbe, und all sowas.
Und so, musste ich schnell sagen wo und wie es sein soll.
Völlig im Glück versunken startet Fernando den Motor und fährt los.
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