•21•

Plötzlich höre ich ein lautes scheppern.
War das gerade in meinem Traum?
Nein.
Doch Brook!
Mach dir nicht so viele Gedanken.
Aber was wenn jemand im Haus ist?
Nein das kann nicht sein.
Fernando hat so viele Wachen, die das ganze Haus bewachen.
Aber was wenn...
Ach scheiße!

Schnell setze ich mich auf und knipse eine kleine Nachttischlampe an.
Ängstlich drehe ich mich zu Fernando, der seelenruhig neben mir schläft.
„Fernando!" Vorsichtig ruckle ich an seinem Arm.
Keine Reaktion.
„Fernando!" Verzweifelt haue ich ihn schon fast; ich meine, wer hat bitte so einen festen Schlaf?!

„Hmm" Stöhnt er und schaut mich mit verschlafenden Augen verwirrt an.
„Hier ist jemand im Haus" Flüstere ich mit zitternder Stimme und deute auf die Tür.
Sofort springt er auf und greift blitzschnell unter das Bett.
Verwundert folge ich seinen Bewegungen und erkenne, wie er eine kleine Pistole hervor hebt.
Mit großen Augen starre ich zu Fernando, der sich langsam der Tür nähert.

„Du bleibst hier verstanden?" Er schaut mich streng an, worauf ich zögernd nicke.
„Okay..." Kann ich ihn murmeln hören, bevor er vorsichtig die Tür öffnet und sofort die Waffe in den dunklen Flur richtet.

Ich merke wie sich eine gruselige Gänsehaut auf meinem Körper bildet, als Fernando mit großen Schritten aus dem Raum verschwindet und die Tür schließt.

Es ist eine ganze Weile still.
Zu still wenn ihr mich fragt.
Verzweifelt kaue ich auf meiner Unterlippe herum, während ich meinen Blick von der Tür nicht abwende.
Vor Nervosität fange ich an mit meinen Beinen zu wippen und an meinen Fingernägeln zu kauen.
Ich weiß, jeder sagt mir ich soll aufhören an meine Nägeln zu kauen, doch wenn ich Nervös oder ängstlich bin, mache ich das automatisch ohne darüber nachzudenken.
Warum zum Teufel ist Fernando so lange weg?!

Nach langer Überlegung stehe ich vorsichtig aus dem Bett auf und laufe zitternd auf die Türklinke zu, die ich im nächsten Moment schon runter drücke.

„Fernando?" Flüstere ich, doch bekomme wie gedacht keine Antwort.
Verzweifelt schaue ich in die Dunkelheit des Flures, um vielleicht doch etwas zu entdecken.
Doch es ist wie, als wenn ich in ein tiefes schwarzes Loch gucken würde.

Plötzlich nehme ich hinter mir ein leises, quietschendes Geräusch wahr.
Ruckartig schaue ich auf das Fenster auf der linken Seite des Schlafzimmers, welches sich langsam öffnet.
Eine schwarze Gestallt kommt mit leisen Bewegungen in das Zimmer.
Aus Reflex laufe ich noch einmal kurz in den Raum um mir mein Messer zu nehmen, welches um die Ecke liegt, bevor ich panisch die Tür zu knalle und abschließe.

Scheiße!
Da ist jemand am Fenster!
Fuck fuck fuck!
Ich dachte draußen sind überall Wachen aufgestellt!

Okay Brook.
Nur die Ruhe bewahren...
Ein und aus atmen.
Ein und aus atme-

Doch ein energisches klopfen, oder wohl eher Boxen an der Tür, lässt mich zusammen zucken.
„Ich weiß das du da bist!" Höre ich die männliche Person brüllen.
Was soll ich jetzt machen?!

Ich schaue nach links und rechts in den Flur, ob Fernando vielleicht schon wieder da ist, doch da ist wieder nichts außer Dunkelheit.
Das Klopfen wird immer doller und ich schätze wenn ich in den nächsten Sekunden nichts mache, wird die Tür gleich nur noch aus einzelnen Holzstücken bestehen und ich werde zu Hackfleisch.

Da kommt mir eine Idee.
Eine sehr dumme und riskante Idee, trifft es eher.
Ich atme einmal tief ein und aus und der Griff um mein Messer verstärkt sich.
Ich habe nur ein einzigen Versuch.
Wenn der schief geht bin ich tot.

Zitternd packe ich an den Schlüssel, der in dem Schlüsselloch steckt und drehe ihn so schnell um wie ich kann.
Ohne zu zögern reiße ich die schwere Tür auf und blicke in zwei finstere Augen.
Der Kopf ist von einer schwarzen Mütze bedenkt und er trägt eine schwarze Maske, die ihm bis unter die Augen reicht.

Bevor derjenige sich bewegen kann, hole ich mit dem Messer aus und steche es ihm so dolle ich nur kann in seinen Hals.
Ängstlich nehme ich meine Hand zurück und sehe wie das Messer, welches immer noch im Hals steckt von Blut umhüllt wird.

Ich sehe wie der Mann versucht noch irgendwie zu überleben und rankt schmerzhaft nach Luft.
Während ich versuche meine Atmung irgendwie unter Kontrolle zu bringen, lässt der Mann seine Waffe zögernd auf den Boden fallen und kippt schließlich mit seinen ganzen Körper nach hinten.

Ehe ich mich versehe ist der ganze Boden, voll mit Blut.
Überall ist Blut verteilt.
Wirklich überall...
Scheiße.
Aus Schock, starre ich den Mann immer noch an, wie er seine letzten Atemzüge nimmt und schließlich aufhört sich zu wehren.
Seine nun leeren und toten Augen brennen sich in mein Gedächtnis ein.
Ich habe gerade einen Mann getötet.
Es-es war Notwehr.
Ja das war es...

Ich fühle nichts.
Nicht einmal Trauer, oder Wut, oder sonst was.
Ich fühle absolut garnichts!
Mein Kopf ist wie leer gefegt.

Ich bin gerade zum Killer geworden!
Genau das wollte ich niemals werden.
Ich wollte nie wie Fernando werden und Menschen umbringen.
Ich wollte nie in irgendwelche Straftaten verwickelt werden!
Fuck nein!

Zitternd halte ich mir die Hand vor den Mund und lasse mich vor der Leiche auf den Boden sinken.
Vorsichtig näher ich mich mit meinen rechten Fingern seinem Puls und berühre seine eiserne Haut.
Doch da ist nichts.
Er ist ganz tot.
Er wird nie wieder aufwachen.
Nie wieder...

„Mi dispiace." [es tut mir leid] Flüstere ich wohl eher zu mir selber, als zu dem toten Mann.
Schwach lächelnd schließe ich seine Augen, da ich es nicht aushalte in seinen, mit Schock gefüllten Blick, zu schauen.

Okay Brook! Reiß dich gefälligst zusammen!

Ich schüttle kurz meinen Kopf um all die Sachen aus meinem Gehirn zu verbannen.
Langsam stehe ich auf, laufe zur Tür und schließe diese zögernd.
Einen letzten Blick werfe ich noch auf die dort liegende Leiche.
Mit wackligen Beinen kauere ich mich in die hinterste Ecke des Flures, um dort auf Fernando zu warten.
Ich hoffe hier sind nicht noch mehr Leute die mich umbringen wollen.

Aufgebracht schließe ich meine Augen und lehne meinen Kopf an die hinter mir liegende Wand, um mich ein wenig zu entspannen.

Bitte Fernando. Komm wieder zu mir.

Fernando's POV:

Leise schließe ich die Schlafzimmertür und laufe mit der erhobener Waffe durch den dunklen Flur.
Hier ist nichts.
Absolut garnichts.
Doch ich bleibe wachsam und bewege mich auf die leicht beleuchtete Treppe zu.
Doch hier ist wieder nichts.
Ich seufze kurz auf und will die Waffe gerade runter nehmen, da höre ich wie eine Waffe geladen wird.

Sofort ducke ich mich und halte meine Pistole dicht an mich.
Woher kam dieses Geräusch...
Schwer atmend drehe ich meinen Kopf erst zur rechten und dann zur linken Seite, doch ich erkenne nichts.
Ich atme noch einmal tief durch, bevor ich mich ruckartig erhebe und von der Treppe aus, unten in die erste Etage ziele.

„Dein Gehörsinn hat sich nicht verschlechtert" Brummt eine dunkle bekannte Stimme.
Ich schlucke schwer, als ich erkenne wer diese Person dort unten ist.

„Was willst du hier!" Zische ich und halte mit gespannten Arm die Waffe immer noch auf seinen Kopf.
„Was ich will?" Er lacht ironisch auf.
„Denkst du ich merke nicht das mein Vater erschossen wurde?"
Ich presse wütend meine Lippen aufeinander.
„Was. Willst. Du. Hier." Betone ich jedes einzelne Wort mit zorniger Stimme.
„Rache."
Er macht eine kleine Pause und lässt seine Waffe sinken.
„Aber dafür kann ich dich nicht erschießen."

Ich schau erst verwirrt, doch dann wird mir alles klar.
Brook.
Scheiße.
„Du bist hier nicht alleine" Flüstere ich eher zu mir selber, als zu jemand anderen, doch der junge Mann hat es anscheinend auch gehört.
„Sehr richtig" lacht er und zielt wieder auf mich, doch bevor er irgendwas machen kann, mache ich schnell einen Schritt nach hinten und laufe zurück in den dunklen Gang.

Fuck! Wenn Brook etwas passiert!

Bei der Schlafzimmertür angekommen will ich diese öffnen, doch sie ist verschlossen.
Geschockt reiße ich meine Augen auf und versuche erneut die Türklinke herunter zu drücken.
Doch die Tür geht nicht auf.
„Fuck Brook!" Wütend und zugleich überfordert schlage ich auf die Tür ein.
Meine Brust hebt und senkt sich ungleichmäßig, während ich meine Hände zu Fäusten balle.

Sie liegt jetzt genau in diesem Moment vielleicht tot im Bett.
Und ich wäre schuld...
Gerade will ich erneut auf die harte Tür einschlagen, da höre ich eine sanfte Stimme hinter mir.
„Fernando?"
Schnell drehe ich mich um und blicke in die Augen von Brook.
Erleichtert weiten sich meine Augen, als ich sie dort erblicke.
Sie sieht verstört und ängstlich zu gleich aus.

„Was ist passiert? Du solltest doch im Schlafzimmer bleiben!" Meine ich wütend und ziehe sie in eine kurze Umarmung.
Ich kann es ihr vielleicht nicht gut zeigen, doch ich hatte Angst um sie.
Sehr große Angst.

Es wäre alleine meine Schuld gewesen, weil ich so dumm war und sie allem Ernstes alleine gelassen habe.
Das könnte ich mir nie verzeihen.

„Ich war im Flur auf der Suche nach dir und plötzlich hab ich gehört wie ein Fenster im Schlafzimmer geöffnet wurde. Ich hab die Tür sofort verschlossen."
Ich seufze noch einmal bevor mein Blick wieder auf der Tür liegt.
„Das war gut... okay jetzt warte hier-"
„Ich warte nicht noch einmal!" Zischt sie mir zu.
Verwirrt blicke ich sie wieder an.
Doch dieses Mal liegt keine Angst in ihren Augen, nein im Gegenteil.
Sie sieht entschlossen und ehrgeizig aus.

Ich lächle kurz auf, bevor ich schnell ihren Arm nehme und mit mir mit ziehe.

Brook's POV:

Leise geht Fernando mit mir die Treppe hinunter.
Hier ist niemand.
Wen hat Fernando hier eben gesehen?
Entschlossen stellt Fernando sich vor mich und zielt mit seiner Pistole auf das kleine Sofa, welches im Eingangsbereich steht.
„Na? Genug um deine Freundin getrauert?" Höre ich eine Stimme von dort kommen.

Dieser jemand wollte mich töten.
Er wollte mich wirklich töten!
Wütend presse ich meine Kiefer aufeinander.
„Um wen soll ich trauern?" Fragt Fernando belustigt, worauf sich die Person schnell zu uns umdreht.
Ich sehe die Verwirrung in den Augen des Mannes, als er mich erblickt und sofort seine Waffe hebt.

„Was?!" Bringt er geschockt von sich.
Ein kleines schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen.
„Dachtest du wirklich du kannst sie so einfach umbringen?" Meint Fernando und schaut mich leicht lächelnd an.
„Niemand tötet meine belleza!" Schreit er auf einmal und schießt dem Mann in den Arm — so weit ich erkennen kann.

Ein lautes aufschreien hallt durch die Eingangshalle.
Ich höre den Schmerz und die Wut in diesem Schrei.
Ich sehe wie dunkel rotes Blut aus der Wunde träufelt, und davon nicht gerade wenig.
„Dachtest du, Andres Romero, könntest MEINE Freundin umbringen?!" Fernando stampft wütend zu dem wimmernden Mann, der nun auf seinen Knien kniet.

Ich bleibe ein paar Schritte hinter ihnen stehen, um das ganze zu beobachten.
„So kniete dein nutzloser, schwacher Vater auch vor mir, als er seine letzten Atemzug genommen hat." Flüstert Fernando mit einem teuflischen Lächeln.
Ich sehe wie Andres seinen Kiefer aggressiv anspannt und seine Hände zu Fäusten ballt.

Doch bevor er irgendwas machen kann, verpasst Fernando ihm eine Faust ins Gesicht.
Erschrocken haue ich meine Hand vor meinem Mund.
Andres, der nun fast liegt, hält sich schmerzend seine Wange und versucht sich stark aufzurichten, was nicht gerade funktioniert.

Wie ein armer Hund liegt er dort unter Fernando.

„Egal wie oft du mich in die Hölle schickst Fernando! Ich werde immer wieder zurück kehren und alle Leute umbringen die dir je etwas bedeutet haben!"
Genau das waren Andres letzte Worte, bevor Fernando ihm ohne zu zögern in den Kopf schießt.

Mit einem dumpfen Aufschlag landet sein Körper auf dem steinernen Boden.
Eine Blutlache bildet sich nun unter ihm.
Genauso wie bei seinem Vater und seinem Helfer.

Ich schaue hoch zu Fernando, der schwer atmend seine Waffe einsteckt und rüber zu mir guckt.
Schlagartig ändert sich sein aggressiver, wütender Gesichtsausdruck zu einem liebevollen, besorgten Ausdruck.

Ich schenke ihm ein kleines Lächeln, als er mit schnellen Schritten auf mich zu kommt und mich fest in den Arm nimmt.
Ich schließe geborgen meine Augen, da ich mich endlich wieder sicher fühle und ich für einen Moment alles was war, oder passieren wird ausblende.

Fernando hat mich beschützt.
Er wird mich immer beschützen.

„Boss?!" Höre ich eine aufgebrachte Stimme am Eingang rufen, worauf Fernando sich seufzend zu demjenigen umdreht.
„Was-was ist p-passiert?" Fragt die Wache vorsichtig, als er die Leiche auf den Boden sieht.
„Ihr Dummköpfe habt ZWEI Personen in unser Haus kommen lassen! ZWEI verdammte Personen!"
BRÜLLT Fernando aufgebracht und zeigt wütend auf die Wache, die entschuldigend ihren Kopf gesenkt hat.

„Es wird nie wieder vorkommen Boss." Murmelt diese und schaut ängstlich hoch.
„Entsorgt alles. Wirklich ALLES! Morgen werde ich gucken was ich mit euch mache..."
Aggressiv dreht er sich wieder zu mir und greift nach meinem Handgelenk.
„Dann schauen wir mal nach der zweiten Person..."

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