Kapitel 37
Der Rauch des Feuers stach in meinen Augen und ich musste sie schließen. Sie brannten, als würden sie in Feuer stehen, und tränten. Mein gesamter Körper schmerzte und ich machte mir wirklich Sorgen ob ich überhaupt eine Chance hatte zu überleben, aber ich hörte keine Kampfgeräusche mehr, nur noch die qualvollen Stöhner derjenigen, die verwundet auf dem Boden lagen.
„Dean!", rief eine laute Stimme neben mir und ich setzte mich, nach dem ich die Augen wieder geöffnet hatte, in Bewegung. Billie war neben einer neuen Rekrutin zu Boden gegangen und hatte angefangen mit ihr zu sprechen. Als ich dazu kam, war die Neue bereits kreidebleich und ich machte mir keine Hoffnungen mehr, auch sie würde sterben. Die Garzoyas-Familie hatte einen Fluch ausgesprochen, alle die auf unserer Seite kämpften, würden nicht in einer Rauchwolke aufgehen, sondern starben wie Menschen.
„Beendet es, bitte.", sagte sie und schaute Billie flehend an. Billie, die sich den Respekt erarbeitet hatte während dem Kampf, überlegte fieberhaft ob sie es wagen konnte. Würde sie vielleicht danach wieder als Hexe dastehen und alle würden sie töten wollen? „Dean, was soll ich tun?", ein flehender Unterton machte sich breit und ich spürte ihre Hilflosigkeit. Auch ich war Hilflos, würde ich sie leiden lassen oder würde ich ihr Leben sofort beenden, sie würde so oder so sterben. „Beende es." Diese zwei Wörter versetzten mich zurück in den Kampf.
„Beende es!", zischte der alte Mann und schaute mich weiterhin grimmig an. Ich hatte mich durch viele seiner Familie gepflügt um zu ihm zu gelangen, da er sich nach hinten schleifen hat lassen. „Soll ich dir wirklich den Gnadentod überlassen? Du stirbst doch eh schon.", meinte ich und trat weiter auf ihn zu. Angst hatte ich keine mehr. Der Kampf um uns rum schirmte alle Einflüsse ab, es gab wirklich nur uns beide. Einer von uns würde sterben und niemand würde es mitbekommen.
„Das ist wahr, aber du wirst es auch." Der Älteste humpelte auf mich zu, mit einem Dolch in der Hand. Wäre die Situation nicht so ernst, würde ich los lachen. Ich hatte in meinem Leben, in den Kämpfen die ich bestritten hatte, schon oft den Fehler gemacht, meine Gegner zu unterschätzen - das würde ich bei ihm nicht tun. Vielleicht war das Humpeln seine Taktik um als Schwächling dazustehen, was auch funktionierte. Dennoch sollte man ihn nicht unterschätzen, vielleicht kam noch was zutage was niemand erwartet hätte.
Ebenfalls zog ich mein Messer und überlegte mir, wie ich ihn schnell erledigen konnte. Niemand wusste, welche Fähigkeiten die einzelnen Familienmitglieder hatten, aber ich dachte, dass er keine hatte und riss meinen Arm nach oben. Überraschend kam es für ihn nicht, denn er schlitterte nur ein bisschen nach hinten, als hätte er die Druckwelle einfach standgehalten. „Da musst du dir schon mehr einfallen lassen.", lächelte er und humpelte erneut auf mich zu ...
„Dean, gibst du mir den Dolch?", fragte Billie und riss mich aus meinen Erinnerungen. Ohne nachzudenken gab ich ihn ihr und schaute zu was sie damit machte. Sie schaute auf das Mädchen nieder und fragte „Wie heißt du denn?" Das war eine gute Frage, ich wusste gar keine Namen. „Leyla, Austin hat mich gesucht.", sagte das Mädchen und hustete. Mitleid machte sich in mir breit, ich kannte keinen meiner neuen Rekruten und sie waren für mich in den Tod gezogen. „Hallo Leyla, ich bin Billie.", meinte sie und fing an etwas zu summen. Irritiert schaute ich ihr dabei zu, wie sie ein Schlaflied summte und das Messer langsam an den Hals von Leyla legte. Das Schlaflied war so lieblich und war der Kontrast zu ihrem Handeln, sie machte eine blitzschnelle Bewegung und das Blut schoss aus ihrem Hals. Es sprenkelte Billies Hand und den Oberkörper von Leyla. Billie ließ sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen und summte weiter das Lied. Leyla lächelte ein bisschen und das Röcheln übertönte Billies gesumme und verstummte mit einem Schlag. Leyla war tot.
„Billie?", fragte ich und half ihr auf. Ihre Handlung hatte mich zutiefst erschüttert und ich fragte mich sogar, was sie für einen Wächter abgegeben hätte, vermutlich einen der Besten. Billie drehte sich langsam um und hatte Tränen in den Augen, auch ihr war das zu viel. „Komm, wir müssen weiter.", sprach sie bedrückt und löste sich aus meinem Griff. Das Messer hatte nun ich wieder in der Hand. Während ich meiner Freundin hinterher lief, erinnerte ich mich daran, wie ich das Messer benutzt hatte.
Er lag vor mir auf dem Boden, blutüberströmt durch sein Husten das ihn immer wieder einnahm. Ich malte mir sogar aus, wie er hier liegen blieb und an seinem Husten erstickte, aber das wäre mir nicht genug. Das Leben wollte ich beenden und würde es nicht dem Husten überlassen. „Na los! Mach schon!", schrie mich der Alte an. Es kostete ihn unendlich viel Kraft, noch so zu schreien. Öfters würde er es nicht aushalten. Sein Dolch hatte er während unserem Kampf verloren. Mutterseelen allein lag er eine Meter von ihm entfernt und wartete auf einen Einsatz, den er wahrscheinlich nie wieder bekommen würde.
„Schade, ich dachte du wärst ein besserer Gegner.", meinte ich und ließ mich auf ihn fallen und nagelte ihn damit am Boden fest. Der Mann keuchte auf und lächelte leicht in den Himmel, er freute sich darauf zu sterben. „Du wirst dein Vergnügen schon noch finden.", flüsterte er und schaute mich nicht mehr angriffslustig an, sondern flehend. Auch eine Angst mischte sich in seinem Blick. Er fürchtete sich davor, dass ich ihn nun nicht umbrachte, sondern ihn hier liegen ließ. Aber die Gefahr, dass ihn einer seiner Leute einsammelte und gesund pflegte, was aussichtslos schien, war zu groß. Mein Messer setzte ich auf seine Brust und schaute ihn dabei lächelnd an als ich es Zentimeter für Zentimeter rein drückte. Es wurde immer schwerer es runter zu drücken, aber ich genoss den Ausdruck in dem Gesicht meines Gegenübers. Ich fühlte mich, als wäre ich wieder ein normaler Wächter der für das Böse tötete.
Der Mann hörte auf mich flehend anzuschauen und keuchte vor Schmerz auf. Mein Blick galt ganz und gar ihm und ich sah den Kampf in seinen Augen. Er wollte doch noch nicht sterben, er wollte kämpfen am Leben zu bleiben. Aber er wurde bereits schwächer. Jede Sekunde genoss ich und freute mich darauf, weiter seiner Art auszulöschen. Das auch auf meiner Seite einige fielen, war mir klar, die Chance das wir gewannen war gering, aber ich würde alles dafür geben...
„Dean!", schrie Alicia verzweifelt. Ich blickte mich überrascht nach ihr um und entdeckte sie vor einer brennenden Tür, woher die kam wusste ich aber nicht. Sofort rannte ich zu ihr und blieb wie vom donner geführt stehen. Dort auf dem Boden lag Magret. Das durfte nicht sein. Nicht sie! Ich schmiss mich neben sie auf den Boden und hob ihren Kopf und bettete ihn ihn meinem Schoß. Sie hatte einen aufgerissenen Bauch und blutete stark aus diesem. „Oh Gott!", keuchte ich und schloss die Augen. Meine Oma wollte ich nicht verlieren!
„Das sieht aus als hätte sie ein Tier angefallen!", keuchte Billie und ich öffnete meine Augen. Sie glitt an meiner Seite hinab und schaute ob Magret noch einen Puls hatte. „Sie lebt, aber ihr Herzschlag ist zu schwach!" Billie schaute zu mir und hatte einen Entschluss gefasst. „Nein! Billie vergiss es!", schrie ich und schaute sie scharf an. Sie würde meine Oma nicht töten! Sie sollte niemals so grausam zu Magret sein. „Dean, sie leidet.", versuchte sie, aber der Versuch ging nach hinten los. „Vergiss es, du wirst sie nicht umbringen wie dieses Mädchen!", zischte ich und sah den Seitenblick von Alicia. „In Ordnung, dann lass mich helfen sie zu retten.", sagte sie und begann dann bereits nach einer Lösung zu suchen. „Verschwinde." Sie schaute mich an um sich zu versichern was sie gehört hatte. „Verschwinde!", zischte ich nun lauter. „Dean, ich ... "
„Verschwinde! Hau ab!", schrie ich sauer und kniff wütend meine Augen zusammen. Meine Kräfte rissen sie von den Füßen und warfen sie nach hinten. Sie war schuld daran das meine Oma verletzt war und vermutlich starb. Billie richtete sich auf und schaute mich verletzt an. „Dean ...", flüsterte sie und hoffte darauf das ich zur Vernunft kam, aber das würde ich nicht. „Es tut mir leid." Sie bekam Tränen in den Augen und rannte dann vom Schlachtfeld davon. Nach wenigen Metern verlor ich sie aus den Augen und hatte sie vertrieben. Darüber glücklich war ich aber dennoch nicht. Ich fühlte mich alleine.
„Dean, wir können sie nicht retten.", meinte Alicia und rüttelte leicht an meiner Schulter als ich nicht reagierte. Die Zwillinge, Rina und Richard, kamen zu uns und ließen sich ebenfalls auf den Boden fallen. „Magret, oh Gott!", keuchte Rina und verteilte Tränen als sie sich über Magret beugte. Sie ließ ihren Strahl aus der Hand schießen und wurde bleich, auch Richard bemerkte das und legte eine Hand auf Magrets Kopf. Auch er wurde in wenigen Sekunden bleich und ich wusste, es war vorbei. „Rina?", fragte Alicia und schaute sie fragend an. Rina, die die Macht über den Körper hatte, schüttelte traurig den Kopf und flüsterte traurig „Es wird nicht zu heilen sein." Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem gesamten Körper aus und ich fing an zu weinen. Ich hatte wirklich niemanden mehr. Meine Eltern waren tot, ich hatte Billie verletzt und verloren und Magret würde in meine Armen sterben.
„Dean, wir müssen es beenden.", meinte Alicia und ich nickte widerstrebend. Alles in mir schrie es aufzuhalten, aber ich wusste, Magret würde es nicht mehr überstehen und warum sollte man sie unnötig quälen? Alicia rief nach Austin und erklärte ihm die Situation. Rina unterdessen, nahm mir Magret aus dem Schoß und ging mit mir in die Halle zurück die es unversehrt überstanden hatte. Drinnen warteten bereits einige Wächter und als die Tür aufging, schauten sie mich alle erwartungsvoll an.
Ich erfuhr, dass mein innerer Zirkel alles überstanden hatte, mit mehr oder weniger schlimmen Verletzungen. Die meisten neuen Rekruten waren aber abgeschlachtet worden, sowie die gesamte Garzoyas-Familie. Die wo übrig geblieben waren, warteten auf neue Anweisungen. Aber ich wusste nicht mehr wo oben und unten war. Das einzige, was mir nur noch im Kopf herum ging, war Billie. Ich musste ihr alles erklären und sie um Verzeihung bitten. Meine Liebe war größer als die Furcht vor der Zukunft.
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Mit einem Blumenstrauß stand ich nun vor dem Halliwell Anwesen und fragte mich, ob das eine gute Idee war, oder ob ich mich gleich umbrachte damit. Meine Hand legte ich auf die Klingel und drückte einmal. Würde Piper aufmachen, wäre ich tot, vor allem, wenn Billie bereits alles erzählt hatte.
Eine kleine Weile stand ich vor der Tür, bis sie aufgerissen wurde und eine erschrockene Phoebe davor stand. „Dean! Was tust du denn hier?", fragte sie und schaute dann zum Blumenstrauß und ihr blick verhärtete sich. „Was hast du angestellt?" Ich trat unsicher mit einem Fuß auf den anderen und meinte „Ich habe Scheiße gebaut, darf ich rein kommen?" Phoebe trat auf die Seite und ließ mich rein. Eine Hürde war geschafft, obwohl ich hier in die Höhle des Löwen ging. Vor der Tür war ich noch geschützter, da die Nachbarschaft alles mitbekommen hatte. Hier drin, war alles egal. Paige kam aus dem Wohnzimmer und schaute auch den Strauß an. „Billie ist oben. Sie hat niemanden bisher rein gelassen. Was ist passiert?"
„Darf ich eventuell erst mit Billie sprechen, bevor ihr mich umbringt?", fragte ich und schaute beide flehend an. „Oh oh." Phoebe nickte und ließ mich gehen. Mit unsicheren Schritten ging ich die Treppe hoch und zu Billies Zimmer. Meine Angst verstärkte sich, da mir bisher Piper noch nicht einmal über den Weg gelaufen war. Vor Billies Tür hielt ich inne und klopfte. „Was!", schrie sie, aber ich hörte ihren traurigen Unterton. Ich hatte sie zutiefst verletzt. „Ich bins, darf ich rein kommen?", fragte ich und drückte mir die Daumen das sie aufmachte. „Dean?" Die Tür wurde aufgerissen und sie stand vor mir, mit verheulten Augen. „Billie.", flüsterte ich, da es mir die Stimme verschlagen hatte. „Darf ich rein kommen?", fragte ich und schaute sie flehend an. Sie nickte und wir setzten uns zusammen auf ihr Bett. „Billie es tut mir leid.", fing ich an und fing an ihr zu erzählen, warum ich mich so verhalten hatte. Das mir der Verlust von meinen Eltern in dem Moment sehr nah war und das ich Magret nicht auch noch verlieren wollte. Aber das ich sie verlieren musste.
„Es tut mir leid, ich hätte meine Kräfte nie gegen dich richten dürfen. Ich verstehe es wenn du mir nicht verzeihen kannst, aber ich bitte dich darum ... " Weiter kam ich gar nicht mehr, weil Billie mich am Kragen packte und zu sich zog um mich zu küssen. Völlig verdutzt erwiderte ich den Kuss und spürte, dass sie mir verzeihen würde. Ich würde also nie ganz alleine da stehen. Billie würde für mich da sein, komme was wolle.
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