Kapitel 32

Ich lief erneut durch die Straßen. Ich konnte mir diese Vorwürfe der anderen nicht mehr anhören. Wenn es nach ihnen ging, war ich jetzt schuld daran, dass wir die Garzoyas als Gegner hatten. Ich fand das auch nicht gerade prickelnd, dennoch könnten sie auf meiner Seite stehen und mich unterstützen anstatt mir Vorwürfe zu machen. Auf der anderen Seite verstand ich sie, für sie klang es so, als würde ich mich jetzt mit ihnen anlegen, weil ich den einen mit seiner Freundin aus dem Fenster geschleudert hatte. Aber was konnte ich denn dafür? Er hat sich doch ganz klar mit mir angelegt, immerhin hatte ich doch durch ihn die Kugel in mir und die langanhaltende Wunde.

Was mich wieder zu Billie führte. Sie war einfach unglaublich. Ich wusste nicht ob ich mich freuen sollte oder nicht sie wieder gesehen zu haben, vor allem weil sie mir das Leben gerettet hatte. Nun wusste ich, dass sie mich liebte, aber tat ich das auch? Während mein Hirn nein schrie, antwortete mein Herz mit einem eindeutigen ja. Und auch dieses Ja, brachte mein Herz wieder zum schlagen und zum erwärmen. In all den Jahren hatte ich das Gefühl als würde mein Herz auf Eis liegen, nun taute es auf und brachte mich wieder dazu zu fühlen.

Völlig in Gedanken versunken, rammte ich jemanden an der Schulter. Ich schüttelte kurz benommen den Kopf und sah die Gestalt an die am Boden lag. Es war ein junger Mann der wütend nach oben schaute „Passen Sie doch auf!" Eigentlich wollte ich ihm meine Hand reichen, aber nach diesem Satz ignorierte ich ihn gekonnt und lief weiter. Ich ließ es mir aber nicht nehmen, ihn erneut zu Fall zu bringen als er kurzzeitig stand und laufen wollte. Eine kleine Handbewegung und er knallte wieder auf seinen Hintern. Überrascht schrie er auf und schaute um sich herum ob er wegen irgendetwas hingefallen war. Sein verdutztes Gesicht hatte ich noch vor Augen als ich um die nächste Ecke bog. Ich liebte es Menschen so zu ärgern, vor allem mit meinen Kräften, da sie dann so hilflos waren.

Hilflos waren auch diejenigen die ich getötet hatte. Ich musste an die vielen Hexen und auch Menschen denken die ich kaltblütig abgeschlachtet hatte. Selbst Kinder waren darunter, schuldig hatte ich mich da nicht gefühlt. Heute, wo ich an diese Dinge zurück denken konnte, fühlte ich mich schuldig. Ich hätte nicht so viele auf dem Gewissen haben dürfen. Aber woher kam das schlechte Gewissen eigentlich? Ich war es oftmals leid, irgendetwas gegen Menschen zu unternehmen, aber das sprang nicht aus dem Gedanken heraus das ich sie verschonen musste da ich sonst ein schlechtes Gewissen hätte. Lag es vielleicht daran, was Billie mit mir machte? Hatte sie vielleicht geahnt, dass ich mich danach ändern würde? Aber woher hätte sie das wissen sollen?

Ich bog in eine Seitenstraße ein um kurz von dem ganzen Trubel an der Straße weg zu kommen und entdeckte ein Mann der mit einer Frau kämpfte. Sollte ich eingreifen? Aber irgendetwas war seltsam an diesen beiden, ich konnte es spüren das dort etwas vor sich ging, dass ich nur zu gut kannte. Langsam lief ich weiter auf das Geschehen zu, da ich nicht wollte das einer der Beiden mich gleich entdeckte. Die Frau bekam einen ganz schönen Schlag ins Gesicht ab und taumelte ein bisschen zurück. „Jetzt fängts an Spaß zu machen.", sagte der Mann lächelnd und schob sich die Ärmel seines Pullovers nach oben. Seinen Arm zierte ein Tattoo das ich bereits bei jemand anderem entdeckt hatte, und erschrak. Ein Drache der sich um ein Pentagramm schlängelte, der Schwanz des Drachen war direkt im inneren des Pentagramms verankert. Dieses Tattoo hatte ich bei dem Typen mit seiner Freundin gesehen. Er gehörte ebenfalls zur Garzoyas Familie! Also musste ich doch eingreifen, die Frau hatte keine Chance gegen so jemanden.

„Ich finde es langsam auch ganz amüsant.", antwortete die Frau und versetzte mir damit noch einen schlag. Es war Billie. Ich wusste nicht ob ich sie bewundern oder anschreien sollte. Sie legte sich mit der Mächtigsten Dämonen Familie an. „Willst du da weiter rum stehen oder mischst du dich jetzt auch ein?", der Dämon schaute mich prüfend an, Billie drehte sich aber nicht um, vielleicht dachte sie es sei ein Trick um sie besser umbringen zu können. „Willst du weiter Selbstgespräche führen oder kämpfen?", fragte Billie und hob die Hand um ihn zurück zu schleudern, aber er taumelte nur leicht zurück. Ein hämisches Grinsen stahl sich auf sein Gesicht und er machte einen Schritt nach vorne „Doch nicht so stark wie du dachtest?" Ein spöttisches Lachen kam von Billie „Ich habs noch nicht mal richtig versucht." Sie erhob erneut den Arm und dieses mal half ich ihr, ich schickte meine Kraft ihrer hinterher. Erst taumelte er nur leicht zurück, aber dann traf meine Kraft ihn und er wurde von den Füßen gerissen.

Ich, genauso wie der Dämon wussten, dass dieser verdienst nicht von Billie kam. Also konnte ich mich auch einmischen. Der Mann stand auf und schloss kurz die Augen. „Was tust du?!", schrie Billie und zückte ein Messer. Ich war mir auch nicht ganz sicher was er da tat, weshalb ich nun hinter Billie trat und wartete. Die Augen wurden geöffnet und er grinste uns beide an. „Ich will nur die Chancengleichheit wieder aufrecht erhalten.", meinte er und stellte sich in Angriffsposition. „Was meinst du denn mit Chancengleichheit? Hast du gemerkt das du gegen mich keine Chance hast?", fragte sie grinsend. „Oh doch, gegen dich schon, aber gegen den hinter dir nicht.", lächelte der Dämon. „Was?", fragte Billie und drehte sich schnell zu mir um. „AHH!", schrie sie erschrocken auf und sprang von mir weg. „Was machst du denn hier?", fragte sie und schaute mich vorwurfsvoll an. „Jetzt nicht, der Dämon ist wichtiger.", sagte ich.

„Ich wusste gar nicht das sich Hexen schon mit Dämonen verbünden. Vielleicht sollten wir das auch mal tun.", sagte er an Billie gerichtet und lachte hämisch. „Oder wir vernichten euch einfach.", ertönte hinter uns eine Stimme. Ich drehte mich um und sah den Typen aus dem Krankenhaus. „So schnell sieht man sich wieder, Wächter."

„Du kennst ihn?!", rief Billie entsetzt. „Flüchtig, aber das tut nichts zur Sache.", antwortete ich ihr und fügte hinzu „Ich kümmere mich um ihn, du um den anderen." Ob das wirklich so einfach werden würde, war die andere Frage. „Denkst du wirklich das es so einfach ist, uns zu vernichten?" Ich nickte und riss den Arm nach oben. Es hatte schon einmal funktioniert, vielleicht dieses mal auch. Ich blendete Billie und den anderen Typen völlig aus, ich konzentrierte mich nur auf mich und den vor mir. „Ach Deanilein, ich mache es dir nicht so einfach wie das letzte mal.", schrie er mir zu als er fast an der Straße landete. Woher kannte er denn jetzt meinen Namen?

„Ich habe recherchiert. Unsere Familie ist Machtvoll, nicht nur was unsere Stärke betrifft, sondern auch unser Wissen. Wir wissen über fast jeden Dämon oder Wächter bescheid. Wir wissen sogar alles über deine Familie und das du der Oberhaupt einer kleiner Wächtergemeinschaft bist. Schade, leider bringt dir das Recht wenig, außerdem, hattest du mich im Krankenhaus in der Hand mit meiner Freundin, hier hast du niemanden. Hier hab ich deine kleine Hexenfreundin, die richtig leiden wird.", prophezeite er mir. Ich nickte erneut, nur damit diese lästige Konversation vorbei war, aber so leicht wollte er sich nicht abwimmeln lassen. „Bist du mit der Kleinen etwa zusammen?" Langsam war ich es echt leid, mich mit ihm abzugeben und hörte hinter mir einen Schrei, aber nicht den von Billie. Aber wagen konnte ich es auch nicht, mein Gegenüber aus dem Auge zu lassen. Ich konzentrierte mich einmal und schaute mein Gegenüber an. „Fliegst du auch so gut, wie du reden kannst?", fragte ich und riss den Arm erneut hoch. Dieses mal war er drauf vorbereitet und hob seinen Arm ebenfalls. In meinem Geist fühlte es sich so an, als würde ich gegen eine Mauer rennen, aber ihm ging es nicht anders. Etwas beschwipst von dem ›aufprall‹, spürte ich den Windzug, den der Rest seiner Magie zu mir schickte, kaum.

„Dean!", schrie Billie hinter mir auf. Meine Benommenheit zum Trotz, drehte ich mich langsam um und sah wie der Typ, blutverschmiert, Billie an der Kehle gepackt hatte. Ihr Messer lag paar Schritte hinter ihm. Sie hatte es fallen lassen und nicht mehr aufgehoben. Sie schaffte es nicht, mit einer Handbewegung das Messer zu sich kommen zu lassen. Sie schaute mich an und dann das Messer, so als müsste ich verstehen was ich tun sollte. Aber meine Benommenheit machte es nicht besser. Ich stand da wie ein betrunkener der langsam hin und her schwankte und fast drohte umzukippen.

„Dean!", langsam erstickte der Ton in ihrem Hals. Ich blickte erneut zu ihr und zu dem Messer und machte eine wegwischende Handbewegung in seine Richtung und das Messer flog direkt auf ihn zu. Es bohrte sich knirschend in seinen Hals und brachte ihn dazu aufzuschreien. „Nein!", schrie der andere hinter mir und kam auf mich zu gerannt. Er hatte ein ängstlichen Blick aufgelegt der aber ganz seinem Kumpel galt. Billie wurde los gelassen und er fiel um wie ein Nasser Sack und landete auf dem Rücken. Das Messer wurde weiter rein getrieben und man konnte bereits die Spitze erkenne die aus seinem Hals ragte.

„Nein!", keuchte der Typ ausm Krankenhaus. Billie und ich hoben uns aneinander fest, wie zwei ertrinkende an Schwimmwesten. „Ruhe in Frieden mein Kleiner. Ich werde alles dafür tun das sie leiden werden!", er weinte vor sich hin, ihm tat der Verlust ziemlich weh, aber wieso? War er vielleicht ein Bruder von ihm? Meine Benommenheit ließ langsam nach, was zur Folge hatte das ich wieder richtig reagieren konnte. „Dean, wir sollten hier definitiv weg, was sollen wir machen wenn er richtig wütend wird? Dann sind wir am Arsch!", warnte mich Billie. Ich wusste das sie recht hatte, und das es zu einem Problem für uns alle werden würde, aber der Typ wusste über mich bescheid, über meine Wächter, ich musste einfach wissen ob er auch wusste wo wir lebten. 

Billie fing bereits an an mir zu ziehen um mich von der Leiche und dem Typen wegzuholen. „Dean komm jetzt!", zischte Billie mir zu. „Es tut mir so leid.", weinte er weiter, aber ich merkte schon das er gleich auf uns zukommen würde. Er hörte auf zu zittern und stand langsam auf „Ich bringe euch um!" Billie riss an mir, aber ich bewegte mich kein bisschen. „Dafür werdet ihr büßen!", schrie er und drehte sich mit wutverzerrten Blick um und riss den Arm nach oben. Viel zu spät hoben wir beide den Arm, ich spürte zwar wie meine Kraft ihm entgegen geschleudert wurde, aber kurz drauf knallte seine Kraft auf meine und Billies und schleuderte uns sofort zurück. Billie und ich wurden auseinander gerissen. Ich wusste nicht wo Billie hin flog, aber ich flog gegen eine Wand und dann auf ein Müllcontainer. Benommen, wie vorher schaute ich um mich herum und sah Billie am Eingang in die Seitenstraße. „Ihr werdet leiden!", schrie er erneut und kam auf mich zu. Er hob die Hand in meine Richtung und fing an eine Faust zu machen. Sofort drückte sich mein Hals zu und ich fing an zu husten und zu keuchen. „Ich werde euch alle abschlachten, dein ganzen kleinen Zirkel mit zehn Wächtern. Ich werde euch auffinden und umbringen! Und deine kleine Hexe ist die nächste."

Ich rang nach Luft, krallte meine Hände um den Hals und versuchte Luft zu holen, aber es funktionierte gar nicht. „Ich freue mich schon dich wirklich umzubringen ... aber noch werde ich dich leiden lassen.", meinte er hämisch und machte eine wegwerfende Handbewegung und schleuderte mich erneut weg. Ich landete schon wieder an der Wand und schlug mir dieses mal den Kopf noch härter an als vorher. Mir wurde kurz schwarz vor Augen und ich war komplett weg.

„Dean wach auf! Mach kein Scheiß, ich möchte dich nicht schon wieder verlieren!", hörte ich Billie meckern und spürte einen stechenden Schmerz an der Backe und erkannte das sie mir eine geknallt hatte. Ich öffnete meine Augen und sah Billie in die Augen. „Oh Gott sei dank.", keuchte sie und hatte Tränen in den Augen. „Komm, ich bringe dich heim ... auch wenn ich nicht weiß wo das eigentlich ist.", meinte Billie und half mir beim aufstehen. Ich tat mir nicht besonders einfach dabei, aber ich wollte auch nicht wie das größte Weichei dastehen, immerhin hatte sie auch schon Schläge abbekommen.

„Ist schon in Ordnung, ich komme gut alleine nach Hause. Mach dir keine Sorgen.", sagte ich und lächelte sie an. Meine weichen Knie versuchte ich zu verstecken, indem ich von ihr weg lief. „Okay, wir sehen uns aber bestimmt bald wieder." Ob das eine Drohung war oder ein versprechen, wusste ich nicht. „Das befürchte ich ja.", sagte ich und orbte mich zurück in die Halle die ich vor ungefähr zwei Stunden erst verlassen hatte weil ich den ganzen Vorwürfen ausweichen wollte. 

„Dean! Da bist du ja!" Mein Blick ging langsam nach oben und ich entdeckte Magret. „Oma?", fragte ich und stolperte auf sie zu als sie lächelnd nickte. Ich hatte sie vermisst und ich war froh sie heil und gesund hier in der Halle sehen zu können. Aber die Drohung der Familie hatte ich nicht vergessen. Wenn sie diese Halle aufsuchen sollten, würde auch Magret in Gefahr sein, konnte ich meiner Familie so etwas antun? Glücklich fiel ich ihr in die Arme und vergaß die Drohung für einen Augenblick. 
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 Hey meine Lieben, ich habs mal wieder geschafft ein Kapitel zu schreiben. Ich bin übrigens guter Dinge das in den nächsten zwei Monaten öfters Kapitel aber auch OS kommen werden da ich jetzt bald ferien habe und dann mehr zeit habe zum schreiben. Ich hoffe ihr freut euch auch ;D  

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