Zwanzig - Magnus

Ich stürze durch den Eingang der Kirche. Die Flügel der Tür krachen laut gegen die Wand. Das Geräusch prallt von den Wänden ab und dröhnt laut in meinen Ohren.

Panisch laufe ich den Mittelgang entlang, ringe nach Luft. Auf der Hälfte der Strecke bleibe ich mit Stichen im Bauch stehen, atme schwer, keuche. Ich muss mich kurz ausruhen, nach Luft schnappen. Meine Lunge brennt, Tränen schießen mir in die Augen, meine Beine zittern. Meine Hände stütze ich auf meinen Oberschenkeln ab, mir wird schlecht.

"Alexander." sage ich nach Luft ringend. Ich höre leises Gemurmel, Schritte, Maryse, Mum.
"Magnus, Schätzchen was ist denn?"
Ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten. "Wo ist er? Geht's ihm gut? Wo ist Alexander?" Ich blicke in die Augen unserer Mutter, sie sieht mich irritiert an.

"Ich bin hier Magnus." Mein Kopf schnellt in die Höhe, in die Richtung aus der die mir allzu bekannte Stimme dringt. Alexander kommt auf mich zu. Er sieht so gut aus. Der dunkelblaue Anzug passt perfekt. Ich wusste das er ihm gut stehen wird. Clary und ich haben ihn für Alec ausgesucht.

Tränen sammeln sich in meinen Augen, ich schluchze als ich ihn sehe. Alec lächelt mich an. Ich verliere meine Selbstbeherrschung, stürze mich in seine Arme. Meine Beine schwingen sich um seine Hüften, ich presse mich dicht an seinen Körper. Mein Kopf vergräbt sich in seiner Halsbeuge, ich weine, sage immer wieder seinen Namen. "Alexander". Alec hält mich, ein Arm unter meinem Hintern, der Andere um meinen Rücken geschlungen.

Seine Lippen liegen an meinem Ohr, ich fühle seinen warmen Atem. Er flüstert: "Maggie was ist los? Warum bist du so aufgewühlt? Und warum verpasst du die Hochzeit?"
"Du warst tot." sage ich leise und meine Worte klingen verrückt.
"Hast du wieder geträumt?" Ich nicke. "Ich bin hier. Ich gehe nicht weg. Beruhige dich bitte."

Eine Erkenntnis trifft mich, fuck die Hochzeit. Ich habe gerade die Hochzeit gecrasht. Vorsichtig öffne ich meine Augen, blicke zum Altar. Der Pfarrer schaut mich wütend an. Ich sehe Clary, wunderschön in weiß und Jace, wunderschön in schwarz. Beide sehen besorgt zu Alec und mir. Ich schaue zu Jace, entschuldige mich stumm bei ihm, er nickt.

"Ich lasse dich jetzt runter Magnus." Ich kann gerade nicht reden, zu viele Gedanken jagen durch meinen Kopf. Was habe ich getan? Ich nicke nur, stehe wieder auf meinen Füssen. Meine Arme liegen noch immer um Alecs Nacken, seine Hände ruhen auf meinen Hüften. Ich sehe in seine Augen, das blau strahlt mich an. Sanft streiche ich durch seine Haare, Alec schließt seine Augen.

Wie ein Blitz jagen die Bilder der letzten Nacht durch meinen Kopf. Rauschen an mir vorbei, ich muss sie einfangen. Klar und deutlich trifft mich die Erinnerung. Alec der in meinem Schlafzimmer steht, Alec mit geschlossenen Augen, meine Hand in seinen Haaren, meine Lippen auf seinen.
Alec kam mit Sam zur Party. Ich hatte etwas getrunken, war aber noch nicht annähernd benebelt. Freudestrahlend sprang ich ihm in die Arme, er drehte uns ein paar mal im Kreis. Wir lachten herzlich und umarmten uns lange und fest. Der Alkohol entfaltete seine Wirkung, ich werde melancholisch wenn ich etwas trinke. Ein schluchzen entkam meiner Kehle als Alec mir fünf bedeutende Worte ins Ohr flüsterte. "Ich habe dich vermisst Maggie."

Mein Herz machte einen riesen Sprung, mein Körper bebte, ich drückte ihn fester an mich. Alles um uns herum blendete ich aus. In dem Moment als Alexander mich in seine Arme schloss, zählten nur noch wir beide. "Ich habe dich auch vermisst." Unser Moment wurde durch die aufdringliche Stimme von Alexanders rothaarigem Anhängsel unterbrochen. Er räusperte sich lautstark und machte darauf aufmerksam, das auch noch andere Gäste zum begrüssen da seien.

Innerlich verpasste ich ihm eine und war schon dabei mich aus Alecs Griff zu lösen. Aber dieser zog mich nur noch fester an sich, ich konnte seinen Herzschlag fühlen. Sein Herz schlug unnatürlich schnell, hämmerte hart gegen meine Brust.
"Gleich Sam. Erst Magnus, dann alle anderen. Gehe schon mal vor." Zu sehr auf Alexander fokussiert registrierte ich erst gar nicht was er da sagte. Er schickte seinen Freund, seinen langjährigen Partner einfach weg um mit mir alleine sein zu können. Das war zu viel für mich, meine Gefühle überrollten mich, ich weinte und Alexander hielt mich noch immer fest. Leicht berührten seine Lippen meine Wange, küssten meine tränennasse Haut. Wieder und immer wieder.

Sanft streichelte er über meinen Rücken, gab mir Halt und Geborgenheit. So wie immer. Und dann kam Simon, zerstörte den Moment. Er sprang uns an und rief ganz laut und das jeder es hören konnte "Bruderkuscheln". Das war das Stichwort für Jace. Dieser war schon ordentlich abgefüllt, stürzte auf uns zu, wir konnten uns gerade so auf den Beinen halten. Wir lachten uns die Seele aus dem Leib und hatten alle die gleiche Erinnerung. Eine Erinnerung an die Zeit vor meiner Adoption, als meine Welt nur schwarz und grau war. Eine Zeit, in der diese drei Männer meine Brüder wurden. Eine Zeit, in der Bruderkuscheln unser Ritual wurde wenn es einem von uns schlecht ging. Aber mein Fixpunkt in dieser düsteren Welt, mein leuchtender Stern war Alexander. Das ist er noch heute, das wird sich nie ändern. Er wird es immer sein.

Später am Abend hatte ich meine Grenze endgültig erreicht. Den ganzen Abend schmachtete ich Alexander an, warf ihm lüsterne und verliebte Blicke zu. Sam sah mehr als einmal skeptisch zu mir. Aber ich ignorierte ihn. Auch Simon beobachtete uns, sah meine Blicke und interpretierte meine Berührungen richtig. Denn in den letzten Jahren, seit Alec mit Sam zusammen war, hatte ich es vermieden ihn in der Öffentlichkeit und vor allem wenn wir alleine waren zu oft zu berühren. Groß war die Befürchtung das ich die Kontrolle verliere.

Und Alexander Gideon Lightwood forderte meine ganze Konzentration und Selbstbeherrschung heraus. So wie in meinem Traum war es in der Wirklichkeit viele Jahre lang, immer und immer wieder. Als Kind flüchtete ich mich zu Alec, schlief in seinem Bett, in seinen Armen. Und auch noch heute machen wir das. Alexander kommt zu mir, schläft bei mir. In meinem Bett, in meinen Armen. Und ich in seinen.

Sam weiß es. Er hat uns dabei beobachtet. Zusammen mit Jace und Simon. Nach einer durchzechten Nacht landeten wir bei mir, fielen ins Bett, kicherten wie Teenagermädchen. Alexander zog mich in seine Arme, bettete meinen Kopf auf seine Brust. Ich genoss seine Wärme, seine Hände in meinen Haaren und auf meinem Hintern. Ich zog seinen Duft ein, speicherte diese Erinnerung. Auch wenn wir genug Alkohol für zwanzig Matrosen im Blut hatten, liegen mir seine Worte noch genau in den Ohren.
"Oh Maggie..." Seine Hand schob sich in meine Boxershorts, er drückte mich fester an seinen Körper, ich erstarrte kurz, spürte seine Erektion. "... du hast so einen geilen Arsch. Ich würde dich gerne ficken."

Bevor ich darauf reagieren konnte hörte ich seinen gleichmäßigen Atem. Er war eingeschlafen, mit seiner Hand in meiner Shorts, an meinem Hintern. Ich war hart und hatte am nächsten Morgen einen mega Kater. Sam wusste nicht wo Alec war, warum er nicht nach Hause kam. Er traf sich mit Jace und Simon und gemeinsam kamen sie zu mir. Denn Jace und Simon wussten natürlich das Alec am letzten Abend vor einem Einsatz immer bei mir ist. Sam allerdings hatte das nie erfahren. Bis zu diesem Tag. Als die drei in meiner Wohnung, in meinem Schlafzimmer standen und dabei zusahen wie Alec und ich eng umschlungen im Bett lagen und schliefen. Noch immer hatte er seine Hand in meiner Shorts, vielleicht auch schon wieder. Das kann keiner von uns so genau sagen.

Sam machte einen riesen Aufstand, ich grinste dümmlich und Alec rollte mit den Augen. Uns tat der Kopf weh und die Übelkeit kam langsam zum Vorschein. Uns war alles egal, wir wollten nur noch sterben. Es war die Nacht bevor er nach Grönland flog, die Nacht mit den Worten die sich fest in meinen Kopf gebrannt haben. Alec hat bis heute nicht mit mir darüber gesprochen.

Meine Gefühle für Alexander sind stark. Sehr stark. Und letzte Nacht fielen meine Mauern die ich in all den Jahren errichtet hatte. In dem Moment, als Alec Sam wegschickte um mit mir alleine sein zu können, gab es kein zurück mehr.

Ich flirtete, ich berührte ihn, ich trank, ich leidete. Irgendwann brachte Alec mich nach Hause. Auf dem Weg in meine Wohnung habe ich ihm gesagt was ich alles mit ihm anstellen würde wenn er sich mir endlich hingibt. Wenn er es zulässt das wir uns vereinen, er mit mir schläft. Wenn er sich endlich von Sam trennen würde um mit mir glücklich werden zu können. Ganz deutlich blitzt die Erinnerung auf, saugt sich an mir fest. Alec schob mich Richtung Schlafzimmer, ich war bereits dabei mich zu entkleiden. Nackt stand ich vor ihm, blickte ihm fest in die Augen.
"Schau genau hin. Sieh dir an was du verpasst."

Langsam ging ich auf ihn zu, schob eine Hand in seine Haare, ich liebe das Gefühl seiner weichen Haare unter meinen Fingern. Die andere Hand legte ich auf seine Brust, an die Stelle wo sein Herz wohnt. Und da war es wieder, dieses feste harte und schnelle schlagen. Alexander schloss seine Augen, meine Lippen berührten leicht seine.
"Ich weiß genau was ich verpasse." flüsterte er und die Bewegung seiner Lippen auf meinen ließ meinen ganzen Körper brennen. "Schlaf mit mir Alexander." sagte ich, wartete nicht auf eine Antwort.

Fordernd küssten meine Lippen die seinen. Er erwiderte und unser Kuss wurde hitzig. Ich zog ihn in mein Bett, hart prallte sein Körper auf meinen. Unsere Erektionen stiessen aneinander, ich konnte deutlich spüren das er hart war. Mein Becken ließ ich kreisen, Alexander stieg daraufhin mit ein, wir stöhnten in den Mund des jeweils anderen, meine Hände schoben sich unter den Saum seines Shirts.

"Ich habe dich so vermisst Alexander. Bitte schlaf mit mir."
Plötzlich löste er unseren Kuss, wir atmeten beide schwer. Alexander vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge und murmelte gegen meinen Hals. Sein heißer Atem ließ meine Gänsehaut wachsen und meine Erregung gleich mit dazu. Aber ich bemerkte das etwas nicht stimmte. Ich konnte nicht verstehen was er sagte, mein Hirn arbeitete in dem Moment nicht richtig.

Ein letzter Kuss und er ließ mich alleine.

Es ist alles wieder da. Jedes Detail der letzten Nacht, mein Herz rast, meine Hände zittern. Wir stehen in dieser Kirche, hunderte Augenpaare auf uns gerichtet.
Ich beschließe alles auf eine Karte zu setzen. Mehr als verlieren kann ich nicht. Und wenn ich gewinne, bin ich am Ziel meiner Träume.
"Ich liebe dich Alexander." flüstere ich und meine Lippen legen sich sanft auf seine. Sie sind warm und weich. Ich zittere, Alexander rührt sich nicht.

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