Vierzehn - Magnus
9 Monate später
Alexander stieg in dieses Flugzeug. Aber nicht freiwillig. Lang, tränenreich und bittersüß war unser Abschied. Ein Abschied auf Zeit und ein Versprechen das wir uns wiedersehen. Das er zu mir zurück kommt und ich auf ihn warte. Auf Lieutenant Lightwood, mein bester Freund, mein Bruder, mein Held, mein Fels in der Brandung, mein Licht in der Dunkelheit. Mein Partner, mein Mann.
Ich vermisse ihn sehr. Jeden Tag denke ich an ihn, an unsere gemeinsame Zeit. Viel zu kurz ist sie gewesen. Viel zu schnell haben wir uns ineinander verloren, um noch den Rückweg antreten zu können.
Unsere letzte gemeinsame Nacht war das intensivste, erotischste und hingebungsvollste Erlebnis was wir beide je hatten. Alexander gab sich mir vollkommen hin, vertraute mir und ich überschüttete ihn mit einer Flut aus Endorphinen und unstillbarer Lust. Sein zitternder Körper, das Beben seiner Muskeln, die Geräusche der Lust und das Verlangen nach mehr, die unsagbare Gier in seinem Körper, das heiß durch seine Adern rauschende Blut, das bis zum Anschlag hart schlagende Herz, das brennen seiner Haut, die Enge und Hitze seines Körpers mit meinem Penis spüren. Diese Erinnerung habe ich fest in mir verankert.
Sein emotionaler Zusammenbruch überraschte mich. Nach diesem unglaublich guten Sex lagen wir eng umschlungen in meinem Bett. Ich spürte feuchte Tränen die auf meiner Haut zerplatzten. "Weinst du?" fragte ich ihn. Ich bekam ein schluchzen als Antwort, zog meine Arme fester um seinen Körper. Früher, als Kinder war es immer Alexander der mir Halt, Liebe, Kraft und Geborgenheit gab. Wenn es mir nicht gut ging, ich Angst hatte, traurig war oder mein Körper von den Schlägen meines Vaters schmerzte war es Alexander der seine Arme fest um meinen zitternden Körper legte. Seine Hand strich durch meine Haare, seine Lippen küssten meine Wange, verjagten die Tränen.
Ich war 6 Jahre alt als es das erste Mal passierte. Als mein Vater aufgrund von zu viel Alkohol und zu viel Trauer die Kontrolle über sein Denken und Handeln verlor. Mit 6 Jahren schlug er mich das erste Mal, ich rannte panisch zu Alexander. Weinend, die Welt nicht mehr verstehend stand ich in seinem Zimmer, heulte mir die Seele aus dem Leib. Nie werde ich diesen Tag vergessen. Es war der Beginn großer Schmerzen, viel Wut und noch mehr Leid. Alexander nahm mich in den Arm, hielt mich fest. Er stand mit mir in seinem Zimmer umgeben von Dinosauriern und Büchern, hielt mich fest und flüsterte das alles wieder gut wird. Das er für mich da ist, mich beschützt und mich niemals alleine lassen wird. Es war der Tag des Abgrunds und der Freude.
"Ich habe dich sehr lieb Magnus. Mummy und Daddy werden uns helfen." Schon damals, in diesen jungen Jahren wollte er nichts anderes als mich zu beschützen. Ich nahm ihm das Versprechen ab nichts seinen Eltern zu erzählen. Heftige Gegenwehr und ein schmollender weinenden Magnus später hielt sich Alexander an meine Bitte, an mein Flehen. Denn damals dachte ich noch, es kommt nie wieder vor. Aber schon damals war das Leben eine Schlampe und nicht jeder bekam das was er sich wünschte.
Ich bekam Schläge von meinem Vater und Liebe von Alexander. Irgendwann konnte ich meine Verletzungen nicht mehr vor ihm verstecken. Irgendwann wurde es so schlimm, dass mein ganzer Körper schmerzte.
Nach einem heftigen Kontrollverlust flüchtete ich zu Alexander und blieb fünf Tage. Danach kehrte ich nur noch zurück um ein paar Sachen zu holen. Begleitet von meinen persönlichen Engeln, Alexander, Jace, Simon und Robert. Ab da an verbrachte ich jeden Tag bei den Lightwoods, ein Jahr später adoptierten sie mich.
Am Tag meiner Flucht hat mein Vater das erste und letzte Mal mein Gesicht verletzt. Die Narbe über meinem Auge ist ein letzter stummer Zeuge. Ich schlief in Alexanders Armen, sanft aber sicher hielt er meinen schmerzenden Körper. Seine starken Hände strichen zärtlich über meinen Rücken, meine Haare wurden von seinen Händen zerwühlt, er liebte das schon damals. Und ich liebte ihn. Ich war unsterblich in diesen Jungen verliebt. In meinen Alexander.
In meinem Dämmerschlaf mit dem Kopf auf Alexanders Brust, der Hand auf seinem Herzen hörte ich Jace und Alexander reden. Mit geschlossenen Augen aber wild schlagendem Herzen lauschte ich seinen Worten und war kurz vorm durchdrehen.
"Was ist passiert Alec?"
Alexander seufzte.
"Alec? Sieh dir sein Gesicht an. Was ist passiert?"
"Ich weiß es nicht genau. Aber ich weiß das er nicht darüber reden möchte, nicht mit euch."
Jace der leise fluchte.
"Sein Vater schlägt ihn."
Mehr eine Feststellung als eine Frage. Keine Antwort von Alec, aber ich hörte das rascheln des Kissens, er nickte.
"Was willst du tun?" Jace mit besorgter Stimme.
"Ich werde es Mum und Dad sagen. Auch wenn er mich dafür hassen wird. Aber ich lasse nicht länger zu das er leidet."
Stille, ich hörte das atmen von Alexander, spürte das heben und senken seiner Brust.
Meine Lippen legten sich an seine weiche Haut, fühlten die Wärme. Ich öffnete meine Augen und sah Jace neben Alec auf dem Bett sitzen. Beiden stand die Sorge ins Gesicht geschrieben.
Eine Träne löste sich aus meinen Augen, tropfte auf seinen Körper. Zwei Arme umschloßen mich fest, zogen mich hoch. Meinen Kopf vergrub ich in seiner Halsbeuge, wollte die beiden Jungs in dem Moment nicht anschauen. Leise weinte ich an Alexanders Schulter, er strich sanft durch mein Haar, Jace streichelte über meinen Rücken.
"Alles gut Maggie. Es wird alles wieder gut." flüsterte er und ich wusste das es stimmte. Wenn Alexander bei mir war, dann wird alles wieder gut.
"Ich liebe dich."murmelte ich an seinen Hals, dachte nicht das er es hört. Meine Gefühle überrollten mich in diesem Moment und ich erschrak kurz als Alexander mir einen Kuss auf den Kopf gab.
"Ich habe dich auch lieb Magnus. Und ich werde dich beschützen. Jetzt und immer."
So lag ich weinend in seinen Armen, Jace der über uns wachte und Alexander der mir soviel Halt und Geborgenheit gab. Und diesen Halt, diese Geborgenheit wollte ich ihm zurück geben. Er weinte weil er mich nicht verlassen wollte. Ich weinte, weil ich nicht wollte das er geht. So schliefen wir in dieser, unserer letzten Nacht nicht viel, lagen uns in den Armen, küssend, schluchzend, liebend.
Am nächsten Tag redeten wir nicht viel. Alexander packte seine Sachen, ich half ihm und machte Frühstück. Wir aßen schweigend, jeder hing seinen Gedanken nach. Wir fuhren zum Flughafen, verabschiedeten uns lange und tränenreich. Ich küsste ihn zum Abschied mit allem was ich zu geben hatte, steckte meine ganze Liebe und Zuneigung in diesen letzten Kuss.
"Ich liebe dich Alexander. Komme zurück. Komme zurück zu mir." Mit diesen Worten griff ich in meine Tasche und überreichte ihm eine Schachtel. Tränen liefen ungehemmt aus seinen wunderschönen Augen, sein Gesicht war feucht und er schluchzte.
Als er die Schachtel öffnete und das Medaillon sah fiel er mir in die Arme. Einen Ring am Finger durfte er nicht tragen. Aber ein Anhänger neben seiner Erkennungsmarke war erlaubt. Das wusste ich von Simon. Er trug statt eines Eheringes am Finger seinen um den Hals.
"Forever yours." hauchte ich unter Tränen. "Für immer dein." gab Alexander zurück, küsste mich ein letztes Mal und ging. Er blickte nicht zurück und ich wusste warum. Er würde sonst nicht in dieses Flugzeug steigen.
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