"Ich bin zuhause."
Das Haus ist still, kein Laut ist zu hören. Ich lasse meinen Seesack fallen, gehe durch den Flur in Richtung Küche.
"Daddy." schreit jemand und ich weiß sofort wer das ist. Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es den kleinen Wirbelwind aufzufangen.
"Hallo kleine Elfe. Ich habe dich vermisst."
Zwei kurze Arme umschlingen meinen Hals, drücken mich fest an den kleinen Körper. Ich erwidere die Umarmung, vergrabe meine Nase in ihren blonden lockigen Haaren, rieche den vertrauten Duft von Erdbeershampoo. Ich bin zuhause.
"Wo ist der Rest der Bande? Wo sind deine Brüder? Und wo ist Papa?"
Ein helles Strahlen legt sich auf ihr Gesicht. "Im Garten. Thomas und Sebastian verjagen Captain Hook."
Theatralisch fasse ich mir an die Brust und reiße die Augen weit auf. "Oh nein. Ist er wieder aufgetaucht? Dabei hattet ihr ihn doch besiegt und in den Verbotenen Wald verbannt."
Meine kleine Elfe kichert und auch nach all dieser Zeit ist es für mich eines der schönsten Geräusche der Welt.
"Ja aber er kam zurück. Und hat alle unsere Kekse gestohlen. Da half auch mein Feenstaub nicht. Alle Kekse weg." sagt sie traurig und senkt ihren Blick.
"Aber dafür glitzert er schön. Der Feenstaub." sage ich und sehe ein kleines aber feines Lächeln. "Das ist nur passiert weil ich auf Klo musste. Weißt du Daddy, ich kann jetzt ganz alleine aufs Klo gehen. Und ich brauche nachts auch fast kein Licht mehr." Stolz und Euphorie in ihrer süßen Stimme.
Ein Grinsen legt sich auf mein Gesicht, ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. "Das ist prima Kleines. Daddy hat dich sehr lieb. Und ich bin stolz auf dich."
Ich habe meine Familie so sehr vermisst. Je länger ich weg bin, umso schwerer fällt es mir. Umso grösser ist meine Sehnsucht.
"Ich habe dich auch lieb Daddy. Und Papa vermisst dich sehr. Er weint so viel."
Meine Brust wird eng, meine Kehle brennt, Tränen wandern in meine Augen. Magnus fällt es immer schwerer mich gehen zu lassen. Und mein schlechtes Gewissen ihm und unseren Kindern gegenüber wird immer grösser.
Mit der kleinen Elfe auf dem Arm betrete ich den Garten. Laute Rufe, helles Lachen, schrille Schreie schlagen mir entgegen.
Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und stelle ihre kleinen Beinchen auf den Boden. Fröhlich, lachend hüpft sie zu ihren Brüdern. Das grasgrüne Kleid und der goldene Tüll glitzern im hellen Schein der Nachmittagssonne. Die Flügel an ihrem Rücken wippen bei jedem Sprung auf und ab. Ihre goldenen Locken fliegen durch die Luft.
Ich betrachte meine kleine Familie voller Liebe und Stolz. Ich habe sie so sehr vermisst. Jeden einzelnen von ihnen. Thomas und Sebastian stehen mit kleinen hölzernen Piratensäbeln auf dem Holzschiff welches in unserem Garten steht. Sie führen einen erbitterten Kampf gegen den bösen Captain Magnus Hook. Dieser steht mit seinem großen Hut und der langen Feder obendrauf am anderen Ende des Schiffes und singt ein Piratenlied. Eigentlich gröllt er es viel mehr. Mein Mann hat viele Talente, aber singen gehört nicht dazu.
Das Piratenoutfit steht ihm ausgezeichnet und ich mache mir eine gedankliche Notiz die Kinder heute bei Clary und Jace schlafen zu lassen. Denn ich will heute Nacht Captain Magnus Hook das Hirn raus vögeln. Und ihm zeigen wie sehr ich ihn liebe, wie sehr ich ihn vermisst habe. Unsere Reise ist noch lange nicht zu Ende und oft denke ich an die Zeit zurück in der alles begann.
Vor acht Jahren stürmte Magnus die Kirche und gestand mir seine Liebe. Und vor sieben Jahren gaben wir uns das Ja-Wort. In jener Kirche in der alles begann, im Kreise unserer Familie und Freunde.
Schnell war klar das wir beide Kinder wollten. Da ich die meiste Zeit nicht zuhause bin, war es nicht einfach für uns. Aber das Schicksal war auf unserer Seite und schenkte uns Thomas und Sebastian. Zwillinge mit braunen Haaren und grünen Augen. Zwei Jahre alt waren die beiden als sie zu uns kamen. Und vom ersten Moment an stahlen sie sich in unsere Herzen. Unser Glück wurde vor drei Jahren mit Grace komplett. Sie war erst ein paar Tage alt als wir sie aus dem Krankenhaus abholten. Grace ist die Prinzessin der Familie Lightwood, ihre Brüder lieben sie abgöttisch, beschützen sie und geben auf sie acht. Das erinnert mich immer sehr an Magnus und mich.
Unser Leben ist so wundervoll und erfüllt von Liebe und Glückseligkeit. Aber noch vollkommener wird es werden, wenn meine aktive Zeit im Dienst um ist und ich vollends bei meiner Familie sein kann.
Dann kann ich diese ganzen Momente selbst erleben und nicht nur aus den Erzählungen und Briefen von Magnus. Ich kann die Kinder morgens wecken und Pancakes machen. Kann sie in den Kindergarten und die Schule bringen. Endlich bei Schulveranstaltungen dabei sein, in der ersten Reihe sitzen und am lautesten klatschen. An allen Geburtstagen einen riesigen Kuchen backen und zusammen mit Magnus schräg und schief singen. Aufgeschlagene Knie versorgen, Heilungsküsse schenken und jeden Kerl den unsere Tochter anschleppt unter die Lupe nehmen. Mit den Jungs zum Sport gehen oder auch tanzen oder reiten wenn sie das möchten.
Meine kleine Familie jeden Tag in den Arm nehmen und ihnen sagen wie wertvoll sie sind, jeder einzelne von ihnen. Und das ich sie über alles Liebe. Denn sie sind meine Sonne, mein Mond und all die Sterne.
Magnus sieht mich im Rahmen der Terrassentür lehnen, ein breites Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht. Zieht sich vom Mund bis zu den Augen. Sie wissen nicht das ich heute nach Hause komme. Und das ich ganze vier Wochen bleibe.
Meine Tränen laufen ungehindert über mein Gesicht, ich höre die Jungs kreischen und gehe in die Hocke.
"Daddy. Daddy du bist zuhause."
Zwei kleine Jungs mit wehenden braunen Haaren und dunkelgrünen feuchtglänzenden Augen laufen auf mich zu und stürzen sich in meine Arme. Ich drücke sie beide ganz fest an mich, atme ihren Geruch ein und spüre wie mein Herzschlag sich beruhigt.
"Siehst du Papa. Ich habe dir doch gesagt das er wieder nach Hause kommt." Grace Lachen schallt durch den ganzen Garten als auch sie sich in meine Arme stürzt, Thomas dabei einen Ellbogenhaken verpasst und dieser nur lacht.
Jedes unserer Kinder bekommt einen Kuss und dann stehe ich auf. Magnus steht vor mir, seine Augen sind gefüllt mit Tränen.
"Grace, in meiner Tasche sind Kekse. Versteckt sie lieber vor Captain Hook." Die Kinder kreischen und sind bereits auf dem Weg ins Haus als ich zu Magnus gehe. Meine Hände schmiegen sich an seine Wangen, er schließt kurz die Augen, seine Lippen beben, ein schluchzen entweicht seinem Mund. Seine Haut ist warm und weich, seine Lippen rosa und seine Augen haben noch immer dieses schöne funkeln.
"Ich liebe dich Baby." Mit diesen Worten vereine ich unsere Lippen, schmecke das salzige Aroma seiner Tränen, verjage es mit meiner Zunge. Magnus Küsse sind wie immer zart und liebevoll, weich und wunderbar elektrisierend, berauschend und ein Versprechen nach mehr.
Seine Arme liegen fest um meinen Körper, diesen eng gepresst an seinen, den Wunsch das es nie endet. Das diese Berührung, diese Umarmung, dieser Kuss für die Ewigkeit währt.
"Willkommen zuhause Liebling. Ich liebe dich auch."
Seine Stimme ist nur ein Hauchen, zittert leicht. Ein Kuss auf die Nasenspitze und dann löse ich die Kette von meinem Hals, ziehe den schwarzen Ring mit dem funkelnden Stein ab. Magnus Hand zittert als ich seinen Finger mit dem Ring vereine. Dieses Ritual haben wir beibehalten. Bin ich zuhause bei Magnus, steckt der Ring an seinem Finger. Bin ich von ihm getrennt, hängt dieser Ring an meiner Kette um meinen Hals. Sein Gewicht und die kühle des Metalls erinnert mich jeden Tag daran was zuhause auf mich wartet.
Die Liebe meines Lebens. Magnus Lightwood.
❤ ~ENDE~ ❤
Für jeden Autor stellt sich am Anfang einer Idee immer die Frage, wo soll die Reise hingehen, was werden die Protagonisten erleben? Glück, Liebe, Drama, Trauer? Und danach die Frage, was denken die Leser darüber.
Das niemand von euch Malecanier mit Alecs Tod zufrieden ist wusste ich vorher. Es ist ein wahnsinnig hohes Risiko Alec sterben zu lassen. Aber ich wollte es unbedingt schreiben. Ich liebe das Risiko, die Herausforderung, einen etwas unkonventionellen Weg. Für mich stand von Anfang an fest, dass Magnus das nur träumen wird. Denn das ist seine größte Angst. Alec zu verlieren. An den Tod. Etwas endgültiges und unwiderbringliches. Etwas, dass jeden von uns treffen wird. Irgendwann.
Ich bedanke mich bei allen LeserInnen 📚, VoterInnen ⭐, KommentierInnen ✏.
Es war eine emotionale Reise mit Höhen und Tiefen. Auch für mich.
Danke an meinen MalecEngel für den letzten Schubs und das schöne Lied.
Wenn ihr aufmerksam seid, erfahrt ihr schon jetzt den Titel der neuen Story. Wenn sie an den Start geht, die Story fertig und ausgereift ist, werde ich euch darüber informieren.
Eure RaKo 🏹🔮🏳️🌈 In diesem oder einem anderen Leben...
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