Wut

Am nächsten Morgen halten Sasuke und ich vor der Schule. Er ist nicht besonders gut drauf. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass er jetzt weiß, was Sasori getan hat oder daran, dass er gestern einfach zu viel getrunken hat. Als Sasuke geparkt hat und wir aussteigen, kommt Naruto auf uns zu. Er mustert uns von oben bis unten und grinst dann. „Ihr seht scheiße aus. Was habt ihr gestern denn angestellt?" Sasuke brummt ihn genervt an. „Kümmere dich um deinen eigenen Mist. Du siehst auch nicht gerade gut aus." Ich sehe mir Naruto genau an. Naja, ganz unrecht hat Sasuke nicht. Naruto hat Augenringe, seine Haare sind nicht gekämmt und er wirkt irgendwie nicht ganz so aufgedreht wie sonst. „Ach, ich hab nur verschlafen." Ich nehme mir vor ihn nachher nochmal darauf anzusprechen. Aber erstmal möchte ich selber wach werden und irgendwie den Tag überstehen.

Wir gehen ins Schulgebäude und laufen dabei an Sasori und seinen Freunden vorbei. Naruto grinst und stoppt vor meinem Exfreund. „Hey Sasori, wusste gar nicht, dass deine Augenfarbe blau ist. Aber sieht spitze aus." Sasori ballt die Fäuste, dennoch ist es nicht er der antwortet, sondern einer seiner Freunde. Deidara. Er erinnert mich stark an Naruto. Beide sind blond und dafür bekannt, Klassenclown ihrer Stufe zu sein. „Witzig, Uzumaki. Pass lieber auf, dass du nicht genauso aussiehst, wenn du den Mund zu weit aufreißt." Itachi grinst und hält Deidara in Zaum. „Lass stecken, Naruto hat doch Recht. Sasori sieht doch gut aus" Alle lachen, nur Sasori nicht. Ich ziehe Naruto am Arm, damit wir weiter gehen können. Ich will einfach nur weg.

Etwas später, während der Mittagspause, laufe ich suchend durch die Mensa. Ich halte Ausschau nach Naruto, kann ihn aber nirgendwo entdecken. Allerdings finde ich Hinata. Sie sitzt alleine an einem Tisch und wirkt sehr vertieft in ein Geschichtsbuch. Seufzend setze ich mich neben sie. „Hey Hina, du hast nicht zufällig irgendwo Naruto gesehen, oder?" Ihre Wangen verfärben sich rot und sie sieht mich nicht mehr an. Ihre Antwort ist ein Flüstern. „Äh. Ich...ich schätze, du... du solltest ihn nicht suchen." Ich setze gerade an, um zu fragen, wieso ich Naruto nicht suchen sollte, als ich meinen Namen höre. „Sakura?" Ich drehe mich um und blicke in Itachis Augen. „Hey, was gibts?" Er wirkt gestresst. „Sorry, dass ich störe. Ich finde du solltest dir was ansehen." Ich sehe Hinata entschuldigend an. „Tut mir leid, ich schreib dir nachher mal, okay?" Sie lächelt mich erleichtert an. „In Ordnung" Dann folge ich Itachi nach draußen. Was sollte denn jetzt so wichtig sein? Und Hinata war auch irgendwie merkwürdig.

Auf dem Schulhof angekommen, erblicke ich zwei beunruhigende Szenarien.
Das eine sind Naruto und Kiba, die sich lautstark streiten. „Ich hab's dir doch schon gesagt, deine Meinung interessiert mich nicht! Wir sind befreundet und daran wirst du nichts ändern!" Naruto schubst Kiba wütend weg. „Verarsch mich doch nicht!" Dieser landet auf seinem Hintern und ist jetzt erst so richtig wütend. „Das hast du nicht umsonst gemacht, Uzumaki" Kiba steht auf und stürmt auf Naruto zu, sodass die beiden in eine Kampelei verfallen. Die beiden beschimpfen sich, spucken sich gegenseitig an und schubsen sich immer wieder. Einige Schläge werden ausgeteilt. Erschrocken lege ich meine Hände auf meinen Mund. Ich weiß nicht was ich tun soll. Wo sind denn die Lehrer, wenn man sie mal braucht? Ich kann nicht länger einfach da stehen und nichts tun. Also schnappe ich mir in der ersten Gelegenheit, die sich bietet, Narutos Arm und versuche ihn zur Seite zu ziehen. Er ist so in Rage, dass er mich dabei wegstößt und jetzt bin ich es, die auf den Boden fällt. Nur im Augenwinkel sehe ich, wie Sasuke auftaucht und Itachi dazu auffordert, ihm dabei zu helfen, die beiden zu trennen. Itachi zieht Kiba weg und Sasuke packt Naruto an beiden Armen. „Spinnst du eigentlich? Hast du Sakura überhaupt bemerkt?" Die beiden Streithähne stehen nun endlich weit genug voneinander entfernt. Itachi löst seinen Griff und Kiba stürmt davon. Naruto sieht schuldbewusst zu mir. Ich bin mir sicher, dass er sich gerade entschuldigt, doch ich höre ihn nicht. Ich bin viel zu fixiert auf Sasori, der etwas weiter weg steht und die Hand eines mir unbekannten Mädchens hält.

Die Schüler, die gerade alle noch gespannt um Naruto und Kiba herum standen, lösen sich nach und nach auf, bis nur noch Itachi, Sasuke und Naruto da sind. Ich bin wie erstarrt und immer noch nicht aufgestanden. Niemand außer mir, scheint Sasori bemerkt zu haben. Ich lege meine Hand auf meine Brust, weil ich einen Stich in meinem Herzen fühle. Ich versuche dagegen zu drücken, doch das Stechen geht nicht weg. Viel zu spät nehme ich Sasuke wahr, der sich vor mich gehockt hat. „Saku? Schaust du durch mich durch?" Ich fixiere seine Augen und blinzle eine Träne weg. „Sorry, mach dir keine Gedanken. Bei mir ist alles okay." Mein bester Freund schüttelt den Kopf. „Sakura, sei ehrlich zu mir. Was tut dir weh?" Mein Herz schreie ich innerlich, doch da ich mich immer noch wie betäubt fühle, kann ich darüber nicht sprechen. Ich schlucke, um mich zu sammeln und lege meine Konzentration auf den Rest meines Körpers. Ich spüre ein leichtes Brennen an meinen Händen und schaue auf die Schürfwunden, die sich auf ihnen befinden. Ich habe den Sturz abgefangen, wobei das hier passiert sein muss. Außerdem zieht es an meinem linken Schienbein. Ich sehe einen größeren roten Fleck darauf, der sicher heute Abend blau sein wird. Und ich erkenne eine kleine Wunde darüber, die ein wenig blutet. „Meine Hände und mein Schienbein tun etwas weh, aber ist wirklich halb so wild." Sasuke umfasst meine Handgelenke und zieht mich nach oben. „Vielleicht gehen wir mal zur Schulkrankenschwester. Und Naruto nehmen wir gleich mit." Ich werfe einen Blick auf diesen und erschrecke. Er sieht schlimm aus. Seine Lippe blutet und seine Stirn ist schweißnass. Er hat überall Schürfwunden. Aber noch viel mehr fallen mir seine Augen auf. Ich lese darin Wut und Schmerz. Meine müssen genauso aussehen.

Itachi sieht mich nachdenklich an, als ich fertig damit bin, Naruto zu mustern. „Sakura? Wieso warst du gerade so abwesend?" Ohne hinzusehen, deute ich in die Richtung, in der ich Sasori vermute. Zum Glück muss ich nichts sagen. Itachi knurrt sauer auf und verabschiedet sich von uns. Ich sehe ihm nicht nach und lasse mich von Sasuke bis zum Eingang stützen. Den Anblick von Sasori und dem Mädchen könnte ich kein zweites Mal ertragen, obwohl sich das Bild sowieso längst eingebrannt hat.

Es ist Naruto der an Shizunes Tür anklopft. Sie öffnet die Tür und sieht uns erstaunt an. „Habt ihr beiden euch geprügelt?" Sasuke schüttelt den Kopf. „Nur Naruto, Sakura ist bloß dazwischen geraten." Shizune seufzt und lässt uns ins Krankenzimmer. Sie ist die Schulkrankenschwester und die Vertrauenslehrerin. Sie deutet mir an, mich zu setzen und das Bein hochzulegen. Naruto setzt sich ebenfalls. Dann sucht sie in einigen Fächern nach Bandagen und Pflastern, wie ich annehme. Als sie alles gefunden hat, tupft sie mit einem Tuch den Dreck von meinen Händen ab. „Hier werden wir keinen Verband brauchen, aber Versuch keinen Schmutz an die Wunden kommen zu lassen." Ich nicke, während sie mein Bein ebenfalls abtupft und dann ein Pflaster aufklebt. „Das hier ist glücklicherweise nicht so tief, wie ich zuerst dachte." Dann gibt sie mir einen Kühlakku und fordert mich dazu auf, den roten Fleck ein bisschen zu kühlen, damit dieser später nicht ganz so schlimm aussieht. Dann begutachtet sie Naruto. Erst seine Lippe, für die sie ihm einen Tupfer gibt, um das Blut zu entfernen. Dann schaut sie Narutos Seite an, die von einer großen Blessur gezeichnet ist. „Sieht alles schlimmer aus, als es ist. Ich mache dir einen Verband für deine Hüfte und dann müsste alles schnell heilen." Shizune geht kurz an einen Kühlschrank und sucht nach einer Salbe. Sasuke sieht fragend zu Naruto. „Warum hast du dich eigentlich mit Kiba geprügelt? Ging es wieder um Hinata?" Er verdreht genervt die Augen. „Ja, ich habe die beiden gestern zusammen gesehen. Sie haben sich geküsst." Mir fällt die Kinnlade runter und auch Sasuke wirkt überrascht. „Bist du sicher?" Naruto funkelt ihn wütend an. „Denkst du, ich weiß nicht, wie ein Kuss aussieht?" In der Zwischenzeit kommt Shizune wieder und legt den Druckverband an. „Kiba, also, ja? Muss ich mir den auch anschauen?" Naruto schüttelt den Kopf, doch ich nicke. Shizune lächelt. „Wenn ihr möchtet, könnt ihr jetzt in den Unterricht zurück." Wir stehen vorsichtig auf und gehen Richtung Tür. Dann hält uns Shizune doch nochmal auf. „Ach, Sakura? Solltest du noch ein Problem haben, weißt du ja wo du mich findest." Ich sehe sie erstaunt an, doch ihr Blick ist wissend und eindringlich.
Ich sage gar nichts.

Am Nachmittag sitze ich bei den Uchihas zuhause. Allerdings ist es nicht Sasuke, den ich besuche, sondern Itachi. Er hatte mir kurz vorher eine Nachricht getippt und ich hab mich gleich auf dem Weg zu ihm gemacht. „Wo ist denn eigentlich Sasuke?" Itachi zuckt die Schultern. „Ich dachte, das wüsstest du besser als ich. Ich schätze beim Training oder so." Stimmt, das könnte sein. „Warum wolltest du, dass ich her komme?" Itachi läuft in der Küche auf und ab. Ich beobachte ihn dabei, während ich auf einem Barhocker am Tresen sitze. „Es ist wegen Sasori... ich bin wahnsinnig wütend auf ihn. Und ich hasse das!" Ich möchte ungern über meinen Exfreund reden, spüre aber, dass Itachi etwas auf dem Herzen hat. „Was hasst du?" Er beendet sein Gelaufe und lässt sich ebenfalls auf einen Hocker sinken. „Dieses Gefühl wütend zu sein. Es bringt mich nicht weiter. Und an der Sache mit Sasori ändert das auch nichts. Verstehst du?" Ich nicke, obwohl ich nicht genau weiß, worauf er hinaus will. Deshalb warte ich bis er weiter spricht. Itachi seufzt. „Das Mädchen...das ist meine Exfreundin Mira." Ich schaue ihn überrascht an. „Oh." Er nickt ernüchtert. „Ich bin über Mira hinweg. Das ist nicht das Problem. Aber weißt du...auch wenn sich Sasori gerade wie ein Arsch verhält, weil er über eure Trennung nicht hinweg kommt...ich dachte wir wären loyal. Man fängt doch nichts mit der Ex von seinem Kumpel an!" Er wirkt gleichermaßen wütend und nachdenklich. Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. Itachi steht wieder auf und sieht nachdenklich aus dem Fenster. „Ich fühle mich irgendwie verraten... was würdest du an meiner Stelle machen?" Nun bin ich die, die aufsteht. Ich nehme zwei Gläser und suche im Kühlschrank der Uchihas nach irgendetwas, das Alkohol enthält.

„Ich weiß nicht, was ich davon halten soll!? Wie kann man so sein? Ich verstehe das einfach nicht!" Ich bin in absolute Empörung geraten, während ich mit Itachi über Sasori geredet habe. Wir befinden uns in Itachis Zimmer. Eine leere Rumflasche liegt auf dem Boden. Itachi lacht, völlig benebelt vom Alkohol. „Ich versteh dich schon, aber wir sollten etwas leiser sein. Sasuke müsste mittlerweile wieder zuhause sein." Ich stimme in dein Lachen ein und versuche etwas leiser zu kichern. Es fühlt sich verrückt an. Ich bin wahnsinnig wütend, aber es hat etwas verbotenes mit Itachi hier zu sein. Und ich bin betrunken. Eigentlich sind das gerade zu viele widersprüchliche Gefühle, aber irgendwie lässt der Rum das alles egal wirken. Itachi öffnet eine zweite Flasche und macht sich nicht mal mehr die Arbeit sein Glas zu füllen. Er trinkt einen Schluck aus der Flasche und reicht sie an mich weiter. Ich trinke ebenfalls und schaue mir Itachi von der Seite an. Er hat dieselben schwarzen Augen wie sein kleiner Bruder. Er ist aber muskulöser und ein kleines Stück größer. Er sieht gut aus.

Nach einer weiteren Stunde reden wir nur noch über Quatsch. Nichts von dem, was wir sagen, folgt irgendeiner Logik. Ich kichere über etwas, das Itachi gesagt hat und rutsche dabei beinahe von seiner Couch, auf der wir beide sitzen. Er fängt mich ab, indem er mich am Oberschenkel fest hält. Seine Hand ist dabei gefährlich nah an meinen Schenkeln. Mein Grinsen verschwindet und ich verliere mich in Itachis Blick. Minutenlang sehen wir uns einfach in die Augen. Kurz schweifen dabei meine Gedanken an Sasori und Mira ab. Itachi scheint es genauso zu gehen, denn wir schütteln fast gleichzeitig den Kopf. Als könnten wir das Bild so los werden. Ganz plötzlich spüre ich Itachis Lippen auf meinen. Erst bin ich überrascht, doch dann lasse ich mich darauf ein. Er beugt sich dabei über mich, sodass ich irgendwann unter ihm liege. Unsere Küsse sind intensiv. Ich denke nicht mehr und bin gar nicht mehr erstaunt, als meine Hände plötzlich über Itachis Oberkörper fahren. Es fühlt sich richtig an. Itachi steht auf und zieht mich in die Richtung, in der sein Bett steht. Doch er drückt mich an die nächstbeste Wand und fängt an meinen Hals mit Küssen zu bedecken. Ich erschaudere. Das hier ist definitiv gut. Im Rausch wandern meine Hände zum Reißverschluss seiner Jeans. Itachi grinst kurz, stoppt mich aber indem er seine Hand auf meine legt. Dann zieht er mich endgültig zu seinem Bett und gibt mir einen kleinen Schubs, sodass ich mich liegend darauf wiederfinde. Wir küssen uns immer noch und ich spüre, dass es plötzlich wieder meine Wut auf Sasori ist, die mich steuert.

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