Verletzte Gefühle

Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Wieso reagiere ich gerade so über? Ich bin einfach weggegangen, wie ein beleidigtes Kind. Die Situation war doch eindeutig. Sasuke wollte mir antworten, aber konnte nicht, weil Karin kam. Und so wie es aussah, wollte er mit ihr sprechen, um sie vielleicht darum zu bitten, endlich mit Naruto zusammen zu arbeiten. Naruto stand schließlich daneben. Was sollte er auch sonst von ihr wollen? Aber ich bin verletzt. Er hat mich schon wieder zurück gewiesen, genau wie gestern Abend. Und scheinbar hat Naruto bei ihm geschlafen. Wieso wollte er seine Zeit nicht mit mir verbringen? Sasuke hat gestern gesagt, er würde mich mit zu sich nehmen, wenn die Situation mit seinen Eltern gerade nicht so wäre. Meine Gedanken rasen. Was habe ich falsch gemacht? Ist er es leid mit mir befreundet zu sein? Ich verstehe gar nichts mehr. Ich bin solange gelaufen, bis ich an der nächsten Bushaltestelle stehe. In diesem Moment klingt mein Handy. Es ist Sasuke, der anruft, doch ich drücke ihn weg. Ich kann das gerade nicht. Als der Bus kommt, steige ich ein. Doch wo will ich eigentlich hin? Ich sehe aus dem Fenster, sehe die Häuser und Bäume vorbei ziehen. Ich war so gedankenverloren dabei, dass ich mittlerweile an der Endhaltestelle bin. Ob ich will oder nicht, ich muss hier aussteigen.

Die Luft draußen macht meinen Kopf etwas freier. Dass es im Bus so stickig war, hat mich nur noch mehr in meine Gedankenwelt abtauchen lassen. Nichts desto trotz, muss ich mir überlegen, was ich nun tun werde. Seufzend hole ich mein Handy aus der Tasche. Ich ignoriere einen weiteren verpassten Anruf von Sasuke und zwei von Naruto. Ich schaue meine Kontakte durch und überlege wer mir jetzt helfen könnte. Eigentlich möchte ich gerade niemanden sehen. Dennoch wähle ich einen Kontakt aus und drücke auf das Anrufsymbol.

Es vergehen 20 Minuten in denen ich warte, dass ich abgeholt werde. Umso erleichterter bin ich, als ich Itachis Auto sehe. Er hält den Wagen neben mir und ich steige auf der Beifahrerseite ein. „Danke, dass du mich abholst." Er wartet bis ich mich angeschnallt habe und startet dann den Motor. „Kein Problem, aber erklärst du mir auch, wie du ausgerechnet am anderen Ende der Stadt gelandet bist?" Ich lehne mich in den Sitz und schaue Itachi von der Seite an. „Tut mir leid, ich wusste nicht wen ich anrufen sollte. Ich hab mich kindisch verhalten und deshalb bin ich hier." Er wirft mir einen fragenden Blick zu. „Das erklärt gar nichts, Sakura. Was ist denn passiert?" Das weiß ich selber nicht. „Keine Ahnung, Itachi." Er überlegt intensiv, bevor er die nächste Frage stellt. „Hat Sasori irgendwas angestellt?" Ich schüttle den Kopf. „Nein, irgendwas ist mit Sasuke und mir. Irgendwas, dass ich nicht verstehe." Er zieht eine Augenbraue in die Höhe und ein kaum sichtbares Lächeln ziert seine Mundwinkel. „Erzähl mir mehr." Ich seufze und schaue aus dem Fenster, weil es mir irgendwie peinlich ist. „Ich hab Angst, dass du mich auslachst." Er schaut konzentriert auf die Straße. „Werd ich nicht. Sag mir, was los ist." Ich atme tief durch. „Sasuke war gestern bei mir. Er hat mich nachhause gefahren und ich wollte, dass er bleibt. Aber er ist nicht geblieben. Er meinte, dass er sich gerade unwohl fühlt in meinem Haus, weil alles so verlassen ist. Er hat aber auch gesagt, dass er mich nicht mit zu sich nehmen kann. Wegen euren Eltern. Heute früh hat er mich aber abgeholt und da hatte er Naruto dabei. Also gehe ich davon aus, dass er keine Zeit mit mir verbringen wollte, mit Naruto aber schon. Ich hab mich so zurückgewiesen gefühlt. Und dann wollte ich nach der Schule mit ihm reden. Eben genau über diese Sache. Aber da hat er mich abgeblockt, weil es wichtiger war mit Karin zu reden." Itachi lächelt mich aufmunternd an. „Sakura, das ist niemals die ganze Geschichte. Sasuke hasst Karin. Er würde mit absolut jedem Menschen lieber reden als mit ihr." Ich zucke mit den Schultern. „Ich denke es ging um eine Projektarbeit, bei der Naruto und Karin zusammen arbeiten. Naruto kommt nicht vorwärts, weil Karin nicht mitarbeitet. Ich denke, deshalb hat Sasuke mit ihr geredet." Itachi legt mir kurz beruhigend seine Hand auf den Oberschenkel. „Und was ist dann passiert?" Ich schaue ihn nicht an, als ich antworte. „Er hat mich da so stehen lassen und ich bin dann einfach gegangen. Und dann saß ich im nächstbesten Bus und bin hier gelandet." Itachi lächelt sanftmütig. „Ach Sakura, und wieso läufst du einfach weg?" Ich spüre wie meine Wangen rot werden. Ich schaue ganz schnell weg. „Ich schätze ich war eifersüchtig. Ich habe Angst, meinen besten Freund zu verlieren." Itachi schmunzelt, als würde er etwas verstehen, dass ich gerade nicht verstehen kann. „Wo soll ich dich hinfahren?" Ich schaue ihn nochmal kurz an. Er sieht Sasuke so ähnlich. Dieselben dunklen Augen, schwarze Haare und ihr Körperbau ist sehr ähnlich. Itachi ist größer und seine Haare sind länger. Aber keiner der beiden kann abstreiten, dass sie Brüder sind. „Ich weiß es nicht." Er lächelt und steuert das Auto auf einen Parkplatz in der Nähe. Wir sind in der Nähe eines Teiches. Itachi parkt und schnallt sich ab, ich tue es ihm nach. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. „Also Saku, ich finde, du.." Er hat auch eine ähnliche Stimme wie Sasuke. Wieso konzentriere ich mich gerade so sehr darauf? Ich fühle mich so verloren, einsam und traurig. Ich unterbreche, was auch immer Itachi gerade sagen wollte. Ich greife nach seinem Gesicht, drehe es zu mir und küsse ihn. Er ist kurz erschrocken. Dann lehnt er sich nach hinten und drückt mich sanft von sich weg. „Sakura, stop." Und wieder fühle ich mich zurückgewiesen. Mir läuft eine Träne über die Wange. Ich bin wie gelähmt und kann nichts sagen. Itachi schüttelt den Kopf und wischt mir die Träne weg. „Sakura, es ist alles in Ordnung. Aber das hier, wollten wir nicht mehr machen. Und das tun wir auch nicht. Du kannst nicht deinen Schmerz nehmen und ihn mit mir verarbeiten. Du bist besser als das hier...setz sich mit deinen Gefühlen auseinander. Und du kannst nicht immer mit mir rum machen, wenn dir jemand weh getan hat." Ich nicke, kann meine Tränen aber nicht zurück halten. „Es tut mir so leid" Er lächelt und nimmt mich in den Arm. Er streicht mir beruhigend über den Rücken. „Schon gut. Du, Saku?" Ich sehe ihn auffordernd an, damit er weiter spricht. „Ist was zwischen dir und Sasuke passiert? Irgendein Gespräch oder so?" Ich verstehe nicht ganz was er meint, aber ich verneine. „Ich hab nur Angst, ihn zu verlieren." Er drückt mich noch einmal ganz fest und löst die Umarmung dann wieder. „Ich versichere dir, die Angst ist komplett unbegründet."

Wir haben noch einige Zeit da gesessen und geredet. Irgendwann hab ich mich dann beruhigt. Danach sind wir zum Uchiha-Anwesen gefahren, wo wir gerade zur Tür herein kommen. Schon im Flur kommt uns Sasuke entgegen. Er wirkt gleichermaßen überrascht und erleichtert mich zu sehen. Zur Begrüßung zieht er mich in seine Arme. Das ist schön. Die Umarmung dauert lange. „Ich bin so froh dich zu sehen." Ich umarme ihn fester. „Tut mir leid, falls du dir Sorgen gemacht hast." Er löst unsere Umarmung und sein Blick wird ernst. „Wir sollten mal reden, oder?" Itachi, der etwas unbeholfen neben uns steht, will an uns vorbei gehen. „Ich lass euch dann mal alleine." Sasuke stoppt ihn. „Vater wartet im Büro auf dich." Itachi verdreht die Augen. „Danke fürs Bescheid geben. Ihr solltet vielleicht nicht im Haus miteinander reden. Das regt unseren Vater nur auf." Sasuke nickt „Bis später." Dann deutet er mir an, ihm zu folgen und wir gehen nach draußen. „Hast du vielleicht Hunger?" Ich überlege, ich empfinde gerade alles und irgendwie auch nichts. „Ich denke schon." Sasuke zieht seinen Autoschlüssel aus der Tasche und wir setzen uns in sein Auto. Dann fahren wir zu einem Restaurant. Als wir davor halten, bin ich nervös und auch verwirrt. Ich fühle mich so unbeholfen in seiner Nähe. Ich weiß nicht, seit wann das so ist.

Drinnen angekommen, suchen wir uns einen Tisch und blättern in der Speisekarte. Als der Kellner kommt bestellt sich Sasuke eine Cola und ich mir einen Eistee. Wir fangen erst an miteinander zu reden, als der Kellner ein zweites Mal kommt, unsere Getränke bringt und unsere Bestellung aufnimmt. Eine Suppe und einen Salat für mich und Gemüselasagne für Sasuke. Der Kellner geht weg und mein bester Freund räuspert sich. „Ich weiß nicht, wie ich dieses Gespräch anfangen soll, Saku. Kannst du mir vielleicht einfach sagen, was ich falsch gemacht habe?" Ich nippe an meinem Eistee und stelle das Glas wieder auf den Tisch. „Ich komme mir aber dumm und kindisch vor, wenn ich dir das sage." Er schüttelt den Kopf. „Quatsch, wir reden doch sonst auch über alles." Ich seufze und es ist mir peinlich ihm das zu sagen. „Es ist wegen gestern." Sasuke schaut mich schuldbewusst an. „Weil ich gegangen bin?" Ich sammle mich. „Nicht nur das. War Naruto die Nacht bei dir?" Jetzt sieht er noch schuldiger aus. „Ja, wir haben die ganze Nacht gezockt und geredet." Ich spüre einen Stich in meinem Herzen. „Also wolltest du einfach keine Zeit mit mir verbringen." Sein Gesichtsausdruck ist erschrocken. „Doch Sakura, natürlich. Aber gestern war's zwischen uns so beklemmend. Euer ganzes Haus ist so beklemmend." Ich kann das nur teilweise verstehen und das sage ich ihm auch. „Da hast du Recht. Aber du wolltest auch nicht, dass ich mit zu dir komme. Aber Naruto konnte zu dir. Stört deine Eltern das etwa nicht?" Ich kann seinen Blick diesmal nicht ganz deuten. „Ich hab meine Eltern gestern nicht mehr gesehen. Keine Ahnung, ob sie überhaupt da waren. Ich musste mit Naruto reden." Das verstehe ich nicht. „Kannst du nicht mehr mit mir reden, wenn du Probleme hast?" Sein nächster Satz erschreckt mich. „Was, wenn du das Problem bist?" Ich reiße meine Augen weit auf. Was meint er damit? Was hab ich gemacht, um plötzlich ein Problem für ihn zu sein. „Aber...wieso?" Er will gerade etwas sagen, doch der Kellner kommt und stellt unser Essen vor uns ab. Wir bedanken uns und er geht wieder weg.

„Du bist kein Problem. Das war falsch formuliert. Ich hab ein Männergespräch gebraucht. Du bist die allerbeste Freundin auf der Welt, aber manche Dinge berede ich dann doch lieber mit Naruto." Ich stochere mit der Gabel in meinem Salat herum und sehe Sasuke nicht an. Ich fühle mich nutzlos und zurückgewiesen. „Okay." Sasuke greift über den Tisch und umfasst mein Handgelenk. „So hab ich das nicht gemeint." Ich schüttle seine Hand ab und ziehe meine weg. „Was für Dinge kannst du denn nicht mit mir bereden? Du hast gesagt, wir reden über alles. Das ist keine 5 Minuten her." Er sieht frustriert aus, als wüsste er nicht, wie er mir die Sache erklären soll. „Sakura..." Er macht eine Sprechpause. Dann sammelt er sich wieder und spricht weiter. „Sorry, wenn das jetzt irgendwie zu viel ist. Aber du bist attraktiv, sehr sogar. Ich kann nicht ohne einen Hintergedanken zu haben neben dir schlafen. Wir sind seit ewigen Zeiten miteinander befreundet. Aber du machst auch gerade viel durch. Und ich verstehe es vielleicht nicht ganz. Ich hatte noch keine Langzeitbeziehung. Ich weiß nicht, was ich dir wegen Sasori raten soll. Und du hast mit meinem Bruder...naja du weißt schon. Ich bin emotional und sorry für das Wort, auch sexuell verwirrt." Ich nicke, als würde ich das verstehen. Aber ich verstehe es überhaupt nicht. Was haben Sasori und Itachi überhaupt mit unserer Freundschaft zu tun? „Und wieso kann nicht alles sein wie früher?" Er lächelt, aber sieht dabei traurig aus. „Wahrscheinlich weil so viel los war in letzter Zeit. Es ist gar nicht so einfach mit jemandem befreundet zu sein, der so attraktiv ist. Meine Gefühlswelt steht etwas Kopf. Verstehst du?" Deutet er gerade an, dass er manchmal an Sex mit mir denkt? „Ich bin also attraktiv?" Er lacht. „Definitiv." Endlich spüre ich, wie es zwischen uns wieder lockerer wird. Sasuke beginnt zu essen und ich tue es ihm nach.

Nachdem wir gegessen haben, hat Sasuke darauf bestanden zu bezahlen. Nun sitzen wir in seinem Auto und fahren ziellos durch die Gegend. „Sasuke? Seit wann fühlst du dich so?" Ich spreche es nicht aus, aber er weiß, dass ich über die sexuelle Spannung rede, die seiner Meinung nach zwischen uns liegt. „Seit du nicht mehr mit Sasori zusammen bist." Es hört sich wie eine Lüge an, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Er spricht weiter. „Du warst plötzlich nicht mehr Sasoris Freundin. Und... ach keine Ahnung, vergiss es. Der Punkt ist, ich kann nicht einfach entspannt neben dir schlafen." Ich nicke, obwohl mich die Aussage schon etwas verletzt. Ich versuche aber mich nicht wieder davon runterziehen zu lassen. „Also erstmal keine Übernachtungen mehr?" Er wirkt unsicher, als würde er auch nicht wissen, was die Lösung für das Problem ist. Doch dann nickt er. „Vielleicht erstmal nicht." Ich sehe aus dem Fenster. Draußen wird es langsam dunkel. Wir sind schon eine Weile unterwegs. „Musst du nicht langsam nach Hause? Deine Eltern fragen sich bestimmt wo du bist." Sasuke verkrampft sich. „Wahrscheinlich schon. Aber ich genieße es, Zeit mit dir zu verbringen." Das wärmt mein Herz. Ich betrachte ihn. Kurz denke ich an meine Beziehung mit Sasori. Wir sind auch oft einfach mit dem Auto durch die Gegend gefahren und haben geredet oder Musik gehört. Ich weiß, dass ich unsere Trennung verarbeitet habe, als er mich im Club geschubst hat. Doch die körperliche Nähe fehlt mir. Mit Itachi zu schlafen hat sich angefühlt, als könnte ich diesen Verlust ausgleichen. Aber das geht nun nicht mehr. Während ich das alles überdenke und im gleichen Moment zu Sasuke schaue, kommt mir ein merkwürdiger Gedanke. Und ich fühle Aufregung. Mein Magen wird flau und ich spüre, dass mein Herz etwas doller schlägt. Verdammte Hormone! Ich drücke den Gedanken weg, bevor ich ihn richtig zu Ende denken kann. Ich muss vollkommen verrückt sein...

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