Mein bester Freund

Sasuke und ich stehen in der Küche und warten auf unser Essen. Nachdem ich ihn gebeten habe zu bleiben, haben wir beide ziemlich großen Hunger bekommen. Wir haben uns eine Pizza in den Ofen geschoben, die aber noch einige Minuten braucht. Sasuke wirft einen Blick aus dem Fenster und ich kann nicht anders, als ihn dabei anzuschauen. In den letzten Jahren hat er viel breitere Schultern bekommen. Mir ist das bis eben gar nicht so aufgefallen, aber bis auf die Frisur, wird er seinem Bruder äußerlich immer ähnlicher. „Wo ist eigentlich deine Mum?" Ich war so in meinen Gedanken, dass ich seine Frage beinahe überhört hätte. „Sie ist in letzter Zeit selten zuhause. Ich schätze sie ist bei einer Freundin oder so." Er dreht sich zu mir um und seine fast schwarzen Augen treffen auf meine grünen. „Bist du einsam?" Ich zucke meine Schultern. „Ein bisschen vielleicht. Aber ich verstehe sie." Er nickt wissend. „Geht mir mit meinen Eltern genauso."

Sasukes Eltern...das ist so eine Sache. Die Uchihas sind wirklich reich. Sie sind so reich, dass niemand sich traut, über die Familie zu sprechen. Geld gibt einem eine unheimliche Macht. Und die haben sie alle. Ich kenne die Uchihas schon lange. Vor vielen Jahren war meine Mutter mit Sasukes Mutter befreundet. Sie sind auf dieselbe Schule gegangen und haben in ihrer Freizeit einiges unternommen. Irgendwann haben sie sich aus den Augen verloren und als Mikoto Uchiha - Sasukes und Itachis Mutter - Fugaku Uchiha - Sasukes und Itachis Vater - kennenlernte, war's mit ihrer Freundschaft endgültig vorbei. Meine Mum sagt, Fugaku war schon immer unfassbar eitel und sie mochte ihn nicht. Sie hat sich für Mikoto immer jemand gewünscht, der genauso liebevoll ist wie sie. Ich hab genau verstanden was sie meint. Mikoto Uchiha ist ein absoluter Sonnenschein. Sie liebt ihre Jungs und sie hat etwas sehr warmes und herzliches an sich. Fugaku ist eher streng und fordert seine Söhne immer zu Höchstleistungen auf. Fugaku hat in jungen Jahren eine Firma gegründet und ist damit sehr erfolgreich. Ich bin mir sicher, dass er hart gearbeitet hat, um so viel Geld zu besitzen und so erfolgreich zu sein. Aber je reicher er wurde, umso strenger wurde er auch. Ich hab ihn noch nie Lächeln sehen. Jedenfalls sind die beiden so gut wie nie zuhause, da sie wegen ihrer Arbeit viel reisen. Manchmal kommen sie nicht mal an Weihnachten nachhause. Dann schicken sie Itachi und Sasuke teure Geschenke oder Geld, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Ich verstehe nicht, wie sie es schaffen, so selten zuhause zu sein. Sie haben ein tolles Haus, aber wohnen nicht darin. Und ihre Kinder sind einzigartig. Itachi ist ihr Erstgeborener. Er beendet dieses Jahr definitiv als Jahrgangsbester die Schule. Als ich ihn einmal fragte, was er später machen möchte, sagte er, dass das völlig irrelevant wäre. Seine Eltern hätten schon entschieden. Er wird auf die Uni gehen und Betriebswirtschaft studieren. Danach soll er ins Familiengeschäft einsteigen und die Firma eines Tages übernehmen. Er meint, er hat nie eigene Interessen entwickelt, weil er ohnehin wusste, dass er keine andere Wahl hat. Ich finde das traurig, denn Itachi hat sicher viele außergewöhnliche Talente.
Sasuke ist da anders. Er selbst würde das nie zugeben, aber er ist ein Multitalent. Er ist sehr sportbegabt, spielt Football, Basketball und Baseball. Wenn er nicht gerade mit Ballsportarten beschäftigt ist, geht er laufen oder ist im Fitnessstudio. Zuhause liest er. Das mag ich besonders an ihm. Ich kann mit ihm über alle möglichen Bücher sprechen, weil er in den Geschichten so aufgeht. Außerdem spielt er Gitarre und interessiert sich, bei Musik als auch bei Filmen und Serien, für alle möglichen Genres. Er ist vielschichtig und wenn man ihn fragt, was er später machen will, ist seine Antwort immer eine andere. Mal möchte er Mediengestaltung studieren, mal möchte er aus seinem Sport was ernsthaftes machen und manchmal spricht er davon, sich nach der Schule erstmal eine Auszeit zu nehmen, um die Welt zu bereisen. Er redet dann immer davon sich ein Wohnmobil zu kaufen, um einfach frei sein zu können. Ich glaube, dass er selber gespannt ist, was aus ihm nach der Schule wird. Sein Vater hasst das. Er möchte natürlich, dass Sasuke dasselbe tut wie Itachi. Er soll so schnell wie möglich in die Firma mit einsteigen. Mikoto hingegen liebt es, dass Sasuke so ein Freigeist ist. Aber das würde sie vor ihrem Mann nie zugeben.

„Die Pizza ist fertig." Wieder unterbricht Sasuke meine Gedanken. Wir setzen uns an den Tisch und essen zusammen. Es ist schön, nicht allein zu sein. Ich weiß, dass es gemein ist, so etwas zu denken und ich liebe alle meine Freunde sehr. Aber Sasuke liebe ich am meisten. Er versteht mich ohne Worte, weil wir uns schon solange kennen. Und er verurteilt mich so gut wie nie. Er glaubt daran, dass ich alle meine Entscheidungen aus einem guten Grund treffe. Und er glaubt an mich, wenn ich das gerade nicht kann. Manchmal ist es, als würde er meine Gedanken lesen. Er ist nicht so neugierig wie Ino oder Temari, nicht so aufgedreht wie Naruto und nicht so still wie Hinata. Er ist nicht so melancholisch wie Neji oder so zappelig wie Tenten. Er denkt nicht immer nach, bevor er etwas tut, so wie Shikamaru. Und er ist nicht so in sich gekehrt wie Sai. Meine Freunde sind super. Alle haben wunderbare Eigenschaften, aber bei Sasuke bin ich am sichersten. Er tut immer genau, was er möchte und lässt sich nicht verunsichern. Er ist der einzige Mensch, dem ich, ohne zu hinterfragen, alles glauben würde. Viele meiner Freunde sagen, dass Sasuke und ich ein schönes Paar wären. Aber darüber hab ich noch nie nachgedacht. Ich denke, ich könnte nicht damit leben, wenn etwas zwischen ihm und mir anders wäre.

Etwas später sitzen wir wieder in meinem Zimmer. Sasuke tippt auf seinem Handy herum, während ich für eine Mathearbeit lerne, die übermorgen ansteht. Irgendwann habe ich keine Lust mehr. Ich schließe mein Mathebuch und lege es auf meinem Schreibtisch ab. In diesem Moment sehe ich, dass Sasuke mich beobachtet. „Wie lange schaust du mich schon an?" Er grinst. „Eine ganze Weile, ehrlich gesagt. Es ist faszinierend, wie konzentriert du gerade ausgesehen hast." Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, doch er grinst weiter. Eine Weile schweigen wir, doch dann steht Sasuke von meinem Sessel, auf dem er gerade gesessen hat, auf. „Soll ich auch hier übernachten?" Ich sehe ihn entschlossen an. „Das habe ich gemeint, als ich sagte, bleib hier." Er zuckt die Schultern und geht in mein Bad. Ich stehe auf und mache ein paar kleine Handgriffe, um wieder etwas Ordnung in meinem Zimmer zu schaffen. Plötzlich vibriert ein Handy. Es ist nicht meins, sondern das von Sasuke. Fast automatisch, werfe ich einen Blick auf die Nachricht, die kurz aufblinkt.

Von Naruto:
Du solltest es ihr sagen, Kumpel.
Geheimnisse machen Freundschaften nur unnötig kompliziert...

Was soll das bedeuten? Und bin mit ihr vielleicht ich gemeint? Blödsinn. Das hier geht mich nichts an. Ich gehe an meinen Kleiderschrank und hole ein T-Shirt und eine kurze Hose zum Schlafen heraus. Ich ziehe mir mein Top über den Kopf und lasse es auf den Boden fallen. „Sorry, ich..." Ich drehe mich um und sehe in Sasukes erschrockenes Gesicht. Er sieht unsicher aus, doch ich schüttle nur den Kopf. „Du hast mich doch schon in Bikini gesehen. So viel anders ist das hier nicht. Aber wenn du dich unwohl fühlst, kann ich mich im Bad zu Ende umziehen." Ich ziehe mein T-Shirt über und nehme die Hose mit ins Bad. Ich ziehe mich um und putze meine Zähne. Dann gehe ich zurück in mein Zimmer, wo Sasuke immer noch genauso da steht, wie eben. „Sakura, sorry echt. Ich wollte nicht so rein platzen." Ich lache. „Ich hab doch schon gesagt, dass alles okay ist. Worüber machst du dir denn Gedanken?" Er zuckt die Schultern. „Ich fand's einfach irgendwie blöd von mir." Ich gehe auf ihn zu und umarme ihn. „Mach keine große Sache draus. Wir sollten schlafen gehen." Er nickt, zieht sein Shirt und seine Hose aus und legt sich nur in Boxershorts neben mich ins Bett. Mein Bett ist ziemlich groß, deshalb ist auch viel Abstand zwischen uns. Sasuke liegt an der Wand. Als sein Handy vibriert, frage ich ihn, ob ich aufstehen und es ihm holen soll, doch er verneint das. Dann kommen wir langsam zur Ruhe. Wir reden nicht und liegen einfach nur da, bis er die Stille unterbricht. „Saku?" Ich drehe mich auf die Seite, um ihn ansehen zu können. „Ja?" Er atmet tief ein und dann wieder aus. „Itachi hat mir vorhin geschrieben, dass unsere Eltern nächste Woche nachhause kommen." Oh, das ist nichts gutes. Ich weiß das. Ich rutsche näher an ihn heran, lege meinen Kopf auf seiner Brust ab und umarme ihn. „Tut mir leid. Wenn du möchtest, kannst du dich hier vor ihnen verstecken. Oder ich übernachte jeden Tag bei euch. Das wird sie wahnsinnig machen!" Er lacht und ich spüre, wie seine Brust dabei vibriert. „Das ist eine gute Idee. Danke, dass du so bist wie du bist." Ich lächle. „Da ist kein danke nötig." Mit diesen Worten schlafen wir ein und ich fühle mich überhaupt nicht einsam.

Sasori presst seine Lippen auf meine, ich lehne mich ihm entgegen und verliere mich in seinem hungrigen Blick. Seine Hände fahren über jede Stelle meines Körpers. Ich weiß, dass es gleich passieren wird. Ich möchte ihn so sehr und lege meine Hand auf seinen Hosenbund, während er mich noch immer gierig küsst. „Sakura?" - „Saku?" - „Aufstehen, Saku!"

Was? Ich schrecke aus meinem Traum auf und schaue in Sasukes neugierige Augen. „Guten Morgen." Ich seufze frustriert auf. Der Traum war so schön und... intensiv. „Morgen." Ich presse unter der Decke meine Beine zusammen. Sasuke kann das nicht sehen, dennoch werde ich rot. Meine Wangen fühlen sich heiß an. Ich schäme mich so sehr. Mein bester Freund hat sich schon aufgesetzt, während ich noch liege. „Alles in Ordnung bei dir?" Ich nicke und stecke mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ja, ich denke schon. Wie spät ist es?" Er schaut auf seine Armbanduhr. „Kurz nach 7." Ich reibe mir Sand aus den Augen und seufze müde auf. „Können wir nicht einfach weiterschlafen?" Er lächelt mich an. „was gutes geträumt?" Zum Glück kann er meine Gedanken nicht wirklich lesen. Ich schüttle den Kopf. „Ne, du?" Er lacht. „Das willst du lieber nicht wissen. Also, wie sieht's aus? Schule?" Ob seine Antwort auf die Frage ein Witz war? Oder hat er wirklich ähnlich geträumt wie ich? Ich finde es klingt so. Ich schiebe den Gedanken beiseite und strecke mich nochmal, bevor ich endgültig aufstehe. „Wir können uns sowieso nicht davor drücken."

Einige Stunden später sitze ich mit Ino auf einer Bank auf dem Schulhof. Sie blättert in einem Modemagazin, während ich Sasuke und Naruto beobachte, die zusammen Basketball spielen. Noch immer denke ich über die Nachricht nach, die ich gestern zufällig auf Sasukes Handy gesehen habe. Ich weiß, dass es mich nichts angeht. Aber ich fühle mich schuldig. Ich war wegen Sasori die letzten Wochen total abgelenkt. Manchmal glaube ich, dass ich gar nicht weiß, was bei meinen Freunden so los ist. „Ino, war ich in den letzten Wochen eine schlechte Freundin?" Sie sieht von ihrer Zeitschrift auf und lächelt aufmunternd. „Ist die Frage ernst gemeint? Du bist und bleibst die allerbeste Freundin, die man sich vorstellen kann. Woher kommen die Zweifel?" Ich lehne mich seufzend zurück. „Ich hab das Gefühl, dass ich wegen Sasori und unserer Trennung gar nicht mitbekommen habe, was bei euch los ist. Ich wusste nicht mal, dass du auf Sai stehst." Sie lacht und packt ihr Modemagazin nun endgültig weg. „Das wusste ich bis vor kurzem selber nicht. Mach dir keinen Kopf." Ich nicke geistesabwesend und sage erstmal nichts mehr. Ino schaut mich neugierig von der Seite an. „Du kannst mir nichts vor machen, Saku. Wo drückt der Schuh? Du hast mich das doch nicht ohne Grund gefragt." Ich mache eine kaum sichtbare Handbewegung in Richtung der Jungs. „Denkst du, dass Sasuke ein Geheimnis vor mir hat?" Ich spüre wie sie neben mir unruhig wird. Sie spricht auch eher stockend, als sie mir antwortet. „Quatsch, ihr seid doch quasi ein Mensch." Sie ist eine schlechte Lügnerin. „Ino...kennst du sein Geheimnis?" Sie schüttelt den Kopf. Viel zu schnell. „Nein!" Ich verdrehe die Augen. Es nervt mich, dass sie etwas weiß, dass ich nicht weiß. Besonders wenn es um meinen besten Freund geht. „Ino!" Sie seufzt und schaut mir direkt in die Augen. „Es ist nicht so, als hätte er etwas erzählt. Er wird dir schon sagen, was los ist, wenn er bereit dafür ist." Diesmal lügt sie nicht. „Und wieso weißt du etwas, wenn er nichts gesagt hat?" Ich spüre, dass sie das Gespräch unangenehm findet. „Intuition. Mehr kann ich dir nicht sagen, Saku. Genau wissen tue ich auch nichts, ich ahne es nur." Naja, hilfreich war das jetzt nicht. Aber mehr werde ich wohl nicht aus ihr heraus bekommen. Ich sehe zu Sasuke, der im selben Moment zu mir schaut. Was geht bloß in ihm vor? Im selben Augenblick wirft Naruto ihn mit dem Ball ab. „Nicht träumen, wir spielen!" Ich grinse Naruto an, der mir nur frech die Zunge rausstreckt. Ich habe wirklich keine Ahnung, was vor sich geht. Aber es fühlt sich so an, als wäre ich die einzige, die nicht kapiert, was los ist.

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