Kapitel 17

"Wo ist denn deine Mum?" "Die ist mit einer Freundin für ein paar Tage weggefahren. Ich hätte theoretisch mitkommen können, aber der Sohn ist so eine anhängliche Nervensäge."

Alex wirft augenverdrehend ihre Jacke einfach auf den Boden und lässt sich auf die Couch fallen. "Ich bin total fertig." "Also so anstrengend war der Tag auch wieder nicht." "Na und? Dafür habe ich heute einiges über meine angeblich beste Freundin erfahren.", erwidert sie grinsend und schaut zu mir hoch.

Ich setze mich kopfschüttelnd neben sie, kann mir ein Lachen aber nicht verkneifen. "Du gehst mir ziemlich auf die Nerven, weißt du das eigentlich?", ziehe ich sie auf, während ich meine Haare zur Seite streiche. Sie mustert mich eingehend, was mich nervös macht. "Was ist?" "Gibt es vielleicht etwas, was du mir noch nicht gesagt hast?"

Was meint sie? Und warum ist sie auf einmal so ernst?

"Ich verstehe nicht-" "Mia, ich weiß, dass ich dir vertrauen kann. Aber ich möchte auch, dass du mir als deine Freundin vertraust." Ich seufze. "Alex, wenn du wieder auf meinen vermeintlichen Schwarm ansprechen willst, dann sage ich es dir nochmal: Es geht dich nichts an!" "Aber warum denn? Das finde ich echt scheiße von dir.", meint sie, sieht mich verletzt an.

Was soll ich denn bitte machen? Es hat sie doch schon total überrascht, dass ich auf Frauen stehe. Wenn ich ihr jetzt auch noch beichte, dass sie das Mädchen meiner Träume ist...dann wird sie sich wirklich von mir abwenden.

Aber was interessiert sie das denn auch so? Ich verstehe es einfach nicht. Sonst ging es immer nur um sie. Und wenn ich ehrlich bin, wünsche ich mir diese Zeit auch zurück. Es ist ja schön, dass es auch mal um mich geht, aber ich habe ihr heute schon so oft deutlich gemacht, dass ich nicht darüber reden will.

Sie setzt sich mir gegenüber in Schneidersitz und nimmt meine Hände. "Mia, du-" "Nein Alex, ich verstehe dich nicht. Wir haben uns gerade erst versöhnt. Warum musst du es also schon wieder kaputt machen?" "Was denn kaputt machen? Ich interessiere mich einfach für dich." Ich schüttle den Kopf und entziehe meine Hände. "Nein, das ist es nicht. Ich kenne dich. Also, was ist mit dir los?"

Meine beste Freundin legt ihren Kopf seufzend auf der Couchlehne ab. "Ich weiß nicht, es ist...das ist das erste Mal, dass ich auf sowas treffe?" Ich sehe sie verwirrt an. "Was meinst du?" "Naja, ähm...eben, dass ein Mädchen ein...anderes Mädchen mag.", murmelt sie, traut sich dabei nicht, mich anzusehen. Ich kann nicht anders, als zu lachen. "Das ist doch jetzt gerade nicht dein Ernst? Ach komm schon, Alex. Viel unterscheidet sich nicht. Es sind genauso Gefühle wie wenn ein Mädchen sich in ein Jungen verliebt." "Und...hast du auch schon ein Mädchen geküsst?"

Welches Mädchen soll ich schon küssen wollen? Keines ist wie sie. Natürlich habe ich schon oft daran gedacht, wie es wäre, ein Mädchen zu küssen.

Weiche Lippen auf meinen zu spüren...auf meiner Wange. Auf meinem Hals...auf meinem Körper.

Doch immer tauchte Alex in meinem Kopf auf.

"Mia, ist alles gut?" Sie schaut mich endlich wieder an und ich kann mich in ihren schönen Augen verlieren. Diese plötzliche Spannung zwischen uns beiden ist zum Greifen nahe. Aber Gott, sie ist meine Freundin! Niemals dürfte etwas zwischen uns passieren. "I-ich bin müde. Ich werde ins Bett gehen."

Sie sieht verwirrt zu, wie ich aufstehe und um die Couch gehe. "Was ist denn plötzlich los?" "Nichts. Ich bin eben müde-" "Das kann doch gar nicht sein. Hör mal, es tut mir leid, falls dich meine Frage jetzt aus dem Konzept gebracht hat. Weißt du, vergiss einfach, dass ich dich das gefragt habe. Wir können uns jetzt was bestellen und einen coolen Film gucken. Was hältst du davon?"

Hoffnungsvoll schaut sie mich an, doch ich schüttle den Kopf. "Das ist echt nett von dir, aber es ist alles gut. Ich will mich einfach nur hinlegen. Du kannst gerne noch hier bleiben. Du musst nicht mitkommen, wenn du noch nicht müde bist. Aber ich will nur noch ins Bett. Sorry."

Alex glaubt mir kein Wort, nickt aber. "Also wenn du das wirklich willst, dann bereite ich wenigstens schon mal das Bett vor, während du dich fertig machst.", meint sie und steht ebenfalls auf. Sie kommt direkt auf mich zu, überrascht weiche ich zurück, sodass ich an der Wand lehne. "Hör mal, ich bin wirklich froh, dass das zwischen uns wieder gut ist. Ich könnte mir ein Leben ohne dir nicht vorstellen, du bist einfach die beste Freundin, die man haben kann."

Sie stützt ihre Hand neben meinem Kopf ab und beugt sich vor. Meine Augen weiten sich, als mir klar wird, was sie vorhat. Einen Moment später spüre ich ihre weichen Lippen, die über meine streichen.

Mein Herz rast wahnsinnig. Diese kleine Berührung stellt mit mir Dinge an...

Grinsend lehnt sie sich zurück und mustert mich. "Wollen wir dann?" Totsl überrumpelt und verwirrt lässt sie mich stehen und ich stehe wie eine vollkommene Idiotin hier und sehe ihr hinterher.

Was zur Hölle war das denn gerade? Warum hat Alex das jetzt gemacht?

"Kommst du, Mia?", höre ich sie rufen. Benommen schüttle ich meinen Kopf, versuche, meine Gedanken zu ordnen, und folge ihr dann in ihr Schlafzimmer.

Diese Nacht wird unerträglich!

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