Kapitel 15
"Okay, jetzt nochmal ganz langsam! Wie du stehst auf Frauen? Seit wann denn das? Und was ist mit diesem Daniel? Ist er eigentlich eine Daniela? Aber das wichtigste, warum hast du mir nichts gesagt?!"
Ich verdrehe die Augen. "Alex, bitte. Mir ist immer noch schwindelig von unserem Beinahe-Crash...also nicht so schnell und vor allem nicht so laut." "Sorry-", sie legt mitfühlend ihren Arm um mich, "geht's wenigstens wieder einigermaßen?"
So habe ich mir mein Outing nun aber wirklich nicht vorgestellt. Zwar wusste ich, dass es nicht einfach wird, aber dass wir vielleicht beinahe ums Leben kommen könnten...Das hätte ich mir dann doch niemals ausgemalt.
Ich bin ja froh, dass nichts passiert ist. Schließlich hätte sonst was passiert sein können, nach Alex' Vollbremsung.
Nach einer kurzen Diskussion mit einem typischen nervigen Spießer, sind wir zu einem unserer Lieblingsplätzen gefahren. Am Fluss konnten wir schon immer abschalten und über alles nachdenken. Und natürlich sind wir auch extra hierhergefahren, um über unsere Probleme derzeit zu sprechen.
"Solange ich später fahren kann, ist alles gut. Du wirst dich erstmal nicht mehr hinters Steuer setzen." Sie schmunzelt und streicht sich eine Strähne hinters Ohr. "Mia, bitte, erkläre es mir. Es wird einfach immer verwirrender." Seufzend lehne ich mich gegen sie. "Wo soll ich denn bloß anfangen?" "Am besten, wann alles anfing."
"Alex, das kann ich ehrlich gesagt gar nicht sagen. Es hat mich...überrollt. Ich weiß nicht, wie ich es sonst erklären soll. Weißt du, man wird nicht so geboren wie man ist, alles entwickelt sich. Nicht nur der Körper und das Gehirn, auch deine Sinneswahrnehmungen...Und ich habe einfach gemerkt, dass ich mich verändert habe. Glaub nicht, dass es mir einfach fiel, sowas vor dir zu verheimlichen. Aber ich musste es erstmal mit mir selber ausmachen. Nur hat das länger gedauert als ich dachte."
Sie greift nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander. "Aber ich hätte dir doch beistehen können. Ich kann mir wirklich gut vorstellen, wie verwirrt man ist, wenn sich die Welt für einen plötzlich um 180° dreht." Ich kann nicht verhindern, dass Tränen über meine Wange rollen. "Süße, nicht weinen! Bitte, sonst fange ich auch noch an."
"Entschuldige...I-ich hatte nur Angst, dass du vielleicht nichts mehr mit mir zu tun haben willst, wenn du weißt, dass ich...lesbisch bin." "Mia, du musst mich doch lange genug kennen, dass du weißt, dass ich dich niemals verurteilen würde. Und dass es mir egal ist, wen du liebst."
Erleichtert atme ich aus. Gott sei Dank ist das jetzt geschafft. Aber meine Liebe gestehen werde ich trotzdem noch nicht. Ein Schritt nach dem anderen gehen und nichts überstürzen.
"Und...hast du jemand bestimmtes im Visier?", fragt sie grinsend, während sie mir über den Arm streicht. Ich reibe mir lachend über die Augen. "Alex, ich heule hier gerade, weil ich mir endlich meine Probleme vom Herzen geredet habe, und was machst du? Fragst gleich nach meinem Liebesleben?" "Hast du denn nun eins?" "Das geht dich gar nichts an, mein Schatz.", erwidere ich mit zuckersüßer Stimme.
Sie drückt mich enger an sich und legt ihr Kinn auf meinen Kopf. "Du bist unfair. Ich sage dir auch alles und gehe sogar auf jedes einzelne Detail ein." "Habe ich dich jemals darum gebeten? Also ich kann mich nicht daran erinnern." "Maus, als beste Freundin ist es deine Pflicht, mir zu sagen, was in deinem Leb-" "Vergiss es, Alex.", unterbreche ich sie wieder. Sie sieht schmollend auf mich herab. Ich schüttle aber grinsend den Kopf.
Ich schließe die Augen und genieße ihre Nähe. Sie weiß nun, dass ich auf Mädchen stehe und ist nicht geflüchtet. Sie sitzt noch immer neben mir und stützt mich.
Gott, wie schwer sie es mir macht, mich zurückzuhalten...am liebsten würde ich sie jetzt einfach nur küssen.
"Würdest du mir vielleicht jetzt verraten, in wen du-" "Alex, nein." Sie seufzt. "Ist doch okay. Man kann es ja nochmal versuchen."
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