Kapitel 14

Es ist Samstag und ich warte auf Alex. Schließlich habe ich mich doch dazu entschieden, mit ihr zu reden.

Wie es ausgeht, wird sich zeigen.

Ich hoffe wirklich, dass sie mich nicht von sich wegstoßen wird, wenn sie von meinem Geheimnis erfährt. Sie als Freundin zu verlieren, wäre das schlimmste, was passieren könnte.

Mama und Papa sind übers Wochenende zu meinem Patenonkel gefahren, ich habe also sturmfreie Bude. Und wer weiß, vielleicht gehen wir später noch zu mir und quatschen weiter.

Es wäre ja echt toll, wenn es wieder so wird wie vorher.

Ich nippe gerade an meinem Glas Saft, als mein Handy piept.

Ich warte draußen auf dich.

Seufzend schütte ich den Rest in die Spüle und gehe dann zur Tür. Automatisch schaue ich in den Spiegel und richte meine Klamotten. Für dieses Treffen habe ich mich viel zu sehr aufgestylt. Mir fällt jetzt erst auf, dass ich die zerrissenen Jeans angezogen habe, die ich mit Alex gekauft habe. Und das graue bauchfreie Top habe ich von ihr geschenkt bekommen, weil sie meinte, dass es mir super stehen würde.

Mein Outfit ist also genau auf sie abgestimmt. Das ist doch bescheuert...

Ich nehme meinen Beutel und hänge ihn mir um, öffne dann die Tür und verlasse das Haus. Ihr Auto steht in der Auffahrt. Als ich darauf zugehe, ist es als würden Millionen Schmetterlinge in meinem Bauch herumfliegen.

Sie öffnet mir von innen die Tür und lächelt mich unsicher an. "Hey, wie geht's?" Ich zucke mit den Achseln, während ich einsteige und die Tür neben mir zuziehe. "Ganz gut. Habe die letzten Tage ziemlich viel nachgedacht. Vor allem über uns.", meine ich und schnalle mich dabei an, um ihr nicht in die Augen gucken zu müssen.

Wow, das klingt ja schon danach, als hätten wir was miteinander.

Leise seufzend wende ich mich schließlich doch zu ihr um. Und sie sieht wie gewohnt wunderschön aus. Das Lächeln ist augenblicklich aus ihrem Gesicht verschwunden. In ihren Augen kann ich eine Spur von Unsicherheit und Angst erkennen.

Sie kann sich gar nicht vorstellen, wie ängstlich ich gerade bin. Wie wird sie nur auf mein Geständnis reagieren?

Alex nickt. Ich schaue schnell aus dem Fenster, während sie aus der Ausfahrt rausfährt und durch die Straße lenkt. "Und...worüber hast du nachgedacht?" "Wie es mit unserer Freundschaft weitergehen sollte. Beziehungsweise, ob sie überhaupt noch eine Chance hat." "Mia, du hast mir noch nicht mal einen vernünftigen Grund dafür genannt, warum du letzte Woche so ausgerastet bist. Ich meine, es war offensichtlich, dass dich irgendwas mitgenommen hatte, aber warum wolltest du mir nicht sagen, was los war?"

Ich beiße mir auf die Unterlippe, als sich Tränen in meinen Augen bilden. "Du hast mich als deine beste Freundin einfach von dir gestoßen. Unsere langjährige Freundschaft einfach in den Dreck gezogen." Sie seufzt. "Ich hätte jetzt doch sehr gerne eine Erklärung dafür, sonst akzeptiere ich es nämlich erst recht nicht, dass du mich so scheiße behandelt hast."

Wir stehen an einer Ampel, vor uns sind viele Autos. Das könnte also noch eine Weile dauern, bis wir durchkommen. "Also?" Sie blickt mich abwartend von der Seite an. Seufzend fahre ich mir durch die Haare. "I-ich...Ich-", man scheiße, so wird das doch nie etwas! "Mia, beruhig dich, du zitterst ja total." Alex greift nach meiner Hand und streicht beruhigend über den Handrücken.

Zumindest soll diese Geste mich beruhigen. Jedoch bewirkt sie genau das Gegenteil. Etwas in mir beginnt, zu kribbeln. Unruhig rutsche ich auf meinen Sitz herum. "Hat dir jemand etwas angetan? Wurdest von irgendjemanden in der Schule fertiggemacht? Oder, o Gott, wurdest du vielleicht vergewa-" "Nein, Alex, nichts dergleichen." Sie atmet erleichtert aus. "Wenn ich mir dich so ansehe, muss man ja auch vom schlimmsten ausgehen."

Auf einmal hupt es hinter uns. Wir haben gar nicht bemerkt, dass sich der kleine Stau vor uns aufgelöst hat. Sie fährt weiter und biegt nach links ab. "Sag mal, wo fahren wir eigentlich hin?" Sie lächelt. "Das ist eine Überraschung. Aber lenk nicht ab-", sofort wird sie wieder ernst, "bitte rede mit mir. Es muss doch irgendwas passiert sein, dass du von einer Sekunde auf die andere nicht mehr mit mir befreundet sein willst."

Ich weiche ihren Blicken aus und schaue auf meine Finger, die mittlerweile mit ihren Fingern verschränkt sind. "Das war vielleicht ein bisschen zu voreilig. Ich hatte...einfach Angst vor deiner Reaktion, wenn du davon erfährst, was mich schon seit längerem beschäftigt." "Man Mia, wir sind die besten Freundinnen! Ich wäre dir doch nie wegen irgendwas sauer-", sie entzieht ihre Hand, "Hast du dich etwa in Philipp verknallt?"

Wie bitte?! Woher kommt das denn plötzlich?

"Was, nein! Gott, als ob ich mich jemals in dieselben Typen verlieben würde wie du. Wir haben doch vollkommen verschiedene Geschmäcker."

Wo wir dann doch endlich bei dem Thema sind.

Sie atmet fast schon erleichtert aus. "Gut, da bin ich ja beruhigt. Sowas kann die beste Freundschaft zerstören. Und ich will dich jetzt nun wirklich nicht als Freundin verlieren." Ich atme noch einmal tief durch und nehme all meinen Mut zusammen. Alex ist zwar auf den Verkehr konzentriert, trotzdem weiß ich, dass ich ihre ganze Aufmerksamkeit habe.

"Ich...ich stehe auf Frauen."

Alex tritt so abrupt auf die Bremse, dass wir nach vorne geschleudert werden und alles schwarz vor meinen Augen wird.

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