Kapitel 12
Ich lehne mich gegen die Hauswand und lasse mich nach unten sinken. Wie eine Verrückte beiße ich mir auf die Lippe, um die Tränen zu stoppen.
Warum musste sie ausgerechnet hierher kommen? Es gibt so viele andere Pizzerias
Und wieso musste ich das unbedingt sehen? Das kann doch nicht wahr sein...
"Mia?" Ich schaue auf, direkt in Hannah's Gesicht. Sie kniet sich vor mich und mustert mein Gesicht besorgt. "Hey, was ist denn passiert?" Ich schüttle den Kopf, unfähig etwas zu sagen.
Es hätte jeden auf dieser Welt treffen können, also wieso ausgerechnet mir?
"Willst du darüber reden?" Ich verneine und suche in meiner Tasche nach Taschentüchern.
Wo zum Teufel sind sie, wenn man mal eins braucht?! Das kann doch nicht wahr sein...
"Warte-", sie kramt ein Taschentuch heraus und reicht es mir. Ich lächle sie dankbar an und trockne dann meine Augen. "Ist wieder alles gut?" "Ähm, nimm mir das nicht übel, aber-", ich richte mich auf, "ich würde jetzt gerne nach Hause gehen." "Natürlich. Soll ich dich begleiten?" "Nein nein, schon gut. I-ich...Wir sehen uns dann morgen in der Schule."
Ich umarme sie kurz und laufe dann über die Straße, Richtung nach Hause.
Immer wieder sehe ich den Kuss vor mir. Wie Alex sich zu diesen Jungen rüberbeugt. Ihre Lippen aufeinander treffen. Sie miteinander verschmelzen.
Ich könnte kotzen...
Schnell fahre ich nach Hause und werfe die Haustür hinter mir zu. Weinend lasse ich mich an ihr heruntergleiten und fahre mir durch die Haare.
Warum tue ich mir das nur an? Kann ich mich nicht einfach von ihr losreißen?! Das kann doch nicht so schwer sein, sie ist nur ein ganz normales Mädchen.
Ach, was mache ich mir vor. Natürlich ist sie nicht gewöhnlich. Sie unglaublich.
Und warum sollte sie diesen Philipp auch nicht küssen? Schließlich mag Alex ihn und diese Beziehung wäre auch nicht so fragwürdig, wie wenn wir beide...
Was natürlich nie passieren wird.
Ich werde immer im Selbstmitleid baden, wahrscheinlich noch, wenn sie heiratet.
Okay, ich muss mich ablenken. Ablenkung ist gut. Sie hilft. Und wenn ich an etwas anderes denke, dann bin ich auch weniger fertig.
Seufzend nehme ich mein Handy aus meiner Hosentasche und schreibe meiner Mum, dass ich unterwegs nach Hause bin. Sie schreibt gleich zurück.
Ich bin noch bei einer Kollegin eingeladen. Dein Vater holt mich später ab. Wird also ein bisschen später.
Hdl 😘
Na toll, die beiden können mich also auch nicht aufmuntern.
Gut, dann beschäftige ich mich eben alleine. Gucke eine gute Serie oder so.
Zuhause angekommen, schmeiße ich meinen Rucksack in die Ecke und werfe mich auf die Couch. Ich schalte den Fernseher an und gehe auf Netflix.
Meine Welt...
Und ich habe echt Bock auf Pizza.
Ich rufe meine Lieblingspizzeria an und bestelle mir eine große Pizza. Und das schönste ist, sie ist für mich ganz alleine!
Meine derzeit absolute Lieblingsserie, American Horror Story, läuft gerade, als es an der Tür klingelt. Mein Blick fällt auf die Uhr. Ich habe erst vor einer Viertel Stunde angerufen, dann kann es doch noch nicht der Pizzabote sein.
Als es wieder klingelt, stehe ich schnell auf und laufe zur Haustür. "Wer ist da?", rufe ich. Augenblicklich will ich die Tür wieder zuwerfen, als ich sehe, wer da steht. "Was zur Hölle willst du denn hier?"
Alex drängt sich an mir vorbei. "Was ist denn los? Wieso so zickig?" "Ich bin nicht zickig, sondern einfach schlecht drauf." Ich folge ihr, nachdem ich die Tür schließe. Sie hat es sich auf der Couch bequem gemacht und isst gerade meine Chips.
Augenverdrehend nehme ich ihr die Schüssel ab. "Bist du jetzt nur hier, um meine Sachen zu essen?" "Was bist du denn so genervt?" "Ich hab einfach kein Bock auf Gesellschaft!"
Besonders nicht auf deine Gesellschaft.
"Lass doch mal deine schlechte Laune nicht an mir aus. Du kannst mir gerne erzählen, was los ist, aber ich bin bestimmt nicht diejenige, wo du deine Wut auslassen kannst." Plötzlich grinst sie und klopft auf den Platz neben ihr. "Außerdem habe ich auch richtig gute Nachrichten, die ich meiner besten Freundin unbedingt erzählen muss!"
Ja, das kann ich mir vorstellen...
"Man Alex, ich habe gerade echt nicht die Nerven dazu, mir irgendwas anzuhören. Ich will einfach nur alleine sein. Bitte akzeptiere das doch." Sie mustert mich. "Mia, Süße, was ist denn passiert? Wie siehst du denn überhaupt aus. Hast du etwa geweint?" Sie steht auf und kommt auf mich zu. "Komm mal her." Als sie ihre Arme um mich legen will, zucke ich zurück. "Fass mich bitte einfach nicht an. Ich will nicht mit dir reden."
Sie sieht mich enttäuscht an. Das ist mir in diesen Moment jedoch egal, ich bin einfach viel zu verletzt.
"Mia, ich bin deine beste Freundin. Wir-" "Ja schön, ich will aber nicht, dass wir Freundinnen sind! Verstehst du das denn nicht? Es ist mir scheißegal, ob du mit deinem Philipp-Idioten rumknutschst! Mich interessiert das nicht, ich will es einfach nicht wissen!", den letzten Satz schreie ich beinahe.
Ich wende mich ab und fahre mir durch die Haare. Die Tränen fließen, ich kann sie nicht mehr zurückhalten.
Wir können einfach nicht befreundet sein. Diese Freundschaft macht mich kaputt. Ich muss meine Gefühle erst einmal ordnen, bis dahin kann ich sie nicht in meiner Nähe ertragen.
Auch wenn es weh tut, sie so verletzt zu sehen. Es muss einfach sein.
"Ist das gerade dein Ernst?", flüstert sie verletzt. In ihren Augen haben sich ebenfalls Tränen gebildet. "Willst du die letzten fünf Jahre einfach wegschmeißen? Unsere Freundschaft ist doch so bedeutend für mich. Wir haben so vieles durchgemacht." "Ich kann einfach nicht mehr." Ich kann ihr nicht in die Augen schauen. "Könntest du bitte einfach gehen? Ich würde wirklich gerne alleine sein."
Ich spüre ihren Blick auf mir, während ich zur Haustür gehe. Sie schleift mir hinterher, als ich die Tür öffne und ihr aufhalte. Alex bleibt vor mir stehen und guckt mich an. "Ist das jetzt dein letztes Wort? Ich soll wirklich gehen?" Ich nicke.
"Ähm, Hallo? Ich habe eine Bestellung für eine Mia Haver-" "Ja, das bin ich.", unterbreche ich ihn und gebe ihm das Geld. "Guten Appetit.", meint er und verschwindet dann auch schon wieder.
Seufzend lege ich den Pizzakarton zur Seite und verschränke die Arme. Alex fährt auch durch die Haare und schaut mich immer noch mit tränengefüllten Augen an. "Du willst unsere Freundschaft also wirklich beenden?"
Ich beiße mir auf die Unterlippe und nicke. Dabei weiche ich ihrem Blick aus. "Okay-", sie seufzt, "dann...gehe ich jetzt mal." Plötzlich steht sie direkt vor mir und küsst mich auf die Wange. "Melde dich bitte, wenn du deine Meinung nochmal geändert hast."
Dann geht sie und lässt mich alleine. Schluchzend schließe ich die Tür hinter mir und lasse mich heute schon zum zweiten Mal nach unten sinken.
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