Teil 17

Teil 17

Nachdem ich mich endlich wieder etwas beruhigt hatte, löste ich mich ein wenig von Ryan und sah zu ihm hoch. Gespannt blickte er zurück. „Was tue ich denn jetzt?" Fragte ich ihn mit einer kratzigen Stimme.
„Glaubst du ihm den?" Stellte er mir eine Gegenfrage. Ich schüttelte überfordert den Kopf. „Ich... ich weiss es nicht." Stotterte ich.
„Was lässt dich daran Zweifeln, ob es sich um eine Lüge oder um die Wahrheit handelt?" Fragte er.
„Barker hat recht, theoretisch hätte er keinen Grund zu lügen. Ausserdem, wieso sollte er sich die Mühe machen und sich das alles auszudenken? Es würde zudem Sinn ergeben, wieso er so versessen auf Rache ist. Aber... mein Dad, er war immer ein guter Vater und... er würde so etwas doch nie machen, oder?"
Hilflos sah ich zu ihm hoch. Ich wusste wirklich nicht mehr was ich denken sollte und irgendwie hoffte ich, dass er mir sagen könnte, was richtig und was falsch war. Er seufzte und strich mir sanft eine Strähne hinters Ohr. Mein Herz schlug bei dieser so ungewohnten Berührung von ihm augenblicklich schneller.
„Ich wünschte ich könnte es dir sagen, aber ich habe keine Ahnung... Eins weiss ich jedoch: Wir müssen hier weg und zwar schleunigst. Barker sagte, er werde dir etwas antuen und das werde ich nicht zulassen, doch mit diesen Fesseln gestaltet sich dies recht schwer. Wir müssen fliehen. Später kannst du deinen Vater zur Rede stellen und die Wahrheit herausfinden, doch jetzt müssen wir uns auf unsere Flucht konzentrieren." Sprach er in sanften, aber dennoch entschlossenen Tonfall. Ich nickte zustimmend und wischte mir die letzten Tränen weg.
„Danke." Hauchte ich und sah ihm dabei tief in seine wunderschönen Augen.
„Wir sitzen im selben Boot, da muss man einander helfen." Meinte er, doch er sagte es weder spöttisch, noch sonst irgendwie genervt, wie er es vor ein paar Tagen sicherlich noch getan hätte. Diese neue Seite an ihm gefiel mir wirklich gut. Hoffentlich würde das ein wenig anhalten und nicht gleich wieder aufhören.
„Was ist dein Plan für unsere Flucht?" Fragte ich ihn neugierig.
„Ich habe keine Ahnung."

Wir haben noch den restlichen Tag darüber nachgedacht und ich war froh, dass ich beschäftigt war und somit nicht an all das mit meiner Familie denken musste. Ich hatte Ryan überzeugt nun endlich doch neben mir auf der schmalen Matratze zu schlafen. Er wollte zwar anfangs nicht, aber schliesslich gab er nach.
Deshalb wachte ich am nächsten Morgen dicht an Ryan gekuschelt auf. Ich füllte mich wohl bei ihm und genoss für einen Moment einfach nur seine Nähe.
Naja, bis der liebe Professor Barker beschloss uns zu besuchen.
Wieso musste er in letzter Zeit immer Morgens kommen?
Durch das Geräusch wachte auch Ryan auf und als er unsere Position realisierte, rückte er sofort ein Stück weiter von mir weg, was mich irgendwie verletzte.
Barker stiess die Tür mit solch einer Wucht auf, dass sie laut gegen die Wand knallte.
„Hallöchien allerseits. Na gut geschlafen?" Fragte er fröhlich. Anscheinend war seine gute Laune von Gestern immer noch vorhanden...
Da er sowieso nicht mit einer Antwort von uns rechnete, sprach er einfach weiter: „Wir beide haben heute was ganz besonderes vor."
Er rieb sich aufgeregt die Hände und grinste mich an.
Bevor Ryan oder ich etwas darauf erwidern konnten, betraten zwei Männer den Raum. Es waren die selben, die Barker bei unserer Entführung geholfen hatten. Einer der beiden stellte einige Dinge in die düsterste Ecke des Raumes und der andere kam auf mich zu. Grob packte er mich an meinem Oberarm und riss mich auf die Füsse.
„Nimm deine dreckigen Finger weg von ihr!" Knurrte Ryan wütend und richtete sich ebenfalls auf. Der Mann, der seinen schmerzhaft festen Griff um meinen Arm immer noch nicht gelöst hatte, warf dem gefesselten Dunkelhaarigen nur einen spöttischen Blick zu.
„Was willst du dagegen tun, Kleiner?" Fragte er ihn verächtlich.
Mir war nicht klar, ob Ryan bewusst war, dass er mit gefesselten Händen kaum eine Chance gegen diesen menschlichen Schrank hatte, aber jeder andere in seiner Situation würde einfach nur schweigen. Ob ich ihn wohl darauf hinweisen sollte?
„Willst du es herausfinden?" Provozierte ihn Ryan und warf ihm dabei einen Blick zu, bei dem es sogar mir kalt den Rücken herunterfuhr.
Wütend schubste mich der Riese von sich weg und stürzte sich auf Ryan drauf. Ohne grosse Schwierigkeiten wich der kleiner geschickt aus. Doch der Typ lies sich davon nicht beirren und holte erneut aus. Auch dieses Mal duckte sich Ryan ohne Problem unter dem Schlag weg. Dass er den vorlauten und zudem gefesselten Wicht nicht treffen konnte, machte den bärtigen Mann nur noch wütender. Bevor er jedoch nochmals zum Angriff ansetzen konnte, schlug ihm Ryan mit beiden Händen schwungvoll ins Gesicht.
Wow.
Ich musste mich eindeutig Korrigieren: Ryans Chancen standen durchaus besser, als ich erwartet hatte.
Geschockt berührte der Typ seine, von der Stärke des Schlages aufgeplatzte, Lippe und starrte danach ungläubig auf das Blut an seinen Fingern.
„Das reicht!" Schrie Barker zornig und pfiff somit seinen treuen Helfer zurück. Dieser warf Ryan noch einen mörderischen Blick zu, bevor er wieder zu mir kam.
„Ich sagte doch gerade eben, dass du sie nicht anfassen sollst, oder habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt?" Zischte Ryan drohend.
„Murphy, kümmere dich um ihn." Wies Barker den anderen Typen an. Er nickte verstehend und ging auf Ryan zu. Zu Ryans Pech, war sein neuer Gegner nicht nur viel grösser, sonder auch muskulöser. Er konnte zwar wieder einigen Schlägen ausweichen, doch als dieser Hulk namens Murphy erneut ausholte, war Ryan nur ein wenig zu langsam. Der heftige Schlag in seine Magengrube lies ihn mit einem schmerzerfüllten Stöhnen auf die Knie sinken.
„Ryan!" Rief ich besorgt und versuchte mich von Barkers anderem Helfer loszureissen. Leider vergeblich, er war einfach zu stark.
Die Situation nutzend, ging unser Medizinprofessor auf Ryan zu und stach ihm mit einer Spritze in den Hals. Wenige Sekunden darauf sank der Student leblos zu Boden.
„Was hast du ihm angetan?!" Schrie ich Barker wütend an und versuchte weiterhin vergeblich zu Ryan zu gelangen.
Genervt seufzt Barker auf. „Dabei hatte ich so eine gute Laune..." Murmelte er leise vor sich hin.
Mit einem Kopfnicken in die Richtung des Stuhls, befahl der dem Mann, der mich immer noch hartnäckig festhielt, mich dort hin zu bringen. Natürlich ging er dem Befehl seines Chefs nach und platzierte mich somit unsanft auf den eisernen Stuhl. Kaum sass ich, wickelte der andere Typ, Murphy, ein Seil um mich und die Stuhllehne. Als er es verknotete, zog er es so sehr an, dass es mir schwer fiel zu Atmen. Schliesslich stopfte er mir noch irgendein Stück Stoff in den Mund, sodass ich nicht mehr sprechen konnte.
Meine Augen lagen dabei die ganze Zeit über besorgt auf Ryan, bis Barker sich plötzlich direkt vor mich hin stellte und mich an meinem Kiefer packte.Forsch drehte er meinen Kopf so, dass ich nun ihn ansehen musste.
„Wir schicken jetzt deinem Vater ein schönes Video, damit er sehen kann, wie gut es dir geht." Erklärte er mir und stellte sich daraufhin hinter die Kamera.
„Los Jacques!" Befiehlt er und der Typ der mich bis eben nich festgehalten hatte, streifte sich eine schwarze Maske über den Kopf und marschierte hinter mich. Was er dort genau tat, konnte ich nicht sehen.
„Also fangen wir an und nicht vergessen, immer schön in die Kamera zu Lächeln."
Ich betrachtete ihn mit einem besten Todesblick, doch das kümmerte ihn wahrscheinlich herzlich wenig.
Als das rote Lichtlein an der Kamera zu leuchten begann, fing er an zu sprechen: „Collin Leech, wahrscheinlich fragst du dich, wieso das ausgerechnet deine Tochter passieren musste und ich kann dich mit ruhigem Gewissen beruhigen und dir sagen, dass das alles kein dummer Zufall war. Nein, deine Tochter muss das hier ganz alleine wegen dir durchmachen."
Er gab Jacques ein Handzeichen, woraufhin sich dieser mit geballten Fäusten neben mir aufbaute.
Oho ich ahnte nichts gutes.
„Das alles ist ganz alleine deine Schuld Collin Leech. Ich habe dir gesagt, dass du es bereuen wirst Brad Barker getötet zu haben!" Sagte er in einem gelassenen Tonfall, doch man konnte die Wut hinter seinen Worten deutlich höheren.
Plötzlich holte der maskierte Mann neben mir aus und schlug mir mit voller Wucht direkt in den Bauch. Die ganze Luft wurde aus meiner Lunge gepresst, sodass ich einen gequälten Laut, der durch das Tuch in meinem Mund gedämpft wurde, von mir gab.
Kaum konnte ich wieder einigermassen gut Atmen, wurde mein Kopf mit seinem nächsten Schlag zur Seite geschleudert.
Ein schmerzerfüllter Schrei verliess meine Lippen und ich hatte den metallenen Geschmack von Blut im Mund.
Einige kräftige Schläge später, hing ich nur noch schlaff im Stuhl. Das einzige, was mich davon abhielt vorüber auf den Boden zu fallen, waren die Seile, mit denen ich an die Stuhllehne gebunden war.
Die letzten Tage hatten mich sowieso schon geschwächt und nun diese ganzen Schläge von Jacques. Ich hatte einfach keine Kraft mehr.
Als Barker wohl genug Filmmaterial hatte, wurde ich vom Stuhl losgebunden.
Kraftlos fiel ich zu Boden. Mein ganzer Körper schmerzte.
Die drei Männer packten ihr Zeug zusammen und machten sich, ohne ein Wort, aus dem Staub.
Langsam drehte ich mich unter Schmerzen auf den Rücken. Mein Kopf legte ich zur Seite, sodass ich in Ryans Richtung sehen konnte. Er lag immer noch bewusstlos auf dem Boden. Wie gerne würde ich zu ihm rüber kriechen und nachsehen, ob es ihm gut ging, doch ich hatte schlichtweg keine Kraft mehr.
Müde schloss ich meine Augen. Wenn das so weiter ging, würde ich hier nicht mehr leben raus kommen.

Was haltet ihr eigentlich von der Geschichte? Ich bin wie immer offen für konstruktive Kritik. 💕

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