Teil 14

Teil 14

Verzweifelt sah ich mich in dem dunklen und feuchten Raum um.
Es schien als ob wir uns direkt unter einem Dach befinden würden. Der Boden bestand aus grauen, kalten Steinplatten. Die schräge Decke und die Wände waren wahrscheinlich mit Gips verputzt. Das fehlen von Holz wies auf ein eher neueres Haus hin.
Es gab ein kleines Dachfenster. Es war jedoch unmöglich dort rauf zu kommen, vor allem wenn man gefesselt war.
Die Ausstattung des Raumes war eher spärlich, man könnte sagen, kaum vorhanden. Es gab die dreckige Matratze in der einen Ecke, auf der ich aufgewacht war. Ansonsten standen nur noch ein halb kaputter Stuhl mit einem ebenso demolierten Tisch im Raum.
Dann sah ich zwei Türen. Sofort rappelte ich mich mühsam auf und stolperte auf die Türen zu. Ich wusste, die Hoffnung war sehr klein, dass eine davon offen war, doch ich musste es wenigstens probieren.
Ich drehte der Tür den Rücken zu und versuchte so mit meinen gefesselten Händen den Türgriff herunter zu drücken.
Ohne Erfolg. Die Tür war verschlossen, also lief ich zur nächsten und tat das gleiche wie zuvor.
Ein überraschter Laut verliess meinen Mund, als sich der Griff tatsächlich runterdrücken liess und die Tür somit aufschwang.
Aufgeregt drehte ich mich um, damit ich sehen konnte, was sich dahinter versteckte.
Es handelte sich um ein winziges, dreckiges Badezimmer. Es bot lediglich Platz für eine Toilette und ein kleines Waschbecken. Enttäuscht drehte ich mich wieder um und lief zurück zu dem immer noch bewusstlosen Ryan.
„Ryan." Sagte ich und stiess ihn leicht an.
Die Verzweiflung und die Angst die diese Situation in mir auslöste, trieb mir langsam die Tränen in die Augen. Ich weinte aus purem Schock über das was gesehen ist und ich weinte aus Angst wegen dieser ätzenden Ungewissheit darüber, was noch gesehen würde.
„Ryan wach auf!" Langsam lies ich meinen Kopf auf seine Brust sinken.
„Bitte..." Ich wollte, dass er aufwachte, auch wenn es nur dafür war, dass ich mich nicht mehr ganz so alleine und hilflos fühlte. Ich schluchzte leise vor mich hin und vergrub dabei mein Gesicht in Ryans Shirt.
„Hör auf zu weinen. Ich bin noch nicht Tod." Hörte ich seine heisere Stimme sagen. Sofort blickte ich auf.
„Du bist wach!" Rief ich glücklich.
„Scheint so." Erwiderte er kalt, doch im Gegensatz zu sonst, spiegelte sich die Kälte nicht in seinem Gesicht wider. Er betrachtete mich intensiv mit seine grünbraunen Augen.
„Weisst du was passiert ist?" Fragte ich leise und beobachtete gespannt seinen Reaktion. Er schloss die Augen und schien zu überlegen. Nach einer Weile nickte er leicht mit gerunzelter Stirn. „Ich frage mich nur... wieso hat er das getan?" murmelte er nachdenklich.
„Genau um diese Frage zu beantworten, bin ich hier." Erschrocken fuhr ich zu der eben erklungenen Stimme herum.
Barker.
Wütend richtete ich mich auf. „Ich wusste ja, dass sie mich hassen, aber das hier geht eindeutig zu weit! Was hat das alles zu bedeuten?" Schrie ich mit zusammengekniffenen Augen.
„Hast du nicht zugehört, Mädchen? Ich sagte gerade, dass ich genau diese Frage beantworten würde." Seufzte er genervt und verdrehte dabei die Augen.
„Zuerst einmal will ich mich bei dir entschuldigen Ryan." Sagte er und kam ein paar Schritte auf uns zu.
„Weshalb?" Zischte Ryan zornig und versuchte sich aufzurichten. Ich sah sofort, dass er dabei Schmerzen hatte. Wahrscheinlich wegen dem Chloroform und auch wegen seiner Kopfwunde. Ich würde ihm ja gerne helfen, aber wie?
„Du solltest eigentlich gar nicht hier sein. Immerhin bist du einer meiner Lieblingsschüler mit einer glänzenden Zukunft als Arzt. Das alles war eigentlich nur für Miss Leech geplant. Leider musstest du gestern auch auftauchen, weshalb ich keine andere Wahl hatte, als dich ebenfalls mitzunehmen." Sagte er schulterzuckend.
„Du hättest ja wohl kaum tatenlos dabei zugesehen, wie ich Kyra Leech entführe und danach keinem etwas davon gesagt." Fügte er noch als Rechtfertigung hinzu.
„Was wollen sie von Kyra?" Will Ryan wissen. Seine Stimme war eiskalt und seine Augen funkelten plötzlich gefährlich.
„Von ihr persönlich? Nichts. Aber sie ist die einzige Möglichkeit endlich Rache zu nehmen." Erklärte Barker.
„Rache an wem und wofür?" Fragte ich. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wen er in meinem Umfeld kennen konnte, dem ich genug wichtig war, damit ihn meine Entführung etwas kümmerte und der Barker anscheinend irgendetwas angetan hatte.
„Ich warte seit Jahren darauf deinem Vater endlich alles heimzuzahlen." Sagte er und breitete sich ein diabolisches Grinsen auf seinen Lippen aus.
„Meinem Vater?"
Nun war ich komplett verwirrt. Mein Vater, Collin Leech, war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Ihm gehörte das Krankenhaus in meiner Heimatstadt und er beteiligte sich noch an vielen anderen Institutionen. Ich konnte mir nicht vorstellen, was er Barker so schlimmer angetan haben könnte.
„Ja, dein Vater!" Rief er auf einmal wutentbrannt. „Collin Leech hat mir alles genommen und jetzt werde ich ihm ebenfalls das wichtigste in seinem Leben nehmen!" Sprach er und betrachtete mich dabei mit so viel Hass in den Augen, dass ich ängstlich etwas näher zu Ryan rückte.
„Ich verstehe nicht..." begann ich, doch wurde sofort wieder vom Professor unterbrochen. „Du musst auch nicht verstehen! Das einzige, was du tun musst, ist schön brav die Geisel spielen und Collin Leech bereuen lassen, was er getan hat." Schrie er. Dabei sah er aus wie ein Irrer und wahrscheinlich war er das ja auch.
Er atmete ein paar Mal tief durch bevor er weiter sprach. „Versucht gar nicht erst zu flüchten, es ist sinnlos." Riet er uns. Er drehte sich um und lief zur Tür. Er drückte den Türgriff herunter und zog die Tür ruckartig auf.
„Sie werden damit sicherlich nicht durchkommen!" Rief ich noch, als er den Raum gerade verlassen wollte.
Langsam drehte er sich wieder um und betrachtete mich schweigend. Nach einer Weile bildete sich ein spöttisches Lächeln auf seinen Lippen und seine Augen bekamen diesen irren Glanz. „Oh glaub mir, dass ist mir durchaus bewusst. Aber wenn dein Vater mich findet, bin ich sowieso geliefert, weshalb es auch egal ist, was ich mit euch beiden hier anstelle oder wie viele Gesetzte ich breche. Ich bin ja quasi so gut wie tot!" Meinte er und zum Ende hin brach er in eine Art hysterisches Lachen aus, dabei verliess er dann den Raum endgültig und verschloss die Tür hinter sich wieder.
Verdammte Scheisse!
In was für einer Irrenanstalt sind wir hier nur gelandet?

Was haltet ihr von diesem Kapitel?
Was hat Collin Leech (der Vater) so schlimmes gemacht?
Diejenigen, die "Be mine" gelesen haben, können sich vielleicht ein wenig besser vorstellen, was der Vater getan haben könnte.

Da ihr beim letzten Teil so viel gevotet und kommentiert habt, habe ich mir gedacht, dass ich schon heute wieder ein Kapitel hochlade. 😊
Ausserdem ist heute ja noch der 1. August, also der Geburtstag der Schweiz. 🎉 Da kann ein kleines Überraschungskapitel auch nicht schaden.

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